60. Ansprache einer Profess und einer Aufnahme ins Noviziat zum Thema „Treue gegenüber Gott“ am 01.02.1898.
Meine lieben Freunde, die Gute Mutter erzählte oft und gern, wie gut ihr guter Onkel den Katechismus begann. Unweigerlich leitete er ihn ein mit den Worten: Gott ist getreu. Er will uns nicht täuschen und kann auch selbst nicht getäuscht werden… Dann führte er gern ein Vorkommnis aus der Pfarrei oder dem Familienleben an, das diese Wahrheit erhärtete. Und dann schloss er mit dem Satz: „Gott ist getreu, darum müssen auch wir treu sein.“
Was die Gute Mutter so tief beeindruckt hat, war diese Verpflichtung, Gott die Treue zu halten. Ihr ganzes Leben wurde zu einem einzigen Akt der Treue gegen Gott, das wurde Inhalt und Ziel ihres Daseins. Das sollte aber auch unser erster Grundsatz, unsere erste Grunddoktrin sein: Treue zu Gott, zu unseren klösterlichen Pflichten, Übereinstimmung unseres Wollens mit dem göttlichen Wollen in allen Umständen, in der Annahme aller Mühen und Heimsuchungen…
Das ist es, was Heilige formt, was zur Vollkommenheit, zum Himmel führt. Solch ein unterbrochen Gott ausgeliefertes Leben durch Akte der Treue ist Gott überaus angenehm.
Seid darum treu gegenüber Gott, ihr, die ihr heute in den Ordensstand eintreten und das heilige Kleid anziehen wollt. Ihr werdet jetzt eure ersten Verbindlichkeiten eingehen im Ordensstand. So versprecht Gott aus ganzem Herzen diese Treue! Das ist keine Kleinigkeit, sondern verlangt eine Seelenstärke, eine Willensenergie, die hoch über dem Durchschnitt liegt. Damit kann man unter gewissen Umständen ohne allzu große Schwierigkeit heldenmütige Akte der Nächstenliebe, der Selbstverleugnung und der Hingabe setzen. Freilich, ein unaufhörliches Opfer seiner Neigungen, seines Eigenwillens und seines Geschmackes bringen und liebend alles annehmen, was Gottes Wille in jedem Augenblick von uns verlangt und sich aus den Umständen ergibt, das ist etwas anderes…
Um Oblate zu sein, braucht es eine beständige, männliche und hoch fliegende Seele, die sich beherrschen kann und ihre Verpflichtungen nicht unterteilt: in solche, die sich auf sich selbst beziehen, und solche, die auf Gott zielen. Hier heißt es alles Gott ausliefern, und das erfordert, dass wir stark und großmütig sind.
Diese Gnade erlangt man durch das Gebet, wenigstens bis zu einem gewissen Grad. Denn mehr noch erwirbt man diese Gabe durch das Gebet der Tat, d.h. durch die Treue, die beständig auf Gott eingeht. Im Physikunterricht nimmt man, wie ich glaube, einen Magnet, der ein Kilogramm tragen kann. Am nächsten Tag fügt man diesem Gewicht ein weiteres Gramm hinzu, und er trägt auch dies. Am übernächsten Tag könnt ihr schon ein zweites Gramm hinzufügen und so fort… Dieser Magnet kann zu guter Letzt ein bedeutend schweres Gewicht tragen als zu Anfang. Das gilt auch für euch: Trainiert euch und ihr werdet eure Kräfte so vernehmen, dass ihr schließlich zu Observanzen und Tugendakten fähig werdet, die euch am Anfang unerreichbar schienen.
Ist das denn ein Leben, meine Freunde, bald diesem Gedanken nachzujagen, bald einem anderen, eine Übung bald gut zu verrichten, und bald schlecht? Nein, solch ein Leben ist kein passendes Gewand, in dem man sich dem himmlischen Vater vorstellen könnte. Nein, das sind Lumpen, die man in die Ecke wirft. Habt ihr im Gegenteil einen festen und mutigen Willen, dann tragt ihr ein Ruhmeskleid, das hochzeitliche Gewand.
