Exerzitienvorträge 1888

      

3. Vortrag: Die Gelübde

Als ich euch gestern den Sinn unseres Lebens erschloss, konntet ihr verstehen, dass solch ein Leben nicht ohne besondere Hilfe geführt werden kann. Welches ist nun die Macht, die uns diesen Weg beschreiten, darauf verharren und zur Vollkommenheit gelangen lassen kann? Es sind die Gelübde.

Es ist dem so wandelbaren Willen des Menschen unmöglich, seine Absichten und Neigungen ein für alle Mal festzulegen. Er benötigt dazu ein kräftiges Band, das sie zusammenhält und daran hindert, dass sie nach rechts und links abweichen. Darum ist die Lebensweise, von der wir gestern sprachen, absolut unmöglich außerhalb der Gelübde. „Aber, Herr Pater, ist Ihre Lehre nicht zu eng? Kann denn ein Pfarrer oder Weltmensch nicht auch zur Heiligkeit gelangen?“ Das habe ich nicht geleugnet. Einige können gewiss ein Leben führen, das ebenso eng mit Gott verbunden, ebenso beständig in der Übung aller Pflichten, besonders der Demut und des Gebetes ist. Doch bedarf es dazu einer ganz speziellen Gnade, und darum schafft es der Großteil der Pfarrer und Gläubigen nicht. Jedenfalls schaffen sie es nicht als einen Zustand. Es wird vielmehr ein vorübergehender Zufall bleiben, oder, wenn ihr wollt, eine Gewohnheit, die von Zeit zu Zeit auflebt, aber eben keinen Bestand hat. Zweifellos kann ein heiligmäßiger Laie oder Priester infolge einer Sondergnade diesen Zustand erringen. Doch der Allgemeinheit bleibt er verwehrt, und wir alle würden uns vergeblich mühen ohne die Gelübde.

Ich will mich deutlicher ausdrücken. Ich sage, um diesen Zustand zu gewinnen, von dem wir gestern sprachen, ist es absolut notwendig, unseren Willen durch Gelübde in Bande zu legen: er ist allzu wankelmütig und wetterwendisch. Er bedarf eines besonderen Mittels, einer speziellen Hilfe. Und das sind eben die Gelübde. Ohne sie lässt sich, allgemein gesprochen, so ein Leben nicht führen.

Ich brauche euch die Gelübde nicht theologisch zu definieren. Sie sind, wie ihr wisst, Versprechen eines höheren Gutes, das man Gott gibt. Die drei wahren Gelübde sind die klösterlichen, private können sich schwerlich Gelübde nennen, es sind eher Versprechungen. Man unterscheidet im Ordensstand einfache und feierliche. Feierliche werden von der Kirche anerkannt und mit einer Reihe von Vorrechten ausgestattet. Es sind die Gelübde der großen Orden, der Dominikaner, der Benediktiner und die der Franziskaner. Diese Gelübde genießen alle Privilegien, wenn der Ort (oder das Land) ihrer Ablegung die kirchliche Gesetzgebung zulässt. So gibt es z.B. in Frankreich nur einfache und ihnen gleichgestellte Gelübde. Daraus folgt, dass wir in der gegenwärtigen Stunde die einfachen und die feierlichen Gelübde als fast dasselbe betrachten können. Die Feierlichkeit zieht, wie gesagt, gewisse Privilegien nach sich, deren wir uns aber wegen der zivilen Gesetze nicht erfreuen können. Und das einfache Gelübde ist seinerseits ebenso heilig und unverletzlich wie das feierliche. Ich gehe noch weiter: es ist mehr als das, da es unter unserem alleinigen Schutz steht. Wir sollten es mit umso stärkerem Willensaufwand und Energie halten, weil es durch kein Gesetz beschützt wird. Mögen unsere Gelübde feierliche oder einfache sein, das tut nichts zur Sache. Es sind Gelübde. Sind sie feierlich, dann habt ihr einige Vorrechte für euch. Ihr könnt diese aber nicht genießen wegen der Zivilgesetze der heutigen Gesellschaft. Sind sie einfach, dann führen und reißen sie euren Willen umso mehr fort, als sie eurer eigenen Verantwortung unterstellt sind, als sie euer Eigentum, euer Schatz sind, die von keinem Gendarm und keinem Flurwächter bewacht werden, die das Eindringen von Dieben verhindern. Eure Sorge muss somit größer sein als stünden sie unter dem Schutz der staatlichen Gesetze. Haltet euren Geist frei von solch spitzfindigen Unterscheidungen. Unsere einfachen Gelübde verpflichten uns, ebenso und mehr noch als die feierlichen der Dominikaner, Benediktiner und Jesuiten. Vor Gott und der Kirche gibt es keinen Unterschied. Vor uns selbst sind sie mehr.

