7. Gott stets überallhin tragen
Meine Kinder, diesem Morgen, im Augenblick der heiligen Kommunion habe ich euch mit einem Gefühl großer Ehrfurcht betrachtet, verbunden mit Vertrauen und Hoffnung. Ihr alle habt eben Gott empfangen. Ihr tragt ihn im Herzen. Eure Seele hat mit ihm gesprochen und gewiss hat er mit euch gesprochen. Ich habe gedacht, dass Gott durch euch in eure Familien getragen wird, zu einer großen Zahl von Menschen, die vielleicht, wie ich in diesem Augenblick, fühlen werden, dass Gott in euch ist. Dieser Gedanke erfüllt mich mit Bewunderung, wie gut Gott zu den Seelen ist, die ihn kennen, und auch zu denen, die ihn nicht kennen.
Ihr werdet also Gott in eurem Herzen tragen. Darüber will ich mich diesen Abend mit euch unterhalten. Ihr werdet ihn tragen, damit ihr ihn stets bei euch habt, damit er in euch sichtbar und spürbar wird. Als die Henker die jungen Märtyrer fragten, woher ihr Mut komme, antworteten sie: „Ich bin nicht das schwache Mädchen, für das ihr mich haltet. In meinen Adern fließt ein Blut, das ihr nicht kennt. Dieses Blut färbt meine Wangen und gibt mir die Kraft, über die ihr staunt.“ In der Tat war es das Blut Gottes, und ihr Gesicht hatte einen himmlischen, göttlichen Ausdruck. Sie sagte das mit Recht, denn die Seele des Mädchens, das die Kommunion empfangen hat, ist etwas Göttliches, etwas, das die Bewunderung der Engel erweckt. Sie ist ein Abbild des Himmels. Im Himmel gibt es jedenfalls keine Kämpfe, keinen Streit mehr, ist das reine Licht. Solange ihr auf Erden seid, müsst ihr stark und mutig sein. Bleibt, was ihr am Tag der Kommunion seid. Seid bereit, die Kämpfe zu ertragen, die Traurigkeit, die Prüfungen, usw. mit Hilfe des göttlichen Beistandes, um den euch die Engel beneiden würden, wenn sie zum Neid über etwas fähig wären.
Meine Kinder, begreift doch die Würde eurer Seele, die von Gott besucht und durch die innige Vereinigung mit ihm vergöttlicht wird. Nehmt den Heiland mit euch, bewahrt ihn nicht nur für euch, sondern für alle Seelen, denen zu helfen und beizustehen ihr später berufen sein könnt. Lasst sie nicht allein durch das Leben gehen, ohne Gott zu kennen und zu lieben.
Unser Herr muss in allen Lebenslagen bei euch sein. Manchmal ist euer Herz wie eine stürmische See, bald durch den Aufruhr der Leidenschaften, bald durch die Anstrengungen derjenigen, die euch den Glauben zerstören wollen. Dann sagt: „Herr, rette uns!“ Er wird euch siegen helfen.
Gott wird auch bei euch sein am Tag, da ihr vor dem Sarg eines lieben Menschen weint und euer Herz ob einer schmerzlichen Trennung gebrochen ist. Erinnert euch an das, was ich euch gestern über das liebevolle Mitleid gesagt habe, mit dem Jesus seinen Freund auferweckt hat, den Bruder Marthas und Marias. Meine Kinder, der Heiland wird am Tag der Trauer da sein, nahe bei euch. Er wird euch sagen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Eure Tränen haben mein Herz gerührt. Ich will die Seele, für die ihr mich bittet, aus dem Fegefeuer befreien und ewig glücklich bei mir machen.
Ihr alle, meine Kinder, wo ihr auch an dem oder jenem Tag seid, werdet Seelen um euch haben, die euren Beistand brauchen. Erfüllt diese Sendung am Nächsten nicht allein. Nehmt den Heiland mit euch, denn besonders da braucht ihr seine Hilfe. Eine ergreifende Legende berichtet, dass der hl. Christophorus nach seiner Bekehrung etwas für Gott und den Nächsten tun wollte. Er ließ sich am Ufer eines Flusses nieder, der oft anschwoll und dann sehr schwer, um nicht zu sagen unmöglich, zu überqueren war. Wenn die Reisenden übersetzen wollten, nahm Christophorus sie auf seine Schultern und trug sie an das gegenüberliegende Ufer. Eines Tages sieht er auf der anderen Seite des Flusses ein kleines Kind, das ihm die Arme entgegenstreckt. Er sagt bei sich: „Oh, das wird nicht schwer zu tragen sein.“ Das Kind steigt also auf seine Schultern, doch siehe, in der Mitte des Flusses wird es so schwer, dass sein Gewicht den armen Christophorus drückt. Am Ufer angelangt, setzt er das Kind auf die Erde und fragt, wieso es so schwer sei. Da erstrahlt die Gestalt des Kindes in himmlischem Glanz, helles Licht umgibt es, seine Züge werden wunderbar, sein Blick göttlich – es war ja das Jesuskind – und es antwortet lächelnd: „Das ist nicht erstaunlich, denn ich trage die Welt. Du hast bis jetzt nur die Körper getragen, jetzt aber wirst du die Seelen tragen, um sie für mich zu gewinnen.“
Auch wir, meine Kinder, müssen die Sünder vom Tod der Sünde zum Leben der Gnade bringen. Das ist manchmal schwierig und mühsam, aber Gott wird uns helfen. Vergessen wir nicht die Lektion, die sich von der Legende des hl. Christophorus ableitet. Es ist manchmal schwer und mühsam, unseren Herrn zu den Seelen zu tragen. Es ist sehr schwierig, den Seelen, die zu uns kommen, Gutes zu tun. Es ist viel schwieriger, sich einer Seele anzunehmen, als ein Kleid zu schneidern!
