Exerzitienvorträge für die Oblatinnen 1888

      

9. Vortrag: Über den besonderen Charakter der Oblatin des hl. Franz von Sales

Freitag, 7. September 1888

Meine Kinder, ich glaube, ich habe euch während dieser Exerzitien die Pflichten, die ihr zu erfüllen habt, sehr klar dargelegt. Ihr müsst eure Gelübde, eure Ordensregeln treu beobachten und die Nächstenliebe üben. Eure Gelübde, ich wiederhole es, verpflichten euch wie neue Gebote Gottes. Die Ordensregel ist der Schutzzaun des Ordensgeistes. Und die Nächstenliebe ist das Band, das alle Herzen verbinden soll. Sie soll euer besonderer Charakter sein, weil die Oblatinnen einander sehr lieben müssen.
Ihr werdet nicht beschützt durch die Klausur, die Stille, ein Gerüst von religiösen Übungen. Das bewirkt, dass man stets nach rechts und nach links gezogen wird, dass man sich nicht leicht sammeln kann. Daher kann die Nächstenliebe für euch schwierig zu üben sein. Man muss viel auf sich nehmen, man muss sich zwingen, sich wahre Mühen auferlegen, um sie zu üben. Eure Berufe sind vielfältig, eure Beschäftigungen nötigen euch oft, voneinander getrennt zu sein. Nicht alles ist klar geregelt, kann es nicht sein. In den Werken gibt es häufig Unvorhergesehenes. Daher treten gezwungenermaßen die Schwierigkeiten ziemlich zahlreich auf. Daraus folgt: Wenn der besondere Charakter der Kongregation die Nächstenliebe ist, müsst ihr euch darauf gefasst machen, viele Anstrengungen und Opfer bringen zu müssen, um sie zu üben. Und dennoch, ich fürchte mich nicht, es zu wiederholen, müsst ihr in dieser Hinsicht sehr sensibel sein und einander sehr lieben, denn die Nächstenliebe ist die Grundlage des Geistes des Instituts. Sie wird eure Kraft sein, durch sie werdet ihr den Segen Gottes auf euch und eure Werke ziehen.
Ich werde den örtlichen Oberinnen sehr dankbar sein, mir jeden Monat im Namen unserer Mitschwestern zu schreiben. Sie werden sich bemühen, mir über jede ein Wort zu sagen. Sie werden mir in erster Linie über die Übung der Nächstenliebe dann über die der Gelübde Rechenschaft geben. Es wird ein offizieller Brief sein, den die Oberin mir über die Art schreiben wird, wie man die Ordensregeln beobachtet und seine Berufe ausführt. Ich wünsche mir, dass diese Ordensregeln ganz geübt werden, wie das Geistliche Direktorium sagt, ein Strauß von Wohlgeruch, dass sie für mich eine Freude, ein Glück sind, damit das Joch des Amtes für unsere Generaloberin, für unsere Mitschwestern wirklich erleichtert wird. Möge es jeder am Herzen liegen, zu dieser Harmonie der Nächstenliebe beizutragen, damit das, was mir unsere Mitschwestern schreiben werden, ein Strauß von Liebenswürdigkeiten und gutem Duft sein wird, den ich unserem Herrn im Heiligen Messopfer darbringen werde. Ich werde alle eure Absichten, alle eure Gebete zu Füßen des Heilands legen, damit die Kraft seines kostbaren Blutes ihnen die nötige Heiligkeit gibt, um erhört zu werden.