Soll das heißen, in Zukunft würdet ihr nie mehr Fehler begehen? Das nicht, denn ihr seid ja im Guten nicht wie die Apostel gefestigt. Deren Wille war der Wille Gottes, darum gab es bei ihnen keine Schwäche und Mutlosigkeit mehr. Wir dagegen sind noch mit Vergesslichkeiten und Erbärmlichkeiten behaftet, das gehört zu unserer Natur. Wir sind immer der Gefahr ausgesetzt, uns für einige Augenblicke zu verlieren und uns dann wieder in die Gewalt bekommen zu müssen. Danach sollen wir uns aber demütigen und mit neuem Mut beginnen. Lebt ganz eurer Arbeit, dem Studium, der Betrachtung, der Handarbeit, der Nahrungsaufnahme. In dieser Treue liegt die Heiligkeit, es gibt nichts Besseres: Treue zum Stillschweigen, kein Wort sprechen, wenn es verboten ist. Treue zum Gehorsam: nichts tun ohne Erlaubnis, über nichts frei verfügen…
Bis wieweit geht diese Treue? „Usque ad mortem.“ (Anm.: „Bis zum Tode.“). Ja, nicht nur bis zum Ende unserer Tage, sondern bis zum Tod unser selbst, bis zum Tod unseres eigenen Wollens, unserer Neigungen, Ansichten und Urteile… „Et tibi dabo coronam vitae.“ (Anm.: „Und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“). Das erheischt viel Mut und Selbstbeherrschung. Was ist schon ein Leben ohne Zusammenhalt? Ein Haus, dessen Steine lose nebeneinander liegen, eine Kette, deren Glieder nicht ineinander verschlungen sind. Jeder möge nachdenken und sein Gewissen erforschen, ob sein Leben sich nicht aus kleinen Akten der Treue und großen Akten der Untreue, aus kleinen Übungen der Frömmigkeit und großen der Eigenliebe zusammensetzt. Da heißt es einen festen Vorsatz fassen und sich auf einen sicheren Grundsatz stützen, wie die Gute Mutter ihn bei ihrem Onkel fand.
Darin besteht das Schöne unserer Berufung. Damit rettet man seine eigene Seele, erleuchtet man andere Seelen, wird ihr Hirte, die unsere Stimme kennen, verstehen, billigen und ihr folgen. Nehmen wir es uns darum vor, zu dieser hohen Treue zu gelangen! Ich stelle mich gleichsam mir und Gott gegenüber, für wen will ich mich entscheiden? Jesus steht da und sagt: „Gib mir dein Herz, deinen Geist…“
Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde. Ich habe keine Geheimnisse mehr vor euch, sondern alles, was mein Vater mir sagen wird, will ich euch weitergeben…
Ja, mein Jesus, wir versprechen dir Treue auf Leben und Tod. Kinder müssen ihrem Vater gleich werden… Nun gibt es aber im hl. Franz v. Sales eine Eigenschaft, eine Gabe, auf die man gewöhnlich zu wenig Gewicht legt. Man spricht eher von ihm als Muster an Güte und Liebe, und wenig von einem Mann der Wissenschaft. Dabei erklärt ihn doch die Kirche zum Kirchenlehrer (1877). Um aber Kirchenlehrer zu werden, genügt kein Durchschnittswissen, wie sie alle besitzen. Unser Heiliger findet vielmehr Bewunderer auch unter den Gelehrten, die sich mit Literatur befassen, mit der Kunst des schönen Ausdrucks, und da stellt man ihn auf einen hohen Platz. In Theologie aber war er einer der bedeutendsten seines Jahrhunderts, wie es jene Anekdote beweist, die sich anlässlich seines Examens vor dem Papst abspielte.
Seine gelehrte, demütige und exakte Art, den gestellten Fragen zu antworten, machte solch einen tiefen Eindruck auf einen spanischen Bischof, der nach ihm geprüft werden sollte, dass es ihm übel wurde und er bald hernach verschied.
