7. Vortrag: Über die Beichte (Fortsetzung)
Donnerstag Abends, 25. September 1873
Meine lieben Kinder, ihr setzt diesen Tag mit der heiligen Maura fort, da ja heute ihr Festtag ist. Bittet sie, sie möge etwas für euch erlangen von dem, das der liebe Gott ihr gab, von dem, das sie hatte, als sie auf Erden war, von dem, das sie im Herzen hatte. Sagt dieser liebenswerten Heiligen, sie möge diese kleine gesegnete Herde, diese Frucht, die auf diesem Boden keimte, wo sie betete, unter ihren Schutz nehmen; dass sie sich in den Chor der Jungfrauen einreihe, die dem Gemahl überall hin folgen, wohin er auch geht. Bittet sie im Laufe des Tages, das wird euch gut tun. Ihr Herz war nicht gemacht für die Dinge der Erde, ihre Zuneigung galt dem Herrn. Bittet sie, sie möge unseren Herrn bitten, dass er zu euch in der Betrachtung spricht, wie er zu ihr sprach. Er ließ sie fühlen, was sie ihm war, wie sie ihm gehörte. Bittet die heilige Maura, dass sich unser Herr zu euch ebenso verhält.
Meine Kinder, ich setze fort, was ich heute Vormittag über die Beichte sagte. Wenn ihr an diesem Teil der Beichte angekommen seid, klagt ihr euch eurer Fehler an. Seid sehr demütig, einfach, herzlich und fromm. Seid einfach: legt vertrauensvoll eure Seele in die Hände des Priesters, sagt ihm sehr einfach eure Fehler. Und wenn er euch entweder um den Zustand eures Gewissens oder rum die Art fragt, wie ihr die Regel übt, antwortet einfach. Wenn ihr verwirrt seid oder einen verworrenen Geist habt und seine Frage schlecht erfasst, antwortet: „Mein Vater, wenn sie so gut sind, da ich nicht die Zeit hatte, daran zu denken, werde ich in meiner nächsten Beichte darüber sprechen.“ O, vor allem seid herzlich! Es gibt welche, die entweder aus Gewissheit oder aus mangelnder Erziehung antworten würden: „Ich weiß nicht, ich will es ihnen nicht sagen, unsere Mutter will nicht, die Regel verbietet es.“ Antwortet nie so, meine Kinder, eine Oblatin des hl. Franz von Sales soll immer herzlich sein!
Beichtet auch fromm. Anlagen der Büßerin hängen von den guten Beichten ab, und die schlechten Büßerinnen machen die schlechten Beichten. Ihr könnt euch sicher sein, immer Beichtväter zu haben, die euch gemäß eurer Regel führen werden, da ihr die Oblaten des hl. Franz von Sales habt. Geschieht es jedoch, dass ihr bei einem fremden Priester beichten müsst und dieser euch eine Buße gibt, die den Gebräuchen der Gemeinschaft nicht entspricht, antwortet herzlich, antwortet einfach: „Mein Vater, ich bitte sehr demütig Euer Hochwürden, diese Buße zu ändern, denn ich kann sie so nicht erfüllen.“
Wenn eure Beichte beendet ist, braucht ihr das Confiteor – „Ich bekenne…“ – nicht zu Ende beten, da ihr es vorher gebetet habt. Ihr bedient euch nur der im Katechismus angebotenen Methode. Ihr sagt: „Mein Vater, ich klage mich all dieser Sünden an …“ Dann lauscht ihr demütig auf die Worte des Beichtvaters. Unser Herr vermittelt ihm sein Licht, er gibt ihm ein, was er euch sagen soll, hört also aufmerksam die Ermahnungen, die er euch gibt.
Als Gott in der Wüste das Manna regnen ließ (vgl. Ex 16,13-15), war es immer schon am frühen Morgen, wenn die Sonne die Luft noch nicht erwärmt hatte, die Erde sich ihre Frische bewahrt hatte, als alles seine Ruhe, seine Entspannung hatte. Um die Meinungen des Beichtvaters anzunehmen, braucht auch unsere Seele Ruhe und Erholung. Die Worte des Priesters sind das Manna, das der liebe Gott in seine Seele legt, um sie uns mitzuteilen. Dieses Manna tröstet und stärkt uns.
Meine Kinder, haltet euch demütig geneigt, während ihr die Lossprechung empfangt. Es werden euch die Tränen, das Blut unseres Herrn, die Verdienste seiner Passion, seiner Leiden, seines Todes zugewendet. Nachdem der Beichtvater die Lossprechung gegeben hat, spricht er ein Gebet. Er bittet Gott, er möge das wenige Gute, das ihr machen konntet, und die wenigen Verdienste, die ihr erhalten habt, in Erwägung ziehen. Während er euch die heilige Lossprechung gibt, macht demütig euren Akt der Reue mit dem festen Vorsatz, euch zu bessern. Sprecht nie vom Beichtvater, sagt nicht, was ihr über ihn denkt, das heißt sprecht nicht über den Beichtvater als Beichtvater. Aber man kann wohl über ihn sprechen, wie man über eine andere Person sprechen würde. Als Beichtvater darf man es nicht tun, nicht einmal im Guten. Sagt davon wenig über ihn. Sprecht auch nicht von dem, was er euch in der Beichte gesagt hat. O, das wäre ganz gegen die Regel! Der heilige Franz von Sales verbietet es absolut, und ich verbiete es auch. Man darf nie etwas von dem sagen, das im Beichtstuhl vor sich geht, außer wenn es ein kleiner Rückhalt ist, wie das Direktorium sagt, zur Erbauung des Nächsten; aber man sollte nicht sagen, wo man es erfahren hat.