Exerzitienvorträge 1900

      

5. Vortrag: Das Credo der Guten Mutter

Liebe Freunde, wir sind Oblaten des hl. Franz v. Sales, haben einen besonderen Namen und eine besondere Art zu handeln. Nicht wir haben das erfunden und geregelt. Bischof v. Segur kam eines Tages nach Troyes, und ich sagte zu ihm: „Es wäre wirklich nötig, dass es Priester des hl. Franz v. Sales gäbe!“ – „Mein Freund, wollen Sie Gründer werden?“ – „Das nicht, Monsignore, aber Sie hören ja, was die Gute Mutter sagt.“ – „Und Sie, Monsignore, sind Sie sicher?“ – „Oh, ja, ich bin dessen ganz sicher. Aber hören Sie gut zu: Um eine Kommunität zu gründen, muss man ein Heiliger sein. Beginnt ein Orden auf den bloßen Einfall eines Privatmannes hin, hat er kaum Bestand. Beginnen Sie mit der Guten Mutter zusammen, dann hat er Bestand. Gehen Sie dann ohne Furcht voran! …“

Heute Morgen, meine Freunde, möchte ich vor euch die Mutter Maria Salesia aufleben lassen. Ich möchte euch zeigen, wie sie unsere Mutter und wir ihre Erben sind. Ich möchte euch in unser Eigentum, unser Vatergut, unser Privatvermögen einführen, damit wir begreifen lernen, dass wir uns als Kinder der Guten Mutter verhalten müssen, dass wir von ihrem Geist leben und ihre Wünsche erfüllen sollen. Eine gewisse Zahl von uns versteht das noch nicht, ein anderer Teil hat es bereits begriffen. Hört ihr zu, die es noch nicht verstehen: Die Oblaten des hl. Franz v. Sales sind wie die anderen Kongregationen. Und Mutter Maria Salesia ist eine Heilige wie eine andere… Kann man damit aber einen Oblaten machen? Ebenso wenig wie man einen Jesuiten aus einem Novizen machen kann, der nicht die Gesellschaft Jesu für die beste der Welt hielte…

Ihr müsst Kinder der Guten Mutter sein, müsst sie verstehen und hochschätzen, müsst an ihr Interesse haben, müsst Erben und Verkünder ihrer Lehre sein. Das scheint beim ersten Anblick von untergeordneter Bedeutung zu sein, die Lehre der Guten Mutter, unwichtig für die Predigt, für das Verständnis des klösterlichen Lebens und des christlichen Lebens überhaupt. Täuschen wir uns aber nicht, es hat eine äußerst wichtige Bedeutung. Wenn ihr ihre Lehre nicht zu der eurigen macht, werdet ihr nie Oblaten des hl. Franz v. Sales werden.

Ich will hier keinen theologischen Kurs abhalten. Es ist aber notwendig, dass ihr hierüber klare und exakte Vorstellungen habt. Wieviel Hauptdogmen finden in unserem Credo? Fünf, antwortet der Katechismus: Dreifaltigkeit, Menschwerdung, Erlösung, Kirche und Ewiges Leben. Sehen wir einmal, was die Gute Mutter über diese fünf Glaubenssätze sagte, wie sie dieselben verstand und in die Praxis des Lebens überführte.

Die hl. Dreifaltigkeit, also die Beziehungen der drei göttlichen Personen untereinander, bildete Gegenstand ihrer beständigen Betrachtungen. Die Gute Mutter hat hierüber wunderbare Dinge gesagt von vollendeter Theologie, man möchte mitunter sagen: Wie Thomas von Aquin. Hat sie sich in diesen Fragen je geirrt oder danebengegriffen? In Rom ist man nicht dieser Ansicht, da man ihre Schriften approbiert hat. Was sie über die Beziehungen der Göttlichen Personen untereinander gesagt hat, über das innere Leben der hl. Dreifaltigkeit, über die äußeren Werke des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes, findet sich niedergelegt in ihren Briefen an P. Regnouf oder in ihren Vorträgen an die Kommunität. Da finden sich herrliche, exakte und umfassende Dinge.

