Kapitel vom 26.02.1880: Nächstenliebe. Demut. Festigkeit.
Unser Vater sagte, in diesen Zeiten des Kampfes müssten wir uns zusammenschließen im klösterlichen Geist, was das Allgemeine betrifft wie das (salesianisch) Besondere, d.h. in der Liebe, der Demut und der Standhaftigkeit.
Es ist auffallend, wie in diesem Augenblick die Liebe in allen Herzen erkaltet. Diese schmerzliche Feststellung treffen alle jene, die sich mit Seelsorge befassen. Darum müssen wir uns neu in der Liebe und verjüngen, und zu diesem Zweck viel füreinander beten. Wenden wir uns niemals an Gott, ohne gleichzeitig unsere Mitbrüder mit uns zusammen Gott zu empfehlen.
Und an zweiter Stelle: üben wir treu die Demut, indem wir die Demütigungen, von welcher Seite sie immer kommen, annehmen! Ja, nehmen wir mit Sanftmut entgegen, was immer uns demütigt, indem wir unsere Fehler ruhig merken lassen, die Lücken unseres Geistes, unsere Schwächen, was uns in unserer eigenen Meinung wie in der der anderen mindert. Nichts entzückt mehr das Herz Gottes als diese ergebene Annahme. Man sollte es nicht glauben, mit welchem Vergnügen Gott dies Schauspiel betrachtet. Er hat es gern, wenn wir die Demütigung annehmen, die seine Hand uns schickt, viel mehr als die Akte der Demut, die wir selber ausgesucht haben.
Und zu guter Letzt, seien wir standhaft, aber nicht so, dass wir auf uns selbst vertrauen. Der hl. Stifter sagt, der hl. Petrus wurde nur deshalb so hart bestraft, weil er eine zu hohe Meinung von sich selber hatte. Konnte er nicht wirklich auf ihn sein ganzes Vertrauen setzen, nachdem er unserem Herrn schon so viel Treue bewiesen hatte? Wir aber wollen uns ganz Gott anvertrauen! Sagen wir zu ihm: „Deus in adiutorium meum intende.“ (Anm.: „Gott, komm mir zu Hilfe.“). Man glaubt nicht, wie viel Festigkeit und Energie diese Einstellung verleiht!
