Exerzitienvorträge 1891

      

3. Vortrag: Alles leidenschaftlich gut verrichten

(Vorbemerkung: In diesem Vortrag verwendet unser Gründer P. Brisson oft den lateinischen Ausdruck „bene faciens“ bzw. „bene facientes“ [gut behandelt]. Dieses Wort nahm P. Brisson sicher aus der Hl. Schrift, die erzählt, der Herr sei „bene faciens“ durch das hl. Land gegangen, er habe „alles gut gemacht“, Blinde sehend, Lahme gehend, etc.)

Ein ganz besonderes Kennzeichen, dem man in allem Tun des hl. Franz v. Sales begegnet, ist seine Ordnung und Einfachheit. Alles ist da einfach, natürlich und vollkommen geordnet. Wenn Franz v. Sales spricht, wenn man nur einige Worte von ihm anführt, alles ist da vollkommen. Jedermann findet da, dass man nichts Besseres sagen und tun kann.

Schaut man sich in Thorens die Wiege, das Geburtshaus des Heiligen an, so findet man dort noch die alte Möbeleinrichtung. Das Haus hat auf weniges genau das Aussehen behalten, das es zu Lebzeiten des Heiligen hatte. So finden wir in seinem ganzen Leben Ordnung und Einfachheit. Das gleich am Anfang schon.

Betretet ein Kloster der Heimsuchung, dann trefft ihr dort dieselbe Ordnung, dieselbe Schlichtheit und Harmonie in allem, was euch gibt. Prüft die Heimsuchungsschwestern selbst, gleich in welchem Land. Sie haben alle das gleiche Äußere, dieselben Manieren, ja ich würde fast sagen: dasselbe Gesicht.

Auch wir, liebe Freunde, sollten ein bisschen so sein. Man hat mir diesbezüglich mitunter schon Komplimente gemacht: Hat man einen Oblaten gesehen, so hat man sie alle gesehen. Geben wir uns Mühe, das auch in uns gründlich zu verwirklichen, was man in der Heimsuchung feststellt: Dieselben Manieren, dasselbe Äußere, da ja auch das innerliche Leben das gleiche ist.

Heute Abend möchte ich darauf eingehen, was zu tun ist, dass diese Harmonie, diese Ordnung und dieses Gepräge in jedem von uns anzutreffen ist.

Der Grundsatz, der den hl. Franz v. Sales bestimmte, der die Schwestern seines Ordens so bemerkenswert in ihrem ganzen Gehabe geprägt hat, dieses Prinzip, das er oft und oft ausgesprochen, dem er sein Verhalten angeglichen und das er seinen geistlichen Kindern auferlegt hat, heißt: Man muss sein Amt, seine Pflichten leidenschaftlich gut verrichten. Bei jeden Handlung soll man sich infolgedessen vornehmen, sie nicht nur gut zu verrichten, sondern sehr gut, ja Gott selbst nachzuahmen, der in all seinem Tun und Handeln Vollkommenheit walten lässt. Es ist darum nur vernünftig, dass auch wir bei unserem Tun in möglichst enger Verbundenheit mit dem seinem göttlichen Wollen und Wünschen vorgehen. Er muss unser Modell sein.

Das also sollte unser Gepräge sein, das Charakteristikum der Oblaten: Tun wie unser Herr tat. Halten wir uns ganz fest an diesen Gedanken, damit er auch unser Grundsatz werde, wie er der des hl. Stifters war. Vollbringen wir gut, vollkommen gut, leidenschaftlich gut, was unseres Amtes ist, was unsere Pflicht im gegenwärtigen Augenblick verlangt, in Nachahmung unseres Herrn! Wir wollen jetzt in Einzelheiten eintreten:

Zunächst unsere Beziehungen zu Gott.

Zu eurer täglichen Pflicht gehört es, die Gedanken des Direktoriums zu nehmen, eine gute Betrachtung zu halten, die hl. Messe andächtig zu feiern etc. Nehmt als tägliche Losung jeden Morgen den Vorsatz, all das vollkommen und leidenschaftlich gut zu verrichten, indem ihr euer Direktorium übt, jenes wesentliche und unfehlbare Mittel.

Gewöhnt es euch an, gleich beim Erwachen eure Seele ganz in Gott zu versenken mithilfe der Gedanken des Direktoriums. Tut es mit einem vollkommenen und guten Willen, indem ihr so eure Betrachtung und Vorbereitung auf die hl. Messe beginnt.

