Exerzitienvorträge 1900

      

9. Vortrag: Der „Weg“.

Bei der Lektüre der Lebensbeschreibung der Guten Mutter stoßen wir, meine Freunde, sehr oft auf den Begriff „Weg“. Man befindet sich auf dem Weg, man muss sich einlassen auf den Weg, Gott verlangt, dass wir auf dem Weg bleiben, etc. Was soll man darunter verstehen?

Dieser Ausdruck ist allen aufgefallen, die ihr „Leben“ lasen. Man hat verschiedene Auffassungen, verschiedene Urteile über dieses Wort zum Ausdruck gebracht. Gegner sahen darin eine Art Geheimnis, das auf die Vernichtung der menschlichen Aktion abzielte und unweigerlich zum Quietismus führte. Ein Artikel erschien darüber, der nicht wenig Aufsehen erregte. Er wurde wirksam widerlegt von Herrn Fragnieres, Doktor der Theologie und Professor am Großen Seminar von Freiburg/Schweiz. Pater Hagen, Jesuit und Leiter des Observatoriums von Washington, USA, hat diese Angriffe nicht weniger energisch beantwortet. Ihr habt die letzte Zeit in den „Annales“ die Arbeit des Paters Hagen gelesen, eine solide und unangreifbare Widerlegung.

Er scheint die Gute Mutter und die Mittel, die der WEG bietet, verstanden zu haben. Er steht in Verbindung  mit verschiedenen Heimsuchungsklöstern von Amerika und hat diese Dinge begriffen, schätzen und üben gelernt. Wir dürfen volles Vertrauen in das haben, was er über diese Lehre sagt. Das gleiche kann ich von Professor Fragernieres sagen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob beide den ganzen Umfang erfasst haben, den der Gedanke von WEG einschließt. Herr Fragnieres sieht darin hauptsächlich die Liebe, die Güte und Barmherzigkeit Gottes, Pater Tissot, der frühere Obere der Missionare des hl. Franz v. Sales meinte dasselbe. Er vergleicht den WEG mit der Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu. Er erblickte darin eine neue Nahrung der Frömmigkeit, eine Form besonderer Verehrung. All diese Erklärungen sind zweifellos gut. Ich möchte aber lieber sagen, dass es sich mit dem WEG so verhält wie mit einem Prisma, das einen Lichtstrahl zurückwirft. Betrachtet man diesen genau gegenüberstehend, so erscheint er blau, neigt man ihn nach links, schimmert er violett. Er ändert also seine Farbe je nach seiner Stellung. Mir scheint, dass das ein bisschen auf den WEG zutrifft. Er ist alles, was diese würdigen und frommen Schriftsteller über ihn gesagt haben, aber er ist auch noch etwas anderes. Es kommt nur auf den Anblick, auf den Gesichtswinkel an, unter dem man ihn ins Auge fasst.

Wie sollen nun wir Oblaten in der Praxis den WEG der Guten Mutter verstehen und erklären? Gewiss dürfen wir darin die Liebe und unendliche Barmherzigkeit des Erlösers sehen, neue, intime Entsprechung sehen, die Gott uns diesen Gnaden gegenüber erwartet. Sehen wir darin also vorzüglich unsere Treue, den Herrn nachzuahmen: „Ego sum via“ (Anm.: „Ich bin der Weg.“), sagt Christus zu uns. „Nemo venit ad Patrem nisi per me.“ (Anm.: „Niemand kommt zum Vater als durch mich.“). Der WEG ist also Treue, mit der wir in Gemeinschaft mit Gemeinschaft mit Jesus vorangehen, ihn in uns wiedererstehen lassen und ihn in allem nachahmen. Der WEG ist der liebende Gehorsam bei all unseren Pflichten, ist das Eingehen auf den Zug der Gnade, ist die Treue zu unserem Direktorium, zur Guten Meinung. Für jene, die einen Fortschritt erleben wollen auf dem Weg unseres Herrn, ist die möglichst treue und liebende Ausübung unserer Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams Vorbedingung, wie es in den Satzungen steht. Für uns besteht der WEG somit in der hl. Regel und im Gesamten unseres Lebens, das sich dem Leben unseres Herrn angleicht.

