9. Vortrag: Unsere Art zu unterrichten, Katechismus zu lehren, uns zu predigen.
Wir wollen diese Exerzitien in Foicy abschließen. Das macht uns Freude. Foicy weckt zu schöne Erinnerungen bei mehreren von euch. Dort wurden sie ins Noviziat aufgenommen und haben ihre Gelübde abgelegt.
Ich empfehle weiter für diesen Tag die Sammlung. Darauf gebe man wohl Acht, denn wie gesagt: Es sind die Exerzitien, die den Erfolg der Exerzitien garantieren. Die einzelnen Übungen, eine nach der anderen treu vollzogen, bringen Gnade mit sich und geben uns die notwendigen Bausteine zu dem Gebäude, das wir während des Jahres aufrichten sollen. Die Sendung des Oblaten besteht nicht nur darin zu leiten, sondern auch zu unterrichten: „Geht und lehret alle Völker.“ Wir unterrichten auf verschiedene Weise, indem wir Klassenunterricht erteilen, Unterricht erteilen und Predigten halten. Wir meinen allzu leicht, Unterricht erteilen sei unsere ureigene Angelegenheit. Wir können das nach unserer Fasson machen, und es sei selbstverständlich das Beste, was es gäbe. Das darf aber nicht so weitergehen. Es hat keinen Wert, eine Kongregation zu gründen, wenn jeder auf seine Art und Weise handelt. Dann können wir Kapläne, Pfarrer und Lehrer werden, und jeder kann dann nach seinem Geschmack vorgehen. Soll das heißen, dass die Gleichförmigkeit eine komplette werden muss. Jeder müsse dem anderen gleichen? Auf Denken und Fühlen des einzelnen brauche keine Rücksicht genommen werden? Nein, denn „der eine so, der andere so.“ Gewiss darf jeder in einem gewissen Ausmaß seinem Talent, seiner Eingebung, seiner Vorstellung, seiner Art zu reden, und zu handeln folgen. Doch sollen dies nur seiner Art zu reden und zu handeln folgen. Doch sollen dies nur Unterschiede im Detail sein. Alle diese verschiedenen Weisen zu reden und zu handeln, müssen geregelt, gespeist und inspiriert werden vom Geist der Kongregation. Nur dann seid ihr Zweige und Reiser, die man von einem beliebigen Baum genommen und auf einen anderen aufgepfropft hat, damit er ihm Saft und Kraft gebe. Nehmt ein Zweiglein und pflanzt es in die Erde, es vertrocknet und schlägt keine Wurzeln. Pfropft es aber auf einen kräftigen Baum, der ihm Saft mitteilt und es nährt, dann bringt es hervorragende Früchte hervor. Darum bringt eine Genossenschaft Früchte hervor, weil sie ein einziger Nährboden ist, auf dem verschiedene Zweige sich festklammern, verästeln und leben.
Ihr unterrichtet also. Wer unterrichtet, muss etwas wissen. Man lehrt nicht, wenn man selbst nichts weiß. Ihr erteilt Unterricht: Das geht nicht ohne Fachkenntnisse. Daher die absolute Notwendigkeit zu studieren. Im ersten Jahr meiner Theologie war ich erschrocken, über das, was die Theologen sagen. Sie stellen schwere Gewissensverpflichtungen für all jene auf, die studieren. Der Arzt muss Rechenschaft ablegen über die Fehler, die von seiner Unwissenheit herrühren. Der Rechtsanwalt hat den Geldverlust zu verantworten, den er gegenüber seinen Klienten wegen seiner Dummheit verschuldet hat. Ihr seid Lehrer. Man hat euch Kinder anvertraut, für welche die Eltern Opfer bringen. Ihr entsprecht nicht durch Hingabe dem, was man mit Recht von euch erwarten kann. Da heißt es, den Eltern den Verlust ersetzen. Ich weiß wohl, dass dies in der Praxis sehr schwierig wäre. Es ist darum aber nicht weniger wahr, dass ihr dadurch den Eltern ein Unrecht zugefügt habt, die euch Kinder übergeben haben. Und müsst ihr den Schaden wiedergutmachen. Das ist das ABC des Traktates der Gerechtigkeit. Das sagen nicht die Jansenisten oder andere Rigoristen, sondern der hl. Alfons von Ligouri und alle anderen. Wie wollt ihr unterrichten, wenn ihr nicht könnt? Wenn ihr euch nicht darauf vorbereitet? Jeder Schüler kostet im Durchschnitt seinen Eltern 1.000,- Goldfranken (ca. 18.560 €). Nehmen wir an, ihr hättet 20 Schüler, das sind dann 20.000,- Franken (ca. 371.200 €), die man euch anvertraut, so wie man sie einer Bank anvertrauen würde, und ihr lasst sie durch eure Schuld vergeuden… Dann beklagt ihr euch vielleicht später, ihr habt zu wenig Glauben, zu wenig Gottesliebe. Erfüllt ihr aber die Bedingungen, um die euch übertragene Aufgabe zu erfüllen?