Lest die hl. Messe so gut und vollkommen ihr könnt. Gebt euch da besondere Mühe. Zieht die liturgischen Gewänder mit Sorgfalt an, und bedient euch dabei der schönen Gedanken des Direktoriums. Schon in Art, wie ihr euch zur hl. Messe anzieht, sollte man spüren, dass ihr Oblaten des hl. Franz v. Sales seid. D.h. Männer, die alles, und besonders dies, leidenschaftlich gut vollziehen wollen. Wenn ihr ministriert, sollte keine Nachlässigkeit vorkommen, alles sei komplett und geziemend, bene facientes. Dieses Verhalten übt einen enormen Einfluss auf die Gläubigen aus.

Macht aufmerksam, fromm und leidenschaftlich gut alle Zeremonien, die Kopfverneigungen, Gebärden, Kniebeugen, haltet euch gerade. Macht die Kreuzzeichen wie es sein soll, und wie es die Rubriken angeben und nicht nach Gewohnheit oder Temperament, zu lebhaft, oder zu langsam, mit Liebe oder mit Nachlässigkeit. Zeichnet das Kreuzzeichen ebenso sorgfältig wie es vorgeschrieben ist, über euch selbst wie über die Gegenstände und die Hostien.

Sorgfalt gebührt mit Vorzug allen Dingen Gottes. Nehmt euch Zeit für das Offizium und betet es gesetzt (ernst, ruhig, bedächtig), mit aller Ehrfurcht, dessen ihr fähig seid. Betrachtet euch da mit einer göttlichen Mission betraut und bedenkt, dass ihr damit den Dienst der Engel und Heiligen vollbringt. Rezitiert sorgfältig euer Brevier, ohne etwas auszulassen. Betet es leidenschaftlich gut. Das Brevier ist keine Bagatelle.

Die Trappisten fasten bis zum Mittag, um ihre Regel und den Willen Gottes gut und immer besser zu erfüllen. Um dieses Ziel zu erreichen, leben sie in einer beständigen Abtötung. Ihr habt gefrühstückt… Zweifellos habt ihr andere Mittel, um ein ausgefallenes Frühstück zu ersetzen und durch großmütige Treue bei all eurem Tun das zu bezahlen, was ihr eurer Natur einräumen musstet. Für alles, was den Dienst Gottes unmittelbar betrifft, braucht es, wie der hl. Stifter sagt, einen ernsten, frommen, demütigen Geist. Jedes Mal, wenn ihr mit Gott reden oder zu ihm beten wollt, müsst ihr euch in seine Gegenwart versetzen und es gesammelt, fromm und aufmerksam tun.

Ihr habt eine Predigt zu halten, versetzt euch erst in dieselbe Verfassung. Bereitet euch mit Sorgfalt darauf vor, etwas Ganzes und Sicheres verkünden. Legt eure lehrhaften Gedankengänge zurecht, denn es bedarf der sicheren Doktrin. Zieht daraus die entsprechenden sittlichen Anwendungen. Mögen eure Unterweisungen und Katechismusstunden Ordnung, Geschmack und Gliederung aufweisen. Wir ahnen gar nicht, welche Gnaden Gott an diese gründliche Vorbereitungen, Ordnung und Exaktheit knüpft.

Was ist es denn, was den Gang der Welt garantiert? Doch nur die Ordnung, die Genauigkeit auf die Minute, auf die Sekunde. Das ist es, was die Harmonie der Sphären ermöglicht.

Bei meinem Jubiläum traf ich einen früheren Professor, dessen Namen ich nicht nennen möchte. Er ist kein Blender, keiner der viele Talente aufweist. Aber er ist bewundernswert exakt und pünktlich. Er will alles sehr gut machen. Das ist seine Eigenschaft, seine Leidenschaft… Er wirkt in seiner Pfarrei Wunder, liest seine Messe mit großer Würde und immer genau auf die Minute. Er redet dann, wenn es sein muss, und jedes Wort sitzt. Er unterlässt es nie, sich mit all der Schicklichkeit zu umgeben, die dem Priestertum zukommt. Das gefällt den Gläubigen, und jeder hat ihn gern und hat Vertrauen zu ihm. Wer verdankt er diesen Erfolg und diesen glücklichen Einfluss? Einzig dem Umstand, dass er alles mit Exaktheit und Pünktlichkeit tut und so gut wie er nur kann. Und Gott verbindet mit seinem Priestertum spürbare Gnaden. Er hat mehr Erfolg als viele andere, die ihn an Talenten übertreffen.

