Kapitel vom 02.01.1879: Gewissenserforschung (R.P. Lebeau)
Unser Oberer hielt uns einen Vortrag über die Art, sein Gewissen zu erforschen, wie es das Direktorium ausführt. Zuerst las er den Artikel vor, dann machte er folgende Bemerkungen dazu:
Das Abendgebet besteht vor allem in der Gewissenserforschung. Um es gut zu machen, ist es notwendig, eine Gebetsformel (für das Abendgebet) zu gebrauchen, die man auswendig lernt. Die Gewissenserforschung selbst soll mit großer Aufmerksamkeit vorgenommen werden, und nicht bloß so auf eine allgemeine Weise, mit einem schnellen und oberflächlichen Blick auf unser Tagewerk. Wir sollten vielmehr alle Handlungen des Tages sorgfältig durchleuchten, die Orte, wo wir gewesen sind, die Leute, mit denen wir gesprochen haben, ob wir unsere Pflichten gut erfüllt haben, ohne uns um die der anderen zu kümmern.
Diese Zeit der Gewissenserforschung ist kostbar und sollte gut ausgefüllt werden. Wir sollten ja, nach dem Wunsch des Direktoriums, gleich wenn wir den Fehler begehen, nachdenken, aus welchem Beweggrund er geschah: ob aus Stolz oder aus Zerstreutheit. Dann sollten wir uns vor Gott verdemütigen, ihn um Verzeihung bitten und es unserem Gedächtnis einprägen. Bei der abendlichen Gewissenserforschung sollten wir wieder daran denken und uns bei der Beichte darüber anklagen.
Die Ordensleute begehen im Allgemeinen viele Fehler aus Eigenliebe und Stolz. Bleibt demütig und überwacht euch hierin, denn glaubt mir, wir müssen umso geringer von uns denken, je mehr Gnaden wir, mit anderen verglichen, empfangen. Viele, die weniger gut, weniger ehrenwert und fromm sind, taugen mehr, ja sogar unvergleichlich mehr als wir, weil ja jeder dem Maß an Gnaden entsprechen muss, das Gott ihm zuteilt. Bleiben wir darum demütig und legen wir große Sorgfalt darauf, die Gaben Gottes zu bewahren.
Was das Partikularexamen betrifft, von dem das Ende dieses Artikels spricht, so sollten wir es mit Sorgfalt vornehmen, wenn der Obere es vorschreibt. Wäre es doch ein schwerer Verstoß, Angeordnetes gleichgültig auszuführen. Finden wir keinerlei Fehler in unserer Gewissenserforschung, dann sollten wir uns vor Gott verdemütigen, denn dann scheint es, dass wir nicht genügend Aufmerksamkeit auf die Weisungen des Gehorsams verwenden. Dann heißt es mit noch größerer Aufmerksamkeit auf die Weisungen des Gehorsams verwenden. Dann heißt es mit noch größerer Aufmerksamkeit unserer Handlungen prüfen. Dann werden wir sicher Schuld und Nachlässigkeit prüfen.
Erteilung des Gehorsams (am Schluss der Freizeit):
Hier die Zusammenfassung: An erster Stelle um Novizen beten!
Dann für die Weihekandidaten und um Erneuerung der Gnaden eintreten, die wir selbst bei den Weihen bereits empfangen haben.