Die Nächstenliebe muss das entscheidende Merkmal der gesamten Kongregation sein. Es muss aber jede noch ihr Siegel, ihr besonderes Merkmal haben, als etwas, das sie als Kind des heiligen Franz von Sales erkennen lässt. Nun! Damit ihr das Aussehen der Familie habt, müsst ihr alle sehr fromm sein, damit ihr die Sammlung, die Salbung der Frömmigkeit in euch habt. „Sie seien fromm“, sagt der heilige Franz von Sales, „mit einer herzlichen, liebevollen Frömmigkeit.“
Seid zuerst sehr fromm bei der Betrachtung. Macht sie gesammelt, seid ganz durchdrungen von der Salbung der Gnade,  vom Gefühl der göttlichen Gegenwart. Wenn ihr euch jedoch manchmal schlecht gestimmt fühlt, wenn ihr einen bösen Willen habt, wenn in euch alles in Aufruhr ist, verliert nicht den Mut, werdet vernünftig, wie man es bei einem kleinen, trotzigen Kind macht, das aber im Grunde brav ist und das die verdiente Strafe gut erdulden will. Betrachtet diesen mühsamen Zustand wie eine Züchtigung, wie eine Prüfung, wie was immer ihr möchtet, aber seid trotz allem der Betrachtung treu, kommt zum lieben Gott und sagt ihm: „Herr, ich bin vor dir wie ein Lasttier, aber das macht nichts, ich bin trotzdem bei dir!“
Nehmt fromm an der Heiligen Messe teil. Ich kann heute nicht ausführlich zu euch darüber sprechen. Und doch würde es darüber immer etwas zu sagen geben. Möge eure Seele ganz auf dem heiligen Altar sein, um mit dem Brot und den Wein geopfert zu werden, und wie sie in den Leib und das Blut des Heilandes verwandelt zu werden gemäß dem schönen Wort des heiligen Ambrosius, das ich euch in einem vorigen Vortrag zitierte: „Gott der Vater und Gott der Sohn sind nur eins, und ihr seid auch nur eins, wenn Jesus durch die Heilige Kommunion in euch ist. Und ebenso wie der Vater und der Sohn nur eins sind, seid der Vater und der Sohn und ihr nur eins.“ Welch wunderbarer Gedanke! Gott, der Vater, und Gott, der Sohn, sind nur ein und derselbe Gott, und ihr, euer Herz und eure Seele sind nur eins mit dem Herzen und der Seele Jesu; euer Gedanke, eure Liebe sind nur eins mit seinem Gedanken und seiner Liebe. Wo wirkt sich diese vertraute Einheit aus? Im Heiligen Messopfer und vor allem in der Heiligen Kommunion. Es sei also in eurer Seele während der Heiligen Messe dieser Grund tiefer Frömmigkeit, den der heilige Franz von Sales verlangt.
Seid auch fromm, wenn ihr euer Stundengebet oder euren Rosenkranz betet, denkt an die Worte, die ihr sprecht, denkt an Gott, der gegenwärtig da ist und dem Gebet zuhört, das ihr an ihn richtet. Habt etwas tief Gesammeltes, Süßes, Mildes in eurer Seele. Das muss das Siegel, das besondere Merkmal einer jeden sein. Seid so nicht nur bei allen religiösen Übungen, sondern auch in eurem Beruf, bei eurer Arbeit. Wenn ihr unterrichtet, ruft Gott in euer Herz, damit die Salbung des Heilandes in euch ist und es die kleinen Seelen fühlen lässt, die um euch sind. Verhindert dieses beständige Denken an die Gegenwart Gottes, die Sachen gut zu machen? O, nein, im Gegenteil! Ich kann nichts ohne Gott machen, ich beschäftige mich viel mehr mit materiellen Dingen als mit geistlichen und ich kann nur so Erfolg haben, sonst könnte ich nichts, ich würde nichts Gutes tun.
Macht also das Materielle so mit Frömmigkeit. Seid innerlich gut mit Gott vereint und die Sammlung eurer Seele wird sich durch die Heiterkeit eures Gesichtes, durch eure gute Haltung, durch etwas Gutes, Einfaches und Herzliches nach Außen zeigen. Was auch immer euer Beruf, eure Beschäftigung ist, es muss in eurer Arbeit, euren Angelegenheiten, in allem, was ihr macht, dieses besondere Siegel sein. Nichts ist so schön und heiligend wie diese Einheit mit dem Heiland, nichts trägt so sehr zum lieben Gott als der Anblick eines Ordensmannes, einer Nonne, die sich mit dieser tiefen Sammlung mit materiellen Dingen beschäftigt. „Wie macht man das, mein Vater?“ Ich weiß es nicht, aber lasst mich euch davon berichten, was mir der Obere der Kartause von Bosserville erzählte.
