Kapitel vom 20.02.1879: Die hl. Beichte.
Die Beichtväter mögen sich gut von der Wichtigkeit des Seelsorgeamtes durchdringen lassen, das sie da ausüben, so wie es das Direktorium zu bedenken gibt. Und in der Tat ist Heiligkeit nicht erforderlich, um das Sakrament der Taufe oder der hl. Kommunion zu spenden. Sie ist aber für den, der Beichte hört, unerlässlich. Nicht, um ihm die Vollmacht zu verleihen, Sünden nachzulassen, wohl aber, damit er mit Frucht seinen Dienst vollzieht.
Das bestätigt die Erfahrung. Alle jene, die beim Pfarrer von Ars beichteten, taten dies mit reicher Frucht. Eines seiner Beichtkinder legte bei ihm eine Generalbeichte ab. Der hl. Pfarrer sagte zu ihm darauf hin: „Sie wollen eine Generalbeichte ablegen. In dem und dem Altar haben Sie aber die und die Sünde begangen, die Sie gar nicht erwähnen. Wenn sie eine Generalbeichte ablegen, müssen Sie schon alles sagen.“
Die Patres sollen sich einer großen Reinheit des Gewissens befleißigen und selber sehr reumütig sein. Auch sollen sie für die Seelen beten, die zur Beichte kommen, und zwar mit ganzer Liebe und aus dem Grunde ihres Herzens. Sie sollen darauf achtgeben, gegen die Beichtkinder sehr gütig zu verfahren. Nicht das Verhalten weltlicher Richter schwebe ihnen vor. Da es um die Seelen geht, die durch das kostbare Blut des Erlösers losgekauft wurden, gebührt ihnen religiöse Ehrfurcht. Ihnen gebührt ferner ein ganz väterliches Verhalten. Zweifellos sind gewisse Pönitenten lästig wegen ihrer Schwerfälligkeit und Weitschweifigkeit, etc. Derlei Abtötungen sollten wir aber freudig annehmen als Ersatz für die Bußwerke, die wir nicht haben.
In diesen Punkten und in allen übrigen sollen sich die Beichtväter treu und gewissenhaft an alle Empfehlungen des Direktoriums halten, damit sie für sich wie für ihre Beichtkinder alle Früchte einheimsen, die man unfehlbar aus solch einer demütigen Treue gewinnen kann. Halten wir uns hier wie überall an die Ratschläge unseres hl. Stifters.
Es wurde bereits damit begonnen, seine theologische Lehre systematisch zusammenzufassen. Wenn alles abgeschlossen ist, werden ihm ohne Furcht begegnen können.
Bezüglich der Beichte hat ein großer Erzbischof einmal gesagt: Die Religion würde trotz aller Erbärmlichkeiten zu neuem Leben erblühen, hätte man gute Beichtväter. Nun, dieses Ziel ist zu erreichen, wenn Beichtväter im Geist und in der Schule des hl. Franz v. Sales herangebildet werden.
Gehorsamserteilung: Schon beim letzten Kapitel hat unser Vater uns ans Herz gelegt, großmütig zu sein, uns Gott ganz aufzuopfern, damit wir die Sendung erfüllen, die uns für die Seelen übertragen wurde. Vor allem dringt er darauf, die Aufgabe zu erfüllen, die uns bei unseren Schülern übertragen ist.