Ihr könnt also nach aller Gerechtigkeit keinen Unterricht erteilen, wenn ihr nicht vorbereitet seid und nicht genug Vorstudien betrieben habt. Wer eine Klasse als eine Reitbahn betrachtet, an die man sein Pferd anbindet, täuscht sich. Das Pferd schreitet und macht seine Runde so recht wie schlecht. Führt sich der Lehrer aber auf wie ein Pferd, betrachtet er sich als Lasttier, das an seine Arbeit angeheftet ist, dann ist er herzlos und vernunftlos. Dann ist sein zutiefst erniedrigend. Das ist nicht zu streng geurteilt, was ich da sage. Ich sage euch auch die Worte des hl. Paulus: „Darum sind unter euch viele Kranke und Gebrechliche und sterben so viele.“ Hier habt ihr den Grund für euren „Schlaf“ und eure Schwäche. Ihr müsst also studieren und die Unterrichtsstunden vorbereiten und euch an die Studienprogramme halten. Und der einfache und klare Grund für all das: die Gerechtigkeit gegenüber den Familien der Schüler. Wie gesagt urteilen die Theologen sehr streng über diesen Punkt. Lest es nur nach in eurer Theologie, dann seht ihr selbst. Man kann einen Lehrer, der seine Zeit vergeudet, von schwerer Sünde nicht frei sprechen. Der alte Autor, den ich nachlas, ging so weit, dass er die Stunden zählte. Ich ging nicht so weit. Eine moralische Pflicht kann kaum nach Kilos und Zahlen gemessen werden. Das will aber nicht heißen, dass keine schwere Verpflichtung bestünde, die leicht eine Todsünde nach sich zieht. Kein einziger Theologe sagt das Gegenteil. Ihr seid somit verpflichtet zu arbeiten und eure Zeit nutzbringend anzuwenden. Müht euch darum ehrlich im Sinn eures Lehrprogrammes und eures Klassenunterrichts. Und vergesst nie meine Worte: Ein Lehrer, der nicht studiert, schlittert in den Zustand der Sünde gegen die Gerechtigkeit, die leicht zu einer schweren wird, weil es eine Sünde gegen die Gerechtigkeit ist, die sogar eine Wiedergutmachung verlangt.
Was allgemein vom Unterricht gilt, gilt ungefähr in gleicher Weise vom Katechismusunterricht sowie von den Unterweisungen von der Kanzel herab. Es ist ebenso wenig erlaubt, Katechismus zu geben oder zu predigen, ohne dass man seinen Stoff beherrscht. Auch für den Katechismus heißt es studieren und die beste Methode gebrauchen. Vom vorzutragenden Stoff muss man selbst gut durchdrungen sein. Wenn es Kinder sind, muss man ihnen den Buchstaben des Katechismus erklären, die passendsten Mittel dazu benutzen und es sie auswendig lernen lassen. Unsere Erklärungen kommen nur an, wenn sie ihrer Fassungskraft angepasst sind. Es ist schwieriger, Kindern Katechismus zu lernen als Erwachsenen, ja sogar als Gelehrten. Man muss ja nicht nur den Stoff beherrschen, sondern ihn ihrer Intelligenz anpassen, die ja noch nicht erwacht ist. Die Lehre muss fesselnd dargeboten werden, mit Zügen, Geschichten, Tatsachen, Vergleichen, Beispielen aus der Hl. Schrift, und dem Leben der Heiligen durchsetzt sein… Das ist enorm, was man nicht alles wissen muss, um einen guten Katechismus zu geben. Ihr steht vor den Kindern, wisst nichts zu sagen, redet Unsinn, die Kinder gähnen und verstehen nichts. Gebt ihr aber guten Katechismus, dann werden ihre Augen weit und ihr Blick sagt euch, dass sie erfassen und begreifen. Um guten Katechismus zu geben, heißt es seine Theologie beherrschen, die Hl. Schrift kennen, um