Wie tief ist doch, was sie von Gottvater aussagt, dem in besonderer Weise die Schöpfung zugeschrieben wird, obwohl sie das Werk aller drei Personen ist: „Omnia per ipsum facta sunt et sine ipso nihil est factum es quod factum est.“ (Anm.: „Alles ist durch ihn erschaffen und ohne ihn ist nichts von dem erschaffen, was erschaffen ist.“). Die Gute Mutter sah in der Erschaffung der materiellen Dinge die große Offenbarung der Liebe Gottvaters. Daraus folgt aber unsere Pflicht, diese Dinge mit Ehrfurcht zu behandeln, da sie das Werk Gottes sind und Gnade mit sich tragen. In der materiellen Arbeiten wie im Gebrauch der stofflichen Dinge kann man Gnade finden und Heiligung. Wenn wir sie segnen, können wir sie zu Trägern der Heiligkeit machen für die Seelen, mit denen wir zu tun haben. Segnen wir deshalb die Nahrungsmittel in den Familien und Klostergemeinden. Segnen wir, was den Armen geben. Helfen wir den Armen durch unser Almosen und gute Worte. Verstehen wir aber auch die Hilfe, die wir von den Dingen erfahren, die ihrerseits heiligen.

Die Menschwerdung ist das Werk des Sohnes. Er wurde Mensch nicht nur, um uns zu erlösen, sondern um unser Vorbild zu werden. Damit alles ihn nachahme, ihn reproduziere und vor allem mit seiner Gottheit vereinigt werde. Menschliches Blut fließt in Strömen in den Adern eines Gottes, und der Mensch wird Gott kraft des übernatürlichen Lebens, dank der Gnade, die das göttliche Leben in uns begründet. Welch schöner Traktat der Theologie ist doch diese Lehre von der Menschwerdung! Die Wirkung der Menschwerdung teilt sich jeder Seele mit in ihrer jeweiligen Verfassung, entsprechend ihrem Pflichtenkreis und dem göttlichen Wollen, aber auch gemäß dem Bemühen jeder Seele, dem Erlöser gleich zu werden. Der Kaufmann, der Bauer, der Industrielle, eins mit Gott im Blut eines Gottes, finden in der Menschwerdung das Fundament ihres Tuns, ihres Denkens und Planens. Das Wort Gottes kann mit jedem Menschen eins werden, und jeder Mensch muss sich bemühen, ihm ähnlich zu werden… Ist das Hirngespinst? Nein, die der Lehre der Guten Mutter treuen Seelen haben in diesen Überlegungen die Wahrheit entdeckt. Das ist ein schönes Kapitel der Gotteswissenschaft und gleichzeitig sehr praktisch. Erinnert euch daran in der Predigt und Beichte. Da schöpft ihr Licht und Stärke für die Seelen. Da sieht man den göttlichen Plan in Erfüllung gehen. Warum kam denn der Erlöser auf dieser Erde? Nicht nur um 33 Jahre lang bei uns zu weilen, sondern: „Instaurare omnia in Christo“ (Anm.: „Alles in Christus zu erneuern.“). Dieses Ziel heißt es zusammen mit dem Erlöser verwirklichen. Die Lehre der Guten Mutter hierüber ist ausdrücklich und formell: Jeder von uns muss sich einsetzen, Jesus in sich zu verwirklichen, ihn zu reproduzieren und ihn auch in den anderen widerstehen zu lassen im Maße seines Einflusses auf die Seelen. Sie kam oft auf diesen Gedanken zurück. Wir aber sind ihre Erben, darum sollten wir uns diese Lehre zunutze machen. Sie sollten wir verkünden und zum Verständnis aller bringen, die uns hören. Gewiss könnt ihr zu den Kindern im Katechismusunterricht nicht in der Form sprechen, wie ich es eben getan. Man soll uns ja begreifen und gern anhören. In der vorgetragenen Lehre findet ihr aber das Fundament, die Begründung, den Anstoß, die Richtung und das Ziel dessen, was ihr unterrichtet.

