Exerzitienvorträge für die Oblatinnen 1887

      

5. Vortrag: Über die Beichte

Samstag Vormittag, 3. September 1887

Meine Kinder, macht weiterhin gute Exerzitien durch eine große Genauigkeit, euch beim ersten Glockenton zu den Übungen zu begeben, durch eine große Treue zur Stille und eine tiefe äußerliche und innerliche Sammlung, damit die Exerzitien wirken. Die Exerzitien machen die Exerzitien. Es ist eine besondere Zeit, die ihre Früchte und Gnaden mit sich bringt. Jede der Übungen bringt ihre Wohltat. Ob die Exerzitien in der Wüste, am Ufer des Jordans, am Tabor oder am Ölberg stattfinden, sie bringen Ergebnisse, die man irgendwie mit der Gnade der Sakramente vergleichen kann. Dennoch empfängt man diese nicht immer völlig gut. In dem Augenblick, wo es keine ernsten Hindernisse gibt, findet man dort immer eine Gnade, die den Anlagen angemessen ist, mit denen man sie empfängt. So ist es mit dem Sakrament der Buße. Es bringt der Seele mehr oder weniger reiche Gnaden je nach den Anlagen, der Vorbereitung dem guten Willen, die man mitbringt. Ebenso gilt dies für das Sakrament der Eucharistie und für alle anderen Sakramente, die man zu den gewollten Bedingungen empfängt. Das nennen die Theologen nachfolgende Gnaden oder Gnaden des Sakramentes.
Es sind die Exerzitien also für uns keine Kleinigkeit. Sie sind manchmal der Beginn einer radikalen Änderung, der Ausgangspunkt für das ewige Leben. Im Heimsuchungskloster bemerkte ich, dass die Exerzitien immer äußerst wirkungsvoll sind, begleitet von sehr großen, sehr fruchtbaren Gnaden und entweder die persönliche Erneuerung oder eine Zunahme an Licht, Kraft und Großmut bewirken und sei es die Gnade der Vorbereitung auf den Tod. Ich sah nie, dass Exerzitien gemacht wurden, ohne dass sie jeder Seele etwas Gutes gebracht hätten. Ebenso wird es für euch sein, wenn eure Seelen gut bereit sind. Man kann dabei mehr oder weniger Trost und Licht erhalten, das ist wenig wichtig. Was wesentlich ist, man muss die erforderlichen Anlagen mitbringen.
Heute, meine Kinder, will ich zu euch über die Beichte sprechen, aber nicht wie ich es bei Exerzitien für Mädchen oder für Weltliche machen würde. Ich muss euch nicht beweisen, dass dieses Sakrament von Gott eingesetzt wurde, ich behandle auch nicht die Vorbereitung auf die Beichte oder wie sie dann sein soll. Das sind Fragen des Katechismus, die ihr kennt. Ich werde die Beichte vom Standpunkt eurer Berufung, eurer Seelen ins Auge fassen.
Die Beichte ist ein Sakrament, das die nach der Taufe begangenen Sünden nachlässt, vorausgesetzt man bringt gewisse Bedingungen mit: die völlige Anklage seiner Fehler, das Bedauern, sie begangen zu haben und den festen Vorsatz, sich zu bessern. Nach der Beichte soll man sich die dort empfangenen Hinweise merken, um sie auszuführen und seine Anstalten zu treffen, um nicht wieder in die gleichen Fehler zu tappen.
Das, meine Kinder, wird vom theologischen Standpunkt für das Sakrament der Buße verlangt, und jede muss es genau einhalten. Aber vom Standpunkt des Ordenslebens aus hat die Beichte noch einen anderen Aspekt. Wie viele Nonnen beichten, ohne daraus irgendeinen Nutzen zu ziehen! Wie viele finden sogar eine Gefahr in der Beichte! Das sind schwere Dinge, die zu prüfen sind, Dinge über die man ernsthaft Rechenschaft geben muss. Wie viele Nonnen gibt es, die beichten, wie sie es sollen? Wie viele gibt es, die aus Gewohnheit und Routine beichten? Schaut euch das alles ein wenig an.
