Ansprachen

      

01.  Ansprache bei der Einkleidung der Patres Courtois und Lebeau am 08.09.1877.

Das Ordenskleid.

Man gibt dem Neugetauften ein weißes Kleid als Sinnbild der Gnade des Hl. Geistes, den der Täufling bei sich aufnimmt.

Diese Gnade ist so überreich, dass sie nie verloren gehen müsste. Leider Gottes ist dem nicht so.

Gott hat dafür vorgesorgt. Das Ordenskleid, der Talar ist ebenfalls ein Sinnbild des Erstrebens dieser Welt gegenüber und der Hingabe seiner selbst an Gott. Er ist infolgedessen auch ein Sinnbild der neuen Gnaden, die in die Seele des Ordensmannes herabkommen und wie eine zweite Taufe wirken… Auf dieses heilige Gewand soll der Ordensmann wie auf einen Brustschild des alttestamentlichen Hohenpriester seine Akte der Abtötung und Tugend schreiben. Der Talar ist das Kleid der Arbeit und des Leidens, des Sterbens und des Lebens für Gott.

Wie soll euch das Leben für Gott beschaffen sein? Wie zum hl. Johannes wird zum Ordensmann gesagt: „Nimm dieses Buch“ – das Buch des Willens Gottes – „und verschlinge es!“ Denn der Wille Gottes soll seine tägliche Speise sein. Das war auch die Speise Jesu, dieser Wille Gottes, und er sollte darum auch die Nahrung des Ordensmannes werden. Jesus sitzt am Jakobsbrunnen. Es ist Mittag und die Sonne Samarias brennt herab. Jesus ist müde, seine Apostel holen inzwischen Nahrungsmittel in der Stadt. „Erlöser Jesus Christus, welches ist denn deine Nahrung?“ – „Meine Speise ist es, den Willen meines Vaters zu tun.“

Dieses Leben ist hart: Es bedeutet, sich ans Kreuz zu heften… Umarmen wir den gekreuzigten Jesus und drücken wir ihn an unser Herz! Es rinnt Blut vom Kreuz, doch dieses Blut ist der Himmel. Siegen wir über uns selbst: „Hebt hoch, ihr Fürsten, eure Pforten und tut euch auf, ihr ewigen Tore, dass einziehe der König der Herrlichkeit.“ Der Ordensmann wird mit seinem Hochzeitskleid, dem hl. Talar, in den Himmel eingehen. Das Kleid der Arbeit und Mühsal wird dann zum Kleid der Glorie werden.