Exerzitienvorträge für die Oblatinnen 1885

      

7. Vortrag: Über das Gelübde der Keuschheit, das alle Handlungen des Tages heiligt - Fortsetzung

Freitag Abend, 4. September 1885

Meine Kinder, ihr müsst während der Exerzitien Mut fassen. Sie sind äußerlich betrachtet für alle die gleichen, da die Übungen allgemein sind, aber innerlich ist die Art, wie jede gerufen wird, ihre Exerzitien zu machen, sehr persönlich. Die einen werden Erleuchtungen, Tröstungen, ein sehr lebhaftes Gefühl der Gegenwart Gottes, die Salbung des Heiligen Geistes und die innere Sicht dessen, was Gott von ihnen will, bekommen. Diese sind sehr glücklich zu schätzen, weil die Augenblicke der Exerzitien für sie ein Vorgeschmack des Himmels sind, ein Vorgeschmack dessen sind, was uns der Himmel für später, nach den Arbeiten und Mühen des Lebens vorbereitet ist. Andere hingegen sind trocken, mühselig, angewidert. Der heilige Augustinus sagte, dass die beiden Schwestern, von denen das Evangelium spricht (Marta und Maria, Lk 10,38-42), das Bild dessen sind, was auf Erden in den treuen Seelen vor sich geht. Die einen werden heimgesucht und die anderen erfreut und getröstet, den einen wird die Arbeit zugeteilt, den anderen die Betrachtung. Es wird sicher während dieser Exerzitien so für euch sein. Mögen die, die getröstet werden, sich freuen, und die, die es nicht werden, darüber nicht traurig sein, weil Gott sehr oft gewissen Seelen, die er sehrt liebt, scheinbar die Hilfe versagt.
Ich habe euch schon das auffallende Beispiel meiner Schwester Marie-Geneviève angeführt, die das ganze Jahr hindurch täglich vom lieben Gott etwas sehr Sicheres, sehr Starkes, ein sehr vertrautes Licht empfing, und die während ihrer Exerzitien nichts mehr fühlte. Ihre Seele war wie ausgetrocknete Erde und ohne Wasser, sie hörte nicht mehr die Stimme des Himmels. Sie war nicht die einzige, der es so ging. Eine heilige Nonne, die Ökonomin, empfand nicht nur Trockenheit, sondern ein Gefühl des Schreckens, eine tiefe Entfernung von den Exerzitien. Die innere Einsamkeit einer Schwester Marie-Louise und meine Schwester Marie-Geneviéve war jedoch sehr gut, und mir wären die Exerzitien von Schwester Marie-Louise lieber gewesen als die einer anderen mit Tröstungen überhäuften Schwester.
Meine Kinder, man muss wohl wissen, dass die Exerzitien ihre Wohltat, ihre Gnade mitbringen. Nicht die Gefühle, der innere Eindruck machen sie gut und nutzbringend. Für viele Seelen gibt es, was ich die Leiden der Exerzitien nennen würde. Es kommt tatsächlich oft vor, dass man sich während der Exerzitien müder als gewöhnlich fühlt. Man fühlt sich unwohl, man hat mehr Widerwillen denn je. Man fühlt sich wie der heilige Laurentius auf dem Rost. Man dreht sich auf die eine Seite, dann auf die andere, aber man dreht und wendet sich vergebens. Man fühlt sich dennoch schlecht, immer am ersticken, kein Hauch vom Himmel kommt, um die Seele zu erfrischen. Man hat weder Geschmack noch Gefühl noch irgendetwas, das ermutigen und stützen könnte. Muss man daraus schließen, dass die Exerzizien nicht gut sind? O, nein! Der heilige Laurentius auf seinem Rost befand sich genau in diesem Augenblick in der Lage, seine Belohnung zu erhalten. Er verdiente sie durch die Gnaden, die er erlitt. So werdet ihr durch die Mühsale und Trockenheiten dieser Exerzitien die Gnaden erhalten, die sie euch bringen werden.
