Unsere Briefe und Beziehungen zur Welt
Die Satzungen fordern uns auf, in unseren Briefen alles zu vermeiden, was nach dem Geist und der Liebe zur Welt aussieht. Nichts ist trauriger als Briefe von Ordensleuten, die voll sind von weltlichem Geist. Unser hl. Stifter sagt, Frauen müsse man „mit der Spitze eines Federmessers“ schreiben.
Eine Art von Weltlichkeit sei uns besonders verpönt: das sind die Ausdrücke, die menschliche Zuneigung verraten. Das ist sehr übel und ein enormer Fehler. Die Briefe eines Ordensmannes sollten immer so abgefasst sein, dass sie jedermann lesen kann.
Gebrauchen wir den Stil des hl. Franz v. Sales, natürliche mit einigen Änderungen, weil zu seiner Zeit die französische Sprache sich noch gewisse Redewendungen erlaubte, die heutzutage Ärgernis erregen würde.
Schreiben wir religiös, wohlwollend und würdig. Geben wir, um es noch einmal zu sagen, acht auf menschliche Zuneigung. Der hl. Hieronymus sagt, es beginne oft mit dem Geist und ende mit dem Fleisch. In den Beziehungen zur Außenwelt sind zwei Kategorien von Menschen zu fürchten: jene, die sich mehr oder weniger liebevollen Gefühlen hingeben und solchen, die nur so tun als ob, ohne etwas dabei zu empfinden. Desgleichen gibt es zwei gefährliche Weisen, sich selber diesen Menschen gegenüber zu verhalten: sich zu Zuneigung hinreißen lassen oder aus Neugierde damit zu spielen. Gott verließe jedenfalls schnell einen Ordensmann, der menschliche Zuneigungen hegen würde. Seien wir auf der Hut! Frauen sind geschickter als Männer, und kennen die Mittel besser, sich solcher Zuneigungen zu bedienen, die jede Art von Schwierigkeiten erzeugen.
In unseren Werken und Beziehungen zu Weltmenschen müssen wir darauf bedacht sein, dass unser guter Ruf immer fleckenlos und unser Herz immer frei bleibe. Man kann dies leicht erkennen, wenn wir uns prüfen, ob wir keine Anhänglichkeiten unterhalten, die die Grenzen des Gewöhnlichen und Üblichen überschreiten. Denn in diesem Fall ist nichts zu befürchten.
Die Satzungen empfehlen uns des Weiteren, beim Essen und Trinken mäßig zu sein. Diese kleinen Überwindungen sollten wir nie übersehen, da wir ja sonst keine Abtötungen haben. Praktizieren wir sie darum treu, ob nun positiv, indem wir auf etwas Gutes verzichten, oder negativ, indem wir Gott aufopfern, was uns weniger schmeckt.
Bitten wir die allerseligste Jungfrau und unsere hl. Schutzengel, unser Gelübde der Keuschheit zu beschützen. Wir haben auf menschliche Affekte verzichtet, um unseren Herrn allein zu lieben.
Danken wir unserem Herrn, dass er uns in eine Kongregation berufen hat, wo man mit unserem Herrn so innig verbunden ist. Es gibt in der Kirche zwei verschiedene Lebensweisen: das Leben des hl. Petrus: ein Leben der Arbeit, und das Leben des hl. Johannes: ein Leben der Liebe und Gotteinigung. Die Liebe regiert hier alles, ist die Triebkraft unseres Lebens, die Kraft, die uns lenkt.
