Exerzitienvorträge für die Oblatinnen 1888

      

6. Vortrag: Über die Keuschheit - Fortsetzung

Mittwoch Abend, 5. September 1888

Meine Kinder, ich sagte euch heute Vormittag, dass wir durch das Gelübde der Keuschheit auf alle unsere Rechte über die freie Verfügung unseres Herzens verzichten, das uns genauso nicht mehr uns gehört wie unser Geld. Unser Geld wird uns durch das Gelübde der Armut völlig entzogen, da wir nichts besitzen können; ebenso werden uns unsere Herzen durch das Gelübde der Keuschheit gänzlich entzogen, da wir es nicht verwenden können, wie wir möchten. Und es ist sehr bemerkenswert für die Gelübde der Armut und der Keuschheit, dass die kleinsten Übertretungen äußerst ärgerliche Folgen haben, wie umgekehrt die treue und liebevolle Übung der geringsten Einzelheiten sehr große Gnaden und Tröstungen bringt.
Ihr müsst also, meine Kinder, gut über alle Regungen eures Herzens wachen und großmütig alle Opfer bringen, die euer Gelübde der Keuschheit von euch verlangt. Es kostet viel, ich weiß es, nie Befriedigung für das Herz zu suchen. Aber es kostet auch etwas, die Armut zu üben. Es ist hart, mühsam, überhaupt nichts auf dieser Welt zu haben, bis hin zur Stecknadel um alles bitten zu müssen. Es ist eine große Entbehrung, ein Opfer, das wir dem lieben Gott bringen, und das uns viel kostet. Nun, dieses Opfer soll man nicht nur an zeitlichen Gütern bringen, man muss sie auch in Bezug auf das Herz bringen. Das kostet sehr viel, ich gebe es zu. Aber je mehr das kostet, umso größer ist der Verdienst und umso schneller gelangt man ans Ziel des Ordenslebens, das in der persönlichen Heiligung besteht.
Versteht das, meine Kinder und macht am Tag eurer Profess das heldenhafte Verlangen, das unsere Gute Mutter Marie de Sales Chappuis machte, als sie unter dem Leichentuch verlangte, nie von jemand natürlich geliebt zu werden. Diejenigen unter euch, die guten Herzens dieses Verlangen vorbringen werden, werden sehr glücklich sein, diejenigen, die es widerwillig, aber dennoch vorbringen werden, werden ebenso glücklich sein; diejenigen, die eine unüberwindbare Abneigung dagegen haben werden, aber die Kraft haben werden, sie trotzdem vorzubringen, wird der liebe Gott sehr lieben und diesen ersten Akt ihres Ordenslebens hundertfach belohnen. Die Gute Mutter [Marie de Sales Chappuis] sagte: „Man muss alles geben, um alles zu bekommen.“ Es kostet uns viel, alles zu geben, aber macht es, und ihr werden alles bekommen.
Seid also großmütig und behaltet nichts für euch. Rahel entfernte sich vom väterlichen Haus, um Jakob in das Land Kanaan zu folgen. Sie ließ ihr wunderbares Haus, ihre Verwandtschaft, ihr Vermögen, einen Teil ihrer Juwelen, ihres Schmuckes, ihrer Sklaven zurück, sie hatte alles verlassen, aber sie hatte am Boden einer Schatulle zwei kleine Figuren versteckt, an denen sie aus Aberglauben hing (vgl. Gen 31,34). Es war lächerlich für diese Frau, zwei kleine, fingergroße Statuen zu behalten. Das Gesetz gab es zu dieser Zeit noch nicht, aber Rahel wusste dennoch gut, dass die Verehrung dieser Bildnisse vom Herrn verboten war und sie fürchtete sich nicht, dieses Verbot zu übertreten.
