Exerzitienvorträge 1889

      

6. Vortrag: Die Keuschheit

Der Ruhm des Ordensstandes ist die Keuschheit. Die absolute Keuschheit war den Alten unbekannt. Und doch wurde sie von der heidnischen Welt bewundert, und die Römer kamen ihr nahe durch die Einrichtung der Vestalinnen. Doch die eigentliche Keuschheit wurde erst im Gefolge des Evangeliums und der Lehre Jesu Christi ausführbar. Jesus sagte selbst, er wolle die Enthaltsamkeit nicht zu einem absoluten Gebot erheben. „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Nicht alle können dahin gelangen. Sie ist nur für jene bestimmt, die dazu berufen sind. Wundert euch also nicht, meine Freunde, wenn die Übung der Keuschheit euch Opfer kostet. Seid nicht einmal überrascht, wenn sie euch sehr schwer fällt. Sie ist nun einmal nur für eine kleine Zahl bestimmt: „Wer es fassen kann, der fasse es.“ Der Ordensmann verpflichtet sich durch Gelübde zur Übung der Keuschheit, und zwar zur vollkommenen Keuschheit. Er übernimmt eine strenge Verpflichtung. Er gelobt sie Gott selbst und muss künftig alle seine Neigungen zum Opfer bringen, um sein Gelübde zu halten. Dieses Keuschheitsgelübde ist die Macht der Kirche und des katholischen Klerus. Darum hat die gottlose Philosophie des vergangenen Jahrhunderts den kirchlichen und klösterlichen Zölibat bekämpft, und die ungläubigen Schriftsteller haben mit allen Mitteln die Keuschheit und die guten Sitten angegriffen. Das große Ziel der Freimaurerei und des Judentums von heute ist es, die Praxis des Zölibates nicht nur zu verhindern, sondern sie anzuschwärzen. Man will die christlichen Mädchen sittlich verderben, um zu verhindern, dass sie eines Tages christliche Familienmütter werden. An jedem Fest der seligen Jungfrau startet die Freimaurerei wie ein Losungswort diese Kampfparole und bewirkt, dass von allen Seiten, in Zeitungen, Werkstätten und in den Unterhaltungen des Volkes eine Flut von Schmutz und albernem Gerede über das Land ergießt gegen die Keuschheit und die guten Sitten. Ganz offenkundig ist diese Taktik, die sich in Troyes und in Paris und überall feststellen lässt, Folge einer allgemeinen Losung. In der Welt tobt somit ein unerbittlicher Krieg gegen die Keuschheit. Vor dieser Sachlage, in der wir leben, heißt es nicht die Augen verschließen. Sie birgt Gefahren. Ein guter Pfarrer sagte mir kürzlich: „Ich versichere Ihnen, man muss sich jetzt sehr in Acht nehmen und an seinen Glauben appellieren bei all dem, was man so sieht und hört. Man fühlt sich manchmal verunsichert und weiß nicht mehr recht, wie weit unsere Pflicht reicht.“

Der Teufel mischt seinerseits kräftig mit in diesem Kampf. Es ist sicher, dass die höllischen Geister zurzeit großen Einfluss auf die Seelen ausüben, um sie zum Bösen zu verführen. Eines der Charakteristika des Teufels, der Teufelsbesessenheit, ist die Unmoralität, „libido“ (Wollust, Lüsternheit), und alle anderen Besessenheiten tragen mehr oder weniger diesen Stempel. Fügt zur Tätigkeit des Teufels noch die böse Neigung unserer eigenen Natur hinzu, dann versteht ihr die Heftigkeit der Versuchungen gegen die Keuschheit sowie die Hitzigkeit des Kampfes, den ihr da zu liefern habt. Manchmal ist man versucht, die Hoffnung aufzugeben und zu sagen: „Es ist unmöglich!“ Aber: „Gott verlangt nichts Unmögliches!“ Gott ruft die Ordensleute zur Praxis der vollkommenen Keuschheit. Seine Gnadenkraft ist darum immer da, das in die Tat umzusetzen, wozu die Natur aus sich unfähig ist zu tun.