Während einer gewissen Zeit hat man sich darin gefallen, zu behaupten, die Söhne des hl. Franz v. Sales seien ganz gute Kinder, aber keine Gelehrten... Deshalb greife ich sogar die ehrwürdige Oberin der Heimsuchung von Annecy deswegen an, die derartiges behauptet hat. Ich spreche so, weil wir hier unter uns sind, denn ich achte und ehre die Oberin von Annecy deswegen nicht ein bisschen weniger. Ich werde sehr glücklich sein, ihr in Kürze ein formelles Dementi geben zu können, denn ich wünsche, dass die Oblaten Gelehrte werden.
Dabei sind wir sicher nicht gerade Dummköpfe, glaube ich. Ich möchte das Wissen unserer Patres nicht gegen das Wissen der Priester eintauschen, die aus den Priesterseminarien hervorgegangen sind, obwohl ich ihr Wissen durchaus hoch einschätze. Ich glaube, einiges von der Wissenschaft zu verstehen, hab ich sie ja gewohnheitsmäßig betrieben, damals als ich Professor am Großen Seminar von Troyes war. Ich bin somit durchaus im Bild, was von einem Priester und Missionar verlangt wird. Ich bin überzeugt, dass wir über alles Nötige verfügen, und hoffe später, d.h. bald, sogar im Überfluss davon zu besitzen werden. Ich wünsche aber, dass wir Gelehrte nach Art des hl. Franz v. Sales werden. Darum spreche ich heute Abend ja über die Wissenschaft. Wir müssen Fachleute sein, nicht nur in der Gotteswissenschaft, sondern in jeder Art von Wissenschaft. Darüber gibt es ernste Beweggründe, die sich auf die Hl. Schrift und die Lehre der hl. Kirche stützen.
Liebet eure Studien, die Wissenschaft eurer Unterrichtsfächer, auch die Grammatik, sowie die Mathematik, die Naturwissenschaften als ersten Schritt… Warum sie liebten, diese Wissenschaften, die ihre Schüler lehrt? Weil Unterrichten eure Pflichten ist? Gewiss, wir sind ja Menschen der Pflichterfüllung. Mehr aber noch lieben wir sie, weil uns das am meisten am Herzen liegt, was uns am Tiefsten berührt: Nämlich unserem göttlichen Vorbild ähnlich werden, die Wünsche der Guten Mutter und des hl. Franz v. Sales verwirklichen, dass wir nämlich danach trachteten, dem Bild unseres Herrn so ähnlich zu werden. Lehren die hl. Kirche und die Kirchenlehrer nicht: die menschlichen und die Naturwissenschaften, die wir die Jugend lehren und womit diese ihren Geist nährt, sind im letzten Ausstrahlungen des göttlichen Lebens? Der erste Mathematiker ist Gott, er hat alles nach Maß und Gewicht geschaffen. Gibt man sich demnach der Wissenschaft hin in der Absicht, in das Licht Gott einzutauschen, ihn besser kennen und lieben zu lernen, betreibt man da etwa ein weniger vortreffliches Werk als wenn man die Vollkommenheiten des Gottmenschen studiert? … Arbeiten wir also mit Glauben, Liebe und Frömmigkeit, weil die uns Gott nahebringt und uns ihm ähnlich gestaltet! Damit erkauft man sich den Himmel.
Die Kirchenväter lehren, die Wissenschaft nähert uns Gott und macht uns der ewigen Herrlichkeit teilhaftig. Die Wissenschaft der Zahlen z.B. wird uns im Himmel Wonnen und Erleuchtungen einbringen, die der Glückseligkeit Gottes, der alles nach Zahlen geordnet hat, entsprechen. „Et vidit quod esset bonum.“ (Anm.: „Und er sah, dass es gut war.“). Das große Übel unserer Zeit liegt darin, dass der Teufel sich in einen Engel des Lichtes verwandelt hat, um die modernen Fortschritte zu lenken. Dass die moderne Welt dem Fürst dieser Welt sich unterwirft und sich, berauscht von ihrem Wissen, gegen die Wissenschaft Gott und gegen Gott erhebt. Arme Geister! Sie gleichen der Spinne, die in irgendeinem dunklen Winkel der Decke, im Tempel des Lichts versteckt, etwas sagen würde: Diese Leute da leisten nichts, während ich ein glänzendes Spinngewebe habe, klug erworben, über einen Geist, ein Wissen und eine Macht verfüge, die der Ihrigen weit überlegen ist. Auch unsere modernen Gelehrten überlegen ihrerseits Schlechtes in ihrem Herzen und spannen furchtbare Gewebe als die Spinnen, weil sie die Herzen in Fesseln schlagen und den Geist der Jugend umgarnen.
