Kapitelvorträge für die Oblaten 1873-1899

      

Kapitel vom 26.10.1892: Der „Weg“

Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass wir die Treue zu unserem Institut und zu unserem Institut und zu unserem Geist bewahren, mit einem Wort: dass wir Oblaten sind. Alles, was wir außerhalb dieses Geistes täten, brächte uns keinerlei Nutzen, „so gut es auch scheinen mag und in Wirklichkeit auch ist, für sie wäre es nicht gut, dessen versichere ich sie…“

Alles, was wir tun sollen, ist in der Tat enthalten in der Lehre des hl. Franz v. Sales und unmittelbarer noch in den Unterweisungen und Schriften der Guten Mutter Maria Salesia, deren Lehre soeben vom Hl. Vater als irrtumslos anerkannt wurde.

Um uns darüber hinaus zu diesem Weg und zu diesen Lehren zu ermuntern, besitzen wir den Auftrag des Papstes Leo XIII.: „Arbeitet in diesem Gedankengang“, hat er mir befohlen. „Ich, der Papst, werde mit euch arbeiten.“ Wer immer diesem Weg folgt, wird also den Willen Gottes überall finden und erfüllen. Kann es eine stärkere Ermutigung geben als diese? Besteht nicht die Pflicht eines jeden, der sein Heil wirken will, darin, den Weg zu finden, zu dem er berufen ist und ihn dann so gut wie möglich zu gehen? Mitunter findet man diesen uns bestimmten Weg erst spät im Leben oder überhaupt nicht. Wie viel Unsicherheit und Zögern dann, wie viele Sorgen selbst bei heiligmäßigen Seelen! Wir hingegen haben nichts zu befürchten und nicht lange suchen. Mit dem Wort und dem Auftrag des Papstes ausgerüstet, sind wir sicher, persönlich den Willen Gottes zu erfüllen. Natürlich genügt es nicht, auf dem rechten Wege zu stehen. Man muss ihn auch gehen, so wie es nicht genügen würde, den Willen Gottes zu kennen. Man muss ihn zu seinem eigenen machen. Ich will euch jetzt einige Punkte aus dem Lehrgut der Guten Mutter anführen, auf die ich eure Aufmerksamkeit lenken möchte. Hört gut zu!

Alles, was uns Gott schenkt, wird dem entsprechen, was wir ihm schenken. Er wird uns genau das sein, was wir für ihn sind.

Sprach man zur Guten Mutter von natürlichen Gnaden, die Gott gewissen Personen geschenkt habe, so erkundigte sie sich bevor sie sich ein Urteil bildete, genau über das Leben und die Werke der betreffenden Personen…

Seien wir also gut, damit Gott uns gegenüber gut ist und uns seine Geschenke anbietet. Gottes Gaben sind wahrlich nicht zu verachten und zum Fenster hinauszuwerfen.

Alles, was wir tun, muss mit dem Willen Gottes übereinstimmen. D.h., mit dem Gehorsam. Eine Stunde, ja schon eine Viertelstunde Handarbeit, die wir im Gehorsam verrichten, hat mehr Wert in sich als drei Stunden Betrachtung, der wir uns ohne Gehorsam hingeben. Unsere Devise muss also im Gegensatz zu den Jesuiten lauten: Alles gemäß dem Willen Gottes.

Ich empfehle euch dringend, diese Lehre wohl zu bewahren und treu zu verwirklichen. Sie ist unser Erbgut, unser Schatz. Sind wir dagegen untreu, dann müssen wir fürchten, dass Gott die Fackel der Wahrheit, die er für uns bestimmte, damit wir sie anderen weiterreichen, von uns wegnimmt. Dann wären wir aber ohne jeden Nutzen für die Kirche.

Am Schluss empfehle ich wieder herzlich, für unsere Missionare zu beten, besonders für jene, die demnächst abreisen werden.

D.s.b.