Kapitelvorträge für die Oblaten 1873-1899

      

Kapitel vom 16.12.1885: Das Direktorium. Die Ordensregel.

Von neuem empfehle ich euch die Treue in der Übung des Direktoriums. Es ist unsere Substanz. Ohne das Direktorium das Nichts, da hört alles Sonderleben auf. Die gesamte Substanz, alle Mittel und bei der Morgenbetrachtung dieses Gedankens: Die Betrachtung muss eine Voraussicht beinhalten. Bis jetzt habe ich gegen diesen Punkt des Direktoriums verstoßen. Mein Gott, gib mir dein Licht, teile mir die Bewegung deiner Gnade mit. Ich bin ja nicht mehr dein Jünger. Wäre ich in der Übung der Guten Meinung treu geblieben, dann wäre ich der Spur deiner Füße weiter gefolgt. Zeige mir den Ort deiner Wohnung!

Die Gewohnheiten festigen sich durch die Wiederholung derselben Akte. Jetzt im Advent bemühen wir uns, während dieser Bußzeit mit der Hilfe des Direktoriums das Kreuz, das Gott uns schickt, willig anzunehmen.

Alle Oblaten und die ganze Kongregation haben einen Zweck zu erfüllen. Um diesen Zweck zu erfüllen. Um diesen Zweck zu verwirklichen, ist eine Summe von Arbeiten und Mühsalen zu ertragen.

Wer verteilt und teilt die Kreuze aus? „Talentum plumbi“ (Anm.: „Ein Bleigewicht.“), sagt der Prophet. Nicht der Mensch, Gott teilt die Kreuze zu und bestimmt die Summe der Leiden. Gott hat von Ewigkeit her in seiner väterlichen Güte und individuellen Liebe zu jedem einzelnen seine Wahl getroffen. Lassen wir ihm ruhig die Auswahl. Wenn das Volk Israel ein Ganzopfer darbrachte, umstanden die Leviten den Altar, der Hohepriester verteilte das Opfertier und teilte jedem von ihnen seinen Anteil zu, und die Kinder Levis nahmen den Teil entgegen, den die Hand des Hohenpriesters für sie ausgewählt hatte.

So wollen auch wir Tag für Tag und Stunde für Stunde mit Dankbarkeit und tiefer Ehrfurcht den Teil entgegennehmen, den Gott uns zuweist. Klagen wir nicht, der Anteil sei zu groß. Die väterliche Hand Gottes hat ihn uns zugewiesen. Je größer der Anteil ist, um so größere Liebe Gottes bezeugt er. Machen wir das zu unserer Lebensregel. Denken wir daran in unseren Beziehungen zu den Schülern und in den Seelsorgewerken. Nehmen wir in allem und jederzeit den Anteil an, den uns der gute Gott zuweist.

Wenn ich euch dies einschärfe, dann tue ich es im Hinblick auf den großen Kampf, den die hl. Kirche zur gegenwärtigen Stunde zu bestehen hat. Man verschließt den Verkündern des Evangeliums den Mund. Die Preußen unter Bismarck haben die Väter vom Hl. Geist aus den Missionsgebieten, die in ihrer Gewalt sind, ausgewiesen. Das wird unsere Mission in Pella interessanter machen, denn jetzt müssen wir allein die Katholiken der beiden Oranje-Ufer betreuen. Wir nehmen Anteil an diesen Leiden. Unsere Festung und Burg ist das Ordensleben, das Direktorium, die Summe der Mühen und Leiden, die der gute Gott uns zuteilt. Würden wir ihn lieben, dann würden wir gern leiden, zufrieden, dass wir etwas ertragen dürfen und zwar für unsere Mitbrüder, die Weltpriester.

Ich darf daran erinnern, dass wir niemals über das, was im Kapitel gesagt wird, reden wollen.