Ganz im Gegenteil! Weit davon entfernt ein Hindernis zu sein, das die Herzen von Gott entfernt, kann die Literatur, das Wissen das wirksamste Mittel sein, uns mit Gott zu verbinden. In den vergangenen Jahren hatten wir hier in St. Bernhard den Bischof von Hulst, den Abt von Broglie zu Gast, um unsere jährliche Preisverleihung zu leiten… Sie sagten zu uns: Man spricht zurzeit viel gegen die Literatur, gegen die moderne Wissenschaft, und doch sind sie es, die uns und die gebildete Jugend eng mit Gott und seiner Kirche verbinden. In der Literatur und der Wissenschaft, überall kommt das Schöne von Gott und führt zu ihm hin.
Liebt darum das Gebiet der Wissenschaft, das ihr zu unterrichten habt. Möge es euch als großes Mittel auf Erden dienen, euch zu Gott zuführen und im Himmel – vergesst es nicht – wird es eure große Belohnung sein: „Qui ad iustitiam erudiunt multos, quasi stellae in perpetuas aeternitatis.“ (Anm.: „Die viele zu Gerechtigkeit erziehen, werden in Ewigkeit wie Sterne strahlen.“). Und wenn beim Studium der Wissenschaft Genüsse gibt – und es gibt deren: Lösung einer Schwierigkeit, eines Rechenproblems, eine Idee, die uns zu etwas Neuem inspiriert – dann sind es tiefe und rechtmäßige Genüsse, wenn man sich ihnen nur aus Liebe zu Gott hingibt. Da quillt ein überfließendes und üppiges Leben.
So werden alle menschlichen Wissenschaften für uns ein Mittel, ein Fundament zu einer Glückseligkeit, die anderen verschlossen bleibt. Was ihr hier auf Erden erworben habt, wird euch dort oben nicht weggenommen werden. Es brachte euch Mühe ein, es wird euer Lohn werden.
Gebt euch darum Mühe mit dem, was ihr zu erlernen habt, gerade aus diesem Grund. Wir stellen fest und glauben es: Wenn der Herr seinen Aposteln ein Wort sagte, das ihnen zu Herzen ging, waren sie entzückt. Waren sie also nicht glücklich, sobald er ihren Verstand erleuchtete, indem er dessen Horizont erweiterte? Dasselbe werden auch wir erleben, wenn wir uns dem Studium des hl. Franz v. Sales hingeben, und zwar zusammen mit unserem Direktorium.
Es gibt Wissenschaft, die man weltlich nennt. Das ist ein überholter Ausdruck, der keineswegs zutrifft. Heute gibt es eigentlich nichts in sich Weltliches mehr. Nennt sie, wenn ihr wollt, menschliche Wissenschaften, zeitliche Wissenschaften. Jedenfalls, wenn solcherlei Wissenschaften uns schon solch eine Belohnung einbringen, welcher Lohn wartet dann auf uns für jene, die uns Gott unmittelbarer zur Kenntnis bringen, die uns zu größerer Gottesliebe und zu einem besseren Dienst Gottes führen. Die ihre größte Entfaltung erst im Himmel erleben und uns die Pfade unserer ewigen Glückseligkeit erhellen werden.
Studiert darum die hl. Gotteswissenschaft und die Philosophie zur Bereicherung eures Geistes. In der Moraltheologie wird sozusagen der Wille Gottes auseinander gefaltet. Da treten wir voll ein in die Kenntnis dessen, was Gott liebt, was er sucht. Sagt nicht, wir wollten alles verübernatürlichen und alles mystifizieren. Ich sehe nicht ein, warum Gott immer nur and der Türe stehen bleiben soll. Gott ist vollkommen, besonders wenn es direkt um ihn geht, wie in unserem Fall hier.
