Kapitel vom 17.02.1886: Die Laienbrüder. Die Arbeit. Die Freimaurerei. Das Postulat.
Die Genossenschaft besteht aus Priestern und Brüdern, sagt die hl. Regel. So ist es in allen derzeitigen Orden. Das gab es nicht vor dem XI. Jahrhundert. Das erste Mal wurde in der Abtei zu Vallumbrosa der Rang der Brüder eingesetzt. Und der Grund dafür war, dass die meisten, die dort eintraten, in den niedrigsten Diensten beschäftigt zu werden wünschten. Wenn eine hohe Persönlichkeit kam, bat sie den Abt um die Gunst, die untersten Funktionen des Haushaltes ausüben zu dürfen. Als man ihrer Bitte widerstand, setzten die Neuankömmlinge ihren Einfluss bei Fürsten und Königen ein, um in der Küche beschäftigt zu werden. Darum setzte schließlich das Generalkapitel einen zweiten Rang ein, dem die Sorge für die materiellen Dinge anvertraut wurde.
Was diese Mönche zu diesen Diensten trieb, war nicht nur ihre Demut, sondern weil Gott denen mehr Gnade gewährt, die sich materiellen Dingen abgeben, mehr als solchen, die ihr Tagewerk mit Betrachtung oder dem feierlichen Gesang des Offiziums verbringen. Die großen Heiligen der alten Orden taten materielle Dienste und führten den Haushalt. Gar kein Zweifel: die Handarbeit, die im klösterlichen Geist verrichtet wird, im Geist des hl. Franz v. Sales, ist ein wirksames Mittel, zur Heiligkeit zu gelangen, und die Gnaden, die Gott dieser Art Arbeit gewährt, können durchaus unsere Wünsche entflammen, mit allen zu wetteifern, die sich durch das Ordensleben heiligen wollen.
Diese zwei Ränge wurden bald überall eingeführt, und als der Ordensgeist erlahmte, wurde die Grenzlinie zwischen diesen beiden Ordnungen immer stärker betont. Die Ordensgemeinschaften vernachlässigten in manchen ihre ersten Praktiken. Man vergaß, dass man Brüder und Schwestern vor sich hatte und behandelte sie kaum besser als Hausangestellte. Die Lockerung der Disziplin griff immer weiter um sich, als die große Französische Revolution wie eine Züchtigung hereinbrach. In den Zeiten, wo die Kirche noch Herrin war und den Ton angab, gehörte die Erde, auf der sie lebte, dem Schöpfergott, und die Kirche behandelte diese Erde als Eigentum Gottes. Wir müssen uns freimachen von den Ideen der Freimaurerei, die sich überall, selbst im Klerus, breitmacht. Gott ist und bleibt der Herr im eigenen Haus und der Schöpfer ist überall da zu Hause, wo seine Geschöpfe leben. Gott soll man also inmitten seiner Kreaturen lassen und suchen. Diese Ordnung der Dinge wolle die Große Revolution zerstören und seitdem herrschte Unordnung und ein schrecklicher Verfall. Unsere Laienbrüder haben darum eine äußerst glückliche Sendung in der Welt zu erfüllen. Sie haben sicher den besseren Teil erwählt. Wenn sie treu ihr Direktorium erfüllen, finden sie in ihren materiellen Arbeiten ein ganz zuverlässiges und ungemein wirksames Mittel zur Heiligung.
Darum haben auch viele Orden für alle ohne Ausnahme körperliche Arbeit vorgeschrieben. Die Kartäuser haben alle ein Handwerk erlernt, wo sie sich von den Mühen der Kontemplation erholen, und gerade das wird ihnen zu einem mächtigen Mittel der Selbstheiligung.
