Kapitel vom 12.12.1878: Das hl. Messopfer.
Zuerst sagte unser Vater, es sei eine große innere Abtötung, dass unsere Übungen genau festgelegt seien, sodass niemand nach seiner persönlichen Neigung vorgehen könne. Andererseits hat es den Vorteil: Niemand kann draußen sicher sein, ob sein Gebet Gott gefalle. Wir hingegen können dies zu behaupten wagen, weil unsere Art zu beten nicht die unsrige, sondern vom Gehorsam auferlegt ist. Das so vorgebrachte Gebet ist in gewissem Sinne unendlich, nicht insofern wir es vortragen, die wir endliche Wesen sind, sondern weil es von Gott kommt und zu Gott führt. Bemühen wir uns also, so zu beten. Nehmen wir sogar den Text des Direktoriums, damit uns so restlos an den Gehorsam halten.
So werden wir in die Absichten unseres hl. Stifters eintreten. Dazu ist es zweckdienlich, sich einen kleinen Abriss des Direktoriums über die Messfeier zu machen: die Gebete aufnehmen, die darin aufgeführt sind, z.B. für das Evangelium: „Christus ist gehorsam geworden…“ Bei der Erhebung der hl. Hostie: Wir sollen uns aufopfern, „quant et luy“ Diese alte Ausdruck ist sehr stark. Er bedeutet: Mit ihm, soviel wie er, ebenso vollständig wie er, ohne Rückhalt. Nichts opfert der hl. Franz v. Sales so sehr dem Ewigen auf wie die eigene Person. Opfern wir uns darum auch ohne jeden Vorbehalt auf.
Zu guter Letzt dürfen wir es nie unterlassen, die geistliche Kommunion zu machen, wenn wir den Herrn nicht richtig empfangen können. Dazu wird uns eine feste Gebetsformel nützlich sein, weil sie das innere Geschehen festlegt. Es wäre wünschenswert, dazu das Gebet des hl. Alfons v. Ligouri aus seinen „Besuchungen“ zu nehmen. Es ist sehr schön und qualifiziert, weil es allgemein geübt wird und sein Urheber ein großer Heiliger war.
Unser Vater beschließt den Vortrag mit einem Wort an die Priester: der hl. Stifter empfahl bei der hl. Messe alle, die ihr beiwohnten, mit großem Eifer dem Herrn, damit das hl. Opfer wirklich zu einer vollkommenen Erneuerung des Kreuzesopfers würde, wo unser Herr sich für all jene hingab, die zugegen waren. Tun wir das gleiche. Unsere Patres mögen für jene beten, die keine Patres sind. Denn die Vollmacht des Priestertums ist ungeheuer. Zwei oder drei hl. Priester würden genügen, um ungeheure Gnaden auf eine Kongregation herabzuziehen.
Während dieser Woche empfiehlt uns unser Vater, viel für unsere Schüler zu beten, die Exerzitien machen wollen.