Das also ist der WEG, wie ihn zuerst und vor allem die Gute Mutter Maria Salesia verstand. Er ist etwas Klares, Positives, Praktisches. Man verwirklicht ihn durch Verehrung und Nachahmung unseres Herrn. Wir bekennen damit klar, dass wir zur Person des Erlösers Treue und Liebe hegen. Wir leben in einer Einheit des Herzens und Handelns mit ihm. Das ist der WEG.

Das Wort WEG, das die Gute Mutter gebraucht hat, findet sich übrigens häufig in der Hl. Schrift. Ein heiligmäßiger Bischof, der mich geweiht hat, Exzellenz de Prilly, Bischof von Chalons, verstand diesen WEG gut. Er hat darüber ein kleines Buch geschrieben, eine Folge von Betrachtungen, sehr schön und fromm, in denen er seine ganze heilige Seele verrät. Als Betrachtungsthema nahm er den ganzen Psalm „Beati immaculati in via.“ (Anm.: „Selig, deren Weg ohne Tadel ist.“), den wir täglich in den Kleinen Horen beten. Ich habe ihn sicher schon mehr als zwanzigtausendmal gebetet in meinem Leben… Beim täglichen Lesen dieses Psalms könnt ihr reiche Nahrung für euren Glauben schöpfen, für eure Frömmigkeit und für euren Eifer, auf dem Weg der Guten Mutter voranzugehen. In diesem Psalm begegnen wir 176 Versen, die vom „Weg“ handeln. Denn der Ausdruck „Weg“ kehrt unter den verschiedensten Namen immer wieder: Gebote, Befehle, Gesetze, Rechtfertigung, Zeugnisse, etc. Und diese Namen werden unaufhörlich wiederholt in jedem Vers, und manchmal sogar zweimal. Der Name oder Gedanke des „Weges“ kehrt mehr als 300 Mal wieder in diesem Psalm, den man den „Psalm des Weges“ nennen könnte. Es wird uns darum sehr nützen, ihn liebevoll zu studieren, da wir jeden Tag unseres Lebens beten. Da finden wir die Quelle, wo wir unsere Frömmigkeit erneuern können. Damit beleben wir unsere Gebete und Betrachtungen. Hier schöpfen wir wahre Wonnen für unsere Seele. Das kleine Büchlein des Bischofs de Prilly zeigt uns den ganzen theologischen und frommen Reichtum der Worte des „Psalms vom Weg“ auf.

Wenn das, was wir den anderen aufzeigen müssen mit dem WEG vor allem Treue bedeutet, können wir leicht verstehen, wozu dieser WEG uns selbst verpflichtet.

Zunächst zur treuen und liebenden Übung des Gelübdes des Gehorsams. „Tu mandasti mandata custodiri nimis… In via testimoniorum tuorum delectatus sum.“ (Anm.: „Du hast uns befohlen, deine Gebote über alles zu bewahren… Am Weg deiner Zeugnisse fand ich meine Freude.“): Das Wort des Herrn, das sich offenbart im Gehorsam, ist das Zeugnis, das Gott unserem Geist und unserem Herzen gibt. In diesem Gedanken und in dieser Überzeugung finden wir eine unerschöpfliche Quelle von Mut und Kraft. Betrachten wir darum unser Gelübde des Gehorsams und all unsere Gelübde im Sinne des WEGES. Seien wir Ordensleute unter dem Gesichtspunkt des WEGES. An dem Tag, an dem wir so gehorchen, werden wir so gehorchen, werden wir im Gehorsam zu den mühseligsten Opfern fähig sein, und diese Opfer bringen wir aus unserem ganzen Herzen und unserer ganzen Seele. Opfer unseres Wollens und Urteilens.

