Kapitel vom 18.11.1885: Treiben wir keine Politik! Das Militärgesetz. Die Priesterweihe.
Ich empfehle der Kommunität die Intentionen des Hl. Vaters, Leos XIII., der eine Enzyklika an die Bischöfe und gleichzeitig an die Katholiken der ganzen Welt gerichtet hat. Er wünscht vor allem, dass keine Spaltung mehr gebe zwischen den Katholiken, wie es in den letzten Zeiten der Fall war. Leo XIII. möchte, dass alle eins sind, damit sie den gemeinsamen Feind, die Freimaurerei, bekämpfen können und die Kirche triumphiere. In den letzten Monaten hatten sich die katholischen Zeitungen zerstritten, daher die Spaltung unter den Katholiken. Sie exkommunizierten sich gegenseitig, die einen sprachen sich für die „Monde“ (Zeitung) aus, die anderen für „Univers“ etc. Gegen diese Uneinigkeit wendet sich die Enzyklika. Ihr habt davon nichts gewusst, von all diesen Spaltungen, weil ihr keine Zeitung lest. Lest auch weiterhin keine, wir haben anderes zu tun als uns mit Politik zu beschäftigen. Üben wir treu unser Direktorium und unterwerfen wir uns dem Willen Gottes, er wird uns nicht im Stich lassen. Ich finde es eines Priesters einfach unwürdig, seine Zeit damit zu verbringen, die Diskussionen in den Zeitungen zu lesen: im „Univers“, im „Monde“, dem „Gaulois“, dem „Soleil“, dem „Lune“, etc. Machen wir es vielmehr wie unser hl. Stifter und begnügen wir uns damit, Söhne der hl. Kirche und des Papstes zu sein. Ich empfehle den Gebeten der Kommunität all jene unserer Mitbrüder, die nächsten Sonntag an den Weihen teilnehmen. Es sind nicht weniger als acht Kandidaten... Ihr habt davon bisher nichts gewusst. Es wurde weder im Rat, noch im Kapitel besprochen, weil solche Fragen nur zwischen dem Oberen und dem Novizenmeister ausgemacht werden. Letzterer schlägt dem Oberen jene vor, die er zu den Weihen schicken zu können glaubt. Dann prüfen sie gemeinsam deren Würdigkeit. Zum Subdiakonat lassen wir all jene zu, die 21 Jahre alt sind, weil wir fürchten, das neue Militärgesetz werde demnächst durchgebracht und stelle uns eventuell vor plötzliche Entscheidungen. Kommt es durch, dann würde es die Vernichtung des französischen Klerus bedeuten. Es käme vielleicht zu einigen Ordensberufen, doch die Priesterseminare würden entvölkert: drei Jahre Kasernendienst würden den Priesterberuf sehr vieler Seminaristen vernichten. Beten wir darum, dass dieses unselige Gesetz nicht in der Abgeordnetenkammer durchkommt. Opfern wir dem Herrn dafür Tage der Treue auf. Dieses Mittel gebrauchte die Gute Mutter, wenn sie eine Gnade erlangen wollte. Ich selbst bediene mich seiner bei den Oblatinnen und kann behaupten, dass ich auf diese Weise schon sehr viele Dinge erhalten habe.
Ich empfehle den Gebeten der Kommunität die Seele des Herrn von Belot, des Neffen der Oberin der Heimsuchung, der plötzlich gestorben ist.
Gehen wir gern auf die Empfehlungen der Anliegen ein, die ich eurem Gebet anvertraue. Die Priester mögen diese Anliegen nicht beim Memento der hl. Messe vergessen. Schließt auch beim Beten des Breviers die Anliegen des Hl. Vaters ein, und verbringt Tage der Treue, indem ihr erhöhte Aufmerksamkeit der Erfüllung des Direktoriums widmet.
