Ansprachen

      

43. Ansprache für mehrere Einkleidungen und Eintritte ins Noviziat vom 21.11.1895.

Meine lieben Kinder, zwei aus euch werden gleich das hl. Ordenskleid anziehen, die Soutane. Es ist das ehrwürdigste Kleid, das ihr jemals tragen könnt. Tugenden, Talente, Hingabe, Mut haben niemals eine sichere Schutzstätte gefunden als die Soutane.

Wer trägt in der gegenwärtigen Stunde die frohe Botschaft zu den ungläubigen und irrgläubigen Völkern in den fernen Ländern? Es ist der Mann in der Soutane, der Missionar. Wer weiß mutlosen Seelen das Wort der Hoffnung zu sagen? Wer wacht am Bett von Sterbenden? Wer tröstet die Betrübten und Unglücklichen? Nicht die Robe des Staatsdieners, die Uniform des Soldaten, des Weltmannes oder der Weltdame, … es ist die Soutane, das Ordenskleid. Und wenn in der Zeit, in der wir leben, die Wissenschaft sich entwickelt und beachtliche Fortschritte macht, wenn bedeutende Entdeckungen zu verzeichnen sind, wem verdanken wir das? Von Zeit zu Zeit auch denen, die den Talar tragen, und sehr häufig ihren Schülern.

Die Soutane ist somit das Kleid der Auszeichnung. Möge es für euch ein Ehrenkleid sein, ein Gewand der Freude und Glückseligkeit. Wenn ihr es jeden Morgen anzieht, küsst es ehrfürchtig zu Zeichen der Liebe und Dankbarkeit.

Zwei aus euch werden jetzt in unsere Genossenschaft eintreten, werden ihren ersten Schritt dahin tun und als Novizen aufgenommen werden. Dankt dem Herrn dafür, meine Freunde, denn der Anteil, den Gott euch damit gewährt, ist eine Auszeichnung, ein Privileg. Wo findet ihr in der Tat eine sicherere Zufluchtsstätte, ein helleres Licht, ein umfassendere Gewissheit des Willens Gottes, wirksamere Mittel, Gutes zu tun und schlüssigere Ermunterungen als im Hause des hl. Franz v. Sales? Denn wenn ihr treu sein wollt, findet ihr da alle Mittel, das Gute zu wirken und besonders das große Gut zu verwirklichen, das gerade wir, die Oblaten, zu wirken berufen sind. Ihr werdet den Seelen nicht nur den Glauben und die Hoffnung vermitteln, ihr teilt ihnen sogar alle göttlichen Strahlen des Herzens Jesu mit. Ihr führt sie in die innigste Gemeinschaft und das Geheimnis und das Geheimnis seiner Liebe ein, und das mit Hilfe von Mitteln, die ihr kennt und über die ich heute nicht sprechen will, weil die Zeit drängt.

Lasst euch darum mit großem Mut, mit Freude, Vertrauen und Hoffnung auf diesem Weg ein. Der hl. Bernhard sagte zu seinen Mönchen: „Warum lange überlegen? Warum lange suchen? Ist das Tor von Clairvaux, diesem ‚Lichten Tal‘, nicht die Pforte des Himmels? Lauscht nur an dieser Pforte, dann hört ihr die Engel dahinter singen und den Meister sprechen. Er wird euch seinen Willen kundtun: er wird euch lehren, was ihr tun sollt…“ An euch richten sich diese Worte des hl. Bernhard. Hört sie aufmerksam an! Möge dieses Haus für euch der sicherste Unterschlupf, die unfehlbarste Garantie eures Heiles werden. Tretet mit Mut ein und schaut nicht mehr zurück. Macht es nicht wie die Frau des Loth…

Jedes Mal, wenn ein Novize sich umdreht und nach rückwärts schaut, gleicht er der Frau des Loth! Er steht stille und schreitet nicht mehr voran, und beim ersten Tau schmilzt er dahin. Er hat aufgehört, ein Novize zu sein. Und das versteht sich von selbst: Wenn ihr zurückschaut und bedauert, was ihr gegeben habt, erhaltet ihr keine göttliche Gnade mehr, ihr wandelt nicht mehr in den Fußspuren des Meisters.

Fahrt also fort, meine Freunde, mit Vertrauen im Namen unseres Herrn voranzuschreiten. Wandelt im göttlichen Licht, in der Erkenntnis der Liebe Gottes, in der Übung des Opfers. Dann geht ihr von Klarheit zu Klarheit, von Licht zu Licht, von Hilfe zu Hilfe, bis ihr zur Vollkommenheit der Liebe Gottes gelangt. Um das beten wir für euch, und darum bittet auch ihr jetzt den Herrn während dieser Zeremonie!