Meine Kinder, handelt nicht wie sie, behaltet euch nichts vor, achtet gut darauf, nicht zu versuchen, euch außer bei Gott beliebt zu machen. Bemüht euch, über euer Herz, eure Gefühle und Neigungen zu wachen, sorgt in euren Beziehungen mit euren Oberinnen, euren Mitschwestern und mit den Kindern dafür zu vermeiden, vor allem die Herzen an euch zu ziehen. Bei den Weltlichen ist das keine Sünde, man betratet das fast wie eine Tugend, aber hört, was der heilige Bernhard von Clairvaux sagt: „Für die Weltlichen sind Nichtse Nichtse, aber für die Ordensleute sind Nichtse manchmal Gotteslästerungen, sehr große Fehler.“ Fürchtet jedes Mal, dass die Zuneigung eines Mädchens, eines Kindes das Maß übersteigt. Wenn ihr es zulasst, dass sie sich natürlich an euch hängen, wendet ihr ihre Seelen von den Dingen des Glaubens, der Frömmigkeit ab. Ihr schadet ihnen nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft. Ihr verursacht Böses, das sie vielleicht immer empfinden werden. Gott ist so eifersüchtig auf die Zuneigung dieses Kindes, dass er es strafen wird, wenn es sie außerhalb der von ihm gestatteten Grenzen anderen entgegenbringt. Wie weit wird es gehen? … Wie weit wird es fallen? … In welchen Abgrund wird es sich stürzen? …
Versteht meine Gedanken gut. Ihr müsst eure Kinder lieben, ihr müsst fühlen, von ihnen geliebt zu werden, um ihnen Gutes zu tun und in den Schwierigkeiten eurer Aufgabe bei ihnen gestützt zu werden, aber diese Zuneigung, mit der man euch umgibt, muss ganz rein, ganz für den lieben Gott sein. Aber hütet euch jedes Mal, wenn man euch mit dieser sinnlichen Liebe, mit dieser Liebe der Neigung liebt, die sich zuerst nicht klar zeigt, sich aber durch Dinge darstellt, die nicht gut sind, durch die Verwirrung, die Eifersucht, eine gewisse Unruhe, eine gewisse schlechte Laune, wenn es in eurer Seele eine Bewegung gibt, die nicht gemäß der Ordensregel ist, weil diese Zuneigung schlecht ist. Aber kann man diese eigentlich schlechte Zuneigung nicht zum Guten wenden? Doch, sicher. Betet bei der Heiligen Kommunion für dieses Kind, das ihr liebt, tötet euch für es ab, bringt das Opfer, euer Herz nicht auf seine Seite gehen zu lassen. Diese Sympathie ist eine Gnade, die Gott in euch für diese Seele gelegt hat, sie kann dort ihr Heil finden. Eure persönliche Erfahrung beweist es, meine Kinder. Welche unter euch fand nicht auf ihrem Weg die heilige und heilsame Zuneigung einer Seele, die sich ihr hingab und sie auf den Pfaden führte, wo Gott sie wollte? Es ist unser aller Geschichte, es ist meine, es ist eure. Diese Zuneigung war für uns eine Gottesgabe, eine sehr große Gnade, und die Seele, in der wir sie gefunden haben, hat ein Recht auf unsere ganze Dankbarkeit. Nun! Was sie für euch in der Ordnung der Vorsehung war, müsst ihr eurerseits für andere sein. Das tut Gutes, das liebt Gott.
Meine Kinder, versteht wohl, ihr könnt für die Kinder eine große Anziehungskraft haben, aber es soll in den Grenzen sein, die ich euch soeben angab. Es soll diese Anziehung mit der vergleichbar sein, die euch hierherführte und dem lieben Gott in die Arme warf. O, das ist gut, vollkommen, Gott selbst schafft diese Zuneigungen, da er in der treuen Seele wohnt, und er ist die Liebe! Aber um Himmels willen, meine Kinder, legt nichts von euch hinein, erweicht euer Herz nicht in einer sinnlosen Zuneigung, in einem natürlichen Gefühl, denn dann wäre es nicht mehr ein Gefühl nach Gott, es wäre etwas ganz Menschliches. Achtet auf diese Flamme, die ihr in euch tragt, sie kann euer Zimmer, eure Möbel, eure ganze Wohnung in Brand stecken.