Meine Kinder, die Beichte ist keine gleichgültige Handlung im Leben der Nonne. Sie nimmt vielmehr einen großen Platz ein. Sie muss also gut gemacht werden und vollständig sein. Zuerst beruht sie auf den Geboten Gottes, der Kirche – durch die Gnade Gottes hoffe ich, dass ihr da keine großen Fehler macht – dann auf den Verpflichtungen des Ordenslebens. Ihr müsst euch mit eurem Beichtvater bekannt machen, aber nicht ungefähr und allgemein. Seht, ob ihr nicht mit dem lieben Gott und mit euch selbst wenig aufrichtig, wenig ehrlich seid. Die Heilige Schrift sagt: „Omnis homo mendax – Die Menschen lügen alle (Ps 116,11).“ Es könnte wohl vorkommen, dass sich jede Frau ein wenig selbst belügt, dass sich eine Nonne selbst täuscht. Seht, ob ihr eine Neigung zur Doppelzüngigkeit habt, eine Neigung, eure Fehler zu verbergen.
Erforscht euch also, meine Kinder, über die Gebote Gottes und über diese Veranlagungen, die in euch sind, und die böse sind. Seht die Verfehlungen, die ihr aus Gewohnheit macht, eure besondere Sünde, die Neigungen, die ihr habt. Das ist schwer, das sagt man am wenigsten, das verbirgt man am meisten, und dennoch muss  man es am offensten, deutlichsten sagen. Wieviel Elend sind wir nicht unterworfen, ich wie ihr? Was sind nicht unsere Schwächen? Gibt es nicht tausend Dinge in uns, die man nicht sagt, die man sich nicht einmal selbst eingestehen will, die Suche nach der Eigenliebe, Eifersüchteleien, Sinnlichkeiten, die nicht gerade Sünden sind, aber auf der Seele wie eine Lepra lasten, wie Flecken, die sie verunzieren und sie in den Augen des göttlichen Gemahls weniger angenehm machen? Man möge das verstehen und daran denken, um die Exerzitienbeichte gut abzulegen.
Man muss über die Gebote Gottes, sein Elend, seine Standespflichten hinsichtlich der Ordensregeln, des Geistlichen Direktoriums und deren Beobachtung beichten. Erfüllt ihr das Geistliche Direktorium, oder erfüllt ihr es nicht? Wie oft am Tag fehlt ihr dagegen? In welchen Punkten fehlt ihr mehr? Aus welchen Gründen fehlt ihr dagegen? Aus Mangel an Glauben, Vertrauen, Frömmigkeit, Gottesliebe? Wenn ihr das Direktorium nicht erfüllt, seid ihr nichts, wenn ihr es erfüllt, seid ihr Heilige. Es gibt einen Unterschied zwischen Nichts-Sein und Heilige sein. Seid ihr der Ordensregel treu? Haltet ihr euch daran? Ist sie etwas für euch? Wenn sie nichts ist, seid ihr nichts. Sagt eurem Beichtvater, welchen Übungen, Verpflichtungen ihr euch entzieht oder auch die Neigung habt, euch ihnen zu entziehen. Sagt, ob es euch oft passiert und aus welchen Gründen. Denkt wohl daran, es ist nicht nur eine Prüfung, die für euch über einen mehr oder weniger langen Aufenthalt im Fegefeuer entscheiden wird, sondern es könnte gut eine Prüfung sein, die über Paradies oder Hölle entscheiden wird. Achtet darauf, sonst geht es mit euch nach und nach bergab. Bis wohin werdet ihr gehen? Hatte man nicht zu diesem Thema schreckliche Beispiele? Wer kann sich rühmen, besser zu sein als die anderen? Welche kann sich sicher sein, dass Gott sie mehr beschützt als die anderen? … Daran muss man während der Exerzitien denken.