daraus eine Fülle von Zügen des Alten und Neuen Testamentes zu schöpfen, ebenso aus den Worten unseres Herrn und der Lehre der hl. Bücher. Kennen muss man die Tradition und die Geschichte der Kirche, dazu die Geschichte der modernen Zeit, das, was jetzt geschieht. Nur dann kann man die Kinder gegen diese oder jene falsche Lehre schützen. Nichts ist schwerer als Kindern Katechismus zu lehren. Der intelligenteste, fähigste und beredtste Mensch ist der, der sich bei Kindern verständlich zu machen weiß. Und je größer sein Wissen, umso besser lehrt er den Katechismus. Die Methode, die unser hl. Stifter seinen Pfarrern an die Hand gibt, ist ganz ausgezeichnet. Sie veraltet nicht. Sie ist ihm selber vortrefflich gelungen, und er hat aus den Ländern, die er bekehrt hat, die glaubensstärksten gemacht. Savoyen war sicherlich dem Einfluss des Bösen ausgesetzt wie alle anderen, und doch kann man feststellen, dass der Glaube dort unausrottbar eingepflanzt ist. Der Bischof von Orleans hat gesagt, will man Richtigkeit des Urteils, Gewissenhaftigkeit der Sitten, Glut des Glaubens finden, müsse man nach Savoyen gehen. Er darüber großartige Dinge geäußert. Nun, wer hat denn aus Savoyen das gemacht, was es ist? Der hl. Franz v. Sales!
Sprechen wir jetzt von der Predigt, von den Unterweisungen von der Kanzel herab. Wir müssen uns zutiefst von etwas sehr Wichtigem überzeugen: Zum Predigen darf man sich nicht auf ein Predigtbuch beschränken und daraus eine Predigt von zweifelhaftem Wert wiedergeben. In der Zeit, in der wir leben, sind Kanzelreden nicht mehr möglich. An einem Patrozinium oder bei einer sonstigen großen Gelegenheit mag das hingehen. Sonst aber möchte ich es euch geradezu verbieten. Das wäre wirklich schlimm. Denn heutzutage hört da niemand mehr zu. Solltet ihr gefällig eine Art Kanzelrede halten, hütet euch peinlich davor, den 1. und dann den 2. Punkt anzukündigen. Damit würden wir für alle Zuhörer fad. Das war früher gut vor der Revolution. Das Auditorium setzte sich aus Menschen zusammen, die ihre Studien gemacht und ihre Theologie studiert hatten so wie man heute Recht studiert. Damals machte es noch Freude, einen gelehrten und gut untergeteilten Sermon vom Stapel zu lassen. Wer möchte denn heutzutage noch so etwas anhören?
Eines Tages wohnte ich in der St.-Nikolaus-Kirche einer Predigt für die Damen der Christlichen Liebe bei. Neben mir saß ein ehrwürdiger Priester, ziemlich original und schalkhaft, der frühere Pfarrer von St. Pantaleon, Herr Boulage. Der Prediger verkündete seine drei Punkte. Als er mit dem ersten fertig war, neigte er sich H. Boulage zu mir herüber und seine Uhr zückend sagte er: „Wieviel Opfergeld spenden Sie, wenn Sie in eine Predigt der Liebe gehen? – 40 Sous.“ – „Ich gebe nur 20, ich bin nicht so reich wie Sie. Wollen Sie dem Prediger nicht einen guten Rat geben? Sagen Sie ihm doch: Herr Prediger, Sie haben drei Punkte angekündigt. Ich gebe Ihnen 20 Sous, wenn Sie sich mit 2 Punkten begnügen. Und wenn Sie sich mit einem Punkt jetzt bescheiden, spende ich 40 Sous. Man stelle einen öffentlichen Antrag, und Sie werden sehen, dass jedermann das Dreifache an Opfergeld spenden wird.“
Was mich betrifft, so hätte ich gern sechs Franken gespendet, wenn ich die anderen zwei Punkte nicht hätte anhören müssen.