Ihr habt das Gelübde der Keuschheit abgelegt, ihr könnt nicht keusch sein, ohne von jeder sinnlichen Zuneigung losgelöst zu sein. Bemerkt, dass ich nicht sage, von jeder fühlbaren Zuneigung, denn die fühlbare Zuneigung ist nicht schlecht, wenn sie zu Gott führt. Wenn sie sich aber der Sinnlichkeit zuwendet, wenn da die Suche nach persönlicher Befriedigung, nach dem eigenen Wohlgefallen, Ergötzung in sich selbst ist, wenn so etwas wie eine Verdünnung der Seele, des Herzens in dieser Zuneigung liegt, wenn man sich sozusagen in diesem Gefühl erweichen lässt, ist sie schlecht.
Ihr werdet also sorgfältig über diese Gottesgabe wachen, über diese Liebe zu den Seelen, die so gefährlich werden kann, obgleich sie an sich etwas sehr Gutes ist. Seht, das Evangelium sagt, dass unser Herr Lazarus, Marta und Maria liebte. Als der Herr traurig wurde und weinte, als er Maria den Tod ihres Bruders beweinen sah, sagten die Juden: „Seht, wie lieb er ihn hatte!“ (Joh 11,36). Es war also in ihm etwas Gefühlvolles, aber es war nicht sinnlich.
Wollt ihr, dass ich euch einen sehr richtigen Vergleich gebe? Als ihr soeben die Kommunion empfangen habt, der Heiland in euch ist, eure Seelenkräfte ihn anbeten, ihr euch in der Stille eures ganzen Wesens vor ihm haltet, bewirkt er nun dieses so Schöne, das der heilige Ambrosius erklärt und ich soeben in meinem Brevier las: „Gott der Vater und Gott der Sohn sind nur eins, und ihr seid auch nur eins, wenn Jesus durch die Heilige Kommunion in euch ist. Und ebenso wie der Vater und der Sohn nur eins sind, seid der Vater und der Sohn und ihr nur eins.“ Diese Worte beinhalten eine ganze Lehre und sind sehr schön. Wir sind nur noch eins mit unserem Herrn, wir sind nichts mehr. Das Schlagen unseres Herzens, unser Atmen, alles gehört ihm, ist in ihm. Welch schöner und tröstender Gedanke ist diese vertraute Einheit! Wie sie unsere Seele entzückt und bewegt! Nun, diese unsere Verschmelzung mit unserem Herrn ist das Abbild der Zuneigung,  die wir für die Seelen fühlen sollen. Was ist ruhiger als unsere Seele, wenn Jesus in uns so gegenwärtig ist! Was ist glücklicher und übernatürlicher als unsere Liebe zu ihm! Wir opfern dem Heiland unser ganzes Sein, unsere ganze Hingebung. Gibt es da die Auflösung in unserer Sinnlichkeit? Das muss unsere Zuneigung zum Nächsten sein, wir müssen ihn lieben, wie wir Jesus lieben, der durch die Heilige Kommunion in unserem Herzen gegenwärtig ist.
Seid achtsam, denn Gott ist überaus eifersüchtig, wenn es sich um die Beziehungen unseres Herzens mit dem Nächsten handelt. Seid keine sinnlichen, materiellen Töchter. Seid, wie es der heilige Franz von Sales verlangt, Töchter, die den Engeln gleich sind, die auf den Spuren der Engel gehen wollen, Töchter, für die die Sinne nichts mehr sind, und die schon an der Seinsweise der Seligen im Himmel teilnehmen. Ist das zu schön? Nein, meine Kinder, denn es ist einfach das, was euer Gelübde der Keuschheit von euch verlangt, es bedeutet, einfach nur für den himmlischen Gemahl zu atmen. Fürchtet euch also sehr davor, die Reinheit eures Herzens auch nur ein kleinwenig zu beflecken. Das Herz der Nonne ist das Gut Gottes, das Kleinod, das er sich für sich allein vorbehält. Hütet euch, ihm den geringsten Teil davon zu berauben. Es ist die Blume, die seine Blicke entzückt, die sein göttliches Herz gewonnen hat, hütet euch, ihr ihren Duft, ihren Liebreiz, ihre Frische zu nehmen. Sagt mir nicht: „Es ist zu schön!“ Nein, es ist nicht zu schön, es ist einfach die Pflicht. Habt also große Angst, versucht nicht, euch bei euren Gefährtinnen bemerkbar zu machen; versucht nicht, die Herzen an eurem Triumphwagen anzuziehen, anzubinden; macht das nicht, Gott allein hat das Recht, das zu machen.
