1. Vortrag: Geistliche Exerzitien.
Notwendigkeit von Exerzitien. Wir brauchen alle solche Tage, ob Ordensleute, Priester, Leviten oder Arbeiter.
1. Als Ordensleute. Was den Ordensmann zum Ordensmann macht, ist das übernatürliche Leben, die Vereinigung mit Gott. Der Ordensmann darf nicht bei den Dingen der Erde stehen bleiben, sondern muss alles Irdische heiligen und verübernatürlichen. Hört den hl. Paulus: „Unser Umgang aber ist im Himmel.“ Unser Umgang, d.h. unsere Gewohnheiten, unsere Art zu leben, unser ganzes Leben muss himmlisch sein. Wir sollen uns erheben über irdisches Denken, Fühlen und Wollen. Nun ist aber selbst die Luft, die wir einatmen, lasterhaft. Der Teufel steckt darin. In unserer Lektüre, unseren Beziehungen mit der Welt, in allem, was wir sehen und hören, begegnen wir dem Bösen und finden Satan vor.
Die Hebräer am Fuß des Sinai, fern von Ägypten, vernahmen die Stimme Gottes und empfingen sein Gesetz. Genau das sollten auch wir Ordensleute während der Exerzitien tun, in dieser übernatürlichen Atmosphäre, in der wir die Stimme und die Befehle Gottes hören.
2. Als Priester oder Leviten. Jesus war gleichzeitig Priester und Opfer, und wenn wir wirkliche Priester sind, müssen wir auch Opfer sein. Der Priester kommt durch das Kreuz an die Seelen heran und rettet sie, so wie Jesus sie nur durch Opfer und Leiden erlöst hat. Der Priester muss in besonderer Weise Opfer sein. Bringt er auf dem Altar das Opfer dar, dann sollte er sich auf eine ganz spezielle Weise und unter besonderen Rechtstiteln als Opfer darbringen. Es genügt ihm nicht, am Opfer aller Christen teilzunehmen. Wir sollten, wie unser hl. Stifter sagt, uns mit Jesus Christus aufopfern, soviel wie Er, mit derselben Hingabe und Großmut wie Er. Allein unter dieser Bedingung werden unsere Werke priesterlich und fruchtbar.
Das Opfer hat aber wesentlich einen Platz in den Exerzitien. Denn diese sind mühsam. Wir verlassen unsere Lebensgewohnheiten und den gewöhnlichen Tagesablauf. Tragen wir also herzhaft diese Mühen!
3. Als Arbeiter. „Kommt etwas abseits und ruht ein wenig!“ sagt Jesus zu uns. Seit einem Jahr tragen wir die Last des Tages und die Sonne ist drückend und heiß, welches auch immer unsere Beschäftigung inmitten der Kinder und der jungen Leute ist. Zunächst suchen wir die Ruhe. Und außer der Ruhe haben wir auch einen Lohn verdient für unsere Mühen und Arbeiten. „Jeder empfing einen Denar.“ Jeder einzelne empfing seinen Denar. Was ist das und was sollen wir darunter verstehen? Die hl. Kirchenväter haben darüber sehr verschiedene Auslegungen gegeben. Bleiben wir bei dem Kommentar, den der hl. Thomas in seiner Erklärung des Matthäusevangeliums gibt. Der Denar ist ein rundes Geldstück, nicht ein „herumgeschnippeltes“ Gold- oder Silberstück, nicht ein mit einem Münzstempel versehener Barren, sondern, so sagt er, der Denar ist komplett. An ihm fehlt nichts. Jedem Arbeiter, dem der 7. wie dem der 11. Stunde, gibt er seinen individuellen Denar. Diesen Denar hat er verdient und er bekam ihn auch. Nicht jeder erhielt den gleichen Denar, den gleichen Lohn, sondern genau den Lohn, den er verdient hatte. So erhalten auch wir während der Exerzitien unseren besonderen Denar: er wird ohne Abstriche sein, je nach unserem Verdienst, er wird unser Lohn sein.
Mit Mut trotz aller Schwierigkeiten. Beginnt mutig die Exerzitien. Vielleicht erlebt ihr keinen Trost und unser Denar wird euch als ein Talent von Blei erscheinen, von dem der Prophet spricht.
Fast alle heiligmäßigen Seelen, die ich sehr gut gekannt habe, erlebten keine Tröstungen in ihren Exerzitien. Das heißt aber nicht, dass ihr euch für große Heilige halten sollt, wenn ihr nicht getröstet werdet…Gott kann sich aus zwei Gründen von einer Seele fernhalten während der Einkehrtage: sei es, dass die Seele untreu ist, schlechten Willen zeigt und außerhalb des Weges geht; von euch gehört keiner dazu, das versichere ich euch; sei es, dass Gott euch prüfen will: dann tragt tapfer diese Prüfung.
Betet zur Guten Mutter. Rufen wir während der hl. Exerzitien unsere hl. Beschützerin an, vor allem die Gute Mutter. Ich werde meine Vortragsthemen nicht weit suchen gehen. Mein Herz war voll von ihren Worten; darum suche ich in meinem Herzen meine Worte und meine Lehre. Wenn ich 35 Jahre lang Zeuge eines ganz Gott und den Seelen geweihten Lebens war, das ohne je auf sich selbst zurückzuschauen und ohne Selbstgefälligkeit ablief, dann kann ich solch einer Seele ohne Schwierigkeiten folgen und sie mit Vertrauen anhören.
Heften wir unsere Blicke auf sie, richten wir sie fest auf unseren Herrn, dann werden wir, wie unser hl. Stifter sagt, den Adlern gleichen, die die Sonne mit ihrem Blick fixieren. Sie haben die Kraft in ihren Fängen und in ihren mächtigen Flügeln:
sie reißen und schleppen alles siegreich zum Himmel empor.