10. Vortrag: Danksagung.
Meine Freunde, wir müssen für diese hl. Exerzitien dem guten Gott viel Dank sagen. Ich glaube, dass seine Gnade sehr aktiv in vielen Seelen gewirkt hat. Alle werden einen guten Eindruck mit sich nehmen, und ich hoffe, dass dauerhafte Früchte in uns und in unserer Umgebung daraus folgen werden.
Machen wir uns darum an unsere Aufgabe! Werden wir Ordensleute der Guten Mutter Maria Salesia, Religiosen des WEGES. Erfüllen und verwirklichen wir die Gelübde der hl. Kirche. Dieses Ziel ist in der Tat sehr schön und wir können mit David sagen: „Funes ceciderunt mihi in praeclaris.“ (Anm.: „Mein Los fiel auf herrliches Gebiet.“). Der Anteil, den Gott mir zudachte, ist wirklich schön. Warum schön? Weil Gott ihn für mich ausgewählt hat, er entspricht ganz meinem Maß, meiner Fähigkeit, meinem Verstand, meinem Urteil, meinem Herzen. Ich finde ihn schön und wünsche mir keinen anderen.
Merkt euch das, dass wir Gott dafür viel Dank schulden, Oblate zu sein. Ich wette mit euch, so wie ihr seid, dass ihr anderswo keine größeren Gnaden finden könnt als ihr hier empfangt. Nirgendwo findet ihr solche Hilfen, solche Erleuchtungen, solche leichten und sicheren Mittel, zu Gott zu gehen und andere zu ihm zu führen. Mögen die Früchte dieser Exerzitien in der ganzen Kongregation spürbar werden. Liebet einander! Jeder gedenke in seinen Mementos der Kongregation, bete für den oder jenen Pater, für dies oder jenes unserer Anliegen, möge jeder von uns ein Gedächtnis, ein ganz besonderes und eifriges Gebet für unsere Gemeinschaft und für den oder jenen Mitbruder im Besondern verrichten.
Unsere Missionen haben in den letzten Zeiten viel gelitten, doch ich mache eine Beobachtung, die mich sehr tröstet: Trotz ihrer Leiden bedauert nicht einer von ihnen seine Berufung. Nicht einer möchte sich verändern und etwas anderes tun. In all ihren Briefen finde ich diese übereinstimmende Gesinnung. Sie lieben ihren Beruf und sind ihm zutiefst verwachsen, und darum wirken sie dort so viel Gutes.
Wir haben kürzlich in Rom eine Prokuratur gegründet. Beten wir für P. Rollin, damit Gott ihm die nötige Gesundheit schenke, dass er sein so glücklich begonnenes Werk fortsetzen kann. Der Hl. Vater hat seine Befriedigung zu äußern geruht, die Oblaten in Rom zu sehen, und so nahe bei ihm. Wir wohnen dort als einfache Mieter, die einen kleinen Teil eines großen Gebäudes bewohnen, in aller Bescheidenheit und Einfachheit. Das habe ich gern. Das ist mir lieber als eine große Residenz, die als unser Eigentum gilt. Man würde sagen: Sie bewohnen einen Palast. Ja, wir bewohnen einen Palast, aber in einer kleinen, bescheidenen Ecke. Um dort einzutreten, müssen wir durch eine kleine und demütige Tür: Bitten wir darum den lieben Gott um die nötige Gesundheit für unseren P. Rollin. Seine Sendung dort hat eine große Bedeutung. Er hält unsere Genossenschaft in dauernder Verbindung mit dem Hl. Vater und den römischen Kongregationen. Er mildert die Reibungen und Rauheiten, die sich ins Räderwerk einer jeden Administration einschleichen. Er sagte mir, er sei zu alt, um diesen Posten gut auszufüllen. Der gute Pater hat eben noch ein bisschen Eigenliebe… Er versteht es nämlich ausgezeichnet, sich die Achtung und Zuneigung aller zu verschaffen, mit denen er dort zusammenkommt, und er dehnt diese Sympathie aller bis auf uns hier aus.
Nach diesen Exerzitien, meine lieben Freunde, sollte man merken, dass wir wirkliche Oblaten sind. „Nihil nisi grave, moderatum ac religione plenum trae se ferant.“ (Anm.: „Sie sollen nur Ernst, Maß und Frömmigkeit vor sich hertragen.“). In der Kirche wollen wir uns geziemend halten, wie es von abgetöteten Ordensleuten erwartet wird. Wir halten uns aufrecht und stützen uns nicht gemütlich auf, legen nicht aufgestützt das Gesicht in beide Hände, sodass wir jedermann erbauen. Und in unserem ganzen Gehabe wollen wir Einfachheit zur Schau tragen und vermeiden, draußen und in den Straßen uns affektiert zu benehmen… Jeder halte und bewege sich geziemend und einfach. Die Jesuiten sind alle gleich gewandet und bemühen sich, ihren Mitgliedern die gleichen Manieren beizubringen in Haltung, Gang, Bewunderung und Arme, etc. Ich tadle durchaus nicht ihre Art, sondern bewundere und schätze sie hoch. Wir Oblaten freilich können die Lebensart der Jesuiten nicht übernehmen, wollen aber gleichwohl uns immer einfach und ohne Ziererei geben.
Meiden wir vor allem sorgsam, was den leisesten Schatten auf den guten Ruf unserer Tugend werfen könnte. Vermeiden wir häufige Besuche, die böse Bemerkungen und boshafte Auslegungen verursachen könnten. Es bedarf einer unvergleichlichen Wachsamkeit, dass unser Lebenswandel heilig und ohne Makel sei, aber auch, dass er so nach außen erscheine. Es muss nun einmal sein.
Wir wollen jetzt unsere Gelübde erneuern. Um die Zeremonie nicht werden zu lassen, da ihr zahlreich seid, möge jeder sie innerlich und leise erneuern. Zwei unserer Patres legen ihre ewigen Gelübde ab, und für jedes Haus erneuere der betreffende Hausobere in seinem Namen und dem der ihm anvertrauten Ordensleute öffentlich die Gelübde.
Ich erwarte von dieser Zeremonie zum Abschluss unserer Exerzitien großen Segen für das Institut. Es ist Akt hoher Gottesverehrung, den ihr da vornehmt, eine Handlung von höchster Verdienstlichkeit, der über euer Leben und in die Seelen der anderen überreiche und unbestreitbare Gnade gießen wird.
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GOTT SEI GEBENEDEIT!
ES LEBE JESUS!