Ich wiederhole es, erforscht euch ernsthaft bezüglich der Ordensregel. Eine solche kleine Verfehlung wird andere wesentlichere bringen. Daher kommen vielleicht eure Treulosigkeiten, euer Mangel an Nächstenliebe, euer Murren gegen eure Mitschwestern, eure Oberinnen, gegen diese und jene, und glaubt es wohl, eure Handlungsweise bleibt nicht unbemerkt. Die Menschen werden dadurch nicht betrogen, die Engel noch weniger. Mehr als die Verschiedenheit des Charakters entzweit die Untreue des Herzens, während die Reinheit des Herzens mit Gott und den Oberinnen vereint. Schaut also sorgfältig, welche Sünde eure Seele mit dieser eurer Mitschwester, eurer Oberinnen so in Missklang versetzt? Ihr sagt, dass diese Sünde nicht sei; aber diese Sünde ist schwer, sie kann tödlich sein, sie kann euch auf den Weg zur Hölle führen. Seht die Reblaus. Ihr geht zur Seite, es scheint euch, dass das nichts ist, dass es einfach nur ein kleiner Fleck ist, und wenn man dieses Blatt wegnehmen würde, würde die Pflanze wieder aufleben. Wartet noch ein wenig, das Blatt wird bald abfallen. Geht bis zur Wurzel, und ihr werdet das zerstörerische Übel der ganzen Pflanze sehen.
Man darf sich also keine Illusionen machen, meine Kinder. Man fängt nicht den lieben Gott, und ihr werdet auch nicht die Menschen fangen. Unser Herr wird uns nach unseren Worten und unseren Taten beurteilen. „Untreuer Diener, ich beurteile dich nach deinen eigenen Worten und nach deinen Taten, ich beurteile dich nicht nach dem, was andere mir gesagt haben, aber ich beurteile dich schlecht, ich verurteile dich schlecht nach deinen eigenen Worten und Taten, die schlecht waren. Ich suche nicht anderswo.“
Also, meine Kinder, eure Beichte sei vollständig über die Gebote Gottes und der Kirche, über das Geistliche Direktorium, die Beobachtung der Ordensregel und besonders über die Nächstenliebe, da der heilige Franz von Sales kein anderes Band wollte als die Übung der Nächstenliebe. Die Liebe ist das Band, das euch untereinander verbindet. Wenn es keine Liebe gibt, gibt es keine Gemeinschaft mehr. Es ist verhängnisvoll, ihr könnt ihm nicht entkommen. So müsst ihr beichten, damit eure Beichte gut ist, damit es eine wahre Beichte einer Oblatin ist.
Meine Kinder, ihr könnt bezüglich der Beichte auf Schwierigkeiten stoßen, weil ihr Beichtväter haben könnt, die das Ordensleben nicht kennen. Es wird vorkommen können, dass ihr welche trefft, die dem keine Wichtigkeit beimessen, was für euch sehr wichtig sein muss. Wenn ihr aber dem keine Wichtigkeit beimesst, könnt ihr irren und euch verirren und folglich wird eure religiöse Vollkommenheit sehr darunter leiden können.
Wenn ihr jedoch mit den vorgeschriebenen Anlagen beichten geht, wenn ihr völlig ordensgemäß seid, obgleich ihr euch an einen Beichtvater wendet, der das Ordensleben nicht versteht, habt ihr nichts zu befürchten. Eher wird Gott seine Engel schicken, damit euer Fuß nicht an einen Stein stößt. Und dann werdet ihr in der Beichte, in der heiligen Lossprechung seine sehr große Hilfe finden. Ohne Zweifel wird das weniger tröstend sein, als wenn ihr euch verstanden fühlen würdet. Weil ihr aber als wahre Nonnen hingegangen seid, werdet ihr vielleicht noch mehr erhalten. Diese Beichte wird für euch also weniger sanft sein können, aber sie wird euch nützlicher sein, weil ihr die für das Sakrament der Buße erforderlichen Anlagen gebracht haben werdet.
