10. Vortrag: „Die Oblatin wird immer unseren Herrn in der Übung des Direktorium und des Gehorsam finden.“
Sonntag, 03.10.1875
Meine Kinder, eines Tages zu ungefähr dieser Stunde waren am Ölberg alle um unseren Herrn vereint, die ihn geliebt hatten. Da waren ziemlich viele dort, schätzungsweise 500 Menschen vielleicht. Das war dennoch sehr wenig im Vergleich mit der riesigen Menge, die man dort hätte sehen können, da unser Herr sein Evangelium ganz Judäa verkündigt hatte! Aber diese 500 Personen waren die Freunde, die geliebten Jünger des Heilands, die seinen Geist, seine Tugenden verkünden sollten, die die gute Nachricht des Evangeliums in die ganze Welt tragen sollten. Unser Herr hatte sie ein letztes Mal versammelt, ehe er sich von ihnen trennte. Er erhob die Hände und segnete sie, und alle sahen, wie er sich erhob und zum Himmel aufstieg. Dann erinnerten sie sich an das Versprechen, das er seinen Aposteln gegeben hatte, als er sagte: „Es ist nützlich für euch, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, werde ich ihn euch senden, und er wird euch jede Wahrheit lehren.“
Und anstatt über diese Trennung traurig zu sein, kehrten sie nach Jerusalem zurück, erfüllt von einer großen Freude, so sagt es uns das Evangelium.
Meine Kinder, wenn unter euch einige für lange Zeit von Troyes weit weggehen müssen, wenn sie den Ölberg verlassen müssen, wo um die Liebe unseres Herrn versammelt hat, werde ich ihnen wie unser guter Meister sagen: „Tröstet euch und seid sicher, dass der Geist Gottes mit euch ist, wenn ihr weggeht. Er wird euch eure ganze Freude zurückgeben. Er wird euch alles ins Gedächtnis rufen, was ihr während eurer hl. Einsamkeit genossen habt. Er wird euch all den Frieden, all die Milde in Erinnerung rufen, die ihr während eurer Exerzitien erfahren habt. Er wird euch alle Wahrheit lehren und alles, was ihr zu machen habt, um die Belehrungen anzuwenden, die ich euch gegeben habe.“
Wo werdet ihr unseren Herrn finden, liebe Kinder? In welchem Heiligtum wohnt er? Hier in seinem Tabernakel findet man Jesus in seiner Liebe. Ihr wisst es wohl, ich habe es euch gesagt, in diesem Tabernakel könnt ihr ihn besuchen und zu ihm sprechen. Dort wird er euch mitteilen, was zu machen ist.
Hört gut zu, meine Kinder, was ich euch sagen werde. Euer Tabernakel ist auch euer Direktorium, der Gehorsam: das Direktorium für das Innere, der Gehorsam für das Äußerliche. Da ist euer Tabernakel, wo ihr die wahren Belehrungen finden werdet. Hier ist euer Tabernakel, der euch wieder ins Gedächtnis rufen wird, was ihr gegenüber euch selbst, euren Schwestern, den Kindern und allen, mit denen ihr in Verbindung seid, zu machen habt.
Versteht ihr wohl, was ich euch sage, meine Kinder? Öffnet euer Direktorium, öffnet es voll Achtung. Lest diese Seiten: es sind die Türen, durch die der göttliche Geist in eure Seele eingehen wird. Lest diese Worte, die Geist und Leben sind. Wenn ihr sie lest und ausübt, werden sie euch an alles erinnern, was ich euch während eurer Exerzitien gesagt und gelehrt habe. Lest also euer Direktorium mit Achtung, übt es mit Liebe aus. Mit diesem kleinen Buch werdet ihr Heilige. Es ist unmöglich, dass ihr in der Ausübung eures Direktoriums nicht findet, was ihr braucht, um ganz Oblatinnen zu werden, was ihr braucht, um große Heilige zu werden.
