Kapitelvorträge für die Oblaten 1873-1899

      

Kapitel vom 07.08.1879: Die innere und äußere Haltung.

Unser Vater las uns der hl. Regel vor, was von der inneren und äußeren Haltung handelt. Da die Oblaten des hl. Franz berufen sind, das Leben unseres Herrn auf Erden darzustellen, müssen sie bis in das äußere Verhalten hinein ihr göttliches Vorbild nachahmen. Darum sollen sie sich einer allzu großen Freiheit der Blicke enthalten. Z.B. in den Straßen soll man weder übertriebene Würde zur Schau tragen, noch den Kopf nach links und rechts drehen. An uns selbst vermeiden wir sowohl alle Unsauberkeit wie Ziererei. Auf unsere Kleidung wollen wir ein aufmerksames Auge haben, desgleichen auf alles, was uns anvertraut ist. Die Reinlichkeit ist eine Zier des Geistlichen und noch mehr des Ordensstandes. Zweifellos kostet es uns etwas, immer reinlich zu sein. Weltleute haben dafür Hausangestellte. Der Ordensmann, der saubere Kleider haben will, muss sich schon selber darum bemühen. Merken wir einen Schmutzfleck auf unserem Kleid, so beseitigen wir ihn am leichtesten mit einem Wolllappen, den wir mit etwas Wasser oder Benzin benetzt haben. Das ist das Reinigungsmittel der Armen. Ist unsere Zelle in Unordnung, so bringen wir sie wieder in Ordnung. Nichts heiligt uns mehr als diese kleinen Praktiken, weil sie uns beständig mit Gott verbinden. Sie bringen unserer Seele mehr Nutzen ein als machten wir täglich eine zusätzliche Betrachtung von einer Stunde.

Unser Vater erzählte uns, dass er bei einem Besuch in einem Kloster der Kartäuser einen Mönch sah, der königlicher Prinz war und jetzt mehrere Säle mit einem ganz abgenutzten Besen zu reinigen hatte. Der Novizenmeister warf ihm zur Prüfung seine Unsauberkeit vor und hängte den kleinen Besen an seiner Zellenwand auf. Obendrein brachte man ihm sein Essen in einer durchlöcherten Tasse und warf ihm vor, er mache Schmutzflecken auf dem Fußboden.
Schließlich sollen wir jeden überflüssigen und unnützen Gedanken kurz abschneiden. Fühlen wir uns abgeschlagen und kommt uns ein Gedanke, der uns etwas erquickt, dürfen wir ihn behalten, indem wir Gott um Erlaubnis bitten. Davon abgesehen, denken wir nur an das, was uns angeht, sei es an unsere Arbeiten oder unsere Heiligung. Das erwirbt uns eine starke Gewohnheit, uns selbst zu beherrschen.

Beten wir zur Guten Mutter, die sich gerade im Gebrauch der materiellen Dinge überreich geheiligt hat.

Beten wir auch zur Schwester Maria Genofeva, die bei Gott zu unserer Gründung viel beigetragen hat. Sie sagte, dass Gott dem hl. Stifter eine großem Macht über die Welt eingeräumt und ihm eine Mission anvertraut habe, die viel weiter gehe als damals, wo er noch lebte und die darin bestehe, dass er Gott kennen und lieben lehre, so wie er selbst Gott gekannt und geliebt hat. Das gehe so weit, dass man unseren hl. Stifter von neuem auf Erden aufleben sehen werde. Schließlich gab sie uns als eine lebende Personifikation des hl. Franz v. Sales aus.

Gehorsam: Während der Woche forderte uns unser Vater häufig zur Treue gegenüber Gott auf.