Absicht und Zweck der Oblatengründung.
Das Ziel der Oblaten ist es, sich mit Gott zu vereinigen. Unser Leben ist ein Leben in dieser Kongregation ist ein Leben der Vereinigung mit unserem göttlichen Meister Jesus Christus. Das ist die Grundidee des Christentums überhaupt, wie unser Herr selbst in den Worten zum Ausdruck bringt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wie der Rebzweig keine Früchte hervorbringt, wenn er nicht mit dem Weinstock verbunden bleibt, so könnt auch ihr keine Früchte hervorbringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.“
In Vereinigung mit unserem Gott auf Erden leben, so dass Gott mit uns und in uns ist, dass er alles in uns tue und das Leben unserer Seelen bilde, das ist unsere Berufung. Das ist das Leben des vorweggenommenen Himmels, da wir im Himmel in Gott sind und in ihm leben.
Alles, was die Oblaten tun, muss darum göttlich sein, weil alles mit Gott und in Gott getan wird. Ihre guten Werke, Gebete und Arbeiten werden sozusagen aus dem Herzen Gottes emporsteigen, um die gottgewollten Früchte hervorzubringen. Und es leuchtet ein, dass diese so heiligen Werke Früchte in überreicher Fülle tragen werden, wie es den Plänen Gottes für die Kirche wie für das Heil des Nächsten entspricht.
Mögen sie darum heilig sein, die Söhne des hl. Franz v. Sales, mögen sie heilig im Herzen Gottes sein. Das Herz Jesu ist die Wohnung, die unser Vater, der hl. Franz von Sales, seinen Töchtern der Heimsuchung zugewiesen hat. Dieses Herz ist aber auch die Wohnstätte seiner Söhne, der Oblaten. In diesem Glutofen der Liebe und des Lebens müssen wir wohnen und leben. Welch ein heiliges Leben wird das sein!
Das ist es, was unser hl. Stifter uns allen vorschlägt, und um dieses Ziel zu erreichen, richtet er am Beginn dieses Büchleins (Anm.: „…des Direktoriums“) seine drei Wünsche an uns.
Er wünscht uns die gegenseitige Liebe, die unser aller Band bildet. Die Einheit unserer Herzen muss nämlich der Einheit mit Gott auf dem Fuß folgen. Er wünscht, Jesus Christus möge selber in dieses Buch der Oblatenkongregation die Namen aller eintragen. Niemand sollte aus eigenem Antrieb oder nur von anderen Mitgliedern dieser Genossenschaft angestachelt kommen. Der Anstoß sollte vielmehr einzig und allein von Gott ausgehen. Der Gedanke der göttlichen Berufung in dieser Kongregation ist zutiefst dem Geist unseres seligen Vaters eingegraben. So möge man nie vergessen, dass wir nicht aus eigenem Antrieb kommen, noch auch dass wir einen anderen aus eigener Inspiration dieser Kongregation zuführen dürfen, weil Gott allein ihr Lebensprinzip und darum der Meister ist. Hier spielt der Mensch keine Rolle mehr, Gott ist hier alles, sowohl im Einzelnen wie im Gesamt.
Unser hl. Stifter verspricht sodann alle Arten von Segnungen seinen wahren, von Gott berufenen Söhnen. Er verspricht sie seiner Gebete und seines treuen Gedenkens. Wie intensiv muss er doch im Himmel an seine Kinder denken, die Gott ihm schenkt, und mit welcher Liebe wird er sie vor Gott tragen! Da er seinen Töchtern versprach, er wolle für sie beten, während er noch auf Erden lebte, lässt sich nicht vorstellen, dass er für seine Töchter und Söhne nicht noch viel mehr betet, wo er jetzt im Himmel ist.
Die letzten Wünsche des hl. Franz v. Sales an seine Kinder entzücken die Seele und zeigen uns, wie er die Seinen liebte.