Gewöhnen wir uns also, meine Kinder an diese verschiedenen Wechselfälle, an diese schmerzlichen Seelenzustände. Sie machen uns in den Augen Gottes nicht unangenehm. Gott schickt sie und vielmehr, um uns zu bilden, uns nach seinem Belieben zu formen, um unseren Willen zu beugen und ihn mit seinem zu verbinden. Dies, meine Kinder, möge also gut verstanden werden. Man kann seine Exerzitien machen und sie in diesem Zustand von Trockenheit und Widerwillen sehr gut machen. Möge die, die so in Angst ist, einfach, sanft und hingegeben sein. Möge sie den Willen Gottes im Frieden ihrer Seele annehmen und zu den Übungen gehen als ob sie dort alle Tröstungen der Welt finden würde. Möge sie genau und treu sein, als ob sie alle mögliche Milde empfinge, weil der liebe Gott sie so lieben wird. Von der Höhe des Himmels wird er auf sie schauen und nach den Exerzitien wird er ihr wie dem heiligen Antonius sagen können: „Du suchtest mich, und ich war bei dir, ich war in deinem Herzen.“
Seid also sehr großzügig, meine Kinder. Mögen diese Exerzitien für euch nicht entmutigend sein. Denn wenn die Gnade und das Licht nicht in diesem Augenblick kommen, wird uns der liebe Gott später, wenn wir es brauchen werden, geben, was er uns jetzt nicht gibt. Manchmal wissen wir nicht, woher uns die außerordentliche Hilfe zuteil wird, die wir mitten in einer Heimsuchung, eine Schwierigkeit erhalten, und die haben uns während der Exerzitien unsere Leiden, unsere Geduld, unsere Hingabe angezogen. Versteht das gut, meine Kinder, damit ihr ausnahmslos alles gut und heilige Exerzitien macht, weil es vielleicht die letzten eures Lebens sind. Während der Exerzitien des vergangenen Jahres war unter uns eine unserer Mitschwestern, die wir liebten und achteten, der der liebe Gott scheinbar noch lange viele Tage gewähren sollte, die jede der Übungen vollkommen genau befolgte, die sich jedes Mal, wenn es etwas mühsames zu machen gab, als Erste anbot. Sie ahnte damals nicht, dass diese Exerzitien die letzten waren, die sie machte, und dennoch war es wahr, der liebe Gott hat sie so eben zu sich gerufen.
Denken wir wohl daran, meine Kinder. Der liebe Gott hat uns nicht ewige Jahre, nie endende Tage versprochen. Wenn wir mit den Früchten dieser Exerzitien am letzten unserer Tage vor ihn hintreten müssen, machen wir es so, dass sie gut und vollkommen sind.
Meine Kinder, ich komme wieder auf die Übung eures Keuschheitsgelübdes zurück. Ich setze die Erklärung fort, die ich heute Vormittag begonnen habe, über das, was ihr zu machen habt, um bei allen Handlungen eures Tages für den himmlischen Gemahl zu atmen.
Nach der Heiligen Messe müsst ihr jede eurer Beschäftigungen, eurer jeweiligen Ämter erfüllen. Die eine arbeitet an einer Sache, die andere an einer anderen. Diese kümmert sich wie die heilige Jungfrau um das Innere des Hauses, die Sorgen des Haushalts, jene um die Herstellung der Bekleidung; eine andere studiert, unterrichtet; eine andere wiederum beschäftigt sich mit den Fragen der Finanzen, jede nach dem, was ihr der Gehorsam anvertraut hat. Wohlan, meine Kinder, man muss in der Ausübung dieser verschiedenen Ämter die Gemahlinnen des Heilands wiederfinden, diejenigen, die nur für ihn atmen. Wenn ihr nur bei eurem Aufwachen, während der Betrachtung und der Heiligen Messe nur für ihn geatmet habt, so genügt das nicht, denn während ihr arbeitet, hört ihr nicht zu atmen auf, und diese Atemzüge müssen ihm gehören, und das Band der liebe, das euch mit eurem himmlischen Gemahl verbindet, muss stärker und enger werden. Die, welche sich um den Haushalt kümmern, sollen sich deshalb nicht für befreit halten auszuführen, was ich euch in diesem Augenblick sagte. O, nein, im Gegenteil! Denn ich versichere es euch, diese sind sehr glücklich. Wenn man sich mit der Küche, dem Haushalt beschäftigt, hat man eine größere Freiheit des Geistes, als wenn wir mit dem Studium beschäftigt wären, und man kann sich so leichter heiligen und zur Verbindung mit Gott gelangen.
Man bemerkt nämlich, dass in den verschiedenen Gemeinschaften die Brüder, die mit dem Haushalt betraut sind, immer das Beste oder das Schlimmste sind, denn es gibt eine solche Gnade, die an diese Art von Arbeit gebunden ist, man sich leicht heiligt, wenn man ihr treu ist, aber wenn man sie nicht nützt, wird man sicher sehr schlecht.
