1. Vom christlichen Leben (aus dem Jahre 1878)
…Heute will ich euch einige Worte über das christliche Leben, über die Lebensregel, der ihr folgen müsst inmitten der Gefahren, die euch umgeben. Wenn früher, vor 35 Jahren, ein Mädchen seine Ostern nicht machte, sprach man von einer traurigen Ausnahme. Wenn es nicht fromm war, zeigte man mit dem Finger darauf. Wenn es nicht in seinem ganzen Verhalten gut war, urteilte man schlecht darüber, hielt es nicht für gesellschaftsfähig. Welcher Unterschied heute! Man zeigt dem Finger auf ein Mädchen, das ordentlich ist. Wer trägt heute den Kopf hoch? Ist es nicht das verkommene, verdorbene Mädchen? … Es sollte das Haupt senken. Es steht unter den Tieren. Die Tiere folgen ihren Instinkten, aber sie haben keine Seele. Das verdorbene Mädchen besudelt die seine.
Tragt ihr, meine Kinder, ihr christlichen Mädchen, den Kopf hoch, ja! Nicht aus Hochmut, sondern in frommem Stolz darauf, dass ihr ein christliches Leben führt, ein Leben, das euch zu anständigen Mädchen, denn sie ist etwas, was Abscheu erweckt. Lässt man einen Leichnam bei einem Fest im Saal liegen? Nein, das würde Abscheu erregen, das wäre widerlich. Ein Mädchen, das den Glauben verloren hat, wirkt wie ein Leichnam. Man darf ihm nicht nahekommen, nein, nein, niemals!
Meine Kinder, ich weiß sehr wohl, dass es Augenblicke des Zweifels geben kann, dass ihr Schwierigkeiten haben könnt. Dann bedient euch des Glaubens, um sie zu überwinden. Wie glücklich wird ein Mädchen sein, wenn es begriffen hat, was es heißt, eine gute Christin zu sein, Gott ganz zu gehören, ihn zu lieben. Gott hat sich nicht geändert. Die Gottlosigkeit ist jetzt recht groß, aber die Zeiten werden besser werden. Ihr werdet die Gottlosen Gott preisen sehen, ihr werdet die Gotteslästerer Gott loben sehen. Es gibt ja so viele fromme Seelen, die um die Bekehrung der Sünder beten! Jede von euch muss daran arbeiten, sich zu heiligen, gut zu werden, denn dann wird sie stark sein gegen die Gefahren und Versuchungen.
Wisst ihr, was man tun muss, um das zu erreichen? Man muss beten. Ihr seid Christen, also betet ihr am Morgen und am Abend. Ihr beichtet. Tagsüber erhebt ihr euer Herz zu Gott. Ihr habt ein frommes Buch, in dem ihr jeden Tag einige Minuten lest. Ihr alle sollt ein kleines Buch in eurer Tasche haben. Ohne Zweifel könnt ihr nicht in eurer Werkstatt, im Laden lesen. Lest aber einige Seiten, sobald ihr könnt. Habt also alle euer kleines Buch. Wenn es ihr nur haltet, es mit der Hand drückt, ist es schon etwas. Habt auch alle einen Rosenkranz. Betet jeden Tag ein wenig davon. Ich verlange nicht, dass ihr viel betet. Ich habe die Vollmacht, die Rosenkränze zu segnen. Ihr könnt also alle einen geweihten Rosenkranz haben, damit ihr jedes Mal Ablässe gewinnen könnt, wenn ihr ihn gebraucht.