Welche Gelübde wählen wir? Die drei des Ordensstandes. Gehorsam, Armut, Keuschheit. Wir verstehen sie komplett, radikal, ohne Abstriche irgendwelcher Art, wir schneiden nichts ab und nehmen nichts aus. Wie oft legen wir sie ab? Jährlich, sagen wir, während fünf Jahren. Als ewige nach fünf Jahren. D.h. unser Noviziat dauert fünf Jahre, und während der ganzen Zeit, die der ersten Gelübdeablegung folgt, legen wir alljährlich ein einfaches Versprechen ab, das man Gelübde nennt, das aber diesen Namen eigentlich nicht verdient, weil ihm seine immerwährende Gültigkeit abgeht. Die Ordensgelübde ziehen die Verpflichtung ewiger Gültigkeit zwangsläufig mit sich. Andernfalls handelt es sich um ein einfaches Versprechen. Ich werde deutlicher: Ihr habt für ein Jahr ein Gelübde abgelegt. Bindet es euch während dieses Jahres nun so, als wäre es ein ewiges? Ja, obgleich es noch kein wirkliches Gelübde ist, sondern ein einfaches Versprechen. Ihr könnt nicht dagegen verstoßen, ohne euch gegen euer Gewissen und die hl. Kirche zu verfehlen. Nach einem Jahr kann es sein, dass euer Gewissen frei ist und ihr deshalb nicht euer Gelübde erneuert. Euer Oberer oder vielmehr die Kongregation durch Vermittlung des Oberen hatte euer Gelöbnis entgegengenommen. Nach einem Jahr erneuert ihr es nicht, das Band, das euch mit eurem Oberen bzw. eurer Genossenschaft verband, ist entzwei. Ich bin nicht mehr euer Oberer, ihr könnt von mir nichts mehr verlangen, ich kann nichts mehr für euch tun. Ich würde mich schuldig machen, wenn ich mich um euch fürderhin kümmerte, da ich über euch eine Macht ausüben würde, die mir die Kirche nicht einräumt. Folglich ist da nichts mehr zwischen dir und mir. Die Kirchengesetze sind formell und rigoros, man muss sie kennen. Wer da „nullius“ geworden ist, kann nichts mehr tun. Er kann nicht einmal mehr die hl. Messe lesen, falls er keinen Vorgesetzten einer Kongregation findet oder einen Bischof, der ihm die Hand reicht und ihn aufzunehmen bereit ist. Du hast mich verlassen, bist also „nullius“, ich habe keine Autorität mehr über dich. Ich würde mir die heiligen Kanones zuziehen, wollte ich irgendeine Jurisdiktion über dich ausüben. Das heißt es wohl verstehen. Ihr habt gelobt, der Kongregation anzugehören. Erneuert ihr die Gelübde nach Ablauf derselben nicht, ist der Obere entpflichtet, die Kongregation frei. Ihr müsst euch darüber klar sein, dass ihr keinerlei Vollmacht mehr habt. Besitzt ihr ein Zelebret, ist es verfallen.

Da das Kirchengesetz soweit geht, so beweist dies, dass die jährlichen Gelübde keine Bagatellen sind. Spricht man auf theologische Weise, so lässt sich sagen, dass die zeitlichen Gelübde bis zu einem gewissen Punkt verpflichten. Bis zu welchem Punkt? Sie verpflichten ganz und bedingungslos wie die großen Gelübde. In einem gewissen Sinn sogar strenger als die alten Benediktinergelübde. Die Benediktiner gelobten nämlich, in diesem oder jenem Kloster zu leben: „Fehlt der Ort, ist man kein Mönch mehr.“ Verbrannte das Kloster oder wurde es zerstört, war der Benediktiner seiner Gelübde entbunden. Dabei waren die Söhne des hl. Benedikt doch ein großer Orden und hatten feierliche Gelübde.