Habt bei allem, meine Freunde, was ihr tut, den Wunsch und ausdrücklichen Willen, all eure Amtspflichten leidenschaftlich gut zu verrichten, sowohl Gott wie dem Mitmenschen gegenüber. Das ist unsere zweite Überlegung.

Immer, wenn ein Lehrer seinen Unterricht gut vorbereitet, seine Arbeit mit Liebe vollbringt, wenn er mit Hingabe unterrichtet, vom Wunsch beseelt, gut, ja sehr gut zu schaffen, übt er zunächst zahlreiche und wertvolle Tugend: Liebe, Gehorsam, Abtötung, etc. Und Gott, mit dem er geistig aufs Innigste in Verbindung steht, segnet und sehr gut zu schaffen, heißt es überallhin tragen, in die Klassen, in die Aufsichten. Man muss den Wunsch haben, sich allen Schülern und jedem im Einzelnen so gut wie möglich zur Verfügung zu stellen.

Lasst uns darum als Losungswort den Grundsatz des hl. Franz v. Sales wählen: Alles sehr gut, vollkommen gut, leidenschaftlich gut zu verrichten. Jedermann kennt es, gewiss, aber jedermann tut es nicht. Prüft nur, ob ihr es bislang verstanden habt. Seht nur nach, ob ihr euch nichts vorzuwerfen habt in der Arbeit an jedem Schüler im Einzelnen. Nichts gegenüber der Verwaltung des Kollegs, was die Sparsamkeit oder den Geist der Armut betrifft. Nichts auch in Hinsicht auf das Studienprogramm. Ihr seid beauftragt zu unterrichten. Da hängt ihr nicht bloß vom Direktor des Kollegs ab, sondern auch in vielen Belangen vom Studienpräfekten. Richtet euch leidenschaftlich genau nach seinen Empfehlungen. Das hat man, soviel ich weiß, bisher nicht oft getan… Ihr hängt des Weiteren vom Disziplinarpräfekten ab, der die Ordnung des Hauses, die Disziplin und die gute Haltung zu garantieren hat. Eine Fülle von Fragen hängt von ihm ab. Seid mit allem „bene facientes“, indem ihr „gut ausführt“ was sie von euch verlangen. Indem ihr es leidenschaftlich gut vollzieht und nicht bloß so halb und halb, um die Sache los zu sein.

Tut es nicht nur mit eurem Willen, sondern legt euch ganz hinein ins Werk. Tut es mit eurem Herzen, eurer Religiosität, eurem Glaubensgeist, und der wirksamen Praxis des klösterlichen Gehorsams. Gegenüber dem Nächsten lassen wir es an vielen Dingen fehlen. Im abgelaufenen Jahr war das gerade am mühseligsten. In punkto Studien hat es auch bei mehreren gehapert, desgleichen in Punkto Disziplin…

Als Ausrede gegenüber einer Aufgabe, die er langweilig findet, mag ein Novize sagen: Mein Noviziat kommt an erster Stelle, das Übrige geht mich nichts an: Ist er aber an erster Stelle Novize, ist er ein guter und vollkommener Novize, dann muss er vor allem das Amt ausführen, das der Gehorsam ihm anvertraut. Er muss das leidenschaftlich gut tun, was ihm gesagt und eingeschärft wurde und die Dinge des Gehorsams nicht nachlässig und halb ausführen.

Dieses bene facientes erstreckt sich auf alles. Es erwirkt der Seele Licht und Klarheit. Stellt euch die verlangte Sache, die Anordnung, den legitimen Gehorsam und den offenbaren Willen ganzer Aufmerksamkeit, mit gutem Willen, Sorgfalt und Liebe, der Sache hin. Legt all eure Anstrengungen, euren Großmut und eure Leidenschaft in die Sache. Dehnt dieses Dokument des hl. Franz von Sales auf all eure Beziehungen zum Nächsten aus, und handelt so gegenüber allen Menschen, mit denen ihr zu tun habt. Eine Gemeinschaft, die in diesem Sinn voranschreitet, verdient Bewunderung.

Meine Freunde, was ich euch da sage, ist keine Utopie. Ich habe das mit eigenen Augen in der Heimsuchung von Troyes zu Lebzeiten der Guten Mutter verwirklicht gesehen. Ihr sagt vielleicht: „Aber, das sind Frauen. Denen fällt das leicht…“ Oh nein, meine Freunde, ihr wisst ihr nicht, was es heißt, Frauen zu führen. Ich habe lieber mit euch zu tun, als mit Frauen. Der Mann im Allgemeinen verständiger, ehrlicher und gerader. Es ist darum leichter, eine Gemeinschaft von Männern zu leiten als eine von Frauen. Nun habe ich das aber in der Heimsuchung von Troyes bei Frauen erlebt, dieses bene faciens, das da allen gegenüber und bei jeder Gelegenheit verwirklicht wurde: Das aber ist Heiligkeit, meine Freunde, das ist Vollkommenheit.