Habt also euren Rosenkranz, euer kleines Buch. Eines Tages befand ich mich auf der Bahn in einem Abteil mit drei Reisenden, zwei Männern und einem Mädchen von zwanzig Jahren. Das Mädchen las in einem kleinen Buch, das ein Erbauungsbuch zu sein schien. Die jungen Männer unterhielten sich miteinander. Der eine schien besser als der andere zu sein. Nach einiger Zeit sagten sie: „Wir wollen lesen.“ Das sagten sie, um eine Möglichkeit zu finden, mit dem Mädchen zu sprechen. sie schauten es an, dann sagten sie: „Finden Sie etwas Interessantes in Ihrem Gebetbuch, Fräulein?“ Einer der jungen Männer, der den schlechtesten Eindruck machte, stieg auf der nächsten Station aus, und ich sagte zum anderen. „Wer ist dieser junge Mann?“ – „Oh, nichts Besonderes“, erwiderte er, „er kommt von seinem Onkel. Er wird irgendeine krumme Tour gemacht haben.“ Der junge Mann steigt wieder ein und schaut das Mädchen wieder in der gleichen Weise an wie zuvor. Da ergreife ich das Wort und sage: „Mein Herr, haben Sie vielleicht Ihren Onkel vor Kummer sterben lassen? (…) Dieses Mädchen, das Sie hier sehen, hat eine alte Mutter, deren einzige Stütze es ist, und seine Mutter ist in einem beinahe elenden Zustand. Es reist zu ihr, um ihr zu Diensten zu sein, und das Leben seiner armen Mutter erhalten. Es ist also mehr wert als Sie, und ich bitte Sie, es zu achten.“
Habt also ein gutes Buch. Es sei eure Stütze, wenn ihr schlechte Reden hört gegen die Priester und Bischöfe, gegen den Stellvertreter Jesu Christi. Es gibt Leute, die nicht schlecht über Gott reden, aber über die Priester und solche, die die Religion üben. Hören wir nicht auf solche Reden. Wäre einer, der das für richtig hält, nicht das Opfer irgendeiner Leidenschaft, würde er nicht so reden, würde er nicht in dieser Weise sprechen. Unter denen, die Reden gegen Gott, gegen die Religion führen, gibt es keinen einzigen, der nicht seine Unschuld verloren hätte. Ohne Zweifel, ich nehme diejenigen aus, die unwissend sind, die nie etwas gelernt haben, außer, was in den schlechten Zeitungen steht. Mit ihnen, mit den armen Arbeitern, die anständig sind und keine Bildung haben, wird Gott unendliches Erbarmen haben. Aber ich wiederhole, unter allen, die in die Schule gegangen und gottlos sind, gibt es keinen der ein ruhiges Gewissen hätte. Wehe euch, ihr Reichen, die ihr reich seid an irdischen Gütern und bar aller Tugend. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr gleicht getünchten Gräbern.
Meine Kinder, das ist der wunde Punkt der Gesellschaft, wie ihr sie kennt. Da sie so ist, was habt ihr zu tun, um gut und fromm zu bleiben? Geht zu unserem Herrn, bittet ihn um seine Hilfe und sagt ihm, was der hl. Petrus zu ihm gesagt hat: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“ Tut das, geht zu unserem Herrn, wenn ihr Leid und Anfechtungen erfahrt, innere Versuchungen. Macht eine kleine Besuchung beim heiligen Sakrament, bei unserem Herrn im Tabernakel. Wenn ihr am Morgen die heilige Kommunion empfangen habt, dann denkt daran, dass Er da ist, und sagt ihm: „Mein Gott, du bist in mein Herz gekommen, meine Seele betet dich an.“
Das ist das christliche Leben, meine Kinder. Macht euer Gebet gut, denkt während der Arbeit von Zeit zu Zeit an den Heiland und ihr werdet euch am Abend glücklich fühlen, denn euer Tag wird ein christlicher Tag gewesen sein, ein geheiligter Tag. Ihr wisst, dass alles das, was ich euch hier sage, die Wahrheit ist. Wenn meine Worte euch zu Herzen gehen, sagt ihr: „Das ist wahr.“ Ihr gebt die Wahrheit dessen zu, was ich euch sage. Haltet also die Unterweisung dieses Morgens gut fest. Oh ja, glaubt mir, kommt zu unserem Herrn, um nicht wankend zu werden. In seiner Nähe ist es gut. In seiner göttlichen Gesellschaft werdet ihr glückliche Tage auf Erden haben und ihr werdet ewig glücklich sein im Himmel, wenn ihr ausdauernd seid.