Meine Kinder, es gibt noch eine andere größere Gefahr, deren Folgen unheilvoller sind: sich menschlich an seinen Beichtvater binden. Das kann auf zwei Arten so kommen. Wie die heiligen Kirchenväter sagen, beginnt das durch den Geist und endet anders als durch den Geist. Zuerst wird der Geist gewonnen, das Herz folgt dann. Es gibt gewisse Annäherungen, gewisse Ähnlichkeiten in der Art zu sehen, zu urteilen, gewisse Beziehungen, die scheinbar zu unseren Gedanken, zu unserer Geisteswendung passen. Und diese Ähnlichkeit, dieselbe Art zu sehen und zu urteilen, erzeugt eine ganz menschliche und ganz natürliche Bindung. Das kann weit führen und ist äußerst gefährlich. Wie der heilige Augustinus sagt, beginnt das durch den Geist und endet durch das Fleisch. Aber noch gefährlicher ist es, wenn man beginnt, sich übernatürlich an seinen Beichtvater zu binden und sich ihm dann menschlich und natürlich an ihn hängt. Es kann vorkommen, dass ihr euch durch die Gnade, die mittels des Beichtvaters in euch wirkt, an ihn bindet. Das ist gut und sehr gut, wenn das Herz in der vorgegebenen Grenze bleibt, wenn ihr wirklich den lieben Gott sucht. Diese Hilfe kann euch zu ihm führen, aber dann müsst ihr sehr wachsam sein.
Um vorsichtig zu sein, wäre es gut, der Oberin die Beunruhigungen mitzuteilen, die ihr diesbezüglich haben könntet, denn die Heilige Schrift sagt, man muss sich dem Übel schon am Anfang entgegensetzen, um ihm abzuhelfen. Wenn man ein Mittel zu spät anwendet, wirkt es nicht mehr. Man muss also große Vorsichtsmaßnahmen treffen, ich wiederhole es, bei den Beziehungen zum Beichtvater wie die, die man zu den Männern, besonders zu den Priestern haben kann, weil ihr mit diesen ein gleiches Leben habt, eine Ähnlichkeit der Beschäftigungen, Gefühle und Gedanken, die ein Band bilden, das imstande ist, die Seele der Nonne in ernste Gefahr zu bringen und die Heiligkeit ihres Lebens anzugreifen. Diese natürlichen Zuneigungen, meine Kinder, können wie die Verfehlungen gegen die Nächstenliebe die Gemeinschaft zerstören und tiefe Verwüstungen in der Seele einer Nonne verursachen. Sie bereiten ihr ein großes Übel, weil sie dieses Gefühl, wenn es lebhaft wird, sehr erschüttert und zu einer Krankheit bringt, die nur schwer zu heilen ist. Diese Bindungen haben in der Seele dieselbe Wirkung wie die schlechten Pilze im Körper. Diese versetzen ihm heftige Schläge, schreckliche Erschütterungen und können das Gehirn stören und Krankheiten verursachen, oft kann sogar der Tod folgen.
Man muss also vor allem diese schlechten – wenn auch nicht immer sündigen – Zuneigungen vermeiden, die zur Schwächung, zum völligen Verfall des Ordenslebens führen und den guten Einklang in der Gemeinschaft und das Vertrauen zu Gott zerstören. Die Heilige Schrift bedient sich dafür eines Vergleichs, der sehr richtig ist. Sie sagt, dass dieses Feuer den Baum, das Laub, den Stamm und sogar die Wurzel entflammt, verglüht und verbrennt. Durch diese Zuneigungen facht ihr nicht nur das Feuer an, sondern ihr schürt es. Ihr brennt und tragt selbst dazu bei, wessen es bedarf, um diese Feuersbrunst zu entfachen.
