6. Vortrag: Sondervortrag für die ältesten Patres während der August-Exerzitien 1896:
Unsere Seelsorgewerke im Jahre 1896.
Unsere Versammlung hier gleicht einer Generalkommission für Gesetzesinitiativen, die die Fragen untersucht und ihre Wünsche dem Staatsrat vorträgt. Sie hat nicht unmittelbare Macht zu entscheiden, und zu verwalten. Sie ergreift nur die Initiative, die zu treffenden Maßnahmen zu prüfen und die Ausführung der dann getroffenen Entscheidungen zu garantieren.
Ein Wort und ein Name charakterisiert uns, den es zu verstehen gilt, weil er ausdrückt, was wir sein sollen: Wir sind Oblaten-Ordensleute. Dazu brauchen wir vor allem und über alles Kraft, Stärke und natürliche Hilfe. Unsere Grundeinstellung und Gemütsregungen müssen ganz übernatürlich sein. Ganz besonders muss der Geist der Liebe alles beseelen. Der Geist der Liebe ist aber ein Geschenk Gottes, auf rein natürliche Weise ist er nicht zu betätigen. Nach persönlichen Ansichten und Empfindungen dürfen wir unser Handeln nicht bestimmen. Und diese Gabe heißt es von Gott erbitten.
Liebe brauchen wir nicht bloß untereinander, sondern auch von Haus zu Haus und vor allem zur ganzen Kongregation. Ja, meine Freunde, schützen und stützen wir uns gegenseitig, einzig in der Liebe zum Direktorium! Hat einer von uns einen guten Gedanken, eine fruchtbare Idee, nehmen wir sie gern auf, und ermutigen wir sie, statt sie zu ersticken. Zeigen wir im Schulunterricht und in der Schuldisziplin Interesse für das, was unsere Mitbrüder tun, unterstützen wir sie, nicht aus rein menschlichen Gesichtspunkten, sondern letztlich aus dem Beweggrund der göttlichen Liebe. Das gibt uns allen sehr große Kraft und Stärke.
Unsere Kollegien.
P. Rolland bleibt beauftragt mit der Leitung der Studien und der allgemeinen Aufsicht. Wir werden uns zu einigen Änderungen gezwungen sehen wegen dem alles überschwemmenden modernen Unterricht, der immer höher anschwillt und alles mitzureißen droht. Vielleicht kommt später wieder eine Kehrwendung. Bis dahin aber sind wir verpflichtet, den Schwund der klassischen Studien hinzunehmen und Maßnahmen zu ergreifen, dass das Resultat nicht allzu ärgerlich wird… In Macon und St. Quen wird das recht schwierig: Wie wollen wir ein doppelgleisiges Kolleg führen? Vielleicht werden wir uns vor die Unmöglichkeit gestellt sehen, unsere Kollegien fortzuführen, wen wir unter Bedingungen arbeiten sollen, die den Ruin bedeuten würden.
Schlussfolgerung: P. Rolland wird die Frage studieren, welchen Platz wir in der Praxis dem modernen Unterricht in unseren Kollegien einräumen sollen. Und wir wollen den hl. Franz v. Sales und die Gute Mutter innig bitten, sie möge uns inspirieren und helfen.
Unsere Missionen.
Bezüglich Afrika wurden wir von Rom sehr ermutigt, die schwierige Frage des Erwerbs eines Grundstücks jenseits des Oranje-Flusses in Angriff zu nehmen. Wir bräuchten deutsche Patres (!). Bischof Cure und die Gräfin Ledochowska unterstützen dieses Werk. In diese Richtung müsste P. Lebeau gehen. Er fände Hilfsquellen und Hilfskräfte. Ich erwarte diesbezüglich eine Antwort. Dann ginge der Pater nach Wien. (Anm.: „Das scheint die Gründung der österreichischen Provinz, später der österreichisch-süddeutschen Provinz der Oblaten zu sein, damit der Oblaten im ganzen deutschen Sprachraum.“). Der Erzbischof von Montevideo hat uns einen liebenswürdigen Brief geschrieben, in dem er mir dankt und mit unseren Patres rechnet. Sein Herz und seine Geldbörse stehen ihnen geöffnet… Ich warte auf eine endgültige Antwort von P. David.
Unsere Theologiekurse.