Bevor ihr also euer Gelübde ablegt, überlegt gut und seht alle Folgen voraus. Ordensgelübde binden somit, wie ihr seht, nicht nur im inneren Bereich, sondern auch im äußeren. Ein Ordensmann ist kein Seminarist, kein Pfarrer. Ein Oblate geht in Ferien. Da erwartet jedermann, dass ihr nicht einem Seminaristen oder Pfarrer gleicht. Nichts skandalisiert die Gläubigen mehr als ein Ordensmann, der nicht seine Ehrfurcht und seine Ehrerbietung mitnimmt, die Ehrfurcht vor sich selbst. Wir leben gewohnheitsmäßig, in einem nicht klösterlichen Milieu und stellen uns gern vor, Seminaristen zu sein. Der hl. Bernhard sagt: „ Dummheiten im Munde eines Laien sind Dummheiten, im Mund eines Ordensmannes aber sind sie Gotteslästerungen.“

Meine Freunde, die Welt hat ein niedriges Niveau, die Gesellschaft liegt fast in Trümmern darnieder… O Gott, gestehen wir es, jene, die sich mit unserer armen Gesellschaft beschäftigen, mit der bürgerlichen wie der religiösen, sind recht entmutigt. Schaut nur die armen Pfarrer an, wieviel Zugeständnisse müssen sie machen. Einer von ihnen sagte mir neulich: Ich gehe zurück in meine Pfarrei, werde die Arme kreuzen und sagen: Mein Gott, du lebst trotzdem noch! Solch einen mutlosen Pfarrer wollen wir nicht als Vorbild nehmen, oder einen Seminaristen, der noch nicht fertig ist, der noch im Zustand eines Kindes lebt. Wie sollten wir da die Art und das Maß für unseren Einsatz finden? Ich greife ja nicht diesen Seminaristen an, er taugt vielleicht tausendmal mehr als wir, weil er tausendmal mehr Versuchungen und Prüfungen hat als wir. Und da ihr schon tief unter ihm steht auf Grund solcher Motive, was wollt ihr dann Wert sein, wenn eure Lebensweise noch unter seiner liegt? Wert bekommt ihr erst aufgrund eurer Gelübde und eures Ordenslebens. Diese müssen eurer Innenleben, euer Äußeres, eure ganze Person regulieren, wenn ihr euch  draußen zeigt.

Diese Gelübde, die wir als Ordensleute ablegen und die, wie ich immer wieder sage, strenger verpflichten als anderswo sonst, sind auch ebenso umfassend und rigoros. Nehmen wir zum Beispiel das Armutsgelübde. Man hat sich in den zwei Verbesserungen unserer Satzungen zu Rom viel Mühe gegeben, deslangen und breiten Praxis und Sinn dieses Gelübdes zu beschreiben. Man hat das Kapitel dieses Gelübdes gründlich studiert, „ bis zu den Fingerspitzen“, ebenso ernst, wenn nicht noch ernster als bei vielen anderen Kommunitäten. Betrachtet das also nicht als eine leichte Bürde, als einen Bettelsack, den man über die Schulter wirft und den man jederzeit wieder abwerfen kann. Ich wiederhole: erneuert ihr eure Gelübde nicht, gehört ihr niemandem an und könnt nicht einmal die hl. Messe zelebrieren. In Rom, dem Land der Erlaubnisse, solange diese im Rahmen des Gehorsams verbleiben, darf kein Priester die hl. Messe feiern, wenn er „ nullius“ ist, d.h. wenn er keiner Kongregation oder Diözese angehört. Da seht ihr die große Wichtigkeit eurer Gelübde.