Dann, meine Kinder, werdet ihr die Regel für euer äußerliches Verhalten im Gehorsam. Ob euch nun das euch Befohlene nützlich oder nicht schein, was macht das schon? Macht, was euch gesagt wird.
Ein guter Ordensmann wurde von seinem Oberen zu einem heiligen Einsiedler geschickt, um ihm eine Botschaft zu bringen. Er musste auf schwierigen Wegen gehen, die Sandwüsten Ägyptens durcheilen. Und alle, die diese Orte besucht haben, wissen, wie unwegsam diese Orte sind! Wie viele sind davon nicht zurückgekehrt! – Daher stammt dieser gute Ordensmann, dass sein Oberer, sein so guter, so liebevoller Vater, der über die Gesundheit und die körperlichen Kräfte seiner Kinder so wachte, ihm befohlen hat, eine so mühsame Reise zu machen, die ihm unnötig scheint. Er kommt bei dem heiligen Einsiedler sehr müde und niedergeschlagen an. Er hatte soeben eine große Wüste in der brennenden Sonnenhitze durchquert, er ist mutlos. Der gute Einsiedler sagt zu ihm: „Mein Sohn, deine Reise war nicht nutzlos für dich, denn du hast Großes gelernt, und du warst Gott sehr angenehm, weil du den Gehorsam geübt hast. Hier ist ein Stock. Er ist sehr alt, sehr trocken, er ist ohne Rinde. Pflanze ihn vor der Tür und betrachte ihn aufmerksam, während du eine kleine Erfrischung zu dir nimmst.“ Bald ist dieser Ordensmann sehr überrascht: er sieht, wie sich dieser Stock mit Blüten und Früchten bedeckt! Es waren die Blüten und Früchte des hl. Gehorsams.
Meine Kinder, es ist wenig wichtig, was man euch zu machen befiehlt, glaubt, dass, was ihr machen werdet, köstliche Früchte tragen werdet, köstliche Früchte tragen wird, die dazu dienen werden, die, welche euch umgeben, zu nähren.
Unser Herr fährt zum Himmel auf, er verlässt seine Jünger, er empfiehlt ihnen, nicht traurig zu sein. Auch ich werde euch, liebe Kinder, sagen, seid nicht traurig, denn wenn ihr macht, was euch durch den heiligen Gehorsam befohlen wird, wird der Geist Gottes zu euch kommen und er wird euch lehren, was ihr zu machen habt. Hört mir gut zu. Ich wiederhole, was ich euch gesagt habe, damit ihr es nicht vergesst: es ist wenig wichtig, wo ihr sein werdet, ihr werdet immer unseren Herrn finden. Und wohin werdet ihr gehen, um ihn zu finden? Zum Tabernakel des Direktoriums und des Gehorsams. Das Direktorium wird euer Tabernakel für das Innere sein, und der Gehorsam wird der Tabernakel sein, der euer Äußerliches regeln wird. Ihr werdet euch zu dem begeben, was eure Oberin sagen wird, und ihr werdet Früchte für das ewige Leben hervorbringen. Früchte, die den Engeln des Himmels angenehm sind und von ihnen angenommen werden, werden. Wenn ihr euch dem Gehorsam hingebt, werdet ihr so reichliche Früchte hervorbringen, dass ihr sie um euch herum verschenken könnt, dass ihr damit die armen kleinen Seelen nähren könnt, die euch umgeben. Ihr werdet durch den Gehorsam machen können, was dieser hl. Ordensmann gemacht hat. Das ist der Wunsch meines Herzens, das ist der Wunsch meiner Seele!
Möge der liebe Gott euch segnen, meine Kinder! Er möge euch segnen durch den Segen, den ich euch als Priester sogleich geben werde. Möge ER diesen Segen bestätigen und eure Seelen mit der Fülle seiner Gnaden sättigen! Amen. GOTT SEI GEBENEDEIT (DSB).