Kapitel vom 07.10.1885: Die Mutter Maria Salesia.
Heute ist Jahresgedächtnis des Todes der Guten Mutter Maria Salesia, unserer Gründerin.
In den Worten, Schriften und Lehren der Guten Mutter findet sich ein Schatz von Weisheit, mit dem wir uns durchdringen, den wir zu unserem eigenen Schatz machen sollten, um zuerst uns und dann auch die anderen damit zu nähren- Das ist unser Vatergut, unsere Erbschaft, unser Eigentum. Dieser Schatz an Lehrweisheit drückt sich aus in einigen ihrer besonderen Ausdrücke aus, die sich oft in ihrer Sprache und in ihren Briefen wiederkehrten. Solche sind: „Kurzabschneiden.“ „Sich bis zum Letzten einsetzen.“ „Ganz dem gegenwärtigen Augenblick leben.“ „Einheit, Vereinigung mit dem Erlöser.“ „Verleugnung unseres natürlichen Wollens, um den Heiland handeln zu lassen…“
Diese Prinzipien und noch manche mehr müssen unseren Vorrat und Schatz bilden, die Reserve, wo wir alles schöpfen, was wir brauchen, um selber zu leben und die anderen davon leben zu lassen. Ja, von unserer Mutter Maria Salesia müssen wir leben und die Gläubigen aus ihrem Leben schöpfen zu lassen. Das sollte der Lehrgehalt unserer Unterweisungen und Predigten sowie unseres eigenen Innenlebens sein. Sicher müssen wir da mit Klugheit vorgehen. Wir können nicht den Namen und die Autorität der Mutter Maria Salesia denen vorsetzen, die sie gar nicht kennen und vielleicht schockiert sind, wenn sie sehen, wie man die Autorität einer Frau anruft. In diesem Fall sollte man nicht ihren Namen strapazieren und offen ihre Lehre predigen. Benutzt gleichwohl ihre Lehre für euch und bemüht euch, sie in die Herzen eurer Zuhörer einzuträufeln, ohne euch zu sagen, von wem sie stammt. Sprechen wir hingegen vor einem Auditorium, das fähig ist, die gute Mutter zu begreifen und zu schätzen, dann nennen wir ruhig den Autor dieser Lehre, stützen uns auf ihren Namen und ihre Heiligkeit. Lest, was immer ihr von ihr bekommen könnt, ihre Rechenschaftsberichte, Briefe, und Vorträge- Lest ihre Biografie. (Anm..: „Diese wurde von P. Brisson selbst verfasst.“). Das ist natürlich nicht alles. Aber in der Notiz der Mutter Bellaing gibt es viele Dinge, die euch nützen können. Man reißt sich zurzeit diese Notiz aus den Händen. In der Stadtbibliothek von Troyes findet sich ein Exemplar davon, das voriges Jahr bei einem Buchhändler in Paris erworben wurde. Kaum stand es in der hiesigen Stadtbibliothek, wurde es von allen Seiten verlangt. Die Schwiegertochter des Bibliothekars, Frau Soccard, bat dringend um dieses Dokument, erhielt aber von Herrn Soccard folgende Antwort: „Mehr als 40 Personen haben sich hier schon vor ihnen eingetragen. Sie können es nicht vor zwei Jahren bekommen“. Frau Soccard erzählte ihr Missgeschick dem Bischof von Troyes und wie sie es bedauere, ihren Kindern des Abends nicht daraus vorlesen zu können- Da lieh ihr der Hochwürdigste Herr huldvoll sein eigenes Exemplar.
In dieser Notiz findet ihr also viele Dinge. Ich hoffe, dass ihr etwas Gutes auch in dem entdeckt, was ich zurzeit schreibe und was ich bald zu vollenden hoffe.