Ich will euch jetzt eine Erfahrung, ganz aus Philosophie und Erfahrung gewonnen, vortragen: Jene, die von den heftigsten und verzweifeltesten Versuchungen geplagt werden, erhalten von Gott, wenn sie es wollen, viel kostbarere Gnaden und eine viel höhere Sendung als die anderen. Die Heftigkeit der Versuchungen gegen die hl. Reinheit macht aus denen, die sie ertragen haben, wahre Wundertäter. Hört gut zu: Was ich da sage, ist die Wahrheit. Jeder schwierig errungene Sieg bringt uns Gott im Überfluss ein. Und gerade wegen der heftigen Versuchungen, die man ertragen hat, werden viel reichere und wertvollere Gnaden der siegreichen Seele zuteil. Das müssen wir für uns selbst wissen wie für die Seelen, die wir zu leiten haben. Da ist eine Seele in ungewöhnlichem Maße zum Bösen versucht, sie wird von heftigen Versuchungen geschüttelt: Studiert sie gut und sucht sie zu stützen. Denn Gott beruft diese Seele, unvergleichliche Dinge zu vollbringen. Er übergibt ihr eine Mission, die er niemals einer anderen anvertraut. Das ist ein wahres Gesetz der Natur wie der Gnade. Jedes Mal, wenn eine große Schwierigkeit zu überwinden ist, wartet auch ein hohes Gut auf uns. Kinder bauen einen Schneemann, morgen ist er geschmolzen. Ein Steinmetz behaut Marmor aus Paros. Mag die Statue inmitten von Revolutionen und Umstürzen verschwinden, verschüttet werden, man wird sie in 1.000 oder 2.000 Jahren wiederentdecken, und dann ist sie berühmt geworden. Die Versuchung ist heftig, umso besser. Ihr seid auf dem Punkt, euch der Mutlosigkeit hinzugeben, eine Art von Schrecken lähmt eure Seele. Jetzt erinnert euch an die philosophische und mathematische Wahrheit, die ich euch eben vorgetragen habe. Habt ihr lange Zeit beichtgehört und die Seelen studiert, dann werdet ihr einsehen, dass ich die Wahrheit sage.

Ein mit Versuchungen heimgesuchter Ordensmann darf also nie den Mut verlieren. Ebenso wenig darf man in einer bösen Neigung unserer Natur ein Hindernis erblicken gegen das Ordensleben. Ich weiß wohl, dass die Theologie sagt, zu den höheren Weihen dürfe niemand zugelassen werden, der allzu starken Versuchungen ausgesetzt ist. Das Pontifikale selbst empfiehlt es. Aber es heißt wohl unterscheiden zwischen einem in gefahrvollen Funktionen der Seelsorge verlorenen und freien Priester und einem Ordensmann, der seine Regel befolgt, seinen Oberen gehorcht und an den Gnaden der Gemeinschaft teil nimmt. Es wäre äußerst falsch, beide über den gleichen Leisten zu schlagen und der Meinung zu sein, eine Berufung in den Ordensstand sei nicht gut, weil man große Versuchungen und Kämpfe zu bestehen habe. Dem Versuchten würde ich sagen: „Hab Acht auf die großen Gnaden, die dich erwarten. Du bist zu Dingen berufen, die dem Nichtversuchten versagt bleiben. Du musst ein größerer Heiliger werden, ein größerer Seelenretter.“ Das ist keine Einbildung, sondern Erfahrung.

Die Versuchung ist an sich keine schlechte Sache. Darf ich behaupten, sie sei eine ausgezeichnete Sache? Darf ich das Wort riskieren, dass sie eine Gabe Gottes ist? … Ihr sollt einen Stein bis zum Gipfel einer Kathedrale hochheben. Was tut ihr da? Das ist doch unmöglich! Nun, nehmet eine Wagen- oder Schiffswinde, dann kommt ihr ans Ziel. Die Versuchung ist auch eine Winde, die die Kraft eines Hebels hat. Die benötigte Anstrengung hebt die schwersten Lasten hoch. Noch einmal: das ist eine einfache mathematische Wahrheit. Das Resultat berechnet sich nach dem Quadrat der Entfernung…