Das Werk des Hl. Geistes aber ist die hinreichende, die wirksame und siegreiche Gnade, mit der man mitarbeiten und die man in ihrer vollen Breite sich in seiner Seele auswirken lassen muss. Ich gehe fort, aber ich lasse euch den Hl. Geist zurück, sagte der Herr. Der Geist soll in Zukunft in der Kirche wohnen, sie leiten, stützen und beschützen, ihr das nötige Licht und den guten Willen geben. Könnten wir doch in der Seelenführung und im Unterricht diese Dinge verständlich machen! Könnten wir doch selber diesen Hauch des Geistes empfangen! Es sind so schöne Wahrheiten, große, tiefe Wahrheiten! Wie sehr liebte die Gute Mutter doch den Hl. Geist! Wie treu war sie der Gnade gegenüber und lehrte das auch andere!

Über die Erlösung gäbe es viel zu sagen, wir müssen uns kurz fassen… Die Erlösung, dieses Geheimnis der Schmerzen und Leiden, das uns hilft, unsere Prüfungen zu bestehen, indem wir sie den Leiden und Verdiensten des Erlösers hinzufügen: „Adimpleo ea quae desunt passionem Christi.“ (Anm.: „Ich erfülle, was am Leiden Christi noch abgeht.“). Wir müssen uns tief durchdringen von dieser Lehre des Göttlichen, von der wundersamen Wirksamkeit des Leidens. Sie ist so tröstlich und passend für die Seele, die in der Prüfung steht.

Die Kirche. Die Gute Mutter hatte eine hohe Verehrung zum höchsten Chef der hl. Kirche, dem hl. Vater. Sie betrachtete ihn als den Stellvertreter Jesu Christi und als den lebendigen Ausdruck  seines Willens, des Willens Gottes in der Regierung der Kirche. Als ich zum Hl. Vater sagte, die Gute Mutter habe mich beauftragt, ihn um einen kräftigen Segen für sich und ihr Kloster zu bitten, damit sie seine abhängigsten und demütigsten Kinder würden, sagte der Papst: Sie möge für mich beten, die Zeiten sind schwierig! Pius IX. setzte Vertrauen in die Gute Mutter und ihre Gebete. Auch Leo XIII. hegte Vertrauen zu ihr. Ich selbst hatte zu ihr ein echtes Vertrauen, von dem ich euch schon oft gesprochen habe, der Papst aber vertraute ihr noch mehr als ich selbst.

Die Lehre der Guten Mutter über die Kirche war von vollkommenem Vertrauen in die Weisungen der Kirche geprägt und sah den Priester von einem wahren Glorienschein umgeben. Der priesterliche Charakter, die Vollmacht des Priesters, seine innige Einheit in Liebe und Wahrheit mit Jesus, flößten ihr einen allerhöchsten Respekt zum Priester ein. Wie gut sie doch den Priester verstand! Wie nützlich ihre Lehre für den Priester selbst war! Geht nur nach Rom, dort wird man euch Kardinal Paroci’s Worte wiederholen, des Kardinalvikars: Die Lehre der Guten Mutter ist gut für die Gläubigen, besonders aber für die Priester. Ja, es ist die genau richtige Lehre für den Priester. Davon muss er leben, darin findet er seine Erneuerung. So spricht einer, der eine Leuchte am päpstlichen Hof ist. Er möchte das Bild der Guten Mutter immer vor Augen haben… Da habt ihr also, meine Freunde, die, die das Licht der Priester ist. Ihre Lehre sollte unser ganzes Leben durchdringen und prägen… Wir stellen übrigens glückliche Wirkungen der Lehre der Guten Mutter auf die assoziierten Priester und ein bisschen auch hier in Troyes. Wie man doch bei diesen Versammlungen der Weltgeistlichen, die zu uns kommen spürt, wie die Priester durch Vermittlung der Guten Mutter die ungewöhnlichsten Erleuchtungen und Gnaden Gottes erhalten. Und sie erzählen uns sehr gute und tröstliche Dinge. Sie erleben ungemein schöne Früchte, die durch diese Lehre in den Seelen hervorgebracht werden. Damit heiligt man sich und heiligt die ganze Pfarrei.

Die Gute Mutter brachte wie gesagt dem Priester eine unvergleichliche Ehrfurcht entgegen. Unterhielt sich ein Priester mit ihr, so sammelte sie sich, wie wenn sie Gott hätte sprechen hören. Sie fühlte die Gegenwart und Tätigkeit im Priester, woran wir selbst viel zu wenig denken. Wir machen uns viel zu wenig aus diesem Gedanken.

