Exerzitienvorträge 1881

      

1. Vortrag:
Den Teufel austreiben durch Gebet und Fasten.

Der Sinn unserer Exerzitien. Wir machen Exerzitien. Die Ordensleute, Priester, Gläubigen machen Exerzitien, alle entsprechend den Bedürfnissen ihrer Seele. In welchem Sinn sollen wir unsere Exerzitien halten?

Wir haben eine besondere Sendung: Die Erziehung der Jugend.
Da soll unser Herr der Lehrer sein, der uns sagt, was wir zu tun haben.

Unser Herr und der stumme Besessene.

Unser Herr steigt vom Berg Tabor herab, wo er verklärt wurde. Die Menge, die ihn umgibt, ist außer sich, sicher entzückt über den Glanz, der noch auf seinem Antlitz leuchtet. Da tritt ein Mann aus der Menge auf ihn zu und sagt: „Mein Sohn hier hat einen stummen Geist. Ich bat Deine Jünger, diesen Geist auszutreiben, aber sie konnten es nicht.“ Unser Herr aber rief aus: „O dieses ungläubige Geschlecht!“ Dann trieb er den stummen Geist aus. Zu seinen Aposteln, die ihn fragten, warum sie es nicht vermocht hatten, sagte er: „Diese Art von Dämon wird nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben.“ (Mt. 17,20). Die anderen bösen Geister können durch gewöhnliche Mittel überwunden werden, dieser da nur durch Gebet und Fasten…

Entspricht das nicht unserer Lage? Wir haben denselben Dämon auszutreiben; denn die Schrifterklärer verstehen unter diesem bösen Geist den der Unreinheit und auch den der Gottlosigkeit.

Der Geist, der die Jugend beherrscht: Unkeuschheit und Unreligiösität. Die derzeitige Jugend ist nicht bloß besessen von Unzucht, sondern auch von mangelnder Frömmigkeit. Mit der Unreinheit wird man fertig mit Hilfe einer guten Seelenführung, indem man die Gelegenheiten meiden lässt, gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreift, die Aufsichten wachsam durchführt, öfters die Sakramente empfangen lässt… Die Unfrömmigkeit jedoch verbindet sich mit der Unreinheit und setzt uns einen ganz anderen Widerstand entgegen. Das ist der Dämon, der das Kind ins Wasser wirft, ins Wasser der Gottlosigkeit, die alles in ihm auslöscht; oder ins Feuer aller bösen Leidenschaften. Er wirft es in den Schlamm des Lasters. Er lässt es seinen Geifer gegen das Antlitz Gottes spritzen. Ich, so konnte unser Herr sagen, treibe ihn aus, weil ich ein Mensch des Fastens und Betens bin. Auch wir können dies also nur mit den gleichen Mitteln.

Zunächst durch Gebet. Beten wir andächtig unser Brevier, machen wir eine gute Betrachtung, leben wir in der Gegenwart Gottes! Ihr fühlt euch trocken und ausgedörrt beim Beten? Macht euch nichts draus! Wenn man von euch ein inbrünstiges Gebet erwartet, dann verlangt man keine fühlbaren Affekte von euch, sondern ein Beten, das seinen Gegenstand fest im Auge behält und sich nicht abschrecken lässt, wie einer, der sämtliche Schritte unternimmt, um etwas zu erreichen.

Man muss den ganzen Tag beten. Ihr sagt, es sei aber sehr schwer, ständig an Gott zu denken. Doch nicht diese Anspannung des Geistes wird von euch verlangt, nicht darin besteht die Gegenwart Gottes. „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott.“ (1. Joh 4,16).
Man muss also in der Liebe bleiben und das tut man nicht, indem man an ein geschichtliches, göttliches Ereignis denkt, sondern, indem man seine Handlungen Gott aufopfert, indem man für ihn schafft, isst, und sich ausruht, und dabei stets darauf bedacht ist, ihm zu gefallen. Darin besteht das ständige Beten.

Dann durch das Fasten. Wir müssen fasten: durch Verzicht auf Bequemlichkeiten, auf Vergnügungen, auf unseren Eigenwillen. Der Exerzitienordnung sollte man sich genau unterwerfen, mag es auch Opfer kosten. Lasst uns immer irgendein Mittel zur Abtötung finden; seien wir begierig auf das, was Gott uns in dieser Hinsicht schickt! Nehmen wir die kleinen Verdrießlichkeiten und Unbequemlichkeiten gerne an!

Halten wir uns ganz nah am Herzen des Herrn auf, der die Menschen so sehr liebte. Lieben wir ihn wieder, beten wir viel zu ihm. Denn nur er kann unsere Exerzitien segnen.