Welche werden das verstehen? Es werden die zarten Seelen sein, die ihr Geistlichen Direktorium gut ausführen, die sich beim Heiland halten, die auf den Hauch seines Mundes, das Schlagen seines Herzens horchen werden, alle die seinen Blick, seine Absichten, seinen Willen lieben werden, die um ihn herum sein werden, wie die Gute Mutter Marie de Sales Chappuis sagte, um ihn gut zu erkennen und zu verstehen.
Das ist das Gelübde der Keuschheit. Ihr werdet es mit größter Sorgfalt beobachten bezüglich der Gefühle eures Herzens, ihr werdet es auch in eurem ganzen Äußeren einhalten, um in euren Blicken keusch zu sein. Ohne Zweifel müsst ihr einfach sein und nicht dieses Gebaren haben, das von Skrupeln zeugt, aber ihr müsst keusch sein in dem Sinne, dass eure Blicke auf nichts ruhen, das euer Herz ärgern könnte. Ihr sollt es euch versagen können, die Augen zu heben, wenn es nicht nötig ist, um dem lieben Gott das Opfer einer Befriedigung einer vorübergehenden Neugierde zu bringen. Ihr wisst, was ein einziger unterdrückter Blick meiner Schwester Marie-Geneviève wert war. Sie untersagte es sich, eine schöne Kutsche anzusehen, und als sie in die Kirche eintrat, hörte sie, wie ihr der liebe Gott sagte: „Da du mir diesen Blick geschenkt hast, werde ich dir schenken, mich immer zu sehen.“ Das, meine Kinder, erhält die Keuschheit des Blickes.
Sagen wir jetzt ein Wort über die Art, das Kreuz zu tragen. Es gibt Kreuze vieler Arten, vieler Weisen. Es gibt welche, die auf dem Herzen, auf dem Geist, auf der Gesundheit lasten.
Auf dem Herzen: wenn euch etwas Mühe macht, wisst, dass es das Kreuz ist, das der Heiland euch darbietet. Seid keusch, sucht nicht bei jemandem, der euch sympathisch ist, Trost, einen Trost, der euch zerstreuen und von der Liebe unseres Herrn abwenden würde.
Auf den Geist: der Gehorsam kostet euch etwas, es fällt euch schwer, euch einem Urteil zu unterwerfen, versucht nicht, dieses Joch abzuwerfen, das auch euch lastet, ertragt es geduldig, sagt es eurer Oberin, wenn ihr wollt, aber sucht nicht, euch außerhalb zu entlasten mit der Gefahr, den anderen ein Ärgernis zu sein. Seid keusch, um alle Gefühle eurer Natur zu beherrschen, um jede Leidenschaft, jede Erregung im Zaum zu halten; mit einem Wort: alles, was es an Heftigem in euch geben kann.
Beobachtet das Gelübde der Keuschheit in eurer Haltung. Keuschheit kommt von einem Wort, das züchtigen, quälen bedeutet. Eure Haltung sei gut in der Kirche und überall, wo ihr seid. Fürchtet nicht, euch zu quälen, aus Achtung für die Gegenwart des Heilands und seiner Engel. Habt überall und immer eine würdevolle und angemessene Haltung. Der heilige Franz von Sales wollte, dass seine Töchter die Haltung einer Königin haben. Um uns zu zeigen, wie Gott die Keuschheit der Haltung angenehm ist, schreib der heilige Paulus an die Korinther: Ich beschwöre euch bei der Bescheidenheit unseres Herrn (vgl. 2 Kor 10,1). Die Bescheidenheit bedeutet hier die Haltung, die Handlungsweise unseres Herrn. Seid also sehr zurückhaltend, habt keine dieser nachlässigen Haltungen, die die geringe Achtung seiner selbst und vor allem die geringe Achtung der anderen zeigt. Quält euch, um keusche Gewohnheiten zu bekommen, die euch von Kopf bis Fuß kleiden. Möge man an euch die Haltung sehen, die Achtung einflößt, diese zugleich würdevolle und demütige Haltung, die in eurer ganzen Person die Gemahlin des Heilands erkennen lässt.