Wie unser hl. Stifter doch recht hat, wenn er sagt: „Lasst den lieben Gott in der Versuchung machen. Bittet ihn nicht, etwas zu ändern. Vertraut euch lediglich seiner Hilfe an. Er ist mit euch, er gehört euch, in welchem Zustand auch immer ihr seid und solange ihr euer Vertrauen auf ihn wahrt. Murrt und beklagt euch nicht über die Versuchungen. Seid auf eurer Hut, bleibt wachsam, betet! Erfleht den Schutz der seligen Jungfrau, eures Schutzengels, der Heiligen. Aber um Gottes willen, sagt nie, die Versuchung sei zu stark und sie entferne euch von eurer Berufung. Wie himmelweit ist dieser Standpunkt entfernt von der Lehre und dem Denken der Weltleute und ihrem Naturalismus. Ganz bestimmt besteht das große, das mächtigste Mittel, keusch zu bleiben, darin, ganz Gottes zu sein und sein Werk zu vollbringen.“

Über all das besitze ich frappierende und zahlreiche Beispiele. Ihr versteht, dass ich nicht gut darüber sprechen kann. Die Versuchung eines Mannes, einer Frau ist Zeichen großer Tatkraft, großer Fähigkeit, eines starken Willens, Gutes zu wirken. Die am meisten Böses gegen die hl. Tugend tun, sind die hl. Tugend tun, sind nicht jene, die am meisten versucht werden, sondern häufig die, dies am wenigsten werden. Gott bemisst seine Gnade immer nach der Heftigkeit der Versuchung. Ich habe in der Seelsorge erlebt, dass arme Kinder, ein kleiner Junge, ein kleines Mädchen, Engel der Unschuld und Einfachheit geblieben sind, obgleich sie in einem schauderbaren Milieu lebten und ihre Mutter das schlechteste Beispiel gab. Sie leben noch, beide, sie blieben beide gute Christen und treu ihren Pflichten. Von ihnen kann man mit Recht sagen, sie seien durch Wasser und Feuer gegangen.

Man darf über die Versuchung nicht erschrecken. Sie ist kein Übel und kann viel Gutes bewirken. Sie verlangt, dass man standhaft und großmütig sei, zum Gebet und den Sakramenten seine Zuflucht nehme. Macht diese Überlegung euch zunutze, um die Seelen, deren Leitung euch obliegt, in der Versuchung zu trösten. Möge die Versuchung geradezu zum Stütz- und Ausgangspunkt werden, um sie zum Guten und Hervorragendem anzustacheln. Und vergesst nicht, dass die Versuchung kein Hindernis ist für den Ordensberuf, für das Gelübde der Keuschheit. Sie ist im Gegenteil eine mächtige Hilfe für die Praxis dieser Tugend. Die bekämpfte und besiegte Versuchung lässt in der Seele eine große Kraft und Macht zurück.

Das ernsteste Hindernis für das Keuschheitsgelübde ist also nicht die Versuchung, sondern die Weichlichkeit des Willens. Dann, wenn es bei uns im Angesicht der Gefahr ein Ja und Nein zugleich gibt, ein Vielleicht, ein „Ich-weiß-es-nicht…“ Es ist die Schwächlichkeit und Unentschlossenheit des Willens, die annimmt und ablehnt. Unentschlossen weiß sie nicht, wem sie die Tür aufmachen soll, der Gnade oder dem Teufel. Solch eine Seele fällt bestimmt. Der hl. Bernhard sagte zu seinen Ordensleuten: „Ihr klagt über die Versuchungen. Ihr habt keine männliche Seele. Ihr gleicht einer Frau, die sich jedem Wind öffnet und von allen Eindrücken niederreißen lässt. Ihr seid keine Söhne, sondern ‚weichliche Töchter‘. Warum seid ihr denn an das Tor des Klosters klopfen gekommen? Das ist kein Mädchenkloster…“ Er sagte ferner: „Der Teufel, so verschlagen und hartnäckig er auch erscheint, kann nur auf Entfernung wirken. Er darf auch nie zu nahe treten. Ihr aber geht ihm entgegen. Wie Dina geht ihr mitten unter die Bewohner von Sichem und werdet wie sie gefangen und entführt. ‚Ich will sehen‘, sagte Dina, ‚wie die Töchter dieses Landes sich kleiden und tanzen…‘ Ihre Schwäche kam sie teuer zu stehen. Ihr tut wie sie. Ihr handelt nicht als Männer, das ist eine Schande…!“ Der Gefahr darf man nicht Auge in Auge gegenübertreten. Man muss sie fliehen und weggehen. Das ist das erste Mittel. Und es beginne damit, dass man nicht erschrickt. Sobald man die Versuchung spürt, heißt es kurz abschneiden und nicht feilschen und einen Kompromiss suchen. „Herr rette uns.“ Sodann sich an einen anderen Gedanken heften, der als Ablenkung dient und den schlechten Eindruck beseitigt. Die Flucht ist somit das große Heilmittel, die Vorbeugemaßnahme. „Flieht vor dem Anblick der Schlange.“ Bleibt die Versuchung und wird sie zu stark, heißt es zu Gott und der seligen Jungfrau schreien: „Warum lässt du so große Versuchungen zu, wo ich dich doch so sehr liebe? Wo du mich doch liebst?“ Später seht ihr ein, meine Freunde, welchen Nutzen ihr aus diesen Kämpfen und errungenen Siegen zieht. So viel über die Versuchungen, die aus uns, aus unseren Sinnen und Vorstellungen kommen.