Ich machte meine Exerzitien oft in der Kartause von Bosserville, wo mein Beichtvater lebte. Er wurde in die Große Kartause geschickt, und ich ging zu ihm hin. Er war ziemlich ursprünglich – viele Heilige sind es ein wenig – er sagte mir: „Ich werde sie besuchen, weil sie nicht wissen werden, wo sie mich finden.“ „Aber, mein Pater,“ sagte ich ihm, „ich gehe lieber in ihre Zelle. Ich lerne gerne den Ort kennen, wo Sie sind, um ihn mir vorzustellen, wenn ich an Sie denke und ich denke oft daran.“ Also besuchte ich ihn. Ich trete ein und ich sehe etwas, das einer Hundehütte ähnelt, in die man einen großen Hund gibt. Ich sage zu ihm: „Mein Vater, warum wohnen Sie so?“ Er antwortet mir: „In allen anderen Kartausen hat man Ruhe, aber hierher in die Große Kartause kommen viele Fremde und andererseits machen die Hunde großen Lärm, man ist nicht allein. Also habe ich den Pater General gebeten, mir in der Großen Kartause eine Einsamkeit zu machen. Er hat es mir erlaubt und ich habe diese kleine Ecke gefunden. Hier ist es gut sein. Man hört nur den Ruf des Adlers und ein wenig den Klang der Glocke, gerade was man braucht, um sich zum Stundengebet begeben zu können. Ich kann euch nicht viel Zeit schenken, weil ich fühle, dass meine Tage gezählt sind. Sie gehen schnell vorbei. Ich brauche Sammlung, Stille und ihr werdet verstehen, dass ich meine Einsamkeit wahren will.“
Ich zog mich zurück und sagte mir: „Auch ich möchte eine kleine, gut gesammelte Ecke haben, wohin ich einen Besuch oder eine Wallfahrt machen kann, die meine Frömmigkeit erhöht.“ Es gab wohl die Zelle des heiligen Bruno, aber sie war weit weg mitten im Wald. Ich fragte mich also, wohin ich gehen könnte, um den lieben Gott vertraulicher zu finden, als ich an der Küche vorbeiging. Da war eine kleine Tür offen. Ein Ordensmann kam und schloss sie leise. Ich fühlte mich angezogen und ich weiß nicht, was mich von diesem Augenblick an immer an die Küchentür zurückrief. Ich strich unaufhörlich um sie herum. Ich betete, ich sagte: „Mein Gott, gib mir ein wenig von dem, was in dieser Küche ist.“ Ich ging zu meinem Beichtvater zurück und fragte ihn. „Aber was ist denn in dieser Küche?“ „Was damit ist?“, sagte er mir. „Sie haben das also gefühlt?“ „Aber ja, ich habe es gefühlt.“ „Nun, es lebt dort ein großer Heiliger und wenn er erstklassige Wunder wirkte, würde ich nicht darüber staunen. Sehen sie,“ fügte er hinzu, „es ist schwer, sich bei derartigen Beschäftigungen zu heiligen, aber wenn man sich daran machen will, ist es bald getan.“
Meine Kinder, versteht ihr es? Und es geht nicht nur um die, die mit der Küche beauftragt sind, sondern jedes Mal, wenn die einen oder die anderen euch etwas von dem tun, was die heilige Jungfrau machte, etwas, das mit dem Haushalt, mit der Küche zu tun hat, o, legt eure ganze Liebe, eure ganze Frömmigkeit hinein, denn da ist etwas, euch zu ändern, euch umzuformen. Es liegt eine sehr große Gnade in allen diesen materiellen Dingen, im Geschaffenen. Ihr habt alle ein wenig im Haushalt zu tun, meine Kinder, lasst ihm alle Sorgfalt angedeihen. Es wäre so gut, wenn man es fühlte, wenn man an dem Saal vorbeigeht, den ihr zu betreuen habt, etwas von dem, das man in der Großen Kartause fühlte, als man an der kleinen Tür der Küche vorbeiging. Wie gut würdet ihr den Seelen tun, ohne es zu erahnen, denn die Heiligkeit ist ansteckend, sie gewinnt!