Wir haben, scheint mir, unsere Theologiestudien auf ein solides Fundament gestellt und eine Methode, die ich für gut halte. Alte Patres denken gern an die Komplimente zurück, die man ihnen machte, als sie noch jung waren. Ich sage das, weil ich mir damals einbildete, ich beherrsche in etwa meine Theologie. Man sagte mir das sogar… Und mitunter bin ich darauf sogar stolz. Ich gab öfters Theologieunterricht: Man wollte mich mit dreiundzwanzigeinhalb Jahren zum Professor der Theologie machen.
Ich war Professor der Naturwissenschaften, musste aber zeitweise Theologieprofessoren vertreten. Ich glaube also darüber mir ein Urteil erlauben zu dürfen. Ich habe berühmte deutsche Theologen gekannt und habe mich viel mit ihnen unterhalten. Doch die Kurse der Hohen (auch spekulativen) Theologie, Kurse also mit großem Gepränge sind ja sehr gut… Ich sehe aber nicht ihren praktischen Nutzen. Es gehen Professoren daraus hervor, ja. Kann man aber auf diesem Weg Menschen der Praxis heranbilden? Ich bezweifle es. Wir sind aber praktische Menschen, kleine Leute, die sich nicht auf Doktorkatheder zu setzen haben. Wir müssen aus Gehorsam gute Beichtväter werden, sollen zu den Sündern gehen, zu den gedrückten Seelen. Und ich meine, die Theologie, die wir unterrichten, ist wirksamer für das Heil der Seelen als die Kurse der hohen Theologie.
Mit dem Bischof von Troyes hatte ich einmal sogar eine Auseinandersetzung. Er wollte einen unserer Kleriker zum Priester weihen, was ich ablehnte, weil er zu wenig Theologie wisse. „Schicken Sie ihn zu mir“, sagte der Bischof, „ich will ihn prüfen.“ Nachher sagte er: „Ich will ihn weihen. Er weiß genug, und wünsche nur, meine Seminaristen wüssten ebenso viel wie er.“ Und ich war dagegen gewesen… Der Kleriker verließ uns und ließ sich vom Bischof Soundso weihen… Jedenfalls seht ihr, meine Freunde, dass ich in Punkto erforderlicher Wissenschaft streng bin.
Wenn wir uns anmaßen, selber Theologie zu unterrichten, dann deswegen, weil wir sie genauso gut lehren wie andere. Wenn wir also die Möglichkeit gewähren, Theologie zu studieren, dann müssen wir von dieser Möglichkeit auch guten Gebrauch machen. Darum studiere jeder die gestellten Themen und trage sie auswendig vor. Man mache die gegebenen Aufgaben mit der Umsicht, dem Arbeitseifer und dem guten Willen, den derlei Abfassungen verlangen und deren Resultate der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechen.
Ich hatte alle Patres zu verpflichten gesucht, ausnahmslos ihre theologischen Aufgaben zu machen. P. Lambert hatte den Auftrag, die Arbeiten zu prüfen. Eines Tages bat ich den P. Lambert um die Abschriften. „O, ich erhielt die des P. Perrot und die des P. Rollin…“ Und einige Zeit später: „Ich erhielt noch die eines anderen Patres.“ „Herr Pater“, sagte ich zu ihm, „schreiben Sie an alle Patres, man möge sie doch schicken…“ Während einiger Zeit bekam er noch einige weitere zugesandt. Dann hatte jeder der übrigen seinen Grund, nichts zu schicken, und eine weitere Anzahl hatte keine Zeit, weil sie nicht viel zu tun hatten! …
Es steht in den Regeln, dass wir drei Stunden pro Woche der Theologie widmen. Ich bin entschlossen, das keinem zu erlassen. Meine Forderung ist nicht übertrieben. Man nimmt sich auch die Zeit, auszuruhen, zu essen und zu schlafen. Dann kann man auch die Zeit finden, Theologie zu studieren. P. Lambert wird von neuem die Fragen wegschicken und man wird die Lösung zurücksenden.
Wenn wir einmal älter und zahlreicher sind, hoffe ich, dass wir auch tüchtige Theologen haben werden. Mit der Theologie des hl. Franz v. Sales, des hl. Thomas und Alfons v. Ligouri, mit der Hl. Schrift und den Kirchenvätern ausgestattet kann man herrliche Vorlesungen halten. Im großen Seminar hatten wir einen Dogmatikprofessor, Herrn Sebille, der ein ausgezeichneter Redner und Professor war. Seine Vorlesungen waren so schön und fesselnd, dass wir hingerissen waren. Er war so beredt, nicht nach natürlicher Art, sondern aus den Quellen heraus, aus denen er schöpfte: Bellarmin, Thomas, oft auch Franz v. Sales. Ich hörte bei ihm einen Traktat über die hl. Eucharistie, der in jeder Hinsicht bewundernswert war.