Eines Tages kamen drei Brüder und klopften an die Klosterpforte. Der Pfortenbruder ging, um dem Oberen zu sagen, dass diese Jünglinge verlangten, mit ihm zu sprechen. „Es sind“, sagte er, „drei Jugendliche aus guter Familie aus der Umgebung von Nancy.“ „Lassen Sie sie lange warten“, antwortete der Geistliche Vater. „Wenn sie dann noch immer darauf beharren, geben Sie jedem ein Stück Brot durch die Pfortenwinde.“ Man ließ sie also sehr lange warten. Sie läuteten schüchtern ein zweites Mal an der Klosterpforte. Gemäß des empfangenen Befehls reichte ihnen der Pfortenbruder drei Stück Brot. Errötend sagten sie: „Wir sind keine Bettler, wir wollen den Pater Superior sehen.“ „Er ist sehr beschäftigt …“ Dennoch öffnete man ihnen die Tür und sie konnten sich dem geistlichen Abt vorstellen. „Wir wünschen“, sagten sie, „zur Gemeinschaft der Mönche zugelassen zu werden.“ „Wer seid ihr? Habt ihr zuhause keine Arbeit?“ „O doch! Wir bewirtschaften die Güter unseres Vaters.“ „Euer Vater hat, sagt ihr mir, mehrere Kinder. Ihr seid die ältesten. Für große und starke Burschen wie ihr ist es eine Pflicht, eurem Vater zu helfen, die zahlreiche Familie aufzuziehen.“ „Wir haben geglaubt, dass Gott uns rief …“. „Was wollt ihr machen, wenn ich euch ins Kloster aufnehme?“ Der eine sagte: „Mein Vater, ich könnte in der Landwirtschaft arbeiten.“ Der andere: „Ich werde die Kühe hüten.“ „Ich weiß nicht recht, die Kühe sind der hauptsächliche Reichtum des Hauses, ich würde sie Ihnen nicht gerne anvertrauen.“ „Mein Vater, wenn Sie uns die Gnade erweisen, uns aufzunehmen, werden wir die niedrigsten, mühseligsten Beschäftigungen annehmen. Wir könnten die Mönche darin entlasten.“ „Wohlan!“ antwortete der Superior, „da ihr es verlangt, ich stimme zu.“ „Du“, sagte er zu dem ältesten, „du wirst die Wäsche waschen.“ Nun gibt es für einen Mann nichts Schlimmeres, als Wäsche zu waschen. Und an den zweiten gewandt: „Du wirst in die Käserei gehen.“ Das riecht kaum gut. „Und du“, sagte er zu dem dritten, „du wirst mit dem Misthaufen betraut.“ Ich sah diese drei Jünglinge bei der Arbeit. Und wenn ich euch sage, dass die materielle Arbeit mit Frömmigkeit gemacht werden kann, dass sie zum lieben Gott trägt, und dass ihr sie lieben sollt, erinnere ich mich an diese drei Mönche, denn ich versichere euch, als ich sie sah, habe ich verstanden, was es bedeutet, mit Frömmigkeit zu arbeiten.
Meine Kinder, wollt ihr, dass auch euer Umfeld Betrachtung macht? Wollt ihr die Seelen zu Gott tragen? Dann arbeitet wie jene drei Männer. So muss man das Ordensleben verstehen. Der heilige Franz von Sales liebte die Kartäuser sehr. Bei ihnen machte er seine Exerzitien. Er sagte, sie hätten den Geist, der auch seinem Gefühl entspricht, seiner Lehre, die er vorbringen wollte. Macht also alles, was ihr zu machen habt, meine Kinder, mit Würde, mit innerer Lieblichkeit. Das heißt nicht, dass euch alles köstlich scheinen wird. So war es für den Jüngsten der Mönche kaum köstlich, den Misthaufen zu betreuen, das muss ihm vielmehr sehr mühsam gewesen sein, denn er schien sehr zart und musste viel zu leiden haben. Ich habe nie einen schöneren Mönch gesehen, sein Blick, sein ganzes Gesicht zeugte von einer tiefen inneren Sammlung und dem Gefühl der göttlichen Gegenwart. Arbeitet so, meine Kinder, betreut die Küche fromm, mögen eure Angelegenheiten, jegliche eurer Arbeiten vom lieben Gott Zeugnis geben.
