Ausgewählte Vorträge für Jungarbeiterinnen

      

2. Stützen des christlichen Lebens (aus dem Jahre 1884)

Meine Kinder, ich halte daran fest, diesen Exerzitien einen besonders gediegenen Charakter zu geben. Ich möchte euch lehren, ein christliches Leben zu führen, euch gut und glücklich auf Erden machen und euch den Himmel sichern. Ich werde also heute Morgen eure Aufmerksamkeit auf drei wichtige Dinge lenken, die ich euch treu üben zu sehen wünsche: die Sorgfalt in eurer Pflicht, das Gebet und die Gewissenserforschung.

Vor allem die Sorgfalt in eurer Pflicht. Was ist die Pflicht einer Pensionärin? Die Ordnung anzunehmen. Ihr werdet mir sagen: „Was liegt daran, ob man etwas jetzt oder später tut?“ Das bedeutet in der Tat wenig. Es ist aber wichtig, sich dem Willen Gottes zu unterwerfen. Man muss von Tag zu Tag, von Augenblick zu Augenblick annehmen, was man zu tun hat. Das ist ein großes Mittel, sich zu heiligen, sich gut und fromm zu bewahren. Haltet euch an die Ordnung, meine Kinder. Das wird euer Leben glücklich machen. Als ich im Seminar war, versuchte ich der Ordnung genau zu folgen, und ich war sehr glücklich. Macht es ein wenig ebenso, liebt eure Ordnung recht, folgt ihr gern, mit jenem guten Willen, der euch sanft und fügsam macht.

Ihr, meine Kinder, die ihr nicht Pensionärinnen seid, ihr habt daheim keine Tagesordnung. Ihr sollt in dessen kein ungeordnetes Leben führen. Macht es nicht einen Tag so, am nächsten Tag anders. Stellt euch eine kleine Tagesordnung auf. Setzt jeden Tag einige Augenblicke mit Gott fest, steht ungefähr zur gleichen Zeit auf und geht ebenso schlafen, nehmt die Mahlzeiten zur gleichen Zeit ein. Es gibt Dinge, die euch gar nicht liegen. Nehmt sie an und tut sie. Das gelte wie eine Regel für euch. Als Mädchen hat man seine kleinen Einfälle, auf die man oft verzichten muss. Folglich hat man Opfer zu bringen. Beklagt euch aber nicht darüber, denn davon hängt das Glück ab.

Das Herzensgebet: Ich bin sicher, ihr macht gewissenhaft euer Morgen- und Abendgebet. Ich will euch nicht sagen, ihr sollt lange Gebete hinzufügen, aber die Mädchen der „Werke“ müssen eine besondere Gebetsweise haben. Ich weiß, ihr arbeitet. Ihr habt dennoch am Morgen stets einige freie Augenblicke. Sagt also jeden Vormittag Gott ein kleines Wort. Sagt ihm z.B.: „Mein Gott, ich bin ein wenig krank, ich bin nicht auf der Höhe, ich möchte lieber nicht arbeiten, aber ich opfere dir diese Mühe in Vereinigung mit der heiligen Jungfrau auf. Lass mich arbeiten, wie du in Nazareth gearbeitet hast.“

Die Gewissenserforschung: Geht nie schlafen, ohne euer Gewissen erforscht und einen Akt der Reue erweckt zu haben. Ihr sagt mir vielleicht: „Ich habe aber keine Sünde begangen.“ Erweckt trotzdem einen Akt der Reue, denn es gab sicher Dinge, die ihr nicht sehr gut gemacht habt. Ihr habt Gott nicht so geliebt, wie ihr solltet. Macht also jeden Abend einen guten Akt der Reue, damit ihr in Frieden mit Gott einschlaft und die Gnade verdient, morgen einen guten Tag zu verbringen.