Kapitel vom 26.06.1879: Das Direktorium. Der Assistent. Der Ökonom und die materiellen Güter.
Unser Vater legte uns aufs Neue die treue Übung unserer religiösen Verpflichtungen ans Herz. Denn gerade dieses Büchlein formt den Oblaten des hl. Franz v. Sales. Alles Übrige ist nur Materie, aus der die Statue geformt wird. Das Direktorium ist das Formeisen, das eine wunderbare Macht hat, die gleiche Form vielen Seelen einzuprägen, indem sie ihre Geister und Herzen in eins schmilzt. Und diese Verschmelzung erscheint sogar im Äußeren. Woher käme es sonst, dass man eine Heimsuchungsschwester von Paris nicht von einer in Preußen oder so unterscheiden kann? Die Regel des hl. Franz v. Sales hat vor allen anderen die Macht, die Seelen in dieselbe Form zu gießen. Das Direktorium scheint nichts darzustellen. Doch was da herauskommt, ist die Heiligkeit, darum bedeutet sie für uns alles.
Und wenn wir zehn Jahre brauchen, um es gut zu üben, brauchen wir eben zehn Jahre, aber fügen wir jeden Tag etwas hinzu.
Unser Vater setzt die Lektüre der Hl. Regel fort. Der Assistent vertritt den Oberen oder wird zu allem verwendet, was der Obere für geeignet hält, ihm anzuvertrauen. Jedoch soll er sich vor allem um die Kapelle und die Bibliothek kümmern.
Außerdem soll er sich der Fremden annehmen, um zu vermeiden, dass der Obere allzu häufig von der inneren Leitung des Hauses abgelenkt wird. In all dem wird er den Oberen über alles, womit er betraut ist, auf dem Laufenden halten und nichts unabhängig von ihm tun.
Der Ökonom soll das Materielle der Kongregation verwalten. Ihn bittet man um alles, was man braucht. Und in diesem Zusammenhang erinnern wir uns daran, dass ein immenser Segen daran liegt, etwas zu entbehren. Doch am Notwendigen soll es uns nicht fehlen! Darüber hinaus aber, geht uns etwas ab, dann ist das der Anteil Gottes, den wir leidenschaftlich lieben sollen. Gott lässt nämlich niemals Seelen im Stich, die aus Liebe zu ihm auf etwas verzichten.
Der Ökonom müsste eigentlich ein Heiliger sein, weil die materiellen Güter, die auf heilige Weise verwaltet werden, eine mächtige Gnade mit sich bringen. Jeder von uns sollte alles, was ihm zum Gebrauch dient, nicht als ihm gehörig betrachten. Er möge es vielmehr mit Ehrfurcht umgeben als das Eigentum Gottes, das dieser in seiner Güte uns zum Gebrauch überlässt. Handeln wir so, dann sorgt Gott selbst für unser Hab und Gut, und die materiellen Güter besitzen eine gewaltige Kraft, uns zu heiligen. Das kann uns nicht verwundern, da ja die Sakramentalien uns ebenfalls heiligen. Die speisen, die wir zu uns nehmen, machen uns heiliger, weil sie vor dem Essen den Segen des Priesters empfangen. Gewöhnen wir uns daran, jedes Ding in unserem Gebrauch als Eigentum Gottes zu betrachten. Wir werden erleben, wie sehr diese Praxis uns mit Gott erfüllt, uns mit seinem Wohlgeruch umgibt. Mutter Maria Salesia pflegte zu sagen, wenn Gott Sohn uns heiligt durch seine Erlösung, der Hl. Geist durch seine Einwohnung in den Seelen so tue es der Vater durch seine Schöpfung, wenn wir sie auf eine heilige Weise gebrauchen. Tun wir dies darum zur Ehre der Hl. Dreifaltigkeit. Sie wird uns heiligen und zum ewigen Leben führen.
Gehorsamserteilung:
Während dieser Woche empfahl uns unser Vater, für die Weihekandidaten zu beten. Des Weiteren bat er uns, für die öffentlichen Angelegenheiten zu beten und mit großer Treue unser Direktorium zu üben.