Wozu diese zeitlichen Gelübde während  fünf Jahren? Das ist ein Zugeständnis, dass man der Erbärmlichkeit der Zeitläufe, dem mangelnden Glauben und der fehlenden Liebe Gottes in den Seelen gemacht hat. Als unser Herr beim hl. Matthäus vorbeiging, der an seiner Zollstätte saß, und ihm sagte: „ Folge mir …“ erhob sich dieser und folgte ihm. Kam ihm dabei etwa der Gedanke, zum Herrn zu sagen: „ Jawohl, ich will dir für ein Jahr nachfolgen?“ das ist lächerlich. Ich spreche hier vom Gewissensbereich. Macht beim ersten Mal, wo man sich dem Herrn hingibt, Einschränkungen, so ist man kaum großmütig. Wem gebt ihr euch denn hin beim Ablegen der Gelübde? Mir? Dem P. Gilbert? Wir lohnen nicht diese Mühe. Sehen wir die Dinge doch unter ihrem wahren und wirklichen Gesichtspunkt. Dem lieben Gott schenken wir uns. Oder habt ihr seinen Ruf nicht vernommen? Hat er euch nicht das Zeichen gegeben und gesagt: „ Kommt?“ Was sucht ihr also anderes? Wenn er gerufen hat, dann geht und seid in Wahrheit und für immer seine Jünger, sein Kind: „ Sogleich stand er auf und folgt ihm!“

Wenn die Kirche in ihrer großen Weisheit will, dass man fünf lange Jahre gebrauche, um seinen Beruf zu festigen und zu stärken vor den ewigen Gelübden, dann ist es gut so. Auch Franz v. Sales tat das, bevor er seine Heimsuchungsschwestern zur ewigen Profess zuließ, in dem er sie im Noviziat festhielt. Die Kirche handelt klug, wenn sie der Schwäche des Willens diese Prüfungsspanne gewährt. Ihr aber sollt die Dinge in sich selbst erforschen. Was seid ihr zu tun und zu suchen gekommen? Einen Arbeitsplatz? Dann bleibt besser in eurer Diözese, wir haben keinen Platz für euch. Hier sind wir in den Händen Gottes, um dahin zu gehen, wohin er will. Auf dieser Erde sind wir Fremdlinge, die wie unser göttlicher Meister nicht wissen, wo wir unser Haupt hinlegen können. Sobald ihr euch Gott ausliefert, ist es für immer. Nach der äußeren Gesetzgebung kann das Band zerrissen werden. Im inneren Bereich hingegen ist das nicht möglich, es ist heilig. Darum noch einmal: Wozu bist du gekommen? Machen wir uns  unsere Lehre über die Gelübde und ihre Verpflichtung klar und korrekt.  Unser Gelöbnis ist ein vollkommener, vollständiger und unwiderruflicher Willensakt, wie die Theologen sagen. Wir werden nicht Ordensmann, wie jemand sich verdingt, ein Kammerdiener oder Bauerknecht z.B., für eine bestimmt Frist. Unser Gelübde ist ein Willensakt ganz besonderer Art, der uns Gott ausliefert und uns damit schützt gegen die Schwächlichkeiten und Versuchungen und dem Rückfall zur Welt. Es ist eine Mauer die unüberwindlich sein muss. Gott  selbst wird unser Anteil, unser Erbe, und er soll es für immer bleiben. Ich will hierüber heute Morgen Schluss machen. Ich würde sonst zu lang, wollte ich noch länger die Pflichten und Vorteile der Gelübde erläutern. Wir können dabei verweilen bei der Erklärung der Gelübde im Einzelnen. Ich möchte jedenfalls, dass ihr die Gelübde der Oblaten des hl. Franz v. Sales gut versteht. Ihr seht schon, das Kirchengesetz schützt sie nicht. Der Kleriker, der sein Gelübde abschütteln will, fällt ins Leere, in den Abgrund, es sei denn, ein Bischof oder eine Ordensgemeinschaft nimmt ihn auf. Er ist gestorben. Das Gelübde stellt somit etwas dar. Man tötet nicht jemanden für ein Nichts und wieder Nichts. Das tut die Kirche auf legale Weise. Damit begeht man also nicht nur einen Verstoß, sondern begeht einen enormen Fehler gegen Gott, eine persönliche Majestätsbeleidigung.

Und die praktische Folgerung daraus: Unterziehen wir heute Morgen unser Leben einer Prüfung, ob wir wirklich Ordensleute sind. Schauen wir nach, was wie als Ordensleute wert sind. Tun wir das mit aller Gewissenhaftigkeit und theologischen Kenntnis. Beachten wir die Bedeutsamkeit, die die Gläubigen in uns setzen. Man schaut auf uns, meine Freunde, mit großer Aufmerksamkeit, man heftet die Blicke auf uns.

