4. Vortrag: Priester und Ordensmann
Der Psalm: „Dem Herrn gehört die Erde…“ - Es gibt einen Psalm, dessen sich die Kirche sowohl für die Priesterweihe wie für die Ordensprofess bedient. Es ist Psalm 24 (23): „Dem Herrn gehört die Erde…“
Mit Gott leben. - „Wer darf hinaufsteigen zum Berg des Herrn? Wer darf seine hl. Wohnstatt betreten?“ Der zum Berg des Herrn hinaufsteigt, ist der Priester. Der aber sich dort aufhält und verweilt, ist der Ordensmann. Der Priester kehrt, nachdem er zum Altar hinaufgestiegen ist, in gewissem Sinn in das gewöhnliche Leben zurück, während der Ordensmann in einem beständigen Opferakt verharrt.
Der Gehorsam. – „Wer schuldlose Hände hat.“ Es heißt wohl verstehen, worin diese Unschuld besteht. Wenn der Priester opfert, handelt er nicht aus eigener Vollmacht; denn, sich selbst überlassen, ist er nur Mensch. Er handelt vielmehr in der Kraft Gottes, bleibt also gewissermaßen fern und unbeteiligt an dieser Konsekration, ist „unschuldig“ an diesem Akt, wenn man diesen Ausdruck gebrauchen darf. In einem gewissen Sinn tut das auch der Ordensmann. Gewiss handelt er aufgrund seines Willensaktes, sonst wäre er ja eine Maschine, aber sein Tun gehört ihm nicht. Fürchtet darum nicht, der Gehorsam greife allzu sehr in euren Willen ein. Je mehr Gehorsam, umso weniger eigener Wille; je religiöser unser Handeln, umso „schuldloser die Hände“ des Ordensmannes. Trachten wir darum danach, dass der Gehorsam so viel wie möglich von unserem Tun einnimmt, und könnte er alles erfassen, dann wäre alles Gottes Eigentum, indem es unmittelbar vom göttlichen Willen ausgeht, und der Gehorsamsakt brächte Wunder hervor.
Die Liebe. – „Ein reines Herz.“ Das Wort „rein“ betrifft hauptsächlich die rechte Ordnung, die Ordnung in unseren Affekten. Wir müssen lieben, wenn wir Kinder Gottes sein wollen, denn Gott ist die Liebe. Ordnung muss aber in unserem Herzen herrschen, wir müssen alles lieben nach seinem richtigen Wert und Rang.
Wer tut das aber besser als der, der sein Direktorium gut übt? Beschäftigt das Direktorium nicht unablässig unser Herz, so wie es Gott gefällt, ohne ihm zu erlauben, sich mit etwas anderem zu zerstreuen und noch weniger mit etwas Verbotenem?
Die Vergeltung. – „Dieser wird Segen vom Herrn empfangen und gerechten Lohn Gottes seines Heils“. Seht, was Gott diesem Ordensmann verheißt. Er wird Gottes Segnungen überhäuft werden, wird Barmherzigkeit erlangen. Ja, ohne Zweifel, aus diesem Grund sterben die Ordensleute in einem so tiefen Frieden. Ihr Fegefeuer ist gleich Null oder von nur kurzer Dauer. Haben sie doch ihre Fehler mit ihren Opfern gesühnt. Denn wir alle haben uns Schuld zugezogen, die notwendigerweise bezahlt werden muss, auf dieser Welt oder im Fegefeuer.
Der glorreiche Einzug in den Himmel. – Wenn solch ein Ordensmann stirbt, erblicken ihn die Engel und rufen aus: „Erhebt eure Häupter, ihr Tore erhebt euch, ihr uralten Pforten, dass der König der Herrlichkeit einziehen kann!“ Sie sehen ihn, wie er seine guten Taten mit sich trägt, dessen Regungen wunderbar geordnet sind. Darum halten sie ihn für den König der Glorie. Darin täuschen sie sich zwar oder besser gesagt, sie täuschen sich nicht; denn es ist wirklich ein König der Glorie, bedeckt mit der Glorie, bedeckt mit der Glorie Jesu – Christi.
Erbitten wir uns einen stärkeren Glauben an unsere Ordensregel! Dieser Glaube wird uns retten.
Gott sei gebenedeit.