Die schönste, spannendste und klösterlichste Wissenschaft ist doch die Theologie, die Gotteswissenschaft. Wir werden damit beginnen, unsere jungen Kleriker in die Prinzipien der Theologie einzuweihen. Und wir, jeder einzelne, wir fahren fort mit unserer persönlichen und täglichen Arbeit, die uns weite und reiche Horizonte eröffnen wird.
Ist eure Theologie so beschaffen, dann kann sie euch dazu dienen, um einen einfachen Katechismusunterricht zu erteilen, der sehr spannend sein wird. Kinder, die sich auf die erste hl. Kommunion vorbereiten, haben eine bewundernswerte Einsicht in die hl. Wahrheiten. Ihr begegnet da Jungen wie Mädchen, die euch begreifen werden. Tut dies darum mit ganzer Hingabe. Aller Anfang ist schwer und entmutigend. Lässt man sich aber nicht den Mut rauben, bringen wir anschließend reiche Früchte hervor.
Ich komme auf meinen ersten Gedanken zurück, dass wir unsere Gemeinschaft lieben und ihr davon untrügliche Zeichen geben sollen. Solche Zeichen sind eure Bemühungen und gute Berufe. Wie und wo kann das geschehen? In unseren Kollegien, unseren Jugendwerken, und den Tätigkeiten der Seelsorge, im Beichtstuhl und der Seelenführung der Kinder, sobald man welche findet, die Anzeichen einer Berufung zeigen.
Dieser Eifer liegt dermaßen in der Richtung des Ordenslebens, dass der hl. Bernard geradezu den Berufen nachlief… Er suchte sie auf und setzte dafür alle Mittel ein. Eines Tages reist er nach Paris und predigt in der Kathedrale Notre Dame. Eine große Zahl von Studenten war unter der Kanzel. Er bittet Gott, er möge ihm wenigstens fünf seiner Zuhörer schenken. Als er die Kanzelstufen herunterstieg, rechnete er damit, sie kommen zu sehen. Aber niemand kam. Vielleicht kommen sie gleich, denkt er und kniet nieder zu einem langen und inständigem Gebet… Niemand aber nähert sich. „Aber mein Gott“, sagt er, „wie kann es nur geschehen, dass du mir keinen einzigen sendest?“ Und er beginnt zu seufzen und so stark zu schluchzen, dass die Leute zum Bischof eilen und ihm sagen: Abt Bernard ist krank… Der Bischof geht zu ihm: Pater, was machen Sie denn? O mein Herr, der liebe Gott findet mich unwürdig, ihm Seelen zuzuführen… Er verlässt mit dem Bischof zusammen den Dom. Da gehen zwei junge Burschen auf ihn zu, und der hl. Bernard fragt sie: Was wollt ihr? Ihr wart nicht in der Predigt! Wisst ihr, was Gott von euch will? Das wollten wir gerade Sie fragen. Er will, dass ihr mit mir geht… Wir haben aber noch drei Kameraden, fügten sie hinzu. Führt mich zu ihnen, fährt der hl. Bernard fort. Bei ihnen angekommen, fragt er sie: Habt ihr den Ordensberuf? Herr Pater, wir folgen Ihnen! …
Das heißt Berufung zum Ordensstand. Wer hat diese jungen Menschen überredet, ins Kloster zu gehen? Keine Kameraden, keine eigenen Überlegungen, auch keine Predigt, da sie derselben nicht beigewohnt hatten. Es war der hl. Bernard, sein Eifer, sein Gebet. Hätten wir nur etwas vom hl. Bernard im Herzen, dann bekämen wir auch Berufe. Jedenfalls müssen wir uns dafür einsetzen.
Ein anderes, wofür sich gute Ordensleute mit allen Kräften einsetzen, ist die materielle Wohlfahrt der Gemeinschaft. Wir verfügen bis zur Stunde über keine anderen Einkünfte als die unserer Handarbeit und des Schweißes unserer Stirn. Wir strecken zu niemand die Hand aus, aber nur dank unserer Arbeit, Sparsamkeit und unseres Verzichts gelingt es uns, mit dem Geld auszukommen. Und letzteres ist eine sehr ehrenwerte Situation, die uns teuer ist. Freilich, je mehr Hilfs- und Einnahmequellen ein Orden hat, umso mehr kann er sein Tätigkeitsfeld ausdehnen und Gutes wirken. Wir sind Oblaten und sollten die verschiedenen Mittel und Möglichkeiten nutzen, die wir haben, um der Gemeinschaft Einkünfte zu sichern.
