Ansprachen

      

32. Ansprache zur Einkleidung des P. Ludwig Ceyte, am 17.09.1893

Lieber Freund, wenn ich jetzt das Wort an Sie richte, spreche ich gleichzeitig alle an, die hier zugegen sind und für Sie beten, damit Gott die Erstlinge Ihrer Hingabe und Ihres Opfers segne. Gebete brauchen wir Priester in der Tat dringend. Denn ohne die beständige Hilfe der göttlichen Vorsehung können wir unser heiliges Amt nicht ausüben. Und ich habe immer festgestellt, dass jene, für die am meisten gebetet wurde, auch die besten Ordensleute wurden. „Es ist unmöglich“, sagte ein heiliger Bischof (gem. ist der hl. Ambrosius), „dass ein Sohn so vieler Tränen verloren gehe.“ Darum, mein lieber Freund, verspreche ich Ihnen die eifrigen Gebete dieser zahlreichen Versammlung hier. Wir wollen Ihnen das Kleid geben, das sie von der Gesellschaft der anderen Menschen scheiden und zum Gast und Tischgenossen eines neuen Hauses, des Hauses Gottes, machen soll. Sie werden damit das Gewand unseres Herrn Jesus anziehen. Es ist ein einfaches, bescheidenes, armes Gewand, wie es jenes war, das uns Herr trug und das die selige Jungfrau liebte, weil sie es mit eigenen Händen gewoben hatte. Dieses Kleid betrachten die heiligen Engel mit Wohlwollen, es flößt den Menschen allerhöchste Ehrfurcht ein.

Wir wollen die Königin des Himmels bitten, sie möge durch Vermittlung des hl. Franz v. Sales ab dieses Gewand alle Gnaden heften, die sie für Sie notwendig erachtet. Dieses Kleid muss Sie beschützen und gleichzeitig, wenn es Ihren Leib bedeckt, Ihre Seele vor allem Unheil bewahren. Sie sollen immer daran denken, dass es Schmuck und Zierde des Priesters Jesu Christi ist, das äußere Pfand seiner Gelöbnisse und seiner Hingabe an Gott und die Seelen, die er Ihnen einmal anvertrauen wird. Sie sollten es niemals ohne eine gewisse innere Bewegung anziehen. Sollten es lieben wie eine junge Braut das weiße Kleid liebt und mit innerer Bewegung betrachtet, was sie am Tag ihrer Hochzeit getragen hat. Es erinnert Sie an das, was Sie sind, erinnert Sie daran, dass Sie sich ohne Unterbrechung selber vergessen und allezeit zum Ruhm und Dienst des Meisters bereithalten sollten, dem Sie sich heute äußerlich übergeben.

Es soll künftighin Ihr Kleid der Pilgerschaft und Ihres Mühens hier unten sein. Und auch in dieser Hinsicht müssen wir für Sie beten, denn Sie sollen ja nicht nur Ihre Mitbrüder hier unter diesem Gewand erbauen, sondern tragen dieses Unterpfand Ihrer Konsekration auch in ferne Länder denen Sie die Frohbotschaft zu bringen berufen sind. Sie werden Menschen am Ende der Welt die frohe Kunde des Evangeliums bringen, und Sie werden es tun nach Art der Oblaten, die ja das Leben und die Werke unseres Herrn den Menschen vorleben sollen, so dass sie nach dem Wort der Guten Mutter den Heiland von neuem auf der Erde dahingehen sehen. Diese frohe Kunde, sanft, stark und mächtig, die die Seelen zu ihrer Lebensform wählen, ist das Evangelium. Unter den Blicken Jesu Christi hat es der Priester zuerst zu seiner eigenen Lebensform gemacht, wenn er sich anstrengt, sich mit ihm zu identifizieren und so gut zu handeln, wie unser Herr es tat. Das ist unser echtes Ordensgut. Nicht Bücher und Gelehrte haben uns das erschlossen, sondern die Liebe Jesu Christi, und mit dem Meister können auch wir sagen: Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat. Sie sollen die Ihnen anvertrauten Seelen lehren, wie man unseren Herren lieben soll, indem man ihn in sich wieder zur Welt kommen lässt, und wie wir infolgedessen auch die anderen lieben. Die Menschen werden Sie verstehen, werden Sie liebgewinnen, und wenn Sie treu der Stimme Gottes folgen, die Sie berät, werden Sie eine überfließende Ernte von Seelen gewinnen.

Wir wollen also, mein teures Kind, fest in dieser Meinung beten, dass Gott sich Ihrer wie eines Apostels bediene, dem er seine innersten Pläne offenbaren will. Denn jetzt sagt unser Herr zu Ihnen: Ich nenne Dich nicht mehr Knecht oder Freund, sondern meinen Bruder, denn alles, was mein Vater mir übergeben hat, gebe ich dir weiter, damit du meine Liebe in den Herzen zum Leuchten bringst. Solch tröstliche Gedanken werden Sie aufrecht halten, mein Freund. Seien Sie darum mutig in Ihren Entschlüssen, damit Gott, nachdem Sie hier unten Ihr Leben Gott zum Opfer gebracht haben, Sie die Glückseligkeit seiner Ewigkeit genießen lasse. Amen.