Kapitel vom 19.09.1878: Vom Aufstehen der Oblaten (R.P. Lebeau)
Unser Vater liest zunächst den Artikel vom Aufstehen aus dem Direktorium vor. Dann sagt er: Lasst mich zuerst eine allgemeine Bemerkung über das Direktorium machen. Um eurer Berufung zu entsprechen, muss es euer Bemühen sein, das Direktorium so vollkommen wie möglich zu praktizieren, denn euer ganzes Leben ist darin eingeschlossen. Haben wir doch keine körperliche Bußübung wie Fasten, Bußgürtel und Ähnliches. Vielmehr besteht unsere ganze Abtötung darin, uns mit Gott zu vereinigen, wie Franz v. Sales es uns lehrt. Wir dürfen drei Dinge nicht miteinander verwechseln: den Gedanken an Gott, die Gegenwart Gottes und die Vereinigung mit Gott. Das sind drei verschiedene Dinge. Unser Direktorium verhilft uns nicht nur, an Gott zu denken, sondern vermittelt uns die Gegenwart Gottes. Ja es gibt uns noch viel mehr: die Vereinigung mit Gott. D.h. mittels einer langen Einübung gelangen wir an einen Punkt, wo wir alles, was wir tun, um Gott zu gefallen, wie unser Herr selbst es tat. Die Schwestern von der Heimsuchung von Amiens z.B. haben sich davon überzeugt, seitdem sie das Direktorium ernstlich üben, denn vorher glaubten sie nur auf eine sehr unvollkommene Weise. Sie meinten nämlich, dieses Mittel (die Übung des Direktoriums) hätte nur einen belehrenden Sinn.
Sehen wir heute das Aufstehen näher an.
Unser hl. Stifter gibt uns da mehrere Gedanken an die Hand, die wir jeden Morgen nehmen sollen, oder, wenn schon nicht alle, dann wenigstens einen davon. Diese Gedanken sollten wir allen anderen, selbst guten, vorziehen, weil eine besondere Gnade mit ihnen verbunden ist. Was die Vorbereitung auf das Morgengebet betrifft, so macht sie, wie er angibt, indem ihr an die Fehler des Vortrags denkt, Gott für sie um Verzeihung bittet, und den Vorsatz fasst, sie n Zukunft zu meiden. unser hl. Stifter hat hier mit Recht ein kurzes Gebet aufgezeichnet, das wir gleich nach dem Aufwachen sprechen sollen. Denn hier ist nicht der Augenblick, lange Gebete zu sprechen. Das geschieht in der Betrachtung. Diese Morgenübung wird uns sehr nützen, weil sie uns ganz in die Arme Gottes wirft. Dann haben wir uns nur noch ruhig anzukleiden bis zum Augenblick der Betrachtung.
Ihr fragt mich, meine Kinder, ob man am Anfang, wo man Mühe hat, sich an diese Vielzahl von Übungen zu gewöhnen, diesen unfreiwilligen Verstößen auf eine mehr allgemeine Weise zuvorkommen kann. Ich antworte euch: Natürlich! Nehmt nach der Weisung eures geistlichen Vaters oder eures Meisters einen Gedanken, zu dem ihr euch hingezogen fühlt und nährt damit eure Seele, bis zu guter Letzt der Gedanke des Direktoriums euch in den Sinn kommt.
Betet, meine Kinder, in dieser Woche für die Seelenruhe Pfarrers in Macon, der gestern, Mittwochmittag, gestorben ist. Unser Haus von Macon hat mit ihm einen seiner Wohltäter verloren. Bitten wir um einen Nachfolger, der uns günstig gesinnt ist. Hier nochmal einige Anliegen, die dem Gebet der Kommunität empfohlen werden:
Zunächst die Bedürfnisse der Kommunität und ihr Wachstum. Dann das 2. Kloster der Heimsuchung in Paris, wo mehrere Schwestern krank sind.
Die Synode, den Bischof und die Priester, die daran teilnehmen. Ein Oblaten, der bereits weit fortgeschritten ist. Die Anliegen unseres Vaters. Eine Person, die inständig um das Gebet unserer Gemeinschaft bittet.
Die Weihekandidaten.