Wir wollen darum ein Unternehmen starten, um unsere Zukunft sicher zu stellen. Mehr als einmal hat man mir schon gesagt: „Aber Herr Pater, alle Kongregationen haben ein apostolisches Werk, von dem und mit dem sie leben, z.B. das Werk der Berufswerbung, das Werk des ‚Antoniusbrotes‘, etc.“ Unsere Patres möchten nun, dass wir auch solch ein „Werk“ habe. Denn bisher haben wir nichts dergleichen.
Zu diesem Zweck bitte ich alle um euer Gebet und euren guten Willen. Ich bitte, man möge dies neben unseren Kollegien, Seelenführung, Predigttätigkeit und unserer Zeitschrift „Annales“ nicht vergessen. Doch muss dies mit viel Vorsicht, Zartgefühl und vor allem mit viel Gebet geschehen.
In sehr vielen Kongregationen gibt es Kollektenbrüder. Ich bin zum Teil deswegen kein Ordensmann geworden, weil ich fürchtete, man mache mich zu einem Kollektenbruder… Selbst wenn man mir sagen würde, ich käme auf geradem Weg in den Himmel, wenn ich Kollektenbruder werde, ich weiß nicht, ob ich mich dazu entschließen könnte. Darum verlange ich es auch nicht von euch. Aber wir müssen leben. Angenommen, da ist ein Kind, das Anzeichen für einen Beruf gibt: Macht es mit dem P. Perrot in Morangis bekannt. Ich will gern, wird er euch antworten. Gebt mir aber gleichzeitig das Nötige, dass ich ihm eine Suppe vorsetzen kann… Hat er nichts, um ihm die Suppe anzubieten, wird er es nicht annehmen. Und der Junge geht woanders hin. Das kommt oft vor, meine Freunde.
Nehmt es euch also recht zu Herzen, dieses Werk, das wir gründen wollen, dieses „Priesterwerk“, so wollen wir es nennen, aber ich wiederhole, mit viel Klugheit und Umsicht.
Ich fragte einen Ordensmann, der bei mir kollektieren kam, ich könnte seinen Namen nennen, es ist noch gar nicht lange her: Wie machen Sie das, wenn Sie kollektieren gehen? Das muss nicht leicht sein. Ich habe ein kleines Geheimnis, gab er zur Antwort. Wenn ich in eine Stadt komme, sage ich mir am Morgen: Mein Freund, Du musst darauf gefasst sein, dreimal abgewiesen zu werden, bevor man dir etwas gibt… Dann mache ich mich auf den Weg. Man weist mich einmal, zweimal, dreimal, manchmal sogar viermal ab… Wenn ich diese Zahl hinter mir sehe, sage ich mir: Das werde ich gleich wieder hereinbringen. Gott wird es mir erstatten… Alles, was ich erleide, sage ich dem lieben Gott. Ohne das hätte ich nicht den Mut zu kollektieren.
Ich will also nicht, dass ihr kollektiert, meine Freunde. Früher einmal, das ist auch noch so eine alte Geschichte, als wir anfingen, Ordensleute zu werden, sagte ich einmal zu P. Rollin, der gerade seine Gelübde ablegen wollte: Sie werden demnächst die Armut geloben. Das heißt es aber gut begreifen, arm zu sein. Sie sind noch nicht hinabgestiegen. Nun, so gehen Sie zu Frau Soundso, und bitten Sie Ihnen sechs Paar Socken anlässlich Ihrer Profess zu schenken. Das tue ich, sagte P. Rollin. Es war eine grantige und ein bisschen geizige Frau. P. Rollin ging also, sie um sechs Paar Socken zu bitten und bekam sie auch. Euch werde ich nicht mit dem gleichen Auftrag wegschicken. Am Anfang waren wir halt noch ärmer als jetzt.