Da wir gerade vom Opfer des Urteils sprechen, öffne ich eine Klammer und wiederhole, was ich euch schon sehr oft gesagt habe: Unter der Unterwerfung des Urteils brauchen wir nicht notwendigerweise immer zu verstehen, dass wir unser eigenes Urteil ändern müssen, um das Urteil des Vorgesetzen zu übernehmen. Das trifft ganz und gar nicht zu. Sehen die Augen des Oberen weiß, was die euren als schwarz anerkennen, müsst ihr es nicht auch als weiß anerkennen. Wohl aber seid ihr gehalten, das auszuführen, was der Obere euch aufträgt. Wenn die aszetischen Schriftsteller den Gehorsam den Stein des Anstoßes für die Vollkommenheit nennen, brauchen wir dies nicht so zu verstehen, dass wir zum Schaden unserer Urteilskraft gehorchen müssten. Dazu sind nicht verpflichtet. Dann kann man sein Urteil immer noch tun im oben genannten Sinn unterwerfen und die angeordnete Sache tun, ohne sein eigenes Urteil berücksichtigen.

Was sagt uns der WEG bezüglich des Gelübdes der Armut? Er offenbart uns viele Geheimnisse. Wer ist einer der größten Theologen der Liebe Gottes? Ist es nicht Franz v. Assisi, der heilige Arme? Was hat ihm aber die verborgenen Wege der Liebe geöffnet? Die Leidenschaft der Armut. Franz v. Sales hatte vielleicht nicht das Gelübde der Armut abgelegt, wusste es aber doch auf eine bewundernswert Weise zu üben. Ihr erinnert euch des Vorfalls, als Mutter Chantal ihm eine zweite Soutane wob. „Meine Tochter“, wehrte er ab, „ich arbeite nicht eine Soutane im Jahr auf. Die des letzten Jahres ist noch gut.“ Wollt ihr das Herz Gottes entzücken? Dann seid auf irgendeinem Gebiet arm. Liebt das Armsein. In den ersten Jahren nach Gründung der Heimsuchung war es ungemein rührend zu beobachten, mit welcher Liebe die ersten Schwestern die Armut übten. Und zwar eine äußerst strenge Armut, bei der sie noch die Möglichkeit fanden, ausgiebige Liebesdienste zu leisten. Und der hl. Stifter entdeckte entzückt in diesen Seelen wahre Wunder der Gnade sich vollziehen. Da schöpfte er die Lektionen seines Theotismus, der Abhandlung von der Liebe Gottes. Denn Licht, Trost und Mut sind die Früchte einer aus Liebe zu Gott vorgenommenen Losschälung, eines kleinen Verzichts, den man Gott aufopfert. Er vergisst dann bisweilen, wer er ist, sagte die Gute Mutter, und was wir sind… Tretet in diese Gnadengeheimnisse ein, liebe Freunde! Versetzt euch in den Zustand, dass wir die Folgen solch unbedeutender Opfer, dieser kleinen Verzichte abschätzen können: In unserer Kleidung z.B. da sollte es keine Ausgaben geben, die nicht unbedingt notwendig sind. Betrachtet das, was euch zum Gebrauch dient, als von Gott selbst euch anvertraut. Es ist nicht euer Eigentum, gehört nicht euch, sondern dem Herrn. Empfangt es aus seiner Hand. Mit welcher Ehrfurcht nahm der hl. Aloysius einen neuen Talar entgegen, küsste ihn und dankte Gott, dass er ihn ihm gegeben hatte. „Aber das sind doch Lappalien, derlei Dinge“, mag man da denken. Jawohl, aber bei Gott nicht… Wir müssen alle treu diese Bedürfnislosigkeit betätigen, weil wir ja über nichts verfügen, nicht über die Kleidung, nicht über die Nahrung. Wir können niemals etwas aus eigener Machtvollkommenheit ausgeben. In jedem Augenblich sind da Verzichte zu bringen, mehr oder weniger schwere, mehr oder weniger schmerzliche, sind es wirkliche Opfer? Eigentlich nicht, vielmehr kostbare Perlen, die man nicht verlieren soll. Zieht euren Nutzen daraus, meine Freunde, und denkt daran. Üben wir unser Armutsgelübde so, dass wir Gott damit Freude machen. Dann ist das der WEG.