Die letzten Tage sah ich den Assistenten einer Kongregation, die fast den gleichen Namen trägt wie wir. „Wir tragen den Namen des hl. Franz v. Sales“, sagte er zu mir. „Wir könnten gut das Etikett wechseln, da wir reichlich wenig vom hl. Franz v. Sales tragen. Ihr aber“, fuhr er fort, „mit allem, was ihr habt…! Könnten wir uns nicht zusammenschließen?“ Ihr früherer Oberer, ein großer Prediger und ein erleuchteter, ganz apostolischer Mann, sagte einige Stunden vor seinem Tod: „Mit der Guten Mutter kann man die Welt bekehren!“ Er selbst war einer der glühendsten Verehrer der Guten Mutter, den man sich vorstellen kann.

Die Lehre der Guten Mutter ist die Lehre der katholischen Kirche: „Credo in sanctam Ecclesiam catholicam.“ (Anm.: „Ich glaube an die hl. katholische Kirche.“). Gott hatte ihr noch im Noviziat den Wunsch eingegeben, eine Genossenschaft entstehen zu sehen, die den Geist des hl. Franz v. Sales weit in der Welt ausbreiten sollte. Sie arbeitete an diesem Werk ihr ganzes Leben, es war ihr eine Herzenssache, es war ihr Werk. All ihre Gebete, all ihre Mühen und Leiden zielten auf dieses Werk ab… Wir denken nicht genug daran, meine Freunde, tun zu wenig, um ihm zu entsprechen. Die Fremden, die zu uns kommen, sind außer sich über unser Werk, und wir selbst? Ja, ja, sagen die einen, die Gute Mutter war bestimmt eine heiligmäßige Frau… Aber nein, meine Freunde, das genügt in keiner Weise. Wir müssen vielmehr bekehren, müssen begreifen, was Gott, der uns die Gnade der Berufung gegeben hat, von uns erwartet!

Das letzte Mal, als ich in Rom war, hab ich dem Kardinalvikar gedankt für alles, was er zur Seligsprechung der Guten Mutter getan hat. „Ich tue nichts Besonderes“, sagte er zu mir, „der Prozess läuft in der Kraft seines eigenen Gewichts. Es ist der schönste Prozess, den ich seit dem Pontifikat Leos XIII. erlebt habe.“

Ihr seht, meine Freunde, das sagt man von der Guten Mutter außerhalb unserer Reihen. Und was sagen wir? Was tun wir? Was bedeutet das? Die Zeugnisse, die Gott gegeben hat, sind im Übrigen schlüssig. Lest das „Leben der Guten Mutter“ (Anm.: „Von P. Brisson selbst verfasst.“). Was hält mich denn aufrecht in den Schwierigkeiten und Widersprüchen jeder Art, denen ich begegnet bin und noch begegne, in den Heimsuchungen jeder Art? Was mich aufrecht hält, sind eben diese unzweifelhaften Bezeugungen des Göttlichen Willens, die ich erfahren habe. Die Erscheinung unseres Herrn, deren Einzelheiten ich euch nicht wiederholen muss, da ihr sie bereits kennt. Gott tut das, wenn er so außerordentliche Dinge zulässt, damit man ihm glaube und gehorche. Wenn er erlaubt, dass die Gute Mutter mir die Summe Geld bringt, die ich von Gott erbeten hatte. Wenn er zulässt, dass ein bedauernswertes, schwachsinniges Mädchen mir die lateinische Stelle aus dem hl. Thomas aufsagt, die ich mir im Voraus notiert hatte, dann muss ich mich wohl oder übel beugen. Dazu bin ich doch wohl gezwungen. Die Erscheinung unseres Herrn hat zwanzig Minuten gedauert… Was hat er mir aufgetragen? „Tu, was die Gute Mutter Maria Salesia sagt!“ Das war mir eine Überwindung, ich hatte eine tiefe Abneigung dagegen, musste mich aber ergeben!