Am letzten Tag meines Aufenthalts in Rom besuchte ich einen Prälaten, der sich nicht der letzte an der römischen Kurie ist und dessen Karriere gewiss nicht auf seinen gegenwärtigen Posten beschränkt bleibt. Er sagte vor Zeugen zu mir: „P. Brisson, Sie wissen nicht, wohin Sie Ihr Weg noch führt. Sie stellen sich nicht vor, welches Leben und welche Zukunft Ihren Priestern vorbehalten ist. Würde ich Ihnen meine Gedanken diesbezüglich verraten, würden Sie staunen, denn Gott hat in diese Lehre und in diese Gründung etwas Großes, etwas sehr Großes gelegt…“ Dieses Wort wurde mir von einem Vorgesetzten in Rom gesagt. Ich muss es wie einen Gehorsam annehmen. Er schloss mit der Bemerkung: „Lassen Sie Ihre Priester für mich beten!“ Bei diesen Worten hatte diese hohe Persönlichkeit einen Gesichtsausdruck, einen Klang in der Stimme, der seinen ganzen Gedanken offenbarte. Seht ihr, das geht euch an. Ich muss mich zum getreuen Echo des Gedankens der ganzen Kirche, der Erwartungen und Wünschen der Gläubigen, der allgemeinen Hoffnungen all jener machen, die uns umgeben und uns beobachten. Würde ich euch alle Briefe lesen lassen, die ich empfange: was mir die Ordensgemeinschaften, die Weltleute, sagen. Ein Weltmensch, den ich diese letzten Tage zusammen seiner Frau traf, sagte zu mir: „Wir suchten seit Langem schon das Komplette, wir fanden es nur hier. Gewiss gibt es Andachten, die uns zutiefst ansprechen, die Verehrung zum heiligsten Herzen im Besonderen. Das ist gut, gibt Halt, aber es ist nicht alles. Es ist, wenn Sie wollen, die Luft. Doch lebt man nicht vom Atem allein. Wir müssen auch essen und schaffen. Mit unserer Lehre besitzen wir alles, was wir brauchen. Das ist etwas Komplettes, das nichts zu wünschen übrig lässt…“ Das hat man mir gesagt, und zwar vor Zeugen. P. Rolland war dabei und andere. „Breitet euch also aus“, sagte diese Familie, „teilt euren Schatz mit, denn das ist es, was man sucht, das entspricht dem Bedürfnis des Jahrhunderts. Warum sind die Seelen so in die Irre gegangen? Weil sie ausgehungert sind und nichts finden.“

Wir werden ihnen im Vorübergehen einen Bissen Brot hin. Doch das sättigt sie nicht. Man muss ihnen alles geben, was sie brauchen, und unsere Lehre tut das. Das ist wie eine Auferstehung und Erneuerung.

Auch die Gute Mutter sagte dasselbe. Damals wollte ich nicht daran glauben. Aber als ihre Worte eintrafen, musste ich wohl daran glauben. Und wenn dazu ermächtigte Personen mir wiederholen, was sie mir gesagt hat, muss man es wohl glauben. Wem wurde dieser Schatz anvertraut? Wer ist sein Treuhänder? Wer hat den Auftrag, ihn auszuteilen? Ihr. Wohin stehen wir? Wo stünden wir, hätten wir die Gelübde nicht? Versteht also die praktische Bedeutung der Gelübde. Möge unser Herr uns mit seiner Lehre wohl erfüllen, möchten wir in Wahrheit und aus Liebe zu  ihm diese Gnade nicht achtlos zu Boden fallen lassen. In den ersten Jahrhunderten erließ ein heiliger Papst Kanones, um den Priester zu bestrafen, der die hl. Hostie zu Boden fallen ließ und das hl. Blut verschüttete. Während einer Woche, eines Monates, ja drei Monate lang durfte er das hl. Messopfer nicht darbringen, weil er den Leib des Herrn in den Staub fallen ließ und einige Tropfen seines hl. Bluts unbrauchbar gemacht hatte. Ich bestehe so sehr auf diesen Dingen, ja ich beschwöre euch, zu begreifen, wie sehr meine Worte wahr sind. Euch hat Gott erwählt. Bleibt ihr hinter eurem Auftrag zurück, wird er andere auswählen. In Ihm ist die Sache abgeschlossen, sagte die Gute Mutter. Jetzt muss sie ausgeführt werden. Wollt ihr als Arbeiter dieses Werk vollbringen?