Ausgewählte Vorträge für Jungarbeiterinnen

      

4. Was ein Mädchen lieben soll (aus dem Jahre 1889)

Meine Kinder, wenn man über das Dasein eines Mädchens recht nachdenkt, sieht man, dass sein Leben nur eine Triebfeder, nur ein Ziel hat: zu lieben und geliebt zu werden. Ein Philosoph hat gesagt: „Der Mann hängt sich an eine Idee, die Frau an eine Person.“ Gott hat euch das Bedürfnis nach Liebe gegeben, und alles, was ihr aus Liebe tut, ist euch angenehm, während euch sonst alles mühsam und bitter ist. Eure Seele braucht dieses wesentliche Brot, das man Nächstenliebe, Zuneigung, Liebe nennt. Gott hat gute und heilige Affekte geschaffen, die die Seelen verbinden, aus zwei Herzen eines machen.

Wollt ihr glücklich sein? Dann liebt. Aber was soll man lieben? Was Jesus geliebt hat. Seht, er liebte die heilige Jungfrau, den hl. Josef. Er war ihnen Untertan, sagt das Evangelium. Möge eure Zuneigung wie die seine euren Eltern gelten. Liebt nach dem Vorbild den Gehorsam, die Abhängigkeit. Die Frau ist zum Gehorchen geschaffen. Die Skandale, die die Gesellschaft so häufig verheeren, kommen daher, dass gewisse Philosophen zur Frau gesagt haben: „Herrsche!“ Deswegen sind so viele Frauen verdorben und verkommen. Eine Frau, die gehorcht, gleicht dagegen dem Erlöser Jesus, der sich im Herzen den Anordnungen seiner Eltern unterwarf. Es ist schwierig, es ist sogar sehr schmerzlich, seinen Willen so unter den Willen eines anderen zu beugen, aber diese Unterwerfung des Urteils ist sehr verdienstvoll. Meine Kinder, seid gern klein, abhängig aus Liebe zu Gott. Diese Abhängigkeit, diese Unterordnung, das ist schon etwas, was man lieben soll.

Das große Geheimnis des Glückes liegt darin, zu lieben, was wir zu tun haben, zu sein, was wir sind. Ja, meine Kinder, liebt die Situation, in die Gott euch versetzt hat: liebt die Arbeit hundertmal mehr als das Vergnügen und die Freiheit. Seht unseren Herrn im Haus von Nazareth, wie gern er sich seiner heiligen Mutter nützlich machte und mit welchem Eifer er sich in der bescheidenen Werkstatt des Zimmermannes an die Arbeit machte. Legt auch ihr euer ganzes Herz hinein, euren Eltern zu helfen, euer Verhältnis zu den Brüdern und Schwestern liebevoll und angenehm zu machen.

Dann, meine Kinder, wenn Gott euch irgendetwas schickt, was hart für euer Herz ist, oh, liebt dann den göttlichen Willen mehr denn je, liebt ihn in Prüfungen, in Trennungen. Sagt [eben dann folgendes]: „Mein Gott, ich nehme an, was deine Hand mir schickt.“ Als Jesus beim Grab des Lazarus ankam, traf er Maria, die weinte. Bei ihrem Anblick wurde sein Herz gerührt, und er weinte ebenfalls. Auch ihr werdet Tränen vergießen am Sarg derjenigen, die euch teuer sind. Vereinigt sie mit den Tränen Jesu.

Meine Kinder, liebt also in jeder Lebenslage, liebt, was Gott liebt. Ich verbiete euch nicht, beachtet das, zu lieben, was euch gefällt, was euch angenehm ist. Es geschehe aber mit Mäßigung und in den Grenzen, die Gott erlaubt.

Macht auch gern allen in eurer Umgebung Freude. Fügt nie jemand ein Leid zu. Das wird eurer Seele die Nahrung geben, deren sie bedarf. Und wenn der Tod euch holen kommt, werdet ihr nicht sagen: „Mein Leben ist in Hartherzigkeit verlaufen.“ Liebt also alles, meine Kinder, was ich euch eben aufgezählt habe, folgt meinem Rat, und ihr werdet Zufriedenheit finden, die vollkommene Befriedigung aller Bedürfnisse des Herzens.