Kapitel vom 01.12.1886: Die Einsamkeit. Das Handbuch. Das Direktorium.
„Jedes Jahr machen sie die vorgeschriebenen geistlichen Exerzitien.“ Bei diesen jährlichen Exerzitien sollen wir keine Gewaltanstrengungen vornehmen, weil die Reaktion sonst auf dem Fuß folgt. Unser Wille gleicht einem Gummiband: nach einem heftigen Vorwärtszug folgt Rückschlag automatisch. Gewiss belohnt Gott eine Anstrengung. Ist letztere aber gewaltsam, birgt sie Gefahren, ob die Anstrengung vom Willen oder vom Herzen ausging. Unsere Bemühungen während der Exerzitien sollten sich lieber auf Gott als auf uns richten.
Mühen wir uns zunächst, den Wandel in der Gegenwart Gottes zu erlernen, der uns an erster Stelle empfohlen ist. Hier ist für uns alles enthalten, das haben wir schon oft betont.
Eine weitere Bemühung betreffe die Betrachtung. Fragen wir unseren Seelenführer um Rat. Muss da etwas geändert werden, wird er es uns sagen. Macht während der Exerzitien eure Betrachtung nicht anders als während des ganzen Jahres. Gewiss sollen wir über die großen Glaubenswahrheiten nachsinnen. Das ließ auch unser hl. Stifter seine Philotheen tun, doch seien das Ausnahmen. Bei Exerzitien oder auch sonst bestehe unsere Betrachtung aus einem innigen Zwiegespräch mit Gott.
Sodann machen wir gute Gewissenserforschung und werden uns darüber klar, was Gott uns vorzuwerfen hat.
Die Einkehrtage haben immer, wie die Erfahrung beweist, eine gewaltige Tragweite für die Seele, die alle Exerzitienübungen exakt mitmacht. Dabei braucht sie wahrlich keine großen Anstrengungen zu machen und kann auch ohne Gefühle und Befriedigungen auskommen. Was wir nämlich während der Exerzitientage entbehren, stellt sich dann im Laufe des kommenden Jahres ein. So also wollen wir es bei den geistlichen Übungen halten, und halten auch andere dazu an. Auf die Verschiedenheit der Naturen und Geister heißt es da Rücksicht nehmen. Während dieser Tage sollen wir uns beschäftigt halten, soweit dies nötig ist. Doch dürfen wir nicht zu viel Gewicht auf die Arbeit des Geistes legen. Es ist ja ganz schön, seinen Geist mit guten Dingen zu beschäftigen, vordringlich aber heißt es sich in Sammlung, Gelehrigkeit und Gottvereinigung erhalten. Gott ist und bleibt der große Exerzitienleiter.
„Während der Exerzitien ist es verboten, sich einer fremden Seelenführung zu unterstellen.“
(Anm. des Übersetzers: „Dieser Satz lässt sich in den neueren Regelbüchlein nicht mehr finden, wurde also offenbar gestrichen.“). Sollte solch eine Führung notwendig sein, müsste man sie zu einer anderen Zeit in Anspruch nehmen. Das ist ein sehr wichtiger Punkt in Anspruch nehmen. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. In den religiösen Orden sollte man eigentlich die Exerzitien nur für sich privat machen. Das ist nämlich die Zeit der Vorratsbeschaffung und man täte deshalb gut daran, die Exerzitien seinen eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten angemessen und seinem Amt entsprechend zu machen, sie unter sich, mit dem Herrn zusammen, zu machen, sich mit dem Brot der Familie zu nähren, sich zu ermuntern, in der gemeinsamen Art und Weise zu handeln, zu denken und zu beten, zu verharren.
Bei der Exerzitienbeichte erforsche man das ganze verflossene Jahr.
Sprechen wir noch einmal über das „Handbüchlein“ („Manuel“). Ich wünsche, dass ihr alle eins besitzt und es gebraucht in euren Beziehungen zu den Schülern.
Ich komme auf meine Idee zurück, weil ich das für eine wichtige Sache halte. Wir brauchen ein Handbuch, denn es kann uns alles bedeuten, wenn man sich damit durchdringt und es auch ausführt. Seht das Evangelium, das jüdische Volk oder die Bibel an.
Jedermann möge sich darum in seinem Umgang mit den Schülern von den Gedanken dieses Büchleins inspirieren lassen. Für die Ratschläge bei der Beichte und der Seelenführung diene es als Ausgangspunkt. Solange die Kompassnadel nicht den Nordpol gefunden hat, zittert sie unschlüssig umher. Dies Büchlein sei unser Nordpol. Die Schüler sollen dank unserer Vermittlung dies Handbüchlein schätzen lernen. Ein Buch kann uns den Weg zum Himmel finden lassen! Ein Buch kann unsere Berufung bestimmen und die großen Gnaden der Zukunft vorbereiten! Ich wünsche sehr, dass man dem große Bedeutung beimisst, sowohl, was das Gebetsleben wie die Seelenführung betrifft, die Vorbereitung auf die Sakramente wie die Ideen, die man den jungen Leuten einprägen will.
Dieses Büchlein sei kurz, aber selbst wenn es noch kürzer wäre, würde es genügen, um viel Gutes zu wirken.
Ich wünsche, dass man meine Anweisungen für das Handbüchlein niederschreibe und es an die anderen Häuser sende. Das Direktorium ist die Grundlage unseres Lebens, dieses Handbuch sei die Grundlage des Lebens unserer Schüler. Die guten Schüler sollen es praktizieren, die mittelmäßigen sollen versuchen, auch soweit zu kommen, die weniger guten sollen es wenigstens hochschätzen. Dann werden sie keine unbedeutenden und langweiligen Menschen werden. Dies Büchlein ist ein ausgezeichnetes Mittel, in der Erziehung es zu etwas Gelungenem zu bringen, als Grundlage des Unterrichtes und der Leitung. Es bereitet keine Schwierigkeit, es bei den Schülern beliebt zu machen, zumal es kein gewöhnliches Buch ist. Gott wird sie segnen, die tun, was ich da sage. Er wird mit ihnen sein. Ich halte das für eine sehr wichtige Angelegenheit.
