Kapitelvorträge für die Oblaten 1873-1899

      

Kapitel vom 06.02.1879: Das Schlafengehen. Die hl. Beichte.

Unser Vater sprach uns vom Schlafengehen. Diese Handlung erheischt all die Sittsamkeit, die das Direktorium empfiehlt, weil wir bei ihr wie bei allen anderen der Gegenwart Gottes große Ehrfurcht schulden. Es ist ein sehr guter Gedanke, die Güte unseres Herren zu preisen. Wenn wir bei dieser Gelegenheit, wo wir uns der Ruhe hingeben, wie bei allen andern Übungen, etwas zu leiden haben, das Gemeinschaftsleben nimmt uns ja alle Freiheit und hindert uns, die Entspannungen zu nehmen, die wir gern hätten, denken wir daran, dass dieses Opfer ein großes Verdienst in den Augen Gottes bedeutet!

Ebenso gut ist es, sich daran zu erinnern, dass wir eines Tages in gleicher Weise ausgestreckt im Grabe liegen werden. Der hl. Bernhard gestand, er könne nicht an den Tod denken, ohne sich in Asche verwandelt zu sehen.
Wachen wir während der Nacht auf, beten wir für die armen Sünder, wie es das Direktorium anregt.

Dann sprach unser Vater über die hl. Beichte. Wenn wir dieses Sakrament so empfangen, wie es das Direktorium empfiehlt, hat es eine große Kraft. Man sammelt in Gedanken kurz, was man bei den täglichen Gewissenserforschungen gefunden hat. Ordensleute klagen sich gewöhnlich über die Fehler gegen die Regel und die Satzungen an, da diese die gewöhnliche Materie ihrer Untreuen sind. Dann fügen sie die anderen hinzu, z.B. gegen die Gebote Gottes, wenn es deren gibt. Am Schluss erwähnt man noch eine offenkundige Sünde aus der Vergangenheit. Das muss für gewöhnlich keine sehr schwere sein, wie z.B. eine gegen das 6. Gebot. Eine solche Sünde lässt sich nämlich im Allgemeinen keine gute im Gedächtnis zurück, es sei denn, die Seele zieht einen großen Vorteil aus einer solchen Demütigung.

Im Übrigen beachtet man, was das sonst noch empfiehlt, dass wir nämlich den Priester als den Gesandten Gottes betrachten, ihm große Ehrfurcht entgegenbringen und höchst aufmerksam beachten, was er uns sagt. Die in der Beichte gegebenen Ratschläge besitzen nämlich unvergleichliche Kraft.

Gehorsamserteilung: Für eine Woche empfiehlt uns unser Vater, Gott um eine vollkommene Einheit unseres Willens mit dem seinigen anzuflehen.