Ihr, meine Freunde, sagt eure Punkte an: die gebildeten Zuhörer stellen sich euch eure Predigt im Voraus schon vor, das wird aber lang werden! Fenelon wollte nicht, dass man seine Unterteilung bekannt gebe. Und er hatte recht. Soll das heißen, man solle keine Ordnung und Gedankenfolge in seine Predigt bringen? Das behaupte ich nicht. Im Gegenteil, alles muss wohl geordnet und untergeteilt sein. Hütet euch aber davor, eure Ware schon vorher auszubreiten. Teilt in eurem Geist ein, aber behaltet die Einteilung für euch.
Und eine zweite wichtige Bemerkung: Wenn ihr eine Predigt z.B. für ein Wohltätigkeitswerk zu halten habt, wollet nicht eine halbe Stunde für den ersten Punkt verwenden, 20 Minuten für den zweiten und 15 Minuten für den letzten Punkt. So darf man nicht vorgehen, das ist schlecht. Schaut euch die Homilien der hl. Kirchenväter an, des hl. Johannes Chrysostomos, des hl. Bernard. Das dauerte eine Viertelstunde, 20 oder 25 Minuten. Wir kennen die genaue Zeit davon, weil sie uns schriftlich überliefert sind. Wozu diese Grenze überschreiten? 25 Minuten im Höchstfall, das sei unsere Regel. Ich meine das von den Predigten. Bei einem Unterricht, einer Katechismus-Unterweisung oder einem Exerzitienvortrag kann man sicher etwas darüber gehen… Aber hüten wir uns immer, zu lang zu werden.
Man muss das Interesse wecken. Was ihr vortragt, muss angehört und behalten werden. Bedient euch dafür der Hl. Schrift, der Theologie, der Heiligenlegende, anderer erbaulicher Vorkommnisse, die ihr gesammelt habt. Das ist unerlässlich, wenn man öffentlich spricht. Das lernt man natürlich nicht durch Intuition, dafür heißt es fest arbeiten und studieren. Wir brauchen dazu alle einen Karton, in den wir lose Blätter von Schulheften legen, von denen jedes einen Titel erhält und alphabetisch geordnet ist. Darauf schreiben wir, was an Interessantem finden in unseren Lektüren und Studien. Wir stoßen z.B. auf einen Gedanken über den Glauben, die Abtötung, über unseren Herrn, die selige Jungfrau. Diese notieren wir auf die Blätter mit den entsprechenden Titeln Glaube, Abtötung, usw. Ist die Notiz zu lang, und wollt ihr sie nicht ganz abschreiben, notiert davon nur einige Worte oder Zeilen oder nur den Sinn und verweist auf das Buch und die Seite, wo ihr es später leicht finden könnt.
Ich hörte einst mit unendlichem Vergnügen den P. Gratry in St. Etienne du Mont Konferenzen vor Schülern halten. Er saß vor einem Tisch und hatte vor sich seine Hefte, einen Homer, einen Newton, und sprach über die Sterne. Er sprach nämlich immer über die Sterne. Er wählte ein Thema, bediente sich dazu seiner Notizen und las die bezeichneten Stellen aus den Büchern, die er mitgebracht hatte. Homer hat dies gesagt, Newton das… Natürlich kann man das nicht vor allen tun, aber man kann etwas Ähnliches unternehmen, was die Zuhörer fesselt. P. Gratry war auf diese Weise ungemein interessant, seine Unterweisungen hatten einen unvergleichlichen Charme. So können auch wir auf eine immer neue und fesselnde Art sprechen, wenn wir alles Originelle und Interessante auf unserem Weg einheimsen.
