Kapitel vom 21.03.1888: Mit allen Menschen Frieden halten – unter allen Umständen.
Heute komme ich auf einen Gedanken zurück, der mich sehr beschäftigt. Es sind die Worte, die mir Papst Leo XIII. bei seiner letzten Audienz sagte. Er legte so starkes und lebhaftes Gewicht auf den Frieden, auf die Verpflichtung, die wir haben, den Frieden zu schaffen. Die Früchte, die wir aus dem Frieden ziehen und die Gott daran knüpfte, sind so zahlreich, dass wir noch einmal auf diese Empfehlungen des Hl. Vaters zurückkommen und noch ein Wort über den Frieden sagen werden. Wir werden uns bemühen, den Frieden in allen und mit allen zu erhalten. Zuerst der Friede mit uns selbst, mit unserem Gewissen. Wir werden nichts behalten, was uns verwirren könnte, wir werden alle unsere Fehler gestehen, das ist selbstverständlich. Aber in unseren Verwirrungen, unserer Unruhe werden wir wohl unsere Seele unserem Novizenmeister, unserem Beichtvater öffnen, um immer im Frieden mit uns selbst zu leben. Das ist die erste Bedingung des Friedens. Wenn man nicht in Frieden mit Draußen ist, so hat man sehr oft nicht begonnen, es in sich zu sein. Wenn man nicht gut ausgeglichen ist, so hat man sehr oft nicht begonnen, es in sich zu sein. Wenn man nicht gut ausgeglichen ist, wenn man nicht gut auf dem Platz ist, auf dem Gott uns haben möchte, ist es die Verwirrung im Inneren, und man hat das Bedürfnis, diese Verwirrung nach außen zu verbergen.
Dann der Friede mit unserem Direktorium, mit unseren Regeln und Satzungen. Suchen wir keinen Streit mit unserer hl. Regel und mit allem, was wir versprochen haben mit unseren Gelübden, der Armut, der Keuschheit und dem Gehorsam: Manchmal befindet man sich nicht gut im Sinne der Armut: Das ist sehr ernst. Wir sind unter schwerer Sünde zur Übung unserer Gelübde verpflichtet. Lesen Sie die Theologen zu diesem Thema! Es gibt einige, die außergewöhnliche Dinge darüber sagen, manchmal auch schwere. Die Gemäßigten, die Mildesten sagen darüber Dinge, die erschrecken können. Man entzieht sich der Übung der Armut nur durch das Mittel des Gehorsams: außerhalb davon ist es eine äußerst schwierige Sache. Achtet gut darauf, beichtet die geringsten Verfehlungen zu diesem Thema. Noch einmal, führt keinen Krieg mit eurem Direktorium und euren religiösen Verpflichtungen. Und man betrachte die Gelübde nicht als eine Kleinigkeit. Der Ordensmann, der heute sein Gelübde bricht, wird morgen die Gebote der Kirche übertreten, übermorgen die Gebote Gottes und er geht geradewegs in die Verdammung hinunter. Das macht sogar einen Zustand der Verdammnis. Wir werden das verstehen, wenn wir ein wenig die Theologie in den Büchern oder in den Seelen studiert haben. Der Friede mit all jenen, die uns umgeben, dann ist da im Willen unseres Hl. Vaters, des Papstes, dem Organ unseres Herrn. Der Friede mit unseren Mitbrüdern, mit allen unseren Patres, mit allen, mit denen wir gewohnheitsmäßig Beziehungen haben. Bringen wir alle Opfer, die zu bringen uns möglich sind, alle vorstellbaren Opfer. In seiner so sicheren und praktischen Theologie behauptet der hl. Franz v. Sales, dass die Übung der Nächstenliebe genüge, um die Ordensgelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams zu ersetzen. Er hätte eine Gemeinschaft gründen wollen, die kein anderes Band als das der Nächstenliebe hat, denn dieses Band ist stärker als der Tod und fester als die Hölle, nichts kann es zerreißen. Es ist also das beste Band, das die Seelen vereinen kann. Bringen wir alle möglichen Opfer, um dieses Band enger zu knüpfen. „Der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Gewahrsam nehmen.“ (Phil 4,7).
Der Friede gegenüber den von den Oberen gegebenen Gehorsamsaufgaben: Unterwerft euch, gebt euch ihnen hin, und gebt euch selbst auf. Möge ihr Herz und ihr Verstand nicht im Gegensatz dazu stehen, aber sie möge sich diesem großen und unbestreitbaren Prinzip unterwerfen, dass die Oberen beim Befehlen irren können, aber dass ihr nie irrt, wenn ihr gehorcht. Der Friede mit euren Oberen, mit euren Anordnungen, liebevoller Friede, der euch immer zu einem großherzigen Gehorsam bringen wird.