Ja, das ist eine große Heilige, die Gute Mutter Maria Salesia, dass sie solche Dinge zuwege bringt. Sie hatte eine besondere Lebensaufgabe, eine klar umschriebene Sendung, die unmittelbar von Gott kam. Kommen solche Dinge oft vor? Begegnet man in der Kirchengeschichte derlei auf Schritt und Tritt? Glaubt ihr, der Papst sagt oft zu Kommunitäten und religiösen Orden an ihrem Anfang: Ich bin mit euch, arbeite mit euch. Alle, die mit euch arbeiten, tun, was Gott von ihnen persönlich verlangt? Wenn die Worte des Papstes, wenn die Worte Gottes nichts bedeuten, was gilt dann überhaupt noch? Ich will hier gern meine kleine Beichte ablegen: „Os Christi Evangelium est.“ (Anm.: „Das Antlitz, Gesicht, Miene, Rede, Mund-Christi ist Evangelium.“). Unser Herr erschien mir mit strenger Miene… Vielleicht hätte ich mich auch meinerseits ebenso streng zeigen müssen. Aber das ist so schwer! Und dann kann man doch nicht aus einem Streichholz eine Kanone machen, nicht wahr? Ich tat, was ich konnte, entsprechend meinen körperlichen und seelischen Kräften. Vielleicht habe ich es ungeschickt angegangen… „Os Christ Evangelium est.“ Sicher hätte ich strenger sein müssen gegen jene, die nicht gehorchten, hätte mit mehr Energie und Kraft reagieren müssen… Wie dem auch sei, meine Freunde, das schwächt in keiner Weise unsere Hoffnungen, vermindert nicht unsere Verpflichtungen. Versteht wohl, was ich da sage. Bisher habe ich noch nie in euren Seelen und Gewisse so ein starkes Echo gespürt. Ich sehe ganz klar euren guten Willen sich Gott hinwenden. Ihr wisst, dass die Zuhörer oft das Wort des Predigers auf den Prediger zurückwerfen und er diesen Widerhall verspürt. Dieses Echo wirkt auf mich während dieser Exerzitien wie eine Botschaft der Frömmigkeit und des guten Willens von Seelen, die Gott lieben und seinen hl. Willen erfüllen wollen.

Wir wollen das Credo der Guten Mutter beschließen mit dem Ewigen Leben. Der Glaube der Guten Mutter an das ewige Leben bewegte sich auf der gleichen Höhe wie alles aus ihrem Credo. Sie stand nämlich immer in Verbindung mit der anderen Welt. 35 Jahre lang konnte ich selber auf diese ganz praktische Art lebhaft an das ewige Leben glauben, weil ich jeden Tag in der Heimsuchung ein wahres Tagebuch mit beständigen Nachrichten aus dem Himmel erfuhr. Wie kommt es, dass die Worte der Guten Mutter sowie der Schw. Marie-Genofeva immer in Erfüllung gingen, und zwar an dem Tag und zu der Stunde, die sie für die Erfüllung ihrer Voraussagen genannt hatten? Viele ihrer Versprechungen haben sich bereits erfüllt. Die Gute Mutter sagte mir nicht nur, was hier auf Erden geschehen werde, sondern auch was im Himmel geschah. Waren es Worte in den luftleeren Raum hinein gesprochen, imaginäre Dinge? Doch was in Kürze geschehen sollte, wurde zu häufig von den Tatsachen bestätigt, als dass man am göttlichen Ursprung dieser Mitteilungen zweifeln konnte.

„Liebe Gute Mutter“, sagte ich zu ihr eines Tages, „es lohnt sich wahrlich nicht die Mühe, in den Himmel zu kommen, weil es uns hier genauso gut geht…“ – „Das soll man nicht sagen, das würde Ärgernis erregen…“ – „Aber sind wir denn nicht sicher, im Willen Gottes zu stehen, sicher, dass er uns liebt, sicher, mit ihm zu sein…?“ – „Das darf man nicht sagen.“ Gleichwohl entspricht es bis zu einem gewissen Punkt der Wahrheit. Denn der geliebte und angenommene Wille Gottes ist der Himmel auf Erden.

Das also ist das Credo, das Glaubensbekenntnis der Guten Mutter, meine lieben Freund. Möge es auch das unsrige werden, das Credo unseres Geiste, unseres Herzens und unserer Werke. Amen.