Und drittens haben wir schließlich auch uns selbst gegenüber gut zu handeln („bene facientes“). Wir stellen fest, dass wir da in unseren Händen, zu jeder Zeit und bei allen Gelegenheiten ein kostbares Mittel der Heiligung besitzen.

Wir stehen beim ersten Glockenzeichen auf, werfen unsere Seele in Gott, beten beim Ankleiden, räumen in religiösem Geist unser Zimmer auf, machen unser Bett und bleiben bei all dem mit dem Herrn vereint. „Mein Gott, was willst Du in diesem Augenblicke von mir? Du schaust mich von der Höhe des Himmels an, bist hier in meinem Herzen zugegen… Welches sind die Gedanken und Empfindungen deines Herzens für mich? Herr, was willst Du, dass ich tun soll? Genau das, was ich da gerade tue. Ich setze somit einen guten Akt. Ich muss das gut machen, bene faciens.“ Das ist also ein von Gott gewollter Akt, und infolgedessen haftet ihm eine allerhöchste Würde an.

Du musst Dich rasieren, das ist nicht gerade angenehm. Tun wir es doch in dem genannten Geist. Und warum sollten wir nicht auch hier das Wort des hl. Franz v. Sales zu uns sprechen:
Es leidenschaftlich gut machen? Erfüllen wir denn damit nicht den Gehorsam oder wenigstes das, was in Ordnung ist und sich geziemt? Wir müssen uns schließlich rasieren und können unseren Bart nicht wachsen lassen… Uns in diesen Gedanken und Gesinnungen unterhalten, ist ebenso gut wie Betrachtung halten, ebenso gut wie Offenbarungen erhalten, da es ja so der Wille Gottes ist.

Wenn wir uns ankleiden, tun wir das mit großer Ehrfurcht. Halten wir unsere Kleider sauber. Das fällt uns nicht leicht. Die Soutane heißt es bürsten. Wir umgeben sie mit unserer Sorgfalt, um jeden Flecken und jeden Riss zu vermeiden. Der hl. Gregor von Nazianz sagt: „Haltet eurer kirchliches Gewand nicht in geringerer Ehre als wäre es das Kleid unseres Herrn selbst.“ Wenn ihr es achtet, ehrt ihr ja den Willen Gottes, der will, dass ihr es tragt, und der es euch gegeben hat als das eurem Stand geziemende Gewand. Betrachtet die ungenähte Tunika unseres Herrn. Er trug sie ohne Flecken, ohne Staub und Risse. Es war das Gewand eines Gottes. Kleidet euch darum auch wie ein Gott. Sagt die Schrift nicht: „Ego dixi, Dii estis et filii Excelsi omnes?“ (Anm.: „Ich sage: Ihr seid alle Götter und Söhne des Allerhöchsten.“). Behandelt euren Talar also mit großer Ehrfurcht und großer Sorgfalt, und seid auch hier bene faciens.

Nehmt eine gerade und geziemende Haltung ein zu Hause und besonders in der Kirche und in der Öffentlichkeit. In der Kirche sollten wir uns immer gerade halten und nicht die Ellbogen stützen, wenn wir uns nicht krank fühlen. Auch die Beine sollten wir nicht übereinander schlagen, bene faciens. Manchmal höre ich die Mädchen unserer Jugendheime sagen: „Der und der Priester hat heut die hl. Messe in der Kapelle gelesen. Man merkt, dass er kein Oblate war…“ Auf der Straße sei euer Gang einfach, nicht affektiert, nicht zerfahren, weltlich oder komisch. Die Gute Mutter sagte: „Man wird den Heiland von neuem auf Erden gehen sehen.“ Das ist das Modell, das wir ständig vor Augen haben sollten.