Auch unsere Moraltraktate wollen wir auf diese Weise studieren, dann wird unser Wissen tief und sicher. Es wird nichts mehr von unserer Willkür abhängen… Bei diesem Maßstab bleibt nichts dem Zufall überlassen, alles ist richtig und vernünftig. Die Legende des hl. Viktor von Plancy besagt, dass er nach Beendigung seiner Studien „scienter plus et pie sciens“ (Anm.: „Mehr wissend und fromm wissend.“) war. Bei ihm war das Wissen nicht getrennt von der Frömmigkeit, sie war eine Form seiner Liebe zu Gott.
Was die Dogmatik betrifft, so ist die das Licht Gottes über Gott selbst. Er weiht uns da ein in die göttlichen Geheimnisse seine Kommunikationen mit dem Universum und dem menschlichen Willen. Welch herrliche und wundervolle Bestimmung, wenn man mit vollen Segeln in den Hafen der glückseligen Ewigkeit einfährt, zu den Wohnungen, die Gott heimsucht und wohin er die auserwählten Seelen beruft! Wo findet sich mehr Poesie als in den Traktaten der Menschwerdung, der Eucharistie und der Gnade!
Wenn ihr studiert, bittet um das Licht von oben, um gut verstehen zu können. Seid glücklich, wenn euch eine Offenbarung zuteilwird. Solche finden ja ununterbrochen statt: neue Ideen, noch nie erlebte Überblicke… So schreitet ihr in himmlischen Erleuchtungen voran und macht Fortschritte in den Kenntnissen des Göttlichen. Das ist unsere Theologie, meine Freunde. Da ist alles Leben und weckt Leben. Seelen zieht man nicht an sich mit komischen und banalen Gedanken, die kein Leben hervorbringen.
Muss sich da das Wesen unserer Studien verändern? Nein. Schaut diese kleine Kapelle an. Sie ist sehr schön, setzt sich aus den Hölzern zusammen, die im Wald geschnitten, aus Steinen, die aus dem Steinbruch geholt werden mussten, aus Gips, der seinen Ablagerungen im Berg entnommen, der vermischt und bearbeitet wurde. Dazu verwandte man Kelle, Hammer und Meißel, um ihn zu behauen und zu polieren…
Auch mit der Wissenschaft verhält es sich so. Zuerst heißt es mühsam die Materialien gewinnen, in seinem Gedächtnis speichern, sie durch Reflexion bearbeiten, nach einem fixen Plan nutzbar machen. Erst wenn dies alles geschehen ist, folgt der Genuss.
Das ist ein phantasievoller Vergleich. Der hl. Paulus kommt darauf mehr als dreißigmal zu sprechen… Was wäre ohne all diese Vorarbeiten schon entstanden?
Studiert also mit unverdrossenem Mut und Ausdauer! Gleicht nicht dem Pferd, das einfach seinen Pflug dahinschleppt. „Sursum corda!“ (Anm.: „Erhebet die Herzen!“). Wir mühen uns doch für himmlische Jerusalem. Gott arbeitet mit uns zusammen und macht uns Mut. Wir sind also sicher, dass er sein Ziel erreicht, wir haben ja einen Erlöser. Er ist nicht gekommen, um uns allein zu lassen: „Ecce ego vobiscum sum.“ (Anm.: „Siehe, ich bin bei euch.“)….
Ich bin bei euch vor allem bei der Arbeit und Mühe, in der Drangsal, wenn euch der Schweiß auf der Stirn, die Tränen in den Augen, die Angst in der Seele steht.
Wir sind nur dann echte Oblaten, wenn wir im Geist des Glaubens die Wissenschaft betreiben, die uns Gott als Intelligenz, als Wissen und Licht zeigt und der uns an sich zieht durch menschliche Kenntnisse. So können wir dann andere zur Gottesliebe führen, zur vermehrter Kenntnis Gottes und all seiner wunderbaren Kräften. Dann wird unsere Arbeit uns gelehrt machen, und alles, was wir tun, wird uns zu unserer geistlichen Vervollkommnung dienen und wird auf Gott hin ausmünden, unsere Stütze, unsere Hilfe, unseren Wandergefährten und schließlich unserem herrlichen Lohn, wenn wir ihn von Angesicht zu Angesicht schauen und lieben dürfen am großen Tag der ewigen Glückseligkeit. Amen.