Meine Kinder, es wird euch also dieses liebe Gelübde der Keuschheit sehr am Herzen liegen, das euch, ich wiederhole es noch einmal, den Engeln ähnlich macht. Den Engeln fällt das nicht schwer, diese Tugend zu üben, da sie reine Geister sind. Wir sind geformt aus gewöhnlichem Lehm, aber wir müssen uns trotzdem die Engel als Vorbild nehmen, ihnen überall folgen, wohin sie gehen. Wir müssen die Engel der Erde sein, das ist unsere Aufgabe. Wir dürfen uns nicht nur durch das Gebet und die Übung der Tugenden persönlich heiligen, Gott schickt uns mitten in das christliche Volk, um es zu erbauen und ihm zu helfen, zum Himmel zu gehen.
Eines Tages sagte der heilige Franz von Assisi zu Bruder Leo: „Steh auf, nimm deinen Stock, wir gehen predigen.“ Der Bruder stand auf, nahm seinen Stock und folgte dem heiligen Franziskus. Sie machten gemeinsam den Stadtrundgang und kehrten ins Kloster zurück. „Mein Vater“, sagte nun Bruder Leo, „Sie haben gesagt, wir würden predigen gehen, und wir haben kein Wort gesprochen.“ „Mein Bruder, die Bescheidenheit, mit der wir gingen, unsere demütige und gesammelte Haltung haben wirksamer gepredigt, als es unsere Worte hätten tun können.“
Auch ihr, meine Kinder, müsst durch euer Aussehen, eure Schritte, euer ganzes Äußeres predigen. Alles in euch muss ausdrücken, dass ihr vom Heiland gesandt seid, um zu verkünden, dass er kommen wird, dass er ganz nahe ist.
Wir werden also unser Gelübde der Keuschheit gern haben, wir werden es in den kleinsten Kleinigkeiten üben, um dem Heiland zu gefallen, sein Abbild auf Erden zu sein, denn noch einmal, es ist unsere Aufgabe, es ist, was wir tun müssen. Wir können zu keinem anderen Zweck handeln und nichts anderes machen. Wir sind dazu eingesetzt. Als Bischof Mermillod kam, um unseren ersten Schwestern den Schleier zu überreichen, sagte er ihnen, dass er sich über ihre Gründung freue, weil sie dazu bestimmt sind, die Gläubigen zu erbauen und die Gehilfinnen des Klerus zu sein.
Meine Kinder, alles an euch muss also den lieben Gott verkünden und den Seelen geben. Ihr werdet ihn ihnen durch die heilige Bescheidenheit geben, durch die Keuschheit, die in eurem ganzen Äußeren strahlen wird. Wenn man euch sieht, muss man fühlen, dass sich der Heiland nähert, dass ihr wie Johannes der Täufer seine Vorläufer seid, dass alles in euch sagt: Ecce Agnus Dei – Seht, das Lamm Gottes (Joh 1,29). Man muss von euch sagen können: „Das ist die Verkünderin der Vergebung der Sünden, die das Lamm Gottes ankündigt, das wir in der Heiligen Kommunion empfangen werden.“
Das sind die Früchte der Tugenden, die die Keuschheit in uns hervorbringen muss. Bittet um diese schöne Tugend den Gott allen Lichtes, den Gott aller Reinheit, aller Keuschheit, der nichts der treuen Seele verweigert, vor allem, wenn sie ihn bittet, ihm zu gleichen, ihm die Herzen zu gewinnen, ihn beliebt zu machen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.