Achtet gut auf äußere Bescheidenheit, weil man dadurch einen enormen Einfluss auf die Mitmenschen hat. Unser Verhalten zur Welt sei eine echte Predigt. Das hat man uns unaufhörlich im Seminar eingeprägt: Wenn ein Pfarrer eines seiner Pfarrkinder besucht, sollten seine Worte, sein Gang, seine Haltung wirklich nach einem Pfarrer aussehen. Die Unterhaltung sollte auf einen guten und christlichen Gedanken lenken, und möglichst immer müsste er ein Wörtchen der Erbauung, ein Wort, das gut tut, einflechten. Machen wir uns das zu Eigen, bene facientes. Natürlich dürfen wir nie die Allüren eines Predigers annehmen, der im günstigen wie im ungünstigen Augenblick erbauen will. Wahren wir jederzeit unsere Würde. Wer mit uns verkehrt, soll sich zum Vertrauen, zur Ehrfurcht und zu jedem Gefühl gedrängt fühlen, das in der Person des Priesters unseren Herrn selber sieht und ehrt.

In unserem Umgang mit Weltmenschen muss das treu beachtet werden, was unsere Ordensregel und die Satzungen darüber sagen. Sprechen wir nie abfällig von anderen Ordensleuten, überhaupt keine abträglichen Urteile über diesen und jenen. Reden wir vom Nächsten nur mit Liebe und Güte. Inmitten der Welt müssen wir uns gut überwachen, denn auch hier gilt: Alles leidenschaftlich gut tun. Meiden wir, uns selber zu suchen. Meiden wir alle Selbstgefälligkeit, die uns nur lächerlich macht.

Ein so verstandenes und gelebtes Oblatendasein bringt ohne Zweifel in der Kirche Gottes unvergleichliche Wirkungen hervor. Gott wirkt dann in allem, was wir unternehmen. Er zeigt sich zugegen. Unser Mühen und Schaffen bleibt nicht unfruchtbar und die Hand Gottes ist dann immer mit im Spiel.

Fassen wir also den festen Entschluss, alles, was wir in Angriff nehmen, mit Leidenschaft zu tun, um Gottvater damit zu ehren, der mit uns zusammenarbeitet. Um Gottessohn zu verherrlichen, dessen Bild wir inmitten der Welt darstellen. Um schliesslich dem Hl. Geist zu huldigen, der uns belebt mit seiner Gnade. Dieser Exerzitienvorsatz bleibe aber kein vages Versprechen, weil er alles einschließt und alles auf dies beherrschende Leitprinzip und Stärkungselement unseres Lebens ausrichtet.

Und noch ein Wort.

Seht nur, wie die Lehre des hl. Franz v. Sales jedermann bekommt: Leute der besseren Gesellschaft kosten und schätzen sie ebenso wie die Kleinen und Armen, Ordensleute ebenso wie Weltleute, alle Gefallen an ihr. Das ist gut und so muss es sein. Nehmt etwas Wertvolles, z.B. Gold. Gold hat Wert. Um es zu erwerben, muss man Geld ausgeben. Um einen Juwel zu kaufen, muss man bedeutend mehr Geld geben als für einen Stein oder ein Stück Holz. Doch auch das, was man nicht kauft, sondern erringt, erwirbt, ist schön und hat großen Wert. Was ist das? Das „bene faciens“, alles gut machen. Die Goldsucher haben viel Mühe, einige Goldstäubchen zu finden, und doch wie winzig sind sie! Man gewinnt nicht viel auf einmal. Sie verbergen sich inmitten anderer Materie, Sand, Fels. Wieviel Arbeit und Ausdauer erfordert es, ein Talent, einen Goldbarren zu sammeln! Machen darum auch wir uns die Arbeit!

Bei den Bankiers gibt es keine kleinen Gewinne. Sie spekulieren auf der Bank um einen Grosche, ja um einen halben Groschen. Sind sie geschickt und ausdauernd, gewinnen sie damit Millionen.

Vergesst nicht, dass die Arbeit, die sie aufwenden, langwierig, langsam, ungeduldig, und widerlich vorzunehmen ist. Sie tun es, um reich zu werden, trotz ihrer Müdigkeit und Langweile. Und sollten wir, die wir für Gott und seine heilige Liebe arbeiten, den Mut verlieren? Machen wir uns mit ganzem Eifer daran. Trotz der Schwierigkeiten und des Widerwillens, den wir dabei empfinden.

Ich wiederhole: Während mehr als vierzig Jahren, während fast eines halben Jahrhunderts hatte ich dieses Schauspiel vor Augen. Die Hand Gottes war da sichtbar am Werk. Es war in gewissem Sinn ein göttlicher Vorgang, wie eine Ausstrahlung Gottes: „Qui bene facit, ex Deo est.“ (Anm.: „Wer Gutes schafft, ist aus Gott.“).