10. Vortrag:
Rechenschaft und absoluter Gehorsam.
Die Rechenschaft ist zwar nicht Pflicht, aber von großem Nutzen.
Rechenschaft sollten wir durchschnittlich jeden Monat ablegen. Sie ist nicht verpflichtend, so hat es Rom bestimmt, weil man dort wegen zahlreicher Missbräuche anfragte, die in Frauenorden auftraten. Sie ist also freiwillig.
Was uns betrifft, so wird sie uns, wie unser hl. Stifter betont, einen schönen Platz im Himmel einbringen. „Sie wird den Himmel mit Seelen bereichern.“
Worüber soll sie abgelegt werden? Vor allem über die Verstöße gegen die hl. Regel, über die Punkte, die wir am meisten vernachlässigt haben. Ich sage: vor allem; denn man ist frei, einem Priester zu sagen, wie es mit den Versuchungen steht. Z.B. man hat gegen etwas gefehlt? Geschah das aus Stolz oder aus Nachlässigkeit? Dann wird man euch einen Rat geben können, den ihr in die Tat umsetzen könnt.
Sich freuen über den Widerwillen, den man dabei empfindet. Jawohl, aber da höre ich schon einen Einwand: es widersteht mir, einem Jüngeren als ich Rechenschaft abzulegen.
Umso besser. Wenn ihr keinen Widerwillen empfändet, müsste man sich einen solchen kaufen. Denn je mehr wir davon haben, umso besser ist es. Was sagen wir denn bei jeder Handlung? „Mein Gott, gib, dass ich die Mühe annehme, die mir dabei begegnet.“ Der Himmel setzt sich ausschließlich aus inneren Widerständen und Kreuzen zusammen. Wenn ihr aber mit Verstandesgründen arbeiten wollt, dann tragen ja die Gescheitesten und die Willensstärksten den Sieg davon wie in der Welt draußen. Dann leben wir nicht mehr im Übernatürlichen, sondern kleben an der Erde.
Der absolute Gehorsam, der an keinen höheren Oberen appelliert. Noch ein Wort über den praktischen, nicht spekulativen Gehorsam. Unser Gehorsam sei bedingungslos und ohne Anrufung eines höheren Oberen! D.h., man möge nicht, es sei denn aus einem sehr schwerwiegenden Grund, bei einem höheren Oberen den Auftrag eines niedrigeren Oberen zu ändern trachten. Versteht das wohl: der Ökonom gibt dem Unterökonom eine Anweisung. Dieser soll nun gehorchen, ohne lange an den Hausoberen zwecks Abänderung des Auftrags wenden. Das gleiche gilt vom Disziplinarpräfekten, vom Aufseher, vom Studienpräfekten oder dem einzelnen Lehrer. Das ist der bedingungslose Gehorsam. Ist er möglich? Ja, er ist für alle durchaus möglich. Fällt uns das nicht schwer? O sehr, denn das ist einfach heroisch. Doch in dem Element, in dem wir leben, mit der Gnade, die uns Gott in den Exerzitien schenkte und uns jeden Tag neu geben wird, vermögen wir es. Ohne das aber sind wir keine Ordensleute, sondern Räsonnierer, und aus solchen kann man keine Oblaten machen.