Kapitelvorträge für die Oblaten 1873-1899

      

Kapitel vom 06.11.1879: Verhalten gegen Fremde.

Unser Vater erinnert uns daran, dass die Kulp zur Reinigung unserer Seele dient. Wir sollen sie darum in dem dafür erforderlichen Seelenzustand vornehmen, damit wir diese Reinheit der Seele, eine der unerlässlichen Voraussetzungen, Gott an uns zu ziehen, erwerben.

Dann sprach er über unser Verhältnis zu den Fremden: Unser ganzes Äußere soll er predigen! Wer kennt nicht jenen Zug aus dem Leben des hl. Franz v. Assisi, wo er zu seinem Mitbruder Leo sagt: Lasst uns predigen gehen! Nachdem sie schweigend durch die Stadt gegangen, fragt Bruder Leo nach der Rückkehr: „Aber, mein Vater, blieb denn die Predigt, die wir halten wollten?“ Er erhielt zur Antwort: „Haben wir denn nicht gepredigt, indem wir uns so sehen ließen und öffentlich die Lehre des Evangeliums geübt haben?“Auf diese Weise haben viele Heiligen Seelen zu Gott geführt, indem sie sich nur zeigten. Das gilt auch für uns, und wir sollen etwas von unserer Gottvereinigung zu den Fremden tragen.

Unsere Haltung dabei sei durch einfach, sie gleiche dem Wasser, das nach einem Wort des hl. Stifters nur dann gut ist, wenn es nach nichts schmeckt. Meiden sollen wir die Gespräche über Geschäfte, über Politik, Handel und Heiratsangelegenheiten. All dies würde unseren Geist nur zerstreuen. Freilich gilt dies nur insoweit, als unser Amt uns nicht nur dazu verpflichtet, wie z.B. wenn man Ökonom ist.

Zu Außenstehenden sollen wir ohne Erlaubnis des Oberen keine engeren Beziehungen haben. Man soll ihm sogar, wenn er es für gut findet, die Gründe nennen, warum man eine solche Korrespondenz unterhält.

Seien wir vor allem innerliche Menschen. Es sollte keine Viertelstunde oder halbe Stunde vergehen, ohne dass wir einen Akt der Liebe oder des Vertrauens zu Gott erweckt hätten. Ob wir ihn dabei anrufen, oder uns sonst auf irgendeine Weise mit ihm vereinigen, ist zweitrangig. Dahin jedenfalls führt uns auf wundersame Weise unser Direktorium.