Vielleicht fühlt ihr täglich die Last dieser Arbeit und ihr müsst sie mit Mut und Glauben tragen. Ihr habt eine Kollegin, die ihr zu Gott zurückführen wollt. Ihr Wille ist noch nicht biegsam, ihr seid von der Last bedrückt, wie es der hl. Christophorus war. Doch schätzt euch glücklich, freut euch, dass ihr dieser Seele Jesus bringen dürft. In eurer Umgebung hört ihr viel Böses, viele sündhafte Reden. Was tun? Haltet den Heiland fest in euren Armen, lasst ihn nicht los. Bringt ihm das Opfer dieser Belastung, dieser Not, die euer Herz bedrückt. Das ist eure Sendung. Ihr tragt Christus, ihr wollt nicht, dass er sich entferne. Ihr wollt ihn in euch behalten, damit er in eurer Familie sei. Es ist so schön, wenn Jesus in einer Familie gegenwärtig ist! Das gleicht dem Haus von Nazareth. Seht den Heiland mit Maria und Josef arbeiten. Sie haben nicht immer genug, um ihren Hunger zu stillen. Sie haben gerade das Allernotwendigste. Das Haus ist klein, die Wäsche ist nicht luxuriös, doch welch göttlicher Friede herrscht in dieser Heiligen Familie! Ich habe dieses Haus gesehen, das so gut von der Demut und Selbstentäußerung Gottes zeugt. In Nazareth finden wir ein Vorbild des Friedens, der Verbundenheit, der gegenseitigen Liebe, die in den christlichen Familien herrschen müssen. Eure Sendung ist es, meine Kinder, sie in eurer Umgebung zur Herrschaft zu bringen. Ist diese Sendung leicht zu erfüllen? Nein, denn es ist eure Sache, alle notwendigen Opfer zu bringen. Manchmal habt ihr eine Schwester, die anders denkt und handelt als ihr. Man muss sie ertragen. Eure Eltern befehlen euch Dinge, die gegen euren Geschmack sind. Man muss ihnen gehorchen. Das alles ist hart, es ist aber auch so gut, sich zu opfern, um die Seelen zu ermutigen und ihnen ein wenig von Gott zu schenken!
Noch einmal, meine Kinder, bleibt nicht allein! Was könnt ihr ohne die Gnade Gottes tun inmitten so vieler Schwierigkeiten? Ihr werdet sein wie ein Vogel, der mit einem Raubvogel in einen Käfig gesperrt wird. Was müsst ihr also tun, um Gott bei euch zu haben? Nehmt ihn bei der heiligen Kommunion in euer Herz auf, und ihr werdet Frieden genießen, denn die Gegenwart Jesu wird in euch und um euch Ordnung und Ruhe schaffen. Man wird euch menschlich vielleicht nicht verstehen, aber Er, der da sein wird, wird in eurem Heim Frieden ausstrahlen. Er wird euch nicht verlassen. Empfangt also die Kommunion, um Gott bei euch zu haben in den tausend Kleinigkeiten, die unsere Tage erfüllen und euer Leben ausmachen.
Meine Kinder, preist Gott für die Exerzitien, die ihr gemacht habt. Haltet fest, dass ihr Gott überallhin tragen müsst, wohin ihr geht. Dazu müsst ihr jedoch einen hochherzigen Mut haben. In schwierigen Situationen müsst ihr stets sagen: „Gott ist hier der Herr. Ich muss seinen Willen annehmen.“ Sagt euch von ganzem Herzen: „Ich will Gott lieben aus allen Kräften, von ganzer Seele, mit meinem ganzen Willen!“ Bewahrt also das Andenken an diese Exerzitien in eurem Herzen, und ich versichere euch, diese werden zu den glücklichen Tagen eures Lebens zählen, an denen ihr eine echte und reine Freude verkostet habt, in Erwartung der Ewigkeit. Die werdet ihr verdienen, meine Kinder, wenn ihr den Entschlüssen treu bleibt, die eben gefasst habt. So sei es.
