Kapitelvorträge für die Oblaten 1873-1899

      

Kapitel vom 06.07.1887: Der Krieg, der uns macht.

„Die Mitglieder der Genossenschaft stellen sich unter den Schutz des hl. Franz v. Sales.“
Das ernsteste und wichtigste Motiv, unsere hl. Regel zu üben, ist zweifellos unsere persönliche Heiligung, unser Heil. Dazu sind wir ins Kloster gegangen. Das muss unser Hauptmotiv sein, die Garantie für unsere Zukunft und unsere Ewigkeit. Dieses Ziel wird uns mit Sicherheit zur Genauigkeit und Treue gegenüber unserer hl. Regel veranlassen.

Ein weiterer Beweggrund von hoher Wichtigkeit für uns und die hl. Kirche, ist der Nutzen, den wir der Kirche Gottes zufügen, ist die Summe an Diensten, die wir der Gemeinschaft der Heiligen angedeihen lassen sollen.

Ich möchte heute eure Aufmerksamkeit auf diesen zweiten Punkt lenken. Dafür verwende ich aktuelle Umstände, die uns betreffen. Es besteht kein Zweifel, dass unser Werk zurzeit an dem Punkt angelangt ist, wo der hl. Petrus stand, als unser Herr für ihn betete: „Satanas expetivit vos ut cribaret sicut triticum. Ego autem rogavi pro te, ut non deficiat fides tua.“ (Anm.: „Satan hat verlangt, euch zu sieben wie man Weizen siebt. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke.“). Umstände, die aufzuführen überflüssig ist, sind schuld, dass in der öffentlichen Meinung ein gewisses Schwanken uns gegenüber festzustellen ist, im Episkopat und anderswo. Unter den Menschen, die uns nicht kennen, sind die einen gleichgültig, die anderen gutgläubig, indem sie meinen, gut zu folgen. Das Wort ist hier am Platz, sie jagen und verfolgen uns, als ob wir Bösewichter wären. Eine starke Bewegung, ein äußerst rühriger Kampf ist entbrannt um uns herum. Das wird mir von vielerlei Seiten zugetragen. Mehrere Personen haben mir versichert: was ihr tut, muss wahrhaft göttlich sein, denn ohne dies wäre eure Arbeit schon zusammengebrochen. Wenn Sie wüssten, was sich alles gegen euch tut und sagt…

Da ist der Augenblick gekommen zu handeln, denn der Kampf ist äußerst lebhaft. Ich erfuhr all das auf meiner Reise von verschiedenen Seiten her, durch Briefe, die ich empfange und Menschen, die ich sehe.

Unsere Pflicht ist da, die Kongregation zu stützen, nicht indem wir uns selber verteidigen und in die Bresche stürmen… sondern indem wir uns festigen, jeder einzelne, in unserer Berufung, indem wir echte Ordensleute werden, Männer, die sich durchsetzen, nicht indem sie sich selber zur Geltung bringen, sondern indem sie sich ihrem Lehrgut, ihrer Gedankenwelt gleichförmig machen. Es gibt keinen Krieg gegen den, der sich auf den Heiland verlässt und auf sein Kreuz stützt. Dieser ist nicht zu erschüttern. Verlassen wir jetzt unseren Posten nicht. Nicht einen einzigen Augenblick! Unser Posten aber ist das Direktorium.

Im Augenblick unserer Prüfung, der Versuchung können und sollen wir um uns nur so verteidigen, dass wir Vertrauen auf Gott und Misstrauen gegen uns selbst haben.

Diese derzeitige Lage bietet einen großen Vorteil, indem sie die Kongregation (von innen her) festigt. Je mehr ein Baum erschüttert wird, umso tiefer graben sich seine Wurzeln ins Erdreich hinein. Der Krieg, den man da gegen uns führt, zwingt uns, wahrhafte Ordensleute zu werden. Die Gnade Gottes wird uns da nicht fehlen! Wir haben die Hilfe der Guten Mutter als gesicherter Besitz. Wir verfügen weiterhin über die Gnaden, die die Übung der hl. Regel mit sich bringt, und so werden wir über die Hilfe, die Stütze und die Tröstungen Gottes umso umfassender verfügen, als wir ihrer dringender bedürfen.

Ich fasse zusammen: Wir müssen kluge Schlaumeier sein: so stark beim Herrn durch unsere Treue, so ausgelöscht durch unsere Demut bei allen Menschen, dass unser Herr selbst unsere Angelegenheiten erledigt und alles einen guten Verlauf nimmt.