Die meisten Männerorden haben heute einen Drittorden. Das ist eine Laienvereinigung, die von dem betreffenden Orden abhängt. Diese dritten Orden haben den Vorteil, dass sie die Kongregation besser bekannt und beliebt machen und deren Aktionskreis und Einfluss ausbreiten. Fast alle Orden haben heutzutage solch einen Drittorden. Es passiert mir nie, dass ich einem Beichtkind, Mann oder Frau sage: Tun Sie etwas für Gott, ohne dass man mir antwortet: Herr Pater, ich gehöre bereits zu dem und dem frommen Verein. In Soyhieres sagte man mir in der letzten Zeit: Ich gehöre zum Verein der Herrn Soundso, des Patres Soundso… Ich arbeite für die Missionen des Paters Soundso. Gott segnet uns, fügt man unweigerlich hinzu. Denn immer, wenn ich ein Opfer für dieses Werk bringe, belohnt es mir Gott auf der Stelle.
Darum lasst auch uns einen Dritten Orden gründen. Wir haben übrigens bereits einen: P. de Mayerhoffen, der die Gute Mutter sehr verehrt, hielt es für gut, wenn auch Weltleute nach dem Geist des Direktoriums leben. Er sprach darüber mit Kardinal Richard, der ihn ermutigte: Aber gewiss, mein guter Pater, Sie tun gut daran… Ich wünsche, dass man das „Franz-von-Sales-Verein“ nennt. Dieser Name ist zurzeit frei. Nehmen Sie ihn also! Der Pater hat mehrere fromme Personen dafür gewonnen, die gern dazu gehören wollen… So haben wir jetzt die erzbischöfliche Urkunde, die den Franz-von-Sales-Bund errichtet, der das Ziel hat, Seelen zum Direktorium zu führen, das den hl. Franz v. Sales und viele, viele andere geheiligt hat. Damit besitzen wir eine komplette Ermächtigung und kanonische Einrichtung. Der Pater sagte mir, er sei mit diesen Zusammenkünften zufrieden. Ich selber habe zwei-bis dreimal diese Damen gesehen. Es geschieht wirklich Großes unter ihnen. Es macht auf alle Fälle die Seelen großmütiger. Sie fühlen sich zu unserer Familie gehörig, das spürt man deutlich.
Betrachtet die Vereinigung des Herrn Chaumont. Er begann sein Werk wie P. von Mayerhoffen mit zehn oder zwölf Personen und jetzt zählen seine Söhne und Töchter Tausende und Abertausende von Laien und Priestern.
Da sollte keiner von uns fernstehen wollen. Dafür braucht es etwas Korpsgeist. Wir müssen uns freimachen von allem Individualismus. Man sage auch nicht: Das ist ganz gut. Würde man es aber so und so machen… Es ist nicht notwendig, dass etwas vollkommen sei, um einen Erfolg zu zeitigen. Es sind nicht die erhabenen, außerordentlichen und wunderbaren Dinge, die am meisten Gutes wirken. Seht die Patres Jesuiten an mit ihrem Büchlein der Geistlichen Exerzitien des hl. Ignatius. Wie viel Gutes wirken sie damit. Nehmt das Büchlein zur Hand und öffnet es: Was ihr da findet, ist sehr einfach und elementar. Aber die Jesuiten haben es verstanden, es gut anzuwenden und zur Geltung zu bringen, und damit tun sie, wie gesagt, ungeheuer viel Gutes. Bringt also auch ihr die kleinen Mittel, die euch zur Verfügung stehen, zur Geltung und zum Erfolg. Legt euer Herz darin, eure Liebe, im rechten Zusammengehörigkeitsgefühl. Bereitet eure Aktion diesbezüglich vor, und bei der Beichte, in euren Predigten, in euren Beziehungen zu den Gläubigen, den Priestern und Bischöfen seid darauf bedacht, die Seelen langsam und sanft dahin zu bringen, diese Dinge (das Werk und das Apostolat) anzunehmen. Ich bitte um eure Mitarbeit, euren Eifer, euren Einsatz. Wir sind dazu im Gewissen verpflichtet.
Gott hat uns die Lehre des hl. Franz v. Sales anvertraut, erklärt durch seine treueste Tochter (Anm.: „Die Gute Mutter!“). Das ist die Meinung aller Bischöfe. Ich wiederhole nur die Worte derer, die in Rom das „Leben der Guten Mutter“ (Verfasser: P. Louis Brisson) gelesen haben. Der Sekretär der „Propaganda“ sagte mir: „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel Gutes die Lehre des hl. Franz v. Sales in der Kirche hervorbringen wird…“ Wer hat aber den Auftrag, diese Lehre zu verbreiten? Nicht der oder jener, sondern wir!