Der besondere Charakter einer jeden wird also die Frömmigkeit, die innere Sammlung, die Einheit mit dem Heiland in allem und überall sein; und der Charakter der Gemeinschaft wird der der Nächstenliebe sein. Was wird geschehen, meine Kinder, wenn ihr dem treu seid? Ihr werdet in den Werken, in den Internaten sehr viel Gutes hervorbringen. Versteht also wirklich, was es bedeutet, wenn man sagt, dass die Früchte, die die Erziehung bringt, nicht das ist, was man sagt, sondern das, was man ist. Diese Worte sind nichts Großes. Ich beurteile das aus eigener Erfahrung. Ich weiß, dass die Lehrer, die mir Gutes getan haben, die waren, die mir nichts sagten, die aber mit dem lieben Gott sehr verbunden waren. Ich erinnere mich nicht, dass sie mir je ein Wort gesagt haben, ich habe keine Erinnerung daran und übrigens wäre es ganz unnötig gewesen. Was sie mir hätten sagen können, hätte mir sicher nicht so viel Gutes getan, als dass sie mir das Gefühl gaben, dass sie mit dem lieben Gott vereint waren.
Ich glaube, dass die meisten Kinder das empfinden, und dass für die Mehrzahl dieses Erziehungsmittel das wirksamste ist. Zwar gibt es gewisse aufrührerische Naturen, und ich behaupte nicht, dass man nie etwas sagen muss, das wäre eine Übertreibung. Aber ich bestehe darauf, um euch zu überzeugen, dass Worte fast nichts sind. Wenn man nur redet, ist man wie ein auf dem Straßenrand aufgestellter Wegweiser. Wenn ihr müde seid und der Wegweiser euch zum Beispiel sagt, dass man sich, um nach Chilly (ein Dorf in der Gegend von Morangis) zu kommen, links halten muss, werdet ihr trotzdem weiter auf der Straße bleiben und ihr werdet kaum weiterkommen, wenn aber ein guter kleiner Wagen vorbeikommt, werdet ihr einsteigen und er wird euch schnell und mühelos an den gewünschten Ort bringen. Wenn wir reden, sind wir Wegweiser, aber wenn wir durch unsere Einheit mit Gott das Leben, die Bewegung in uns haben, sind wir der gute kleine Wagen, tragen wir die Seelen und geleiten sie zum Heiland. Geben wir uns nicht damit zufrieden, Wegweiser an der Straße zu sein, meine Kinder!
Dieser Geist der Frömmigkeit, den ihr in euch haben werdet, wird eine unglaubliche Hilfe sein, um die Wirksamkeit eures Handelns auf die Kinder und die Mädchen zu sichern. Zweifelt nicht daran, niemand entkommt diesem Einfluss, denn die tief mit Gott vereinte Nonne auf ganz natürliche Weise ausübt. Da wir durch die Heilige Kommunion im Grunde ein anderer Jesus sind, da wir sein Leben in uns haben und seine göttliche Person in uns wohnt, bringen wir diese anbetungswürdige Person des Heilands zu den Menschen. Es möge alles in uns die Seelen dazu bringen, an ihn zu denken, ihn zu lieben, ihm treu zu sein. Versteht das, meine Kinder, und möge diese innere Sammlung, diese vertrauliche Frömmigkeit euch umhüllen und ganz durchdringen. Es möge dieses übernatürliche Leben ganz das eure sein. Es wird euch nicht hindern, euch den äußerlichen Werken zu widmen und euer ganzes Herz, eure ganze Sorgfalt in eure Beschäftigung zu legen.