Eine ganz kleine Widrigkeit, eine Art zu urteilen, auf die ich euch im Vorbeigehen aufmerksam mache… Es gibt welche, die sich an dies und das hängen, in ihren Zellen, ihrer Einrichtung, ihrem Zimmerschmuck, an diesen oder jenen Gegenstand. Es gibt Ordensleute, denen die Armut nicht schwer fällt, sie geben gern alles her und genießen das Glück, nichts ihr Eigen zu nennen. Andere hängen ihr Herz ein bisschen an gewisse Dinge. Und wieder andere kleben daran. Das liegt eben in der Natur des einzelnen begründet. Alle können nicht die gleiche Art zu handeln und zu empfinden haben. Auch unter uns sind welche, denen die Armut überhaupt keine Überwindung kostet. Mehrere haben, wie die Gute Mutter sich ausdrückte, ein ganz klösterliches Temperament. Sie sind von allem losgeschält. Aber es gibt auch andere, die stark an ihren Gebrauchsgegenständen zu hängen scheinen. Was ist da zu tun? Uns von dieser Anhänglichkeit befreien. Und kostet uns der Verzicht etwas, dann ist das Verdienst umso größer, je größer und mühevoller das Opfer. Das sind eben die Leitersprossen des Aufstiegs zu Paradies.

Womit hat Franz v. Assisi sein schönes Werk verwirklicht? Welche waren seine ersten Mitarbeiter? „Non multi potentes, non multi nobiles, sed quae stultitia est mundi, elegit Deus.“ (Anm.: „Nicht viele Mächte, nicht viele Adelige, sondern was in der Torheit ist, hat Gott ausgewählt.“). Franz v. Assisi warf ihnen alte geflickte Mäntel über die Schulter. Er lehrte sie, die Armut lieben, und sie haben die ganze Erde überzogen an Zahl.

Liebt darum auch ihr die Armut! Begreift die Gnaden, die man sich durch sie erwirbt, übt unsere kleine Lieblingsarmut, wahrt sorgsam und immer etwas, das euch die Armut fühlen lässt. Das vereinigt eure Seele innig mit Gott. Das macht euch dem ähnlich, der von sich gesagt hat: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel des Himmels ihre Nester, der Menschensohn aber hat nicht, wohin er sein Haupt legen kann. Das ist der WEG. Ich predige euch damit keine schwierige Armut, verabschieden von der, die ihr bereits kennt. Nützt die Anspruchslosigkeit eures täglichen Lebens aus. Seid erfinderisch und geschickt genug, nichts von den Schätzen verkommen zu lassen, die ihr in Händen habt. „Haec est via, ambulate in ea.“ (Anm.: „Das ist der Weg, wandelt auf ihm.“).

Was ich da von der Armut gesagt habe, gilt nicht nur von der klösterlichen Armut. Sie findet auch in der Welt ihre Anwendung. Man kann sie nämlich auch in der Welt lieben und üben. Und die Erfahrung hat mir mehr als einmal gezeigt, dass die und die Personen, die Akte der Armut vollbrachten, daraus kostbare Gnaden ernteten. Ich möchte hier keine Eigennamen anführen, ich denke aber an zwei bis drei ganz bestimmte Weltmenschen. Warum war dieser oder jener ein so guter Christ? Warum hat er einen so tiefen und nachhaltigen Einfluss ausgeübt und hat in seiner Umwelt so viel Gutes gewirkt? Er lebte doch wie jedermann. Aber er war erfinderisch, ohne dass man es merkte, eine wirkliche Armut zu leben, keinen Pfennig mehr als unbedingt nötig auszugeben. „Vir altissimae paupertatis.“ (Anm.: „Ein Mann von allerhöchster Anspruchslosigkeit.“). Und die Folge: Sein Reichtum an Gnaden entsprach dem Maß seiner Bedürfnislosigkeit. Legt euer Herz und eure Liebe in diese Aktion. Der WEG ist nämlich nichts anders als das.

Das Gelübde der Keuschheit. Sie umschließt bei uns nicht bloß die negative Tugend, die darin besteht, Sünden zu meiden, die Gott missfallen. Unsere Keuschheit nimmt das Herz in Beschlag. Und wir schenken dieses Herz liebevoll unserem Herrn. Das ist keine irdische Zuneigung, sondern eine übernatürliche, überirdische, von einer Intensität ohne gleichen. Und sie auch ist die Keuschheit des WEGES.