Das große Mittel gegen dieses Übel ist das Vertrauen zu euren Oberinnen. Ein braves Mädchen sagt diese Dinge seiner Mutter, es soll sie ihr sagen. Wenn es sich aber sagt: „Meine Mutter würde mich nicht verstehen, ich werde ihr nichts sagen,“ so läuft dieses Mädchen Gefahr sich zu verlieren. Es ist auch gut, dass die Nonne diese Dinge unserer Mutter, der Generaloberin, der Regionaloberin, Hausoberin, der Novizenmeisterin sagt. Später werdet ihr derartigen Gefahren ausgesetzt sein können, ihr müsst euch also selbst sehr überwachen, denn die Gute Mutter Marie de Sales Chappuis hat oft wiederholt, dass ihr über die ganze Erde verbreitet sein werdet, also werdet ihr mehr denn je ihre Hilfe und ihren Schutz brauchen.
Es ist eine sehr ernste Aufgabe für die Oberinnen, diesen Dingen abzuhelfen, wenn sie sie bemerken. Und selbst die Mitschwestern müssen, wenn sie etwas Außergewöhnliches im Benehmen ihrer Gefährtinnen bemerken, es ihren Oberinnen mitteilen. Es heißt in der Heiligen Schrift, dass uns Gott die Seele unserer Brüder anvertraut hat. In der Gemeinschaft seid ihr also, obgleich die letzten von allen, für die Seele eurer Mitschwester verantwortlich. Wenn ihr, meine Kinder, in einem solchen Fall etwas bemerkt, das böse oder gegen die Ordensregel ist, müsst ihr liebevoll die Hausoberin verständigen und wenn sie euch nicht anhört, müsst ihr euch an die Generaloberin wenden. Verstößt man gegen die Nächstenliebe, wenn man so handelt? O nein! Tut man Böses, wenn man eine Feuersbrunst sieht und einen Eimer Wasser auf Feuer schüttet? Ich sage euch das alles nicht für Jetzt, sondern damit ihr es aufnehmt und damit diese Worte für später bleiben.
Nützt also mit Zurückhaltung dieses übernatürliche Band, das an sich gut ist und euch zum lieben Gott tragen kann. Seid vorsichtig, und sobald ihr den lieben Gott nicht mehr da fühlt, seid auf der Hut vor diesem Band, dieser Bindung, dieser Zuneigung. Ergreift ein anderes Mittel, um zu Gott zu gehen, denn es ist besser, sich eine Hilfe zu versagen, als in die Sünde, die Verirrung in Folge der Sünde und in ernste Dinge zu fallen. Ich verstehe unter ernste Dinge die Dinge gegen die Keuschheit. Man hüte sich gut davor. Man hüte sich, sein Herz auf die böse Seite zu wenden, es nicht gut einzustellen. Anlässlich dessen, was ich euch soeben sagte, wird man also jede Art von Vertraulichkeit, von sich gehen lassen, zum Beichtvater vermeiden müssen und bei ihm immer die Zurückhaltung haben, die Verschwiegenheit, Vorsicht und auch die Arglist der Welt verlangen.
Wann ist also die Beichte gut und nützlich? Wenn sie gut gemacht wird, wenn man den aufrichtigen Wunsch hat, seine Seele zu reinigen. O, also ist die Seele ganz rein, sie hat keinen Fleck, keine Verschmutzung mehr. So beichtet ihr mit einer großen Befreiung von euch selbst, meine Kinder. So beichtete die Gute Mutter Marie de Sales Chappuis. Sogleich hatte sie angesichts dessen, was der liebe Gott ihr schickte und sie nicht sogleich angenommen hatte, ein wenig gezögert, verlangte sie zu beichten. Manchmal sagte ich ihr: „Meine Gute Mutter, ich werde ihnen die Sakramente verweigern, Sie missbrauchen sie.“ „Ich werde machen, wie sie möchten“, antwortete sie mir, „aber es scheint mir, dass es, wenn ich die heilige Lossprechung bekommen habe, nichts mehr zwischen dem lieben Gott und mir gibt.“ Es gibt also, meine Kinder, in der Beichte eine sehr große Hilfe, um zur Ordensvollkommenheit zu gelangen. Die Nonne hat ihre Beichte als Vertrautheit ganz für sich. Da kann sie alles sagen, jede Gnade, jede Kraft finden. Deshalb muss die Beichte unter den Bedingungen abgelegt werden, die ich euch angegeben habe.