Meine Kinder, versteht diese Dinge gut! So werdet ihr euer Gelübde der Keuschheit erfüllen, dass ihr für den himmlischen Gemahl atmet, dass ihr ihm rückhaltlos euren Geist, euer Herz, euren Willen schenkt. Heute Morgen hörte ich einen unserer jungen Brüder, der an einem Tischlerwerkstück arbeitete, und ich sagte zu mir: „Wie liebe ich diese Hammerschläge, diese für den lieben Gott getane Handarbeit! Das führt zur Sammlung, zum Gebet.“
Als ich in der Kartause war und die Mönche in den großen Kreuzgängen vorbeigehen sah, in den Händen die Eimer, in denen sie Wasser geschöpft hatten, andere mit den verschiedenen Portionen an Brot oder Gemüse, die sie den Patres für die Mahlzeiten des Tages brachten, andere mit einer Last Holz für die Küche, schien es mir, dass sich der Duft ihrer Heiligkeit mir mitteilte. Die Laienbrüder beteten nicht das lateinische Stundengebet, sie würden es nicht verstehen, aber sie beten ihren Rosenkranz und verbringen die langen Stunden im Gebet, nachdem sie ihre Tagesarbeit beendet haben. Nichts ist so schön und so groß wie die durch die Einheit mit Gott geheiligte materielle Arbeit. Das kann man mit den Beschäftigungen vergleichen, die ihr in der Welt tut. Die Arbeiten, die ihr verrichtet, sind mehr oder weniger diesen ähnlich. Sie haben etwas Mühevolles, das euch heiligt, das die Heiligkeit mitbringt. Das zieht den lieben Gott an, schenkt ihn den Selen. Versteht, dass für die Nonne, die in diesem Geist lebt, keine Handlung gleichgültig ist, alles heiligt sie. Lebt von diesem Leben, meine Kinder, es ist unbedingt nötig, da es eure Berufung ist, für eure Heiligung und für die der anderen zu arbeiten. Wenn ihr so handelt, werdet ihr großen Einfluss auf die Seelen der Personen haben, mit denen ihr in Verbindung seid, ihr werdet sie heiligen, ihr werdet sie gemäß dem Ausdruck der Heiligen Schrift durch die Werke eure Hände retten.
Meine Kinder, dies ist die Handlungsweise der Heiligen. Seht die Wüstenväter, deren Biografien ihr gerne lest, so voll von Erbauungen, von Beispielen von Großmütigkeit und Heldenmut. Sie machten Matten, die sie auf den Märkten Ägyptens verkauften. Aber diese von ihnen hergestellten Matten brachten eine Gnade zur Heiligkeit. Es genügte eine von diesen Werken in einem Haus, um die Dämonen daraus zu vertreiben. Man hörte sie schreien: „Gehen wir von hier weg, das ist etwas, das uns verbrennt, wir können ihm nicht widerstehen.“ Das erzeugt die Arbeit, die aus unseren Händen hervorgeht, wenn sie durch das Gebet und die Vereinigung mit Gott geheiligt ist.
Ich möchte auch ein Wort für die sagen, die studieren müssen, und für die, die berufen sind, die Kinder zu unterrichten. Es scheint euch, dass das Studium, die intellektuelle Arbeit euer Herz austrocknet, dass ihr nicht mehr an den lieben Gott denken könnt, dass ihr nichts mehr von eurem Direktorium macht. Nun, ich werde euch sagen, wenn ihr diese intellektuelle Arbeit gut machen könnt, wird sie euch zum lieben Gott geleiten und euch sogar notwendigerweise zu ihm hinführen. Ihr habt eine Schwierigkeit zu verstehen, im Gedächtnis zu behalten, eine Schwierigkeit, dass euch die Kinder gehorchen. Warum studiert ihr allein? Sind der liebe Gott, die heilige Jungfrau und eure heiligen Beschützer nicht da? Warum bittet ihr sie nicht um ihre Hilfe? Als Kind liebte ich es sehr, die heilige Jungfrau zu bitten, mir bei meinem Studium zu helfen, und ich dachte: „Aber die heilige Jungfrau kann doch nicht Mathematik können.“ Das quälte mich. Schließlich sagte ich mit eines Tages: „Da die heilige Jungfrau im Himmel ist, weiß sie alles.“ Das gab mir Sicherheit, und von diesem Augenblick an nahm ich stets zu ihr Zuflucht. Nie habe ich die heilige Jungfrau um etwas gebeten, ohne es sogleich zu erhalten. Sie erhörte mich sogar jenseits dessen, das ich verlangte oder wünschte.
