Ansprachen

      

59. Ansprache zum Thema des Noviziates von „La Foret“ und die Handarbeit sowie der Aufnahme ins Noviziat des P. Cornelius von Westeynde in der Kapelle der hl. Genofeva am 02.12.1897.

Mein lieber Freund, nicht nur weil wir soeben die Kapelle hier gesegnet haben, denken wir gern an den heutigen Tag zurück, sondern vor allem deshalb, weil Sie heute den ersten Schritt ins Ordensleben machen. Ihre Aufopferung und Hingabe muss zu den denkwürdigsten Tagen Ihres Lebens zählen.

Heute nimmt das „Noviziat der hl. Genofeva“ seinen Anfang, und Sie sind der erste Novize, und das will etwas bedeuten. Der erste Apostel unseres Herrn war der hl. Andreas. Er antwortete auf den Anruf Jesu mit den Worten: „Ja, Herr, alle Tage meines Lebens will ich mit dir sein und ich will auch für dich sterben.“

Heute sind auch Sie der Erstberufene in diesem „Noviziat der Wälder“. Das ist ein heiliges Haus, ein Haus der Frömmigkeit und des Gehorsams, wo wir unsere Afrikamissionare heranbilden wollen. Danken Sie dem lieben Gott für die Gnade, die er Ihnen damit erweist.

Sie sollen sich im Ordensleben durch das Mittel eines vollkommenen Gehorsams ausbilden. Ich gebe Ihnen den guten Pater Giraud als Novizenmeister. Alles, was er Ihnen sagen wird, sollen Sie gewissenhaft ausführen. Ein einziges Wort aus seinem Mund soll Ihnen genügen zum Handeln. Pflegen Sie einen starken Geist der Abhängigkeit. Die Dinge, die man Ihnen ans Herz legt, und die Sie vergessen fürchten, schreiben Sie sich auf. So werden Sie nie verfehlen, das Empfohlene zu tun. Diese Abhängigkeit wird Sie sehr ehren, denn der Ungehorsame ist der Sklave seines Stolzes, ist verdorben.

Die erste Bedingung Ihres Noviziates ist also der Gehorsam. Eine Handlung, die bewusst und gewollt außerhalb des Gehorsams geschieht, sollten Sie als etwas Ernstes, etwas sehr Ernstes betrachten.

Bringen Sie der Beobachtung des Direktoriums ebenfalls eine große Treue entgegen. Nehmen Sie alles, was Ihnen zu tun obliegt, zu Herzen. Die Punkte, gegen die Sie verstoßen haben, sollten Sie sich aufschreiben, damit Sie darüber Rechenschaft ablegen können.

Die zweite Bedingung Ihres Noviziates ist die Handarbeit, aber nicht eine, die Sie zerstreut und amüsiert… Ich selbst arbeite den ganzen Tag und tue es nicht, um mich zu amüsieren. Tun Sie das gleiche!

Handarbeit ist etwas Heiliges, und wenn ich Sie hierher holte, dann zu dem Zweck, dass auch Sie tun, was unser Herr tat: er schaffte nicht, um sich zu erholen, sondern um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und für die Bedürfnisse der seligen Jungfrau und des hl. Josef aufzukommen.

Sie sind der Arbeiter unseres Herrn, seien Sie ein guter Arbeiter! Jedermann verabscheut einen schlechten Arbeiter und sucht ihn zu entfernen. Gott tut dasselbe. Denn Arbeiten nur zum eigenen Zeitvertreib hat keinen Platz im Leben unseres Herrn. Er würde Sie nicht mehr als sein Jünger erkennen und würde zu Ihnen sagen: Geh fort, Du böser Knecht, geh mir aus den Augen!

Arbeiten Sie also ernstlich, mein lieber Freund, und zwar alle Tage! Keinen anderen Ruhetag haben wir als den Sonntag, einen blauen Montag kennen wir nicht. Ihre ganze Zeit gehört dem Werk, das man Ihnen zuweisen wird. Und vergessen Sie nie, um in die Mission zu gehen, muss man ein Heiliger sein. Unser Herr hat große Heilige eingesetzt, um die Welt zu bekehren. Sie sind berufen, in der Nachfolge der Apostel zu arbeiten. Darum müssen Sie heilig sein, wie die Apostel es waren.

Meine Kinder, bringt einen starken Glauben mit zu eurer Handarbeit. Denn nur so gewinnt man den Himmel und die Seelen. Wenn ihr ein bisschen gesundes Urteil, etwas Herz und Frömmigkeit habt, werdet ihr so schaffen, wie ich es hier ausführe, mit Glauben, und Gott wird eure Arbeit segnen.

Die Tage, wo Sie hier im Wald nicht arbeiten können, werden Sie studieren und die Kinder hier zum Studium anhalten, damit es ein echtes Noviziat wird, in dem man allüberall Gott spürt. Unter diesen Bedingungen nehmen wir Sie ins Noviziat auf.

Dem P. Giraud werden Sie über den Gebrauch Ihrer Zeit treue Rechenschaft ablegen. Sie sind zehnmal glücklicher als jene, die ihren Studien wie alle anderen obliegen, weil Sie die nötige Einsamkeit wie die Väter in der Wüste haben. Es wäre sehr nützlich, wenn Sie deren Leben durchlesen und ihr vorbildliches Beispiel betrachten würden. Das sei Ihr Leben und Ihre Nahrung.

Ich sage Ihnen all dieses, weil Sie wissen müssen, dass Sie verpflichtet sind, ein guter Ordensmann zu werden. Mit ganzem Herzen sollen Sie sich dieser hehren Aufgabe widmen, und die Ihnen anvertrauten Kinder werden es dann von Ihnen lernen. Dann sind Sie nicht der einzige, der Gott angenehm sein wird.

Tun Sie, was ich Ihnen da sage, dann bereiten Sie sich glückliche Tage. Und die Besucher dieses Hauses werden spüren, dass man hier einem Gotteshaus wohnt, denn hier findet man einen wahren Schatz von Glaube und Religion.

Mit solch guten Vorsätzen ausgerüstet werden wir Sie jetzt ins Noviziat aufnehmen. Amen.

                                   Gott sei gebenedeit!