Kapitel vom 18.07.1894: Die Ferien – eine Zeit der Heiligung
Wir beginnen den Urlaub. Das besagt nicht, dass wir während dieser Zeit nichts zu tun haben werden. Es wird dennoch eine Zeit des Urlaubs, der Pause sein: die Arbeit wird nicht so fortgesetzt. es wird mehr Erholung geben. Ich verpflichte euch, diese Zeit für euer geistiges Leben, euer übernatürliches Leben gut zu nützen. Es ist ein wenig eigenartig, was ich euch da sagen werde, aber nichts ist wahrer. Die Zeit des Urlaubs ist die geeignetste Zeit, um die Seele zu heiligen. Wir lesen im Brevier: „Was ich freiwillig mache, was ich gerne mache, ist dir angenehmer als das Übrige, oh, mein Gott.“ (Anm.: „Voluntaria oris mei beneplacita fac, Domine.“). Ich habe immer diese Bemerkung gemacht, dass die guten Seminaristen viel in den Ferien gewinnen. Und die schlechten kommen sehr schlecht ins Seminar zurück. Es ist das Gleiche für uns Ordensleute. Der Urlaub ist gewöhnlich eine Verminderung der intellektuellen Arbeit und eine Steigerung der materiellen Beschäftigungen. Nun ist es viel leichter, gesammelt zu sein, mit Gott in der materiellen Arbeit vereint zu sein. Die Hindernisse für das innere Leben, die Zerstreuung, und was vor allem zerstreut, die Leidenschaft, treffen sich leicht mit der intellektuellen Arbeit.
Während des Urlaubs fasst euch den Entschluss, das Direktorium besser zu machen und die Leitung der Absicht, sich durch den Gedanken mehr mit Gott vereint zu halten. Das wird weder die Erholung eures Geistes noch eures Körpers stören. Ihr werdet freier sein, ihr werdet mehr Zeit haben, ihr werdet nicht überlastet, mit Arbeit überhäuft sein. Geht oft im Gedanken sich im Herzen des lieben Gottes, im Herzen des Heilands auszuruhen. Und ihr werdet sehen, wie sehr diese Urlaubszeit heiligend sein wird.
Empfehlt euch dafür unseren hl. Beschützern, der Guten Mutter. Und seien wir großmütig. Wir haben die Pflicht, etwas für den lieben Gott zu machen: das kleine Opfer einer Neigung der Natur. Machen wir daraus eine Praxis. Seien wir aufmerksam und wachsam, um alle Praktiken der Abtötung, die sich bieten werden, gut anzunehmen, um sie gut entgegenzunehmen, und sie zu nehmen „aus der väterlichen Hand unseres lieben Gottes und Heilandes, der uns durch solche Mittel verdient machen will, um uns nachher mit der Fülle seiner Liebe zu belohnen.“ Die Substanz, das Wesentliche unseres Lebens geht schnell vorbei, und wir werden am Ende nur finden, was wir gesät haben werden. Das wird unsere ganze Ernte sein.
Ich komme oft auf denselben Gedanken zurück, und man könnte ihn nicht zu oft wiederholen. Das ist ein Befehl, der uns anvertraut wurde, das ist ein Leuchter, der uns in die Hand gegeben wurde, um um uns herum die Seelen zu erleuchten, diese Lehre des Lebens der Vereinigung mit Gott durch das Direktorium, der Leitung der Absicht. Der Leuchter gehört uns nicht: Gott hat ihn uns zur Seite gestellt. Er kann ihn anderswo hinbringen, wenn wir seine Erwartung nicht erfüllen. Aber für uns hat Gott dieses Licht bestimmt, damit wir in seiner Helle gehen, und dass wir auch die anderen veranlassen, dort zu gehen.
Wenn uns der hl. Franz v. Sales den Leuchter aus der Hand nimmt, werden wir schlechter als die anderen Menschen sein, weil uns das Licht, das für uns bestimmt war, genommen wurde, werden wir nicht einmal mehr das Licht haben, das die anderen haben. Wir können die Anordnung der Vorsehung nicht ändern. Das ist ganz ernst, meine Freunde. Wir müssen durch dieses Mittel zu Gott gehen. Die anderen Mittel sind nicht für uns und können uns nicht führen. Machen wir uns mutig auf diesen Weg: wir haben das Beispiel der Heiligen, die uns vorangehen, wir haben die Gnaden, die uns der liebe Gott nicht zu knapp bemessen wird.
Es fällt mir eine unzweifelhafte Tatsache sehr auf, die in der Erziehung herrscht. Die Erziehung ist immer so viel wert, wie die Person, die sie gibt, Das ist schrecklich, meine Freunde, das ist erschreckend.
Da ist dieser oder jene junge Mann, dieses oder jenes Mädchen: sie sind gekennzeichnet nach dem Bildnis des Lehrers oder der Lehrerin, die sie erzogen hat. Ihre Seele hat die Prägung angenommen, wie das weiche Wachs die Prägung des Siegels annimmt, und das bleibt. Wir geben die Erziehung. Die Seelen der Kinder, der Jugendlichen kommen vertrauensvoll zu uns. Sie werden so viel wert sein, wie wir selbst wert sind. Wir müssen daran denken. Das wird uns viel helfen und uns ermutigen zu einem großmütig abgetöteten Leben: Die Abtötung ist das Salz der Erde. Sie bewahrt und verhindert das Verderben. Das wird anerkannt. Wir können es wiederfinden in dem, das wir schon gemacht haben. An ihren Werken erkennt man diejenigen, welche gearbeitet, gegeben, gelitten haben. Wir werden für Jeanne d’Arc ein großes Fest machen. Wir müssen unseren geistigen Nutzen daraus ziehen. Bitten wir Jeanne d’Arc um eine große Treue zu den Stimmen, die wir hören: Stimmen des Gehorsams, göttliche Stimmen aller Art. Die Treue hat das Heil einer großen Nation gemacht. Wer kann die Folgen eines kleinen Aktes der Treue berechnen? Bitten wir Jeanne d’Arc um Hilfe.
D.s.b.
(Übersetzung: Adelinde Heidenreich)