Sehr unseren Herrn! Er ging von Nazaret nach Jerusalem, durchquerte Judäa, unterhielt sich mit seinen Aposteln, lehrte das Volk, das herbeieilte, um ihn zu sehen und zu hören. Bald ging er zu Fuß, bald benützte er das Boot des Petrus, bald lehrte er im Tempel, bald auf den öffentlichen Plätzen mitten in der Menge, die ihn von allen Seiten bedrängte, um ihn herum schrien und gestikulierten, er hatte sicher kein stilles, kein ruhiges Leben. Aber mitten in dieser Tätigkeit, welche innere Sammlung, welche göttliche Würde! Euer Leben soll seinem ähnlich sein, meine Kinder, und ihr dürft mitten in euren Beschäftigungen eure innere Sammlung nicht verlieren. Sie wird euch zu einem wirksamen Einfluss um euch herum verhelfen. Ihr müsst die Kinder mehr durch euer Beispiel als durch eure Worte erziehen. Sprecht ein wenig zu ihnen, um sie auf den Weg zu bringen, um ihnen zu zeigen, wo das Gute ist, wo die Pflicht ist; aber das übrige müssen sie nur fühlen, wenn sie mit euch in Kontakt sind.
Bemüht euch, das Leben des Heilands nachzuahmen, in vertrauter Einheit mit ihm zu leben und ihr werdet sehen, wie viel Gutes ihr um euch herum tun werdet. Fasst dazu augenblicklich den Vorsatz, damit ihr beim Verlassen dieser Exerzitien handeln könnt wie die heilige Jungfrau, wie die heiligen Apostel beim Verlassen des Abendmahlsaales. Sie trugen die Gottesgabe, die sie empfangen haben, überall hin und sie erschienen den ersten Gläubigen wie die lebenden Abbilder auf Erden. Tatsächlich sehen wir den Heiland hier auf Erden nicht mehr, und dennoch hat er versprochen, dass er uns nicht verlassen wird und er wird bis zum Ende der Zeiten bei uns bleiben. Ohne Zweifel ist der anwesend im Sakrament seiner Liebe. Wir müssen ihn dort im Geist und in der Wahrheit anbeten, aber wir sehen ihn nicht. Wie werden wir ihn also wiedersehen? Wir werden ihn in der Person seiner Nachfolger sehen, in der Person der Ordensleute, die großmütig das Leben der inneren Sammlung und der Einheit mit Gott führen, von dem ich soeben sprach.
Wenn man nach Rom reist, ist man gerührt, wenn man sich dem Petersdom nähert, spürt man eine ganz besondere Salbung der göttlichen Gnade. Es ist etwas von dem, das man empfinden musste, als man den Heiland von seinen Aposteln umgeben den Weg durch Judäa gehen sah, man fühlt, dass er wirklich da ist, gegenwärtig in der Person seines Stellvertreters. Wohlan, meine Kinder, man muss in jeden von unseren Häusern ein wenig fühlen, was man im Vatikan fühlt, man muss fühlen, dass der liebe Gott da ist und sich dann für uns in ganz besonders vertrauter Weise das Wort unseres Herrn verwirklichen wird: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Versteht den Sinn dieses Versprechens, das uns der Heiland gibt. Er kommt, um sich mit uns durch die Heilige Kommunion zu vereinen, und er will, dass wir nur mit ihm sind, wie er nur eins mit seinem Vater ist. Es darf also sozusagen in uns nur ein einziges Wesen geben, den Heiland, sodass wir mit ihm nur eins sind in der vertrautesten Einheit unserer Gedanken, unserer Gefühle, unserer Seinsweise mit seinen Gedanken, seinen Gefühlen, seinen Seinsweisen.
Das muss eine Oblatin sein. Deshalb legen wir das Gelübde ab, in ständiger Keuschheit zu leben nach den Ordensregeln des heiligen Augustinus und den Satzungen der Oblatinnen des heiligen Franz von Sales. Versteht das gut, meine Kinder, und gebe euch der liebe Gott die Gnade, aus diesen Exerzitien ganz erfüllt,  ganz durchdrungen von dieser inneren Sammlung zu sein, die euch zur vertrauten Einheit mit ihm führen wird. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.