Ergreift dieses Mittel, meine Kinder, und ihr werdet sehen, wie es euch gelingen wird. Ich habe die heilige Jungfrau um die tatsächlich unmöglichsten Dinge gebeten und ich habe sie erhalten. Nie hat es die heilige Jungfrau versäumt, mit zu geben, was ich brauchte, wenn ich Mühe hatte zu verstehen. Ich bat auch gerne unseren Herrn, das Wort Gottes, um das ewige Licht. Bittet und betet, betet ständig. Je mehr ihr zu arbeiten haben werdet, desto notwendiger, dringender wird das Gebet für euch sein.
Aber ihr braucht nicht nur für euch zu lernen, ihr müsst auch die anderen unterweisen. Werdet ihr durch eure Mittel, euer Talent hingelangen? Ohne Zweifel gilt es für alle, mit seinen Talenten an eine Aufgabe heranzugehen. Man sollte nicht ohne diese die Dinge lehren, aber für uns genügt das Talent nicht, das Gebet erhält alles, es ist allmächtig. Man muss die Engel der Kinder, die heilige Jungfrau bitten. Man muss unseren Herrn bitten, der das Licht der Welt ist, die Kinder zu erleuchten, ihnen zu helfen zu verstehen. Nie widersteht die beschränkte Intelligenz, das widerspenstige Gedächtnis dem Gebet.
Die Wissenschaft ist so natürlich mit der Frömmigkeit verbunden, dass während des ganzen Mittelalters die Klöster so viele intellektuelle Zentren waren, während die übrige Gesellschaft in Unwissenheit versunken war. Die Mönche studierten, bewahrten die Meisterwerke der Antike und machten sogar einige wissenschaftliche Entdeckungen, deren Anwendungen noch heute von großem Nutzen sind.
Also, meine Kinder, ihr werdet gut beten, ihr werdet den lieben Gott um das Licht bitten, damit eure Schüler verstehen, ihr werdet für den himmlischen Gemahl atmen, damit sie die Intelligenz und das Gedächtnis haben, die notwendig sind, um Erfolg zu haben. Ich komme wieder auf dieses Wort zurück, das Monseigneur de Ségur so sehr liebte: „Betrachtet die Lilien des Feldes, wer lässt sie wachsen? Wer macht sie schön? Es ist nicht eure persönliche Arbeit, Gott umgibt sie mit Schönheit und Düften.“ So sind die Jungfrauen, die den Lilien gleichen, damit zufrieden, zu beten, ohne sich um den Erfolg zu sorgen. Sie arbeiten, weil man arbeiten muss, aber sie schreiben den Erfolg nicht ihren Bemühungen zu, sie schreiben ihn der Gnade, dem Licht Gottes zu.
Ich kannte einen jungen Mann – einen meiner Mitschüler – der in seinem Studium große Erfolge hatte und als die Professoren ihn lobten, war er ganz überrascht. Er sagte mir in der Pause: „Ich fand diese Version sehr schwierig, und dennoch ließ sie mich der liebe Gott gut verstehen. Man machte mir Komplimente, aber ich verdiente sie nicht, der liebe Gott machte alles.“ „Wie das?“ sagte ich zu ihm, „der liebe Gott?“ „Aber ja, ich verstand nichts davon, denn eigentlich weiß ich nicht sehr viel. So bat ich den lieben Gott mir zu helfen, und er gewährte mir gutes Verstehen.“ Dieser junge Mann hatte Mühe zu arbeiten, seine Intelligenz war nicht sehr lebhaft, und dennoch erzielte er große Erfolge, aber nach seinem eigenen Geständnis hatte immer der liebe Gott alles gemacht. Das ist die Lilie des Feldes. Er arbeitete nicht in diesem Sinn, dass nicht seine Arbeit ein glückliches Ergebnis brachte, der liebe Gott schenkt ihm den Erfolg, weil er seinen Oberen gehorsam war, er unterwarf sich demütig ihrem Willen.
Machen wir es so, meine Kinder. Es muss uns alles vom Heiland zukommen und von uns, so hat also das Ordensleben seinen wahren Sinn. Wir finden alles in unserem Herrn, darin also hat unser Keuschheitsgelübde seinen völligen Ausdruck. Alle unsere Zuneigungen sind in Gott. Dieses Leben ist nicht nur das Leben der Zeit, sondern das Leben der Ewigkeit. Ja, ihr habt das Leben, das einzige Leben, der Herr hat es gesagt, dich zu erkennen, zu lieben und mit dir zu arbeiten und zu handeln. O, gib uns dieses Leben, gib, dass wir schon jetzt und bis zu unserem Tod nur für dich atmen! … So sei es, meine Kinder. Amen.