Kapitelvorträge für die Oblaten 1873-1899

      

Kapitel vom 19.06.1879: Die Kulp und das Direktorium. Der Obere.

Unser Vater empfahl uns, keine Kulp zu machen, ohne die feste Absicht, die begangenen Fehler nicht mehr zu begehen. Das Direktorium besitzt eine absolute Wirksamkeit, die Seelen zu heiligen. Mit anderen Worten: eine Seele kann unmöglich das Direktorium üben, ohne einen hohen Grad an Gottvereinigung zu erreichen, und das aus dem einfachen Grund, weil das Direktorium uns in beständige Vereinigung mit Gott versetzt. Darum ist es wichtig, dass wir wieder neue Kraft aus unserem Direktorium schöpfen, indem wir uns fest vornehmen, es in unseren schwachen Punkten besser zu üben.

Dann führte man einen neuen Postulanten ein, Herrn Poitevin. Ihm legte unser Vater ans Herz, tapfer das auszumerzen, was er als gegen unsere Regel gerichtet erkenne.

Dann setzte P. Brisson die Lektüre der hl. Regel fort, und zwar den Artikel vom Oberen. Dieser muss einen gesunden Geist (Sinn, Verstand, Charakter, Gesinnung, Denkweise, kurz „esprit“) haben. Im Allgemeinen wäre es nicht nötig, dass er ein geistreicher Mensch ist, in dem Sinn, den man gewöhnlich diesem Ausdruck gibt, weil Geistesreichtum nicht immer verbunden ist mit gesundem Urteil. Bis zu einem gewissen Grad soll der Obere die Tugenden der Demut und Güte besitzen. Auch soll er oft die Meinung seines Rates einholen. Gewisse Dinge, z.B. die Gründung eines Hauses, kann er aus eigener Machtvollkommenheit nicht entscheiden!

Zum Schluss zitierte P. Brisson ein tröstliches Wort der Guten Mutter: Wenn alles auf dem Kopf zu stehen scheint, wird Gott immer mit uns sein. Ferner erinnerte er daran, dass sie gesagt hatte, wenn die Kongregation wächst, wird der Herr auf unsere Erde zurückkehren.

Gehorsamserteilung.

Freitag: Unser Leben ist ein Leben der Abtötung und beständiger Wachsamkeit. Bleiben wir dieser Lebensweise treu!

Samstag: Vergessen wir nicht unsere Kulp, die uns von den Fehlern, die wir täglich anhäufen, reinigt.

Sonntag: Beten wir für die Kinder des Kollegs von St. Quen, die demnächst zur ersten hl. Kommunion zugelassen werden. Das Himmelreich wird mit einem Kaufladen verglichen. Verlieren wir keine Gelegenheit, kleine Gewinne zu machen, wenn wir schon keine großen machen.

Montag (P. Seguin): Unterwerfen wir all unsere Fähigkeiten dem Herrn!

Dienstag (P. Seguin): Empfangen wir oft die geistige Kommunion!

Mittwoch (P. Seguin): Rufen wir uns die Worte des hl. Thomas ins Gedächtnis: „Der Arme, Dienstbare und Demütige wird den Herrn verkosten“.

Donnerstag: Liebe und Ehrfurcht gebührt dem allerheiligsten Sakrament.

Freitag: Unterwerfen wir unseren Willen gern dem Willen Gottes.

Samstag: Dieselbe Intention.
Sonntag: Schicken wir unsere Gedanken oft zum Tabernakel und beten wir zu unserem Herrn, dass er die Pläne der Gottlosen nicht gelingen lässt.

Montag: Tun wir von Augenblick zu Augenblick den Willen Gottes, damit auch er uns jeden Augenblick gibt, was wir brauchen.