Kapitel vom 15.11.1878: Die Gute Meinung. (R.P. Lebeau)
Unser Vater macht zuerst eine Bemerkung über die Kulp: wenn man uns nur kleine Bußen gibt, geschieht es, damit wir dem Geist unseres hl. Stifters treu bleiben. Wenn man uns keinen strengen Tadel ausspricht, dann sollten wir selber umso strenger gegen uns verfahren. Die Selbstanklage sollen wir in einem Geist der Demut und Reue vornehmen.
Dann spricht unser Vater über die Gute Meinung. Er hob zwei Punkte besonders hervor:
1. Der göttlichen Güte alles aufopfern, was wir dabei Gutes tun und 2. Alle Mühe und Abtötung, die unser bei jeder Handlung warten, ergeben annehmen. Auf dem zweiten Punkt bestand er besonders, indem er betonte, nie sollte es vorkommen, dass wir etwas tun, ohne dass wir dabei etwas zu leiden haben. Wir müssen unseren Herrn nachahmen: Er trug sein Kreuz sein ganzes Leben lang, das Kreuz der Armut ebenso wie alle übrigen. So sollten auch wir immer etwas zu leiden. Wenn ihr zufällig etwas tätet, ohne dabei auch nur das Geringste zu leiden, hättet ihr das Recht auszurufen: Mein Herr, liebst du mich denn nicht mehr, da du mir jede Möglichkeit zu leiden vorenthältst? Solch ein vorweg angenommenes Leiden hat übrigens einen viel größeren Wert, als nähmen wir es nur im Augenblick selber an. Auch unser Herr hat sein Kreuz nicht erst bei Übernahme des Kreuzes angenommen, sondern schon vorher: Im Ölgarten, als er rief: „Fiat volunta tua!“ (Anm.: „Es geschehe Dein Wille!“).
Die ganze Woche hindurch gab uns unser Vater beim Gehorsam dieselbe Intention: für die Schüler zu beten, damit Gott in ihre Seelen den Glauben und die Gottesfurcht lege.