Sie kann aber auch, außer von uns und dem Teufel, auch von den uns umgebenen Geschöpfen herrühren. In diesem Fall gilt es, treu die Regeln zu befolgen, die die Kirche den Ordensleuten und Klerikern an die Hand gibt. Meidet jede Vertraulichkeit mit einer Frau oder einem Mädchen in Worten und sonst wie. Scherze im Munde eines Weltmenschen sind Scherze, sagt der hl. Bernhard, im Munde eines Priesters sind sie Gotteslästerungen. Ein leichtfertiges Wort im Munde eines Ordensmannes ist ein Ärgernis, eine Gotteslästerung. Lasst also äußerste Zurückhaltung waten Frauen und Mädchen gegenüber. Lasst euch nie gehen in ihrer Gegenwart. Immer gebe es da eine Barriere, die des Gewissens und der Gottesliebe. So vermeidet ihr große Übel, vielleicht den Verlust eurer Berufung und eurer Seele. Das ist ein Wort der Hl. Schrift im Buch der Könige: Ich habe euch geliebt mit einer Liebe, die die Liebe zu einer Frau übertrifft. So eine Liebe sollten wir zu Gott hegen, eine größere als jene zu irgendeiner Kreatur, selbst in der Ehe. Soweit müssen wir es bringen. Das ist der Platz, den wir Gott in unserem Herzen einräumen müssen.

Folgt dieser Regel und ihr seid sicher, dass die Versuchung nicht die Oberhand über ein Herz gewinnen wird, das ganz Gott gehört. Lasst euer Herz niemals sich an etwas anderes klammern als an Gott. Diese Art von Anhänglichkeiten, sagt die Hl. Schrift irgendwo, sind wie Flammen, die das Herz verbrennen und es in Asche legen, ihm alles Leben rauben und jegliches Verständnis für und die Liebe zu Gott.

Diesbezüglich sage ich euch: Unser Keuschheitsgelübde soll uns nicht nur vom Bösen abziehen – das ist eine negative Seite – sondern es muss uns – und das ist eine positive Seite – zur Liebe Gottes führen, dass wir nur noch ein- und ausatmen für Gott und ihm das Innerste unseres Herzens und unsere Liebe schenken. „Aber“, werdet ihr sagen, „das ist für Frauen gut.“ Diese Zartheit des Gefühls und der Gesinnung ist nichts für uns. Männer lieben nicht auf solche Weise. Täuscht euch nicht, meine Freunde. Der Mann ist zur echten Liebe befähigter als die Frau. Denn diese neigt dazu, sich selbst in ihren Zuneigungen ein wenig zu suchen. Die wahre und vollständige Liebe ist die des Mannes. Sie ist tiefer und ehrlicher. Sie weist weniger Selbstsucht und weniger Egoismus auf. Die heißesten und großmütigsten Herzen für Gott waren die von Männern.