Kann das Herz eines Mannes unseren Herrn so lieben? Die weiblichen Heiligen schon… Glaubt ihr denn, meine Freund, dass die heiligen Männer unseren Herrn weniger liebte als die heiligen Frauen? Ich sprach euch von Bischof de Prilly. Ich könnte euch Bischof de Segur nennen und viele andere. Jawohl, sie liebten unseren Herrn…

Meine Freunde, wir wollen auch unseren Herrn lieben! Wenn man ihn liebt, hat man alles. Lieben wir ihn bei der hl. Messe, bei der Betrachtung, bei all unseren Handlungen. Und die Liebe unseres Herrn wird uns Einfluss und Verdienst einbringen. Warum haben wir in unseren Herzen kein Plätzchen reserviert für unseren Herrn? Haben wir denn nie in unserem Leben sein göttliches Antlitz sich über uns neigen sehen? Haben wir nie die Wirkung seiner Gnaden verspürt? Nie die hl. Kommunion begriffen? Hat er denn nie etwas für uns gesagt oder getan? Liebt unser Herz denn nichts und niemand? Doch, meine Freunde, es hegt viel Liebe zu euch selbst! … Seien wir nicht gleichgültige und tot! Tragen wir keinen Stein in unserer Brust. Lieben wir ihn bei der hl. Kommunion, bei der hl. Messe, wenn wir die Lossprechung unserer Sünden erlangen, wenn wir selber die Absolution erteilen, selber die hl. Kommunion reichen, wenn wir das göttliche Wort predigen. Lieben wir ihn immer und überall. Dann sind wir auf dem WEG, denn das ist die Keuschheit des WEGES.

So gleichen wir innerlich kraft der Übung unserer Gelübde unserem Herrn. Wir haben aber noch eine andere Verpflichtung, wir Oblaten, nämlich die, dem Erlöser auch äußerlich zu gleichen, ihm ähnlich zu sein in unserer Kleidung, unserem Reden, in unseren Beziehungen zum Nächsten und überhaupt bei allem Tun und Lassen. Sagte die Gute Mutter: Man wird den Erlöser wieder in ihnen auf Erden sehen.

Was unsere Kleidung betrifft, so wollen wir gut auf unseren Talar, unser Ordenskleid, achtgeben, und es mit Ehrfurcht behandeln. Bei der Erscheinung unseres Herrn achtete ich auf eine Falte in seinem Gewand, ich wagte nicht sein Antlitz zu betrachten… Das bedeutete mir eine wahre Offenbarung: Ich hatte ein Glücksgefühl, wie man es sicher im Himmel erleben wird. Ich brauchte nichts mehr. Ein Blick auf diese Falte seines Mantels hätte mir, so schien es mir, zu meiner Glückseligkeit genügt… Mit welcher Würde trug unser Herr doch sein Gewand!

Vereinigen wir uns mit ihm also innerlich wie äußerlich! Tragen wir mit Glauben, Ehrfurcht und Liebe unser Ordensgewand. Jesus wechselte nicht oft sein Kleid, es fehlten ihm auch die Mittel dazu. Pflegen wir unser Gewand wie er es mit dem seinen tat. Nichts flößt mehr Frömmigkeit ein, als der Leibrock von Argenteuil. Er war von der Hand der hl. Jungfrau selber gewoben. Dieses Gewand trägt die Gnade in sich. Josef Roussel schrieb mir dieser Tage, er habe soeben auf Anordnung der kirchlichen Behörde die Blutflecken dieses hl. Rockes chemisch analysiert und Kristalle menschlichen Blutes darin festgestellt. Während dieser Untersuchung, so schrieb er mir, habe er immer an mich und die Kongregation der Oblaten denken müssen. „Während ich das Blut unseres Herrn berührte, brachte ich die Erinnerung an Sie nicht aus dem Kopf…“

So also, meine Freunde, machen wir Fortschritte auf dem WEG, indem wir unseren Herrn immer ähnlicher werden, in seiner Kleidung, in seinem ganzen Äußeren und in seinem Verhalten. So wird man dann den Erlöser wieder auf Erden erscheinen sehen.