Der Friede mit euren Schülern: man muss diesen Frieden gut verstehen, man muss Gott um sein Licht bitten, um es gut zu beurteilen. Gott ist allmächtig. Wie geschieht es also, dass nicht alle vollkommen sind? Gott gab nicht jedem die Gnade der Vollkommenheit und er verlangt sie auch nicht von allem. Und wenn wir von den anderen verlangen, vollkommen zu sein, sind wir ungerecht. Man soll nicht 100.000 Franken von jemandem verlangen, der nur 100 Sous in seiner Tasche hat. Habt genug Urteilskraft, um nur zu verlangen, was jeder geben kann, und ersetzt ihr das Übrige durch die Liebe und die Güte. Seid auch so mit ihren Schülern: es wird euch deshalb nicht an Festigkeit fehlen. Möge euer Verhalten so ein Geist des Friedens, der Versöhnung sein, hegt euch den Wunsch, alles zu ersetzen, das fehlt.
Der Friede mit den anderen Kongregationen, mit den Ordensleuten: Mögen wir alle möglichen Opfer bringen können, um den Frieden zu wahren. Es kann da ohne Zweifel Gründe zur Klage geben. So angemessen ihr auch scheinen mögt, vermeidet sie sorgfältig. Ich will gewisse unschuldige Scherze absolut nicht verurteilen, aber man muss sich wohl hüten, dass man nie sagt, dass die Oblaten gegen dies oder jenes sind. Das ist der Gedanke des Hl. Vaters.
Sagen wir nie Schlechtes von jemandem, weder von den Jesuiten noch von den Dominikanern noch von anderen. Jeder kann seine kleinen Unstimmigkeiten haben. Wahren wie sie! Widersprechen wir nicht der formellen Anordnung unseres Hl. Vaters, des Papstes. Dies wird eine kleine Abtötung sein, aber diese Abtötung wird den ehrenhaft hinstellen, der den Mut haben wird, sie mutig zu machen und um sich herum Frieden herrschen zu lassen. Wir werden uns alle über diese Punkte, die einen und die anderen erforschen. Wir werden sehen, ob wir gut in Frieden mit Gott, mit unseren Gewissen, mit unserem Direktorium, unseren Satzungen, unseren Gelübden, unseren Mitbrüdern, unseren Schülern, den Personen, die uns anvertraut sind, sind.
Ich komme auf die Schüler zurück. Ich will nicht sagen, dass man sie nicht schimpfen soll, ihnen keine Strafe geben soll. Macht all das, aber in Frieden. Handelt nicht aus persönlicher Ablehnung (?). Habt genügend Urteilskraft, um nicht mehr zu verlangen, als das Kind geben kann. Erziehung kommt von Erbauung und man erbaut Stein auf Stein. Seid also wohl in Frieden mit jedermann, mit allen Personen, mit denen ihr in Verbindung seid. Redet nicht schlecht von diesen oder jenem, von dieser oder jener Kongregation, das wird ruchbar, das wird die Saat von Hass und Entfernung. Wenn ich das sage, erfülle ich die Aufgabe, die mir unser Hl. Vater, der Papst, gegeben hat. Ich predige den Frieden, ich „der Mann des Friedens“ sein.
Ich empfehle euch, wohl für Kardinal Czacki zu beten. Er war einer unsere großen Beschützer, und er war immer sehr gut gegen uns. Er liebte unsere Werke. Er gab uns viele Ratschläge für unsere Kollegs, unsere Jugendwerke. Er hat uns dazu gebracht, Arbeiter für unsere Kollegs auszubilden, das Ideal der alten Abteien zu verwirklichen, wo alles im Haus und von den Bewohnern des Hauses gemacht wurde. Er gab uns auch noch viele andere Gedanken, die uns lange Gespräche einbrachten, die wir mit ihm hatten, P. Deshaires und ich. Wir werden ihn bitten, dass er uns weiterhin seinen Schutz gewährt, jetzt, wo er bei Gott ist.
Wir werden auch für Msgr. Fiala, den Bischof von Basel beten, der sehr krank ist. Er war immer sehr ergeben der Sache der Guten Mutter. Er bezeugte uns mehrmals viel Wohlwollen, vor allem zur Zeit des Eucharistischen Kongresses von Fribourg. Es ist der Bischof der Heiligsprechung. Es ist auch der Jahrestag des Todes von P. Bellarmin. Seine Mutter hat mir geschrieben, um ihm den Gebeten der Gemeinschaft zu empfehlen. Sie wünscht sich, dass wir nicht nur für ihn beten, sondern auch für seine ganze Familie, die sich, wie sie sagte, als ein Teil unserer Kongregation betrachtet, da sie einen Sohn hatte, der das Glück hatte, als Oblate des hl. Franz v. Sales zu sterben.
D.s.b.
(Übersetzung: Adelinde Heidenreich)