Denken wir also allzeit daran, dass unser Gelübde als Oblaten nicht nur das Böse vermeiden soll. Es soll unser Herz auch zu einer innigen Gottesliebe entflammen. Wir sollen nur noch für Gott leben und uns verzehren für ihn. Wo findet ihr aber die Mittel zur vollkommenen Praxis eures Keuschheitsgelübdes? In der Vereinigung eures Herzens mit dem Herzen eures Herrn, dass es nicht mehr zwei Willen, zwei Handlungen, zwei Leben gibt, sondern eine gänzliche und vollkommene Einheit. Bittet unseren Herrn, den Gott der hl. Eucharistie und der hl. Kommunion, sich euch zu offenbaren. „O Gott“, betete der hl. Augustinus, „möchte ich doch mich erkennen wie du mich kennst.“ Vereinigen wir uns also mit Gott wie der Rauch eins wird mit der Luft, wie der Regentropfen aufgeht im Meerwasser. Möge unser Herz so verschmelzen mit dem Herzen Jesu. Das ist die Erfüllung des Gelübdes der Keuschheit.

Und nun komme ich zurück auf die praktischen Mittel, die negative Keuschheit inmitten von Gefahren zu bewahren: Die Eröffnung des Herzens vor dem Beichtvater. Die Hl. Schrift sagt, der Akt, seine Wunde ganz zu offenbaren, ist absolute Vorbedingung einer Heilung. War die Versuchung heftig, gab es einen noch so kleinen Fall, gesteht ihn ganz einfach wie Magdalena zu Füßen des Kreuzes: Sie drückt ihren Kopf an die blutenden Füße des Erlösers. Tut desgleichen in einer guten und aufrichtigen Beichte. Wartet nicht, bis das Übel Wurzel geschlagen hat. Öffnet euer Herz auf der Stelle. Versöhnt euch mit Gott durch ein ehrliches und promptes Bekenntnis, damit nicht tausend Spuren des Bösen in eure Seele zurückbleiben. Und noch einmal, glaubt nicht, dass gewisse Vertraulichkeiten, Leichtfertigkeiten und Freizügigkeiten in Wort und Brief ohne Gefahr und Schuld seien. Derlei möge euch Furcht einjagen. Geben wir dem Menschlichen nach, so zieht das die Sünde nach sich. Mit Asche und Wasser knetet ihr kein Brot. Dazu ist Mehl erforderlich, sagt der hl. Bernard. Mit Asche geknetetes Brot wird nie zu einem Brot, das Leben unterhält. Es Brot des Todes. Was menschlich und sinnlich ist, kann nicht Leben vermitteln.

Merkt euch diese Dinge und tut sie in der Praxis, dann erfüllt ihr euer Keuschheitsgelübde. Euer Herz atmet ein und atmet aus für den himmlischen Bräutigam. „Unser Wandel ist im Himmel.“ Dann habt ihr die Gnaden der Keuschheit, ihr wirkt Wunder der Keuschheit inmitten der Welt. Diese wird sich vor eurer Keuschheit verneigen und fühlen, dass Gott da ist.

Bittet Maria, die Königin aller Reinheit und Jungfrau, sie möge die Hüterin eurer Keuschheit sein. Wenn die Versuchung an die Tür eures Herzens pocht, seid auf der Hut „wie vor dem Blick der Schlange.“ Aus eurem Mund als Ordensmann falle nie ein freizügiges Wort, ein ungeziemendes Wort, ein zweideutiger Ausdruck. Derlei fordert die Gerechtigkeit Gottes in schrecklicher Weise heraus. Gott rächt solche Angriffe auf die Keuschheit durch furchtbare Katastrophen. Das ist wie ein kleiner Funke, der einen gewaltigen Brand auslöst. Das ist auch der Grund für viele unerklärliche Unglücke, die nicht Folge von Zufällen sind, sondern einem unerbittlichen Gesetz folgen. Ihr habt Gott im Herzen getroffen, habt in dem, was ihm am teuersten ist. Er zieht seine Barmherzigkeit zurück und lässt nur noch Gerechtigkeit walten. Wacht darum über eure Worte, eure Blicke, eure Handlungen. Nichts in euch verletze diese hl. Tugend. Der Ruin der Keuschheit wäre die Folge einer Schwäche, und damit der Untergang des Leibes und der Seele, für Zeit und Ewigkeit.