Meine Kinder, überwacht euch gut unter diesem Gesichtspunkt. Seid keusch von Herzen, keusch in euren Zuneigungen. Wenn ihr beichtet, vergesst euch selbst, lasst euch beiseite, lasst all euer Elend, alle eure Nachforschungen, alle Kleinigkeiten des Geistes. Verlasst euch selbst, verlasst das Bedürfnis von euch zu sprechen, euch interessant, beliebt zu machen, zu veranlassen, dass man sich mit euch beschäftigt, euch hervorzutun. Es soll nichts mehr von euch geben, kommt vor Gott allein. O, welch gute Beichte macht man dann, meine Kinder! Wie erleichtert geht man weg! Wie macht sich der liebe Gott fühlbar! Welche Wohltat, welche Gnade des Sakramentes! So werdet ihr es ab heute machen, und eure Beichten werden gut, sehr gut sein.
Es ist unnötig, hinzuzufügen, dass man ganz frei ist, bei der Beichte alles zu sagen, das Geringste wie das Größte. Geht mit einem völlig freien Herzen hin. Ihr wendet euch an Gott, an unseren Herrn. Es scheint mir, dass es nicht schwer ist, eure Fehler zu sagen und gut zu beichten, wenn ihr euch dem Heiland, der euch kennt, zu Füßen werft. Außerdem wird der Beichtvater über die Fehler nicht staunen, denen ihr euch anklagt, und glaubt ihr, dass er es nicht sehen wird, wenn ihr nicht gut beichtet? Er wird es fühlen können. Wessen euch anzuklagen habt ihr nicht gewagt? Einer kleinen Eifersüchtelei, eines Hasses, eines Mangels an Gehorsam? Ist es vielleicht ein ernster, heikler Fehler, den ihr nicht gestanden habt? Er weiß nichts darüber, er kann es nicht erklären, aber er weiß wohl, dass ihr nicht alles gesagt habt, er fühlt es deutlich.
Also, meine Kinder, beichtet mit einer großen Einfachheit, mit einer großen Hingabe des Herzens, indem ihr euch wie Maria Magdalena zu Füßen des Heilands haltet. Seht, unser Herr liebte sie, weil sie ihm so viel Liebe gegeben hat, das heißt, weil sie ihre Fehler in den Tränen, der Reue und der Liebe gesühnt hat. Deshalb hat sie ihre Reue höher erhoben, als es ihre Unschuld gemacht hätte. Sie hat gezahlt, was nötig war, um ihre Fehler loszukaufen. Begeben wir uns also wie sie zu Füßen Jesu, brechen wir das Siegel des Geheimnisses unserer Seele, und er wird für uns denselben Blick haben, uns denselben Teil geben wie Maria Magdalena.
Maria Magdalena machten das Bedauern ihrer Fehler, ihre große Liebe zu unserem Herrn durch ihr Andenken berühmt und sie verdiente, dass ihr Name in der Kirche veröffentlicht wird. Wenn sie nicht gesündigt, ihre Fehler nicht durch die Reue gesühnt und der Liebe unseres Herrn nicht entsprochen hätte, wäre es nicht so gewesen.
Möge der Heiland Jesus, dessen Blick auf die arme Sünderin fiel, ihn auch auf uns senken, damit wir dieses so gute, so glückliche Wort von ihm verstehen: „Gehet hin in Frieden. Eure Sünden sind euch vergeben.“ Amen.