Ich will euch noch eine Geschichte von Herrn Boulage erzählen. Er hatte einen jungen Prediger eingeladen, zu seinem Pfarrfest zu predigen. Der Prediger hatte eine gut einstudierte, gut untergeteilte, abgerundete Ansprache geboten. Nun wartete er auf das Lob, weil er überzeugt war, dass er es verdient hatte. „Sagen Sie mir doch ein bisschen, für wen haben Sie denn gesprochen?“ – „Aber, Herr Pfarrer, für Ihre Pfarrkinder.“ – „Für meine Pfarrkinder des vergangenen Jahrhunderts ja, aber nicht für die jetzigen. Die haben nämlich nichts verstanden von Ihren Worten. Sie mussten darum Ihre Einleitung ändern und erst die Seelen und Leiber der ehemaligen Pfarrkinder aufwecken. Sie mussten sagen: Ihr alle, die ihr da ruht unter den Grabplatten dieser Kirche, Pfarrkinder von vor hundert oder zweihundert Jahren, erhebt euch und wohnt dem Wort Gottes bei. Das wäre sehr schön gewesen. Sie haben nämlich mit der Sprache und den Ideen des letzten oder vorletzten Jahrhunderts gesprochen. Die wären darum entzückt gewesen. Fassen Sie also einen guten Vorsatz, wenn ich Sie ein andermal einlade, und ich lade Sie bereits jetzt für das kommende Jahr ein, zu meinen lebendigen Pfarrkindern zu sprechen und nicht zu den toten…“ Im folgenden Jahr hörte ich wieder seine Patroziniumspredigt an: Er hatte von der Lektion profitiert und sprach fesselnd und praktisch für die Leute vor ihm.
Soll man Predigtbücher benutzen oder nicht? Sicher ist es gut, darin zu lesen, das bringt einen auf gute Ideen. Gebraucht diese. Auf keinen Fall aber tragt ganze Seiten daraus vor! Entnehmt ihm Gedanken, ordnet sie, vermischt sie mit eigenen Überlegungen sowie mit dem Interessanten, was ihr in euren Notizen gesammelt habt, macht daraus ein Amalgam (einheitliches Ganzes), und es wird, falls es gut verdaut und eurer Zuhörerschaft angepasst ist, bewirken, dass ihr selbst… (Anm.: Hier fehlt ein Wort im französischen Text, etwa: zufrieden) seid und die anderen fesselt. Ihr leistet körperliche Arbeit. Tut da auch, was ich euch angeraten habe: Prüft, unterrichtet euch, studiert. Ihr werdet auf diese Weise interessante Dinge ernten, die ihr euch aufnotiert und die euch bei euren Handarbeiten nützen werden jetzt und in Zukunft, indem ihr euch vervollkommnet. Nehmt auch fliegende Blätter zu Hilfe und kein Heft. Ein Heft langweilt, und man findet nicht darin, was man sucht. Ich habe auch damit begonnen, konnte es aber nie fortsetzen. Auf der dritten Seite fand ich schon, dass mein Geschreibsel dumm und lächerlich war. Mit losen Blättern hätte ich diese Versuchung nicht gekannt. Ein Wort, das man in seinen Notizen findet, erinnert einen an das Buch, das man gelesen. Da fallen andere Gedanken ein, der Horizont erweitert sich, und man wirkt originell.
Ich fragte einmal Bischof Landriot, wie er es mache, dass seine Schriften so spannend, so abwechslungsreich wirken. „Verraten Sie mir Ihr Geheimnis“, bat ich ihn. „Sie müssen eine sehr reichhaltige Bibliothek haben. Ich habe nur die des Erzbischöflichen Palais zur Verfügung. Aber, kommen Sie, und ich zeige Ihnen meine wirkliche Bibliothek. In einem kleinen Studierstübchen zeigte er mir ein kleines Möbel: Das ist meine Büchersammlung“, sagte er mir. Er öffnete einen Karton darin: „Da sehen Sie, wie ich arbeite. Hier z.B. das Wort ‚Freiheit‘. Habe ich etwas zu sagen oder zu schreiben über die Freiheit, finde ich hier alles, was ich an Interessantem darüber gefunden habe: Damit inspiriere ich mich. Es kommen mir andere Gedanken, und meine These ist zu drei Vierteln fertig…“ Ich lade euch ein, meine Freunde, ebenso vorzugehen. Als euer Vater und Oberer bitte ich euch, es aus Gehorsam zu tun. Beginnt ganz klein, mit einigen Blättern Papier. Euer Schatz wird immer dickleibiger und umfangreicher werden.
Wir wollen also den guten Vorsatz fassen, keine Zeit zu vergeuden, uns zu bemühen um immer weitere Ausbildung. Wir bitten den lieben Gott, uns ruhig ein bisschen gelehrt zu machen. Wir haben eine Sendung empfangen, die das erfordert. Bemühen wir uns, die Wünsche unseres hl. Stifters würdig zu erfüllen.