Alles, was in einer Genossenschaft geschieht, in Punkto materieller Arbeit, Sparsamkeit, Ökonomie, Gewerbe (Wirtschaft, Industrie) wenn man will, muss mit großer Ehrfurcht umgeben werden wie es einer Sache Gottes gebührt. Die Gute Mutter sagte, dem Zeichen des Kreuzes gebühre Verehrung: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes. Gott-Vater aber sei nicht geringer als der Sohn und den Vater verehre man durch die Schöpfung, so wie man den Sohn ehrt durch die Erlösung, die hl. Kommunion, und den Hl. Geist durch die Treue zu seiner Gnade. Lasst uns darum den Vater ehren, indem wir die zeitlichen Geschäfte mit großer Sorgfalt verrichten. Es sind dies heilige Dinge, die Gott gehören. Das ist für uns wesentlich. Wir wollen Gott anbeten als den Vater und den Schöpfer, den Sohn als den Erlöser und den Hl. Geist als den Heiligmacher. Dem Vater gebührt unsere Anbetung ebenso wie dem Sohn und dem Hl. Geist.
Unsere Ordensbrüder sollen also ihre Zeit gut anwenden und die materiellen Dinge mit Andacht gebrauchen. Mir liegt sehr viel daran! Die Wut des entfesselten Teufels tobt gerade gegen dies. Die Freimaurerei konzentriert alle ihre Anstrengungen gerade gegen diese Heiligung. Betrachtet nur die Wut der Freimaurer zu Monteau-les-Mines gegen H. Cagot, der Christ ist und das Los der Arbeiter bessern möchte. Jedes Mal, wenn ich Gelegenheit habe, mit einem jungen Menschen dort durch die Stadt zu gehen, begegne ich Menschen von 40, 50 Jahren, die mich mit wilden Augen ansehen: sie gönnen es mir nicht! Man könnte meinen, es seien wilde Tiere, die in ihren Höhlen zum Sprung gekauert liegen. Das hat es in diesem Ausmaß noch nie gegeben. Sie möchten alles in ihre Gewalt bekommen. Und das ist logisch, da der Teufel sich von den Freimaurern anbeten lässt. Ich hatte diesbezüglich Geschichten und vertrauliche Dinge gehört, die ich als Torheiten abtat. Jetzt aber muss ich einsehen, dass dies stimmte. Man veröffentlicht jetzt Enthüllungen, wo diese Dinge als wahr bewiesen werden. Die Freimaurerei ist im Letzten der Kult des Satans, verkleinert unter jeder Art von komischen und possenhaften Erscheinungen. Der große Architekt des Weltalls ist nicht der Schöpfergott, sondern der Teufel, den sie für den Weltenbauer halten. Mit solchen Gedankengängen müssen wir den Kampf aufnehmen, indem wir uns nicht nur gegen die Freimaurer schlagen, sondern gegen den Teufel selbst. Und das können wir, wenn wir Gott zugleich mit den Seelen auch die materielle Welt zurückgeben, die man ihm entreißen will.
Unsere Brüder mögen darum Gott im Gebrauch der materiellen Dinge die Ehre und den Ruhm zurückgeben, und zwar durch einen Glauben und eine Liebe, die ebenso groß sind wie der Glaube und die Liebe, die sie Gott beim Empfang der Sakramente beweisen. In den Augen Gotten wird der Erfolg der gleiche sein. Mag es auch unseren Augen nicht so scheinen. Der Gebrauch der materiellen Dinge sollte für uns ein fast ebenso mächtiges Mittel sein, zu Gott zu gehen. Die Ordensbrüder sind von einer außerordentlichen Wichtigkeit in unserem Orden. Als der Bischof von Kapstadt die Propaganda fide aufsuchte, um sie zu bitten, eine Apostolische Präfektur am Oranje aufzurichten, legte er Gewicht auf die Feststellung, da unsere Patres den alten Mönchen und Handarbeiten glichen, die den wilden Völkern Lehre und Beispiel predigen.
Das Kreuzzeichen beginnt mit der Anrufung des Vaters: der Schöpfer kommt also an erster Stelle. Wir beginnen darum ebenfalls mit unseren Laienbrüdern. Die hl. Regel erlaubt es ihnen, wenn sie das wollen, das Große Offizium oder das Offizium der Allerseligsten Jungfrau zu beten, während sie sich für gewöhnlich mit dem Offizium ihrer Vaterunser begnügen.
Die hl. Regel reserviert einige Ämter den Patres uns schließt damit die Brüder davon aus. Sie schließt sie aber nicht vom Amt des Ökonomen aus, das infolgedessen auch Brüdern übergeben werden kann wie auch den Fratres, die noch nicht die höheren Weihen empfangen haben. Die Brüder sollen darauf bedacht sein, ihre Ämter mit großer Gewissenhaftigkeit und Hingabe zu versehen, mit einem Glauben und einer Aufmerksamkeit, die denen der Priester gleicht, wenn sie die hl. Messe lesen. Erweist sich ein Bruder als treu, dann ist sein Los dem der anderen um ein Vielfaches vorzuziehen, und zwar wegen der Leichtigkeit, mit der er sein Heil wirkt. Er arbeitet in gleichem Maße für seine eigene Heiligung wie er der ganzen Kongregation nützt.
Die hl. Regel ordnet desweiteren an, man müsse 16 Jahre alt sein, um ins Noviziat aufgenommen zu werden. Das geschieht zwar selten, doch kann man z.B. wegen des Militärgesetzes dazu gezwungen sein. Auch Don Bosco lässt seine Ordensleute mit 16 Jahren schon die Gelübde ablegen und gibt ihnen den Talar schon mit 13 oder 14 Jahren. Auf diese Weise dringen diese jungen Menschen schon früh ins ganze klösterliche Leben ein, und die Versuchungen des Militärdienstes können ihnen und ihrem Beruf nicht mehr so stark schaden. Gewiss kehren nicht alle ins Scholastikat zurück, doch die zurückkommen, sind sehr gute Ordensleute.
Wir müssen uns darum kümmern, Berufe zu gewinnen, vor allem in unseren seelsorgerlichen Werken und Internaten (Kollegien) und die jungen Seelen auf den Dienst Gottes vorbereiten. Wie dringend brauchen wir sie doch für die Werke, die wir bereits haben sowie für die, die wir noch übernehmen werden. Bereiten wir diese Berufe mit Hilfe der Mittel des hl. Franz v. Sales vor, indem wir sie aufmerksam machen auf die Gaben Gottes und auf das Licht, das ihre Seelen erleuchtet und sie zu ihren wahren Interessen macht.
Die Regel bestimmt sodann, was der Postulant für seinen Unterhalt aufbringen soll. Der Oberer, sein Rat und der Novizenmeister werden darauf achten, dass die Postulanten der Kongregation auch materielle Entschädigung leisten. Die Kirche wünscht, dass die Aufnahme von Mitgliedern mit allen Garantien umgeben wird, damit jedes Ärgernis und zugleich jede Notlage vermieden werde.
Zu diesem Zweck stellt sie auch die „Litterae testimoniales“ (Anm.: „Sittenzeugnis“) aus, von denen die Satzungen sprechen. Der Bischof muss sie immer ausstellen, ob sie gut oder schlecht ausfallen, wenn man ihn darum bittet. Stellt er sie nicht ordnungsgemäß aus, dann tut er dies „supra conscientiam Episcopi“, auf sein eigenes Gewissen hin, und der Postulant braucht sich nicht mehr darum zu kümmern.
Bitten wir den Herrn innig, uns Arbeiter in den Weinberg zu senden. „Rogate Dominum messis, ut mittat operarios in messem suam.“ (Anm.: „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“). Unser Herr konnte durchaus selber die nötigen Arbeiter senden, aber er will, dass sie erst nach dem Gebet kommen, das er